In alsô hôhen êren, daß ist alwâr, A.1327
wontens mit ein ander unz an daß sibende jâr.
die zît diu küneginne eins suns was genesen:
des kunde der künic Etzel nimmer vrœlîcher wesen.
Sine wolde niht erwinden, sine wurbe sint, A.1328
daß getoufet wurde daß Etzelen kint
nâch kristenlîchem rehte: Ortliep wart eß genant.
des wart vil michel vreude über al deß Etzelen lant.
Swaß ie guoter tugende an vroun Helchen lac, XIII.1329
der vleiß sich vrou Kriemhilt dar nâch vil manegen tac.
A. die site si lêrte Herrât, diu ellende meit.
diu hete tougenlîche nâch Helchen grœßlîchiu leit.
Den vremden und den kunden was si vil wol bekant; A.1330
die jâhen, daß nie vrouwe besæße küneges lant
beßßer unde milter: daß heten si vür wâr.
daß lop si truoc zen Hiunen unz an daß driuzehende jâr.
Nu het si wol erkunnet, daß ir niemen widerstuont, A.1331
alsô noch vürsten wîbe küneges recken tuont,
und daß si alle zîte zwelf künege vor ir sach.
si gedâht ouch maneger leide, der ir dâ heime geschach.
[S. 448]
Si dâhte ouch maneger êren von Niblunge lant, A.1332
der si was gewaltec und die ir Hagenen hant
mit Sîvrides tôde hete gar benomen,
und ob im daß ouch immer noch ze leide möhte komen.
‚Daß geschæhe, ob ich in bringen möhte in ditze lant.‘ A.1333
ir troumde, daß ir gienge vil dicke an der hant
Gîselher ir bruoder: si kusten zaller stunt
vil ofte in semftem slâfe. sît wart in arbeite kunt.
Ich wæn, der übel vâlant Kriemhilde daß geriet, A.1334
daß si mit vriuntschefte von Gunthere schiet,
den si durch suone kuste in Burgunden lant.
do begunde ir aber salwen von heißen trehen ir gewant.
Eß lac ir an dem herzen spât unde vruo, A.1335
wie man si âne schulde bræhte dar zuo,
daß si muose minnen einen heidenischen man:
die nôt die hete ir Hagene unde Gunther getân.
Daß si daß rechen möhte, des wunschtes alle tage. A.1336
si gedâht: ‚ich bin sô rîche unt hân sô grôße habe,
daß ich mînen vînden gevüege noch ein leit:
des wær et ich von Troneje Hagnen gerne bereit.
‚Nâch den getriuwen jâmert dicke eß herze mîn: A.1337
die mir dâ leide tâten, möhte ich bî den sîn,
sô wurde wol errochen mînes vriundes lîp.
des ich kûme erbeite,‘ sprach daß jâmerhafte wîp.
Ze liebe si dô hêten alle sküneges man, A.1338
die Kriemhilde recken: daß was vil wol getân. A.
der kameren phlac Eckewart, dâ von er vriunt gewan.
Kriemhilde willen kunde nieman understân.
[S. 450]
Si dâhte zallen zîten: ‚ich will den künic biten,‘ 1339
daß er ir des gunde mit güetlîchen siten,
daß man ir vriunde bræhte in der Hiunen lant.
den argen willen niemen an der küneginne vant.
Dô si eines nahtes bî dem künege lac, A.1340
mit armen umbevangen het er si, als er phlac
die edelen vrouwen triuten, si was im sô sîn lîp:
dô gedâhte ir vînde daß vil hêrlîche wîp.
Si sprach zuo dem künege: ‚vil lieber hêrre mîn, 1341
ich wolde iuch biten gerne, möhteß mit hulden sîn,
daß ir mich sehen ließet, ob ich daß het versolt,
daß ir den mînen vriunden wæret inneclîchen holt.‘
Dô sprach der künic rîche, getriuwe was sîn muot: A.1342
‚ich bringe iuch des wol innen, swâ liep unde guot
den helden widervüere, des müese ich vreude hân,
wand ich von wîbes minne nie beßßer vriunde gewan.‘
Dô sprach diu küneginne: ‚iu ist daß wol geseit, 1343
ich hân vil hôhe mâge: dar umbe ist mir sô leit,
daß mich die sô selten ruochent hie gesehen:
ich hœre, mîn die liute niuwan vür ellende jehen.‘
Dô sprach der künic Etzel: ‚vil liebiu vrouwe mîn, A.1344
diuht eß si niht ze verre, sô lüede ich über Rîn,
swelhe ir dâ gerne sæhet, her in mîniu lant.‘
des vreute sich diu vrouwe, dô si den willen sîn ervant.
(Si sprach:) ‚welt ir mir triuwe leisten, hêrre mîn, 1345
sô sult ir boten senden ze Wormeß über Rîn.
so enbiute ich mînen vriunden, des ich dâ habe muot:
sô kumt uns her ze lande vil manec edel rîter guot.‘
[S. 452]
Er sprach: ‚swenne ir gebietet, sô lâß et eß geschehen. A.1346
irn kundet iuwer vriunde sô gerne niht gesehen,
als ich si gesæhe, der edelen Uoten kint.
mich müet daß harte sêre, daß si uns sô lange vremde sint.
‚Ob eß dir wol gevalle, vil liebiu vrouwe mîn, 1347
wolde ich ze boten senden nâch den vriunden dîn
die mînen videlære in Burgunden lant.‘
die guoten videlære hieß er bringen sâ zehant.
Si îlten harte balde, dâ der künic saß 1348
bî der küneginne. er saget in beiden daß,
si solden boten werden in Burgunden lant.
dô hieß er in bereiten harte hêrlîch gewant.
Vier und zweinzec recken bereite man dô kleit. A.1349
ouch wart in von dem künege diu botschaft geseit,
wie si dar laden solden Gunther und sîne man.
Kriemhilt diu vrouwe si sunder sprechen began.
Dô sprach der künic rîche: ‚ich sag iu, wie ir tuot: 1350
ich enbiute mînen vriunden lieb und alleß guot,
daß si geruochen rîten her in mîniu lant.
ich hân sô lieber geste harte wênec noch bekant.
‚Und ob si mînes willen wellen iht begân, 1351
die Kriemhilde mâge, daß si des niht enlân,
sine komen mir ze liebe zuo mîner hôhgezît,
wan vil der mînen wünne an mînen konemâgen lît.‘
Dô sprach der videlære, der stolze Swemelîn: 1352
‚wenne sol iuwer hôhzît in disen landen sîn?
daß wir iuwern vriunden daß künnen dort gesagen.‘
dô sprach der künic Etzel: ‚zen næhsten sunwenden tagen.‘
[S. 454]
‚Wir tuon, swaß ir gebietet,‘ sprach dô Werbelîn. 1353
in ir kemenâten bat diu künegîn
bringen tougenlîchen die boten si gesprach;
dâ von vil manegem degene sît wênec liebes geschach.
Si sprach zen boten beiden: ‚nu dienet michel guot, 1354
daß ir mînen willen vil güetlîchen tuot,
und sagt, swaß ich enbiete heim in unser lant:
ich mache iuch guotes rîche und gib iu hêrlîch gewant.
‚Swaß ir der mîner vriunde immer muget gesehen 1355
ze Wormeß bî dem Rîne, den sult ir niht verjehen,
daß ir noch ie gesæhet betrüebet mînen muot;
und saget mînen dienest den helden küene unde guot.
‚Bitet, daß si leisten, swaß in der künec enbôt, 1356
und mich dâ mite scheiden von aller mîner nôt.
die Hiunen wellent wænen, deich âne vriunde sî.
ob ich ein rîter hieße, ich kœme in etwenne bî.
‚Und saget ouch Gêrnôte, dem edelen bruoder mîn, 1357
daß im zer werlde niemen holder müge sîn.
bitet, daß er mir bringe her in ditze lant
unser besten vriunde, deiß uns zen êren sî gewant.
‚Sô saget ouch Gîselhere, daß er gedenke dran, A.1358
daß ich von sînen schulden nie leides niht gewan:
des sæhen in vil gerne hie diu ougen mîn
des wolde ich immer mêre hinz im dienende sîn.
‚Saget ouch mîner muoter die êre, die ich hân, A.1359
und ob von Troneje Hagene welle dort bestân,
wer si danne wîsen solde durch diu lant:
dem sint die wege von kinde her zen Hiunen wol bekant.‘
[S. 456]
Die boten niene wessen, wâ von daß was getân, A.1360
daß si von Troneje Hagenen niht ensolden lân
belîben bî dem Rîne. eß wart in sider leit:
mit im was manegem degene zem grimmen tôde widerseit.
Brieve unde botschaft was in nu gegeben. 1361
si vuoren guotes rîche und mohten schône leben.
urloup gap in Etzel und ouch sîn schœne wîp;
in was von guoter wæte vil wol gezieret der lîp.
[S. 458]