Dô Etzel sîne boten zuo dem Rîne sande, A.1362
dô vlugen disiu mære von lande ze lande:
mit boten harte snellen er bat und ouch gebôt
zuo sîner hôhgezîte; des holte maneger dâ den tôt.
Die boten dannen vuoren ûßer Hiunen lant A.1363
zuo den Burgunden: dar wâren si gesant
nâch drin edelen künegen und ouch nâch ir man:
si solten komen Etzelen; des man dô gâhen began.
Hin ze Bechlâren kômen si geriten: 1364
dâ diende man in gerne, daßn wart dâ niht vermiten.
Rüedgêr sînen dienest enbôt und Gotelint
bî in hin ze Rîne und ouch des marcgrâven kint.
Sine ließens âne gâbe von in niht scheiden dan, A.1365
daß deste baß gevüeren die Etzelen man.
Uoten und ir kinden enbôt dô Rüedegêr,
sine heten in sô wægen deheinen marcgrâven mêr.
Si enbuten ouch Prünhilde dienest unde guot, A.1366
stætelîche triuwe und willigen muot.
dô si die rede vernâmen, die boten wolden varn:
si bat diu marcgrâvinne Got von himele bewarn.
[S. 460]
Ê daß die boten kœmen vol durch Beier lant, A.1367
Werbel der vil snelle den guoten bischof vant.
waß der dô sînen vriunden hin ze Rîne enbôt,
daß ist mir niht gewißßen: niuwan sîn golt alsô rôt
Gab er den boten ze minnen. rîten er si lie. A.1368
dô sprach der bischof Pilgerîn: ‚und solde ichs sehen hie,
mir wære wol ze muote, die swester süne mîn:
ich mac leider selten zuozin komen an den Rîn.‘
Welhe wege si vüeren ze Rîne durch diu lant, 1369
des kan ich niht bescheiden. ir silber und gewant
des ennam in nieman: man vorhte ir hêrren zorn:
jâ was vil gewaltec der edele künic wol geborn.
Inre tagen zwelfen kômens an den Rîn, 1370
ze Wormeß zuo dem lande, Werbel und Swemelîn.
A. dô sagte man diu mære den künegen und ir man,
dâ kœmen boten vremede: Gunther dô vrâgen began.
Dô sprach der vogt von Rîne: ‚wer tuot uns daß bekant, A.1371
von wannen dise vremeden riten in daß lant?‘
daß enwesse nieman, unze daß si sach
Hagene von Troneje dô ze Gunthere sprach:
‚Uns koment niuwe mære, des wil ich iu verjehen: A.1372
die Etzelen videlære die hân ich hie gesehen;
si hât iuwer swester gesendet an den Rîn:
si suln uns durch ir hêrren grôße willekomen sîn.‘
Si riten al bereite vür den palas dan: A.1373
eß gevuoren hêrlîcher nie vürsten spileman. A.
des küneges ingesinde enphie si sâ zehant:
man gab in herberge und hieß behalten ir gewant.
[S. 462]
Ir reiskleider wâren rîch und sô wolgetân, A.1374
jâ mohten si mit êren vür den künic gân;
sine wolden ir niht mêre dâ ze hove tragen.
ob ir ieman geruohte, die boten hießen daß sagen.
In der selben mâße man ouch liute vant, A.1375
die eß vil gerne nâmen: den wart eß gesant.
dô leiten an die geste verre rîcher wât,
als eß boten küneges ze tragene hêrlîche stât.
Dô gie mit urloube, dâ der künic saß, A.1376
daß Etzelen gesinde: gerne sach man daß.
Hagene von dem sedele gein den boten spranc
und enphie si minneclîche: des sagten im die knappen danc.
Durch diu kunden mære vrâgen er began, A.1377
wie sich Etzele gehabete und die sîne man.
dô sprach der videlære: ‚daß lant gestuont nie baß,
noch sô vrô die liute: nu wißßet endelîche daß.‘
Er brâhtes zuo dem wirte; der palas der was vol: 1378
do enphie man die geste, sô man boten sol
güetlîchen grüeßen in ander künege lant.
Werbel vil der recken dâ bî Gunthere vant.
Der künec gezogenlîche grüeßen si began: 1379
‚sît willekomen beide, ir Etzelen spileman,
und iuwer hergesellen. wes hât iuch her gesant
Etzele der rîche zuo der Burgunden lant?‘
Si nigen dô dem künege. dô sprach Werbelîn: 1380
‚iu enbiutet sînen dienest der liebe hêrre mîn
und Kriemhilt iuwer swester her in ditze lant:
si habent uns iu recken ûf guote triuwe her gesant.‘
[S. 464]
Dô sprach der vürste rîche: ‚der mære bin ich vrô. A.1381
wie gehabt sich Etzele,‘ vrâgte der degen dô,
‚und Kriemhilt mîn swester ûßer Hiunen lant?‘
dô sprach der videlære: ‚diu mære tuon ich iu bekant.
‚Sich gehabten künege, ir sult wol wißßen daß, A.1382
in deheinem lande vrœlîcher noch baß,
und alleß daß gedigene, die mâge und ouch ir man,
si vreuten sich der verte, dô wir schieden von dan.‘
‚Genâde sîner dienste, die er mir enboten hât, A.1383
unde mîner swester, sît eß alsô stât,
daß si lebent mit vreuden, der künec und sîne man,
wande ich doch der mære gevrâget sorgende hân.‘
Die zwêne jungen künege die wâren ouch nu komen: A.1384
si heten disiu mære alrêste dô vernomen.
durch sîner swester liebe die boten gerne sach
Gîselher der junge zuo zin dô minneclîchen sprach:
‚Ir boten sult uns grôße willekomen sîn; 1385
ob ir dicker woldet her rîten an den Rîn,
ir vündet hie die vriunde, die ir gerne möhtet sehen.
iu solte hie ze lande vil wênec leides geschehen.‘
‚Wir triuwen iu aller êren,‘ sprach dô Swemlîn; 1386
‚ine kunde iu niht bediuten mit den sinnen mîn,
wie rehte minneclîche iu Etzel enboten hât
und iuwer edele swester, der dinc in hôhen êren stât.
‚Genâde unde triuwen mant iuch des küneges wîp, 1387
und daß ir ie was wæge iur herze und iuwer lîp.
und ze vordrest dem künege sî wir her gesant,
daß ir geruochet rîten zuo zin in Etzelen lant.
[S. 466]
‚Eß sol ouch mit iu rîten der hêrre Gêrnôt. A.1388
Etzel der rîche iu allen daß enbôt,
ob ir iuch iuwer swester niht sehen woldet lân,
sô wolde er gerne wißßen, waß er iu hête getân,
‚Daß ir in alsô vremdet und ouch sîniu lant. A.1389
ob iu diu küneginne wær nie mêr bekant,
sô möhte er doch verdienen, daß ir in geruochet sehen:
swenne daß ergienge, sô wær im liebe geschehen.‘
Dô sprach der künic Gunther: ‚über dise siben naht 1390
sô künde ich iu diu mære, wes ich mich hân bedâht
mit den mînen vriunden: die wîle sult ir gân
in iuwer herberge und sult vil guote ruowe hân.‘
Dô sprach aber Werbelîn: ‚und möhte daß geschehen, A.1391
daß wir mîne vrouwen kunden ê gesehen,
Uoten die vil rîchen, ê wir schüefen uns gemach?‘
Gîselher der edele vil harte zühteclîchen sprach:
‚Daß ensol iu niemen wenden; und welt ir vür si gân, A.1392
ir habet mîner muoter willen gar getân;
wan si siht iuch gerne durch die swester mîn,
vroun Kriemhilde: ir sult ir willekomen sîn.‘
Gîselher si brâhte, dâ er die vrouwen vant. A.1393
die boten sach si gerne ûß der Hiunen lant:
si gruoßtes minneclîche durch tugenthaften muot.
dô sagten ir diu mære die boten hövisch unde guot.
‚Mîn vrou iu her enbiutet,‘ sô sprach Swemelîn, A.1394
‚ir dienst in grôßen triuwen, und möhte daß gesîn,
daß si iuch dicke sæhe, ir sult gelouben daß,
sô wær ir in der werlte mit deheinen vreuden baß.‘
[S. 468]
Dô sprach diu küneginne: ‚des mac nu niht gesîn. A.1395
swie gerne ich dicke sæhe die lieben tohter mîn,
so ist leider mir ze verre des edelen küneges wîp.
nu sî immer sælec ir und Etzelen lîp.
‚Ir sult mich lâßen wißßen, ê irß gerûmet hie, A.1396
swenne ir wider wendet: ine gesach sô gerne nie
boten in langen zîten, danne ich iuch hân gesehen.‘
die knappen ir dô lobeten, daß si daß ließen geschehen.
Zen herbergen vuoren die von Hiunen lant. 1397
dô hete der künic rîche nâch vriunden sîn gesant.
Gunther der edele vrâgte sîne man,
wie in diu rede geviele? vil maneger sprechen dô began,
Daß er wol möhte rîten in Etzelen lant. 1398
daß rieten im die besten, die er dar under vant,
niuwan Hagen eine: dem was eß grimme leit.
er sprach zem künege tougen: ‚ir habt iu selben widerseit.
‚Nu ist iu doch gewißßen, waß wir haben getân: 1399
wir mugen immer sorge zuo Kriemhilde hân,
wan ich sluoc ze tode ir man mit mîner hant:
wie getorsten wir gerîten in daß Etzelen lant?‘
Dô sprach der künic rîche: ‚mîn swester lie den zorn. 1400
mit kusse minneclîche si hât ûf uns verkorn,
daß wir ir ie getâten, ê daß si hinnen reit,
eß ensî et, Hagene, iu eime von ir widerseit.‘
‚Nu lât iuch niht betriegen,‘ sprach Hagene, ‚swes si jehen, 1401
die boten von den Hiunen. welt ir Kriemhilde sehen,
ir mugt wol dâ verliesen die êre und ouch den lîp:
eß ist vil lancræche des küneges Etzelen wîp.‘
[S. 470]
Dô sprach zuo dem râte der vürste Gêrnôt: 1402
‚sît ir von schulden vürhtet dâ den tôt
in Hiunischen rîchen; solt wirß dar umbe lân,
wirn sæhen unser swester, daß wær vil übele getân.‘
Dô sprach der hêrre Gîselher zuo dem degene: A.1403
‚sît ir iuch schuldec wißßet, vriunt Hagene,
sô sult ir hie belîben und iuch vil wol bewarn
und lâßet die getürstigen mit uns zuo den Hiunen varn.‘
Dô begunde zürnen von Tronje der degen: A.1404
‚ich wil niht, daß ir vüeret iemen ûf den wegen,
der getürre rîten mit iu ze hove baß.
sît ir niht welt erwinden, ich sol iu wol erzeigen daß.‘
Dô sprach der kuchenmeister Rûmolt der degen: 1405
‚der vremden und der kunden mugt ir wol heißen phlegen
nâch iuwer selbes willen, wand ir habt vollen rât.
ich wæne niht, daß Hagene iuch noch vergîselet hât.
‚Welt ir niht volgen Hagenen, iu rætet Rûmolt, 1406
wand ich iu bin mit triuwen dienstlîchen holt,
daß ir hie sult belîben durch den willen mîn,
und lât den künic Etzelen dort bî Kriemhilde sîn.
‚Wie kund iu in der werlte immer samfter wesen? 1407
ir muget vor iuwern vînden hie heime wol genesen.
ir sult mit guoten kleidern zieren wol den lîp,
trinket wîn, den besten, und minnet wætlîchiu wîp.
‚Dar zuo gît man iu spîse, die besten, die ie hât A.1408
in der werlte künec deheiner. iur lant vil schône stât:
ir mugt iuch Etzelen hôhgezît mit êren wol bewegen
und mugt mit iuwern vriunden vil guoter kurzwîle phlegen.
[S. 472]
‚Ob ir niht anders hêtet, daß ir möht geleben, C.
ich wolde iu einer spîse den vollen immer geben,
sniten in öl gebrouwen. deist Rûmoldes rât,
sît eß sô angestlîchen, ir hêrren, dâ zen Hiunen stât.
‚Ich weiß, daß mîn vrou Kriemhilt iu nimmer wirdet holt; C.
ouch habt ir unde Hagene zir anders niht versolt.
des sult ir belîben, eß mac iu werden leit:
ir kumet es an ein ende, daß ich iu niht hân misseseit.
‚Des rât ich iu belîben. rîch sint iuwer lant: 1409
man mac iu baß erlœsen hie heime diu phant
danne dâ zen Hiunen: wer weiß, wie eß dâ stât?
ir sult belîben, hêrren: daß ist der Rûmoldes rât.
‚Wir wellen niht belîben,‘ sprach dô Gêrnôt. 1410
‚sît daß uns mîn swester sô vriuntlîche enbôt
und Etzele der rîche, zwiu solde wir daß lân?
der dar niht gerne welle, der mac hie heime bestân.‘
‚Entriuwen,‘ sprach dô Rûmolt, ‚ich solß der eine sîn, C.
der durch Etzelen hôhgezît kumt nimmer über Rîn.
zwiu solde ich daß wâgen, daß ich wæger hân?
die wîle ich mag immer, wil ich mich selbe leben lân.‘
‚Des selben wil ich volgen,‘ sprach Ortwîn der degen: C.
‚ich wil des geschäftes hie heime mit iu phlegen.‘
dô sprâchen ir genuoge, si woldenß ouch bewarn:
‚Got lâße iuch, liebe hêrren, dâ zen Hiunen wol gevarn.‘
Der künec begunde zürnen, dô er daß gesach, C.
daß si dâ heime wolden schaffen ir gemach:
‚dar umbe wirß niht lâßen, wir müeßen an die vart:
eß waldet guoter sinne, der sich alle zît bewart.‘
[S. 474]
Des antwurte Hagene: ‚lât iuch unbilden niht 1411
mîne rede dar umbe; swie halt iu geschiht,
ich rât iu an den triuwen, welt ir iuch wol bewarn,
sô sult ir zuo den Hiunen vile werlîchen varn.
‚Sît ir niht welt erwinden, so besendet iuwer man, A.1412
die besten, die ir vindet oder inder muget hân,
sô wel ich ûß in allen tûsent rîter guot:
sone mag iu niht gewerren der argen Kriemhilde muot.‘
‚Des wil ich gerne volgen,‘ sprach der künec zehant. 1413
dô hieß er boten rîten wîte in sîn lant:
dô brâhte man der helde driu tûsent oder mêr.
sin wânden niht erwerben alsô gremlîchiu sêr.
Si riten vrœlîche in Guntheres lant. A.1414
man hieß in geben allen ros und ouch gewant,
die dâ varen solden zuo den Hiunen dan.
der künec mit guotem willen der vil manegen gewan.
Dô hieß von Tronje Hagene Dancwart den bruoder sîn 1415
ir beider recken ahzec vüeren an den Rîn.
die kômen rîterlîche: harnas und gewant
vuorten die vil snellen in daß Guntheres lant.
Dô kom der küene Volkêr, ein edel spilman, 1416
zuo der hovereise mit drîßec sîner man:
die heten sölch gewæte, eß möhte ein künic tragen.
daß er zen Hiunen wolde, daß ließ er Gunthere sagen.
Wer der Volkêr wære, daß wilch iuch wißßen lân. 1417
er was ein edel hêrre: im was ouch undertân
vil der guoten recken in Burgunden lant.
durch daß er videlen kunde, was er spilman genant.
[S. 476]
Hagne welte tûsent: die het er wol bekant; A.1418
waß in starken stürmen hete gevrumet ir hant,
oder swaß si ie begiengen, des het er vil gesehen:
in kunde ouch anders nieman niuwan vrümekeite jehen.
Die boten Kriemhilde vil sêre dâ verdrôß: 1419
wan ir vorht zir hêrren diu was harte grôß:
si gerten tegelîche urloubes von dan.
des engunde in niht Hagene: daß was durch liste getân.
Er sprach zuo sîme hêrren: ‚wir suln daß wol bewarn, 1420
daß wir si lâßen rîten, ê daß wir selbe varn
dar nâch in siben nahten in Etzelen lant.
treit uns iemen argen muot, daß wirt uns dester baß erkant.
‚Sone mac ouch sich vrou Kriemhilt bereiten niht dar zuo, 1421
daß uns durch ir ræte ieman schaden tuo.
hât aber si den willen, eß mag ir leide ergân:
wir vüern mit uns zen Hiunen sô manegen ûß erwelten man.‘
Schilde unde setele und alleß ir gewant, 1422
daß si vüeren wolden in Etzelen lant,
daß was nu gar bereitet vil manegem küenen man.
die boten Kriemhilde hieß man vür Guntheren gân.
Dô die boten kômen, dô sprach Gêrnôt: 1423
‚der künic wil des volgen, daß uns Etzel her enbôt.
wir wellen komen gerne zuo sîner hôhgezît
und sehen unser swester; daß ir des âne zwîvel sît.‘
Dô sprach der künic Gunther: ‚kunnet ir uns gesagen, 1424
wenne sî diu hôhgezît, oder in welhen tagen
wir dar komen solden?‘ dô sprach Swemelîn:
‚zen næhsten sunewenden sol si vil wærlîchen sîn.‘
[S. 478]
Der künic in erloubte, des was noch niht geschehen, A.1425
ob si wolden gerne vroun Prünhilde sehen,
daß si vür si solten mit sînem willen gân.
daß understuont dô Volkêr: daß was ir liebe getân.
‚Jane ist mîn vrouwe Prünhilt nu niht sô wol gemuot, A.1426
daß ir si muget schouwen,‘ sprach der rîter guot.
bîtet unz morgen: sô lât man si iuch sehen.‘
dô si wânden schouwen, dône kundes niht geschehen.
Dô ließ der vürste rîche, er was den boten holt, 1427
durch sîn selbes tugende tragen dar sîn golt
ûf den breiten schilten: des mohter vil gehân.
ouch wart in rîchiu gâbe von sînen vriunden getân.
Gîselher und Gêrnôt, Gêre und Ortwîn, A.1428
daß si ouch milte wâren, daß tâten si wol schîn.
alsô rîche gâbe si die boten buten an,
daß sis vor ir hêrren niht getorsten enphân.
Dô sprach zuo dem künege der bote Werbelîn: A.1429
‚her künec, lât iuwer gâbe hie ze lande sîn.
wir mugen ir doch niht vüeren, mîn hêrre eß uns verbôt,
daß wir iht gâbe næmen: ouch ist es harte lützel nôt.‘
Dô wart der vogt von Rîne dâ von vil ungemuot, A.1430
daß si versprechen wolden sô rîches küneges guot:
dô muosen si enphâhen sîn golt und sîn gewant,
daß si mit in vuorten sît in Etzelen lant.
Si wolden sehen Uoten, ê daß si schieden dan. A.1431
Gîselher der junge brâht die spileman
vür sîne muoter Uoten; diu vrouwe enbôt dô dan,
swaß si êren hête, daß wære ir liebe getân.
[S. 480]
Dô hieß diu küneginne ir borten und ir golt A.1432
geben durch Kriemhilde, wan der was si holt,
und durch den künic Etzelen den selben spilman.
si mohtenß gerne enphâhen: eß was mit triuwen getân.
Urloup genomen hêten die boten nu von dan 1433
von mannen und von wîben; mit vreuden si dô dan
vuoren unz in Swâben: dar hieß si Gêrnôt
beleiten sîne helde, daß eß in niemen missebôt.
Dô sich die von in schieden, die ir dâ solden phlegen, 1434
diu Etzelen hêrschaft si vridete ûf den wegen:
des ennam in nieman ros noch ir gewant.
si begunden vaste gâhen wider in der Hiunen lant.
Swâ si vriunde westen, daß tâten si den kunt, A.1435
daß die von Burgunden in vil kurzer stunt
kœmen her von Rîne in der Hiunen lant.
dem Bischof Piligrîne wart ouch daß mære bekant.
Dô si vür Bechlâren die strâße nider riten, 1436
man seit eß Rüedegêre, desn wart niht vermiten,
und vroun Gotelinde, des marcgrâven wîp.
daß si si sehen solden, des wart vil vrœlîch ir lîp.
Gâhen mit den mœren sach man die spilman. 1437
Etzelen si vunden in sîner stat ze Gran.
dienst über dienste, der man im vil enbôt,
seiten si dem künege: vor liebe wart er vreuden rôt.
Dô diu küneginne diu mære rehte ervant, 1438
daß ir bruoder solden komen in daß lant,
dô was ir wol ze muote. si lônde den spilman
mit vil grôßer gâbe: daß was ir êre getân.
[S. 482]
Si sprach: ‚nu saget beide, Werbel und Swemlîn, A.1439
welhe mîne vriunde zer hôhzît wellen sîn,
der besten, die wir ladeten her in ditze lant.
nu saget, waß redet Hagene, dô er diu mære bevant?‘
‚Er kom zuo der sprâche an einem morgen vruo: A.1440
lützel guoter sprüche redet er der zuo,
dô si die reise lobeten her in Hiunen lant:
daß was dem grimmen Hagene gar zem tôde genant.
‚Eß kument iuwer bruoder die künege alle drî A.1441
in hêrlîchem muote. swer mêr dar mite sî,
der mære ich endelîchen wißßen niene kan.
eß lobte mit in rîten Volkêr der küene spilman.‘
‚Des enbær ich harte lîhte,‘ sprach des küneges wîp, 1442
‚daß ich immer hie gesæhe den Volkêres lîp:
Hagnen bin ich wæge, der ist ein helt guot:
daß wirn hie sehen müeßen, des stât mir hôhe der muot.‘
Dô gie diu küneginne, dâ si den künic sach. 1443
wie rehte minneclîche vrou Kriemhilt dô sprach:
‚wie gevallent iu diu mære, vil lieber hêrre mîn?
des ie mîn wille gerte, daß sol nu gar verendet sîn.‘
‚Dîn wille derst mîn vreude,‘ sprach der künic dô. 1444
‚ine wart mîn selbes mâge nie sô rehte vrô,
ob si immer komen solden her in mîniu lant.
durch liebe dîner vriunde sô ist mîn sorge verswant.‘
Des küneges amptliute die hießen über al 1445
mit gesidelen rihten palas unde sal
gên den lieben gesten, die in dâ solden komen.
sît wart von in dem künege vil michel wünne benomen.
[S. 484]