ALS NORWEGEN NICHT HELFEN WOLLTE

(Osterabend 1864)

Und segelst im Kattegatt du umher
    Und durch den Belt,
Du findest die Dänenfregatte nicht mehr
    Mit rotweißem Feld;
Hörst nicht mehr Wessels Stimme beim Klang
    Vom Kommandowort,
Nicht hinter dem Danebrog mehr den Sang,
    Den frischen, an Bord,
Du hörst kein Lachen, du siehst keinen Tanz
    Unterm Segelweiß,
Um Spiegel und Mast nicht den leuchtenden Kranz,
    Der Künste Preis.
Denn alles, was unser war, ertrank
    Auf dem Meeresgrund,
Jedwedes Erinnerungsbild versank
    Im nächtlichen Schlund,—
In der Winternacht, da bei Sturmeswut
    Unter Norwegens Strand
Notschüsse krachten und brandende Flut
    Tang anwarf und Sand;
Ein Boot fuhr vom Hafen zur Hilfe aus,
    Doch wandt' es in Hast,—
Da trieb die Fregatte gen Deutschland hinaus
    Mit zertrümmertem Mast!
Da flog unsre Blutsverwandtschaft vom Bord,
    Mit Stumpf und Stiel,—
Gepackt, gewirbelt, trieb fluchend sie fort,
    Ein Wellenspiel!
Der nordische Leu am Gallion, durch Sturm,
    Durch Alter so grau,—
Er ward zerstückt; ein zerschossener Turm,
    Lag das Schiff zur Schau.

Sie flickten es wieder, sie machten es klar
    Am deutschen Strand;
Schwarzgelb war die Flagge, es spreizt sich ein Aar,
    Wo der Löwe stand.
Wir segeln im Kattegatt; wie leer,
    Wie still ist es nun!
Nur ein deutsches Schlachtschiff sahn wir im Meer
    Vor Schonen ruhn.

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