DAS BLONDE MÄDCHEN

Ich weiß, sie wird sich von mir wenden,
So scheu, wie je ein Traum entwich—:
Und doch, ich kann nur immer enden:
Du blondes Kind, ich liebe dich!
  Ich liebe deiner Augen Träume:
  So weilt auf Schnee der Mondnacht Ruh
  Und tastet sich durch steile Bäume
  Nur ihr verschlossnen Tiefen zu.

Ich liebe diese Stirn: ein Siegel
Der Reinheit, blickt sie sternenklar
In der Gedankenfluten Spiegel,
Der eignen Fülle kaum gewahr.
  Ich liebe dieses Haar, sich drängend
  Aus seines Netzes strengem Band:
  Voll kleiner Liebesgötter hängend,
  Verlockt es Auge mir und Hand.

Ich liebe diese schlanken Glieder
Mit ihrem Rhythmus wie Gesang.
Hell klingt des Lebens Wonne wieder
Aus ihrer Pulse dunklem Drang.
  Ich liebe diesen Fuß, dich tragend
  In deiner Herrlichkeit und Kraft,
  Durchs muntre Land der Jugend wagend
  Den Weg zur ersten Leidenschaft.

Ich liebe diese Lippen, Hände,
In Amors eifersüchtiger Pacht;
Des Würdigsten als Siegesspende
Gewärtig und für ihn bewacht.
  Ja, schürze nur die schönen Brauen
  Und wende dich zur Flucht und sprich:
  Kein Mädchen dürfe Dichtern trauen.
  Ich liebe dich! Ich liebe dich!

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