An Schweden
Voll Ehrerbietung ich nahe,—
Ich weiß, du trägst hohen Sinn,—
Und lege in schlichten Worten
Vor dich meine Sache hin.
Wärst du der Kleinere, Schweden,
Und jüngst erst durch Freiheit beglückt,
Und trüg' deine Flagge ein Zeichen,
Das dich tiefer und tiefer drückt,
Und behauptete, du seist der Kleine,
An des Größeren Tisch gesetzt,
(Denn also deuten die Völker
Dies Flaggenzeichen jetzt)—
Und wäre deine Freiheit
Nicht alt,—nein—wie unsre jung,
Und hundertjährige Ohnmacht
In deine Erinnerung
Mit frischen Furchen gegraben
Von altem Unrecht und Blut,
Von ziellosen Sehnsuchtsklagen,
—Ja wüßtest du, wie das tut,
Und solltest dein Volk erziehen
Zu neuer Freiheit Ehr',
Zu neuen Freiheitsgedanken,
Und die Flagge dein Dolmetsch wär',
Ob du dir wohl ließest rauben
Aus der Flagge das eine Feld?
Ob du wohl ertrügst das Zeichen,
Das die Freiheit dir vorenthält?
Ob du dir nicht selber sagtest:
"Je älter des ändern Rang,
Je größer der Ruhm seiner Farben,
Um so lockender ist sein Sang.
Versuche nicht den, der gefallen
Und der jüngst sich erst wieder befreit.
Mit reinen Zeichen deute.
Empor zur Unsterblichkeit."
So sprächest du, alter Recke,
Wenn du wohntest in unserm Land,
Denn dir sind die Pfade der Ehre
Von altersher wohlbekannt.
Seit achtzehnhundertvierzehn
Und bis auf den heutigen Tag,
So oft unsre Freiheitssehnsucht
Qualvoll in Fesseln lag.
Gab es Männer in deiner Mitte,
Die trotz deiner Halsstarrigkeit
Für unsere Sache sprachen,
Wie Torgny in alter Zeit.