Du standest vorm Altar in weißem Kleide,
Und Ewigkeiten lauschten deinem Eide;
Dein banges Denken schwebte
Um ihren tiefen Grund,
Und was dein Herz durchbebte,
Das betete dein Mund.
Da ward dein Blick von hellem Glanz umwoben,
Denn deine Mutter betete dort oben
Mit dir zugleich.
Nun fühltest du, die Hand, die dir gegeben,
Festhalten werde sie fürs ganze Leben;
Dir wurde leichter, freier,
Dein Herz schlug nicht mehr bang;
Du sahst durch Tränenschleier
Die Zukunft hell und lang!
Betaut von milden Liebestränen deuchte
Das Leben dir ein Lenz, der ewig leuchte;
Du faßtest Mut.
Ihm, der die Eltern deinen Kindertagen
Ersetzte, galt es Lebewohl zu sagen.
Sein Werk war nun geschehen:
Du standest froh verklärt
Und, wie's ersehnt sein Flehen,
Warst deiner Mutter wert.
Er sah dein Aug' voll Dank emporgehoben,
Und Dank schien ihm zu tönen von dort oben,
Dank für sein Werk.
Von den Geschwistern, denen Kinderpflege,
Selbst Kind, du gönntest, scheiden deine Wege.
Den besten Lohn von allen,
Sie geben heut ihn drein;
Einst in die Wage fallen
Wird er am Tag der Pein!
Dank und Gebet ist deines Glücks Geleite,
Dank und Gebet sei stetig ihm zur Seite,
Dank und Gebet!
LEKTOR THÅSEN [Symbol: gestorben]
Von einer Blume las ich einst, die stand,
Bebend und bleich, abseits vom Wegesrand;
Denn der Gebirgsnatur geringe Kraft
Gab sparsam Saft
Und kaum noch Farbe.
Ein Blumenfreund sah sie im Schatten stehn;
Froh brach er aus: du sollst nicht so vergehn!
In sonnenwarmem Grund sollst du hinfort
Ein fruchtbar Lebenswort
Für viele werden!
Als er sie samt dem Erdreich hebt und hält,
Blinkt's seltsam ihm entgegen,—denn ihm fällt
Goldstaub von ihrer Wurzel in die Hand:
Die Blume stand
Auf reichen Gruben.
Von ringsher eilt der Jugend rasche Schar
Zur Wunderstätte—und sie wird gewahr:
Hier liegt des Landes Zukunftsschacht;
Ein Blick in Nacht
Von Gott war die Blume.
Ach, daran dacht' ich, als die Kunde kam—
Als ihn der Herr des Lebens sänftlich nahm
Aus kaltem Felsgrund und des Winters Wehn,
Dort aufzugehn
In ewiger Wärme.
Denn wo sein Sehnen sich hinabgesenkt,
Da blinkt es! Diese Lebenswurzel lenkt
Dem Weisheitshort entgegen, der da reich,
Goldadern gleich,
Ruht in den Tiefen.
Nun, da er fort ist, wird ans Licht gebracht
Die Herrlichkeit, von ihm so treu bewacht.
Gedankenschatz der Vorzeit glänzt herauf,
Und es blitzt auf
Der Zukunft Reichtum.
Nach dem Metall, ihr Jungen, grabet jetzt,
Des Staub die Blume trug, von Gott versetzt.
—Euch gilt die Botschaft! Schürft es aus dem Grund!
Ihm ward's nur kund
In Sehnsuchtsträumen.