Lenzbote, sei gegrüßt! Kommst du vom Walde?
Denn du bist naß im Haar, belaubt, bestaubt…
Hast an deine Kraft geglaubt?
Schlugst dich auf der Halde?
Der Lärm um dich von fesselloser Flut,
Die deiner Ferse folgt—sei auf der Hut:
Sie spritzt nach dir!—schlugst du dich seinetwegen?
Du warst da drinnen zwischen Stumpf und Knorren,
Wo diese Wintergreise längst verdorren.
Sie geizten? Wollten dir den Weg verlegen?
Doch dir ward Kraft verliehn vom alten Pan!
Sie schrien wohl unheilkündend, wie besessen?
Sie nannten es wohl Raub, was du getan?
In jedem Lenz geschieht's, wird bald vergessen.
Du wirfst dich hin am Salzmeer; dir zur Labe
Hat sich's gelöst, sucht kräuselnd deine Gunst.
Du kennst den Takt; Pan wies dir seine Kunst
Zur Dämmerzeit an einem Wikinggrabe.
Doch von dem Arme der Natur umschlungen
Hörst du den feuchten Grund vom Kampftritt beben,
Siehst Dampfer mit der Freiheitsflagge streben
Nach Norden hin;—dein Name ist erklungen.
So zwischen zweien dich erschöpfest du:
Den Freiheitskämpfern, stolz geschart zum Streite,
Der Sagenwelt in ihrer Traumesruh';
Die ersten mahnen, und es lockt die zweite.
Bald tönt dein Lied wie Hörnerklang vorm Feind,
Bald zärtlich wie durch Schilfrohr schwebt's heran.
Du bist Naturmacht halb und halb ein Mann,
Und noch hast du die Hälften nicht vereint.
Jedoch wie du auch spielst und selber seist
(Faunartige Liebe mit dem Kraftakkord
Des Wikings wechselnd), heil dir, Feuergeist—
Trägst du die Tür auch mit der Angel fort.
Das eben war's, wonach wir uns gesehnt:
Auf, auf, es gilt dem Lenz! Der üble Duft
Von Königsweihrauch und von Mönchstabak,
Ja, diese Schwindsucht in romantischem Lack
Preßt wie Moral die Lungen: frische Luft!
Weit lieber venetianischen Gesang,
Des Südens Üppigkeit und Farbenwunder,
Lieber "zwei Schüsse" (machen sie auch bang),
Als all den marklos faden Bildungsplunder!
Gegrüßt, Lenzbote von dem schlanken Wald,
Vom Meeresrauschen und von Kampfgefahren!
Wenn oft dein Lied ein wenig lässig hallt—
Wo Reichtum ist, da braucht man nicht zu sparen.
Des Riesen Art weckt aller Zwerge Tadel,
Ich liebe dich; du bist von eignem Adel.
WIEDERSEHEN [Symbol: gestorben]
… Bergfrisch die Luft, Schneeflocken drin;
Gewundnen Weg rasch fuhr ich hin
Zwischen zarten Birken und Tannen.
Die Tannen grübelten einzeln; weiß
Und fröhlich lachte das Birkenreis:—
Ein Erinnern, ein Bild will mich bannen.
Und die Luft so harsch und frei und leicht,
Weil alles Schwere aus ihr weicht,
Das fächelt der Schnee von hinnen;
Und lebhaft hinterm dünnen Flor
Schimmert die Landschaft, drüber empor
Steigen beschneite Zinnen.
Doch:—wie unter braunweißem Mützenrand—
Wohin ich blicke—: unverwandt——
Wer ist's nur—wer schaut mir entgegen?
Flink starr' ich unter den Haubenschild—
In ein Schneegeflimmer, toll und wild;—
Ist jemand auf meinen Wegen?
Ein Sternchen fiel auf den Handschuh … da
Und da wieder … jedes verschieden ja,…
Wollen die Rätsel spielen?
Und wie Lächeln durchglänzt es die Luft ringsum
Von guten Blicken … ich seh' mich um…
Sind's Erinnrungen, die nach mir zielen?
Dies Sterngespinst, dies Filigran—
Ob sich wohl ein Geist drin bergen kann?
Ich fühl's nach mir tasten und greifen…
Du feine Birke, du Luft so rein,
Du muntrer Schnee,—wer haucht euch ein
Sein Wesen, wer sammelt im Schweifen
Sein Bild in den Zügen der Natur,
In diesem Behagen auf schneeiger Flur,
Im Flockenspiel, daß er mich necke,—
In diesem weißen, sanften Glanz,
In diesem schweigenden Rhythmentanz?
Nein, das bist du, Hans Brecke!