III. Die Goldgruben

Es war dies jener Besuch Mitjäs bei ihr, von dem sie Rakitin und Aljoscha am Abend desselben Tages mit Schrecken erzählt hatte. Sie erwartete damals schon seit einiger Zeit den berittenen Boten aus Mokroje und war daher sehr froh, daß Mitjä weder gestern noch heute zu ihr gekommen war, und vielleicht vor ihrer Abfahrt überhaupt nicht wiederkommen würde. Und nun plötzlich überraschte er sie. Das Weitere ist uns bekannt. Um ihn los zu werden, überredete sie ihn, sie zu Kusjma Ssamssonoff zu begleiten, zu dem sie, wie sie sagte, unbedingt gehen mußte, um „Geld zu zählen“, und als Mitjä sie dann begleitet hatte, nahm sie ihm das Wort ab, sie um Mitternacht wieder abzuholen, um sie nach Haus zu bringen. Mitjä war mit dieser Abmachung sehr zufrieden: „Sie wird bei Kusjma sitzen, und folglich nicht zum Vater gehen ... wenn sie nur die Wahrheit sagt,“ fügte er sofort hinzu. Doch schien ihm dieses Mal, daß sie nicht log. Seine Eifersucht war von der Art, daß er während der Trennung von dem geliebten Weibe sich Gott weiß was für Schrecken ausdachte: was alles mit ihr geschieht und wie sie ihm „untreu“ ist. Doch kaum ist er dann – erschüttert, zerschmettert, und fest überzeugt, daß alles verloren sei, daß sie ihn schon verraten habe – wieder bei ihr angelangt: so sind nach dem ersten Blick in ihr Gesicht, in das lachende, fröhliche und zärtliche Gesicht der Geliebten, wieder alle Qualen vergessen, er schöpft wieder Hoffnung, verliert sofort jeglichen Verdacht, schämt sich seiner Eifersucht und schilt sich ihretwegen. Nachdem er Gruschenka zu Ssamssonoff begleitet hatte, ging er zu sich nach Haus. Oh, er hatte heute noch soviel zu erledigen! Aber seinem Herzen war doch ein wenig leichter. „Nur muß ich noch sehen, daß ich von Ssmerdjäkoff sofort erfahre, ob sie nicht gestern abend beim Alten gewesen ist, bei Fedor Pawlowitsch ... unbedingt!“ ging es ihm durch den Kopf. So gelang ihm also noch nicht einmal, bis zu seiner Wohnung zu gehen, als die Eifersucht in seinem unruhigen Herzen schon wieder aufloderte.

Eifersucht! „Othello ist nicht eifersüchtig, er ist vertrauensselig,“ hat Puschkin gesagt, und schon allein diese eine Bemerkung zeigt die ungewöhnliche Tiefe unseres großen Dichters. Othellos Seele ist nur zermalmt, und seine ganze Weltanschauung hat sich getrübt, denn er hat „sein Ideal verloren“. Aber Othello wird sich nicht verstecken, wird nicht spionieren, nicht auflauern: er ist vertrauensselig! Im Gegenteil, man mußte ihn darauf bringen, ihn geradezu darauf stoßen, ihn mit aller Gewalt dazu anfachen, damit er auf einen Verrat verfiel. Anders ist es mit dem Eifersüchtigen. Man kann sich die ganze Schmach und die sittliche Erniedrigung gar nicht ausdenken, zu der ein Eifersüchtiger fähig ist, und in die er ohne jegliche Gewissensbisse verfallen wird. Oh, nicht, daß es etwa nur gemeine und schlechte Seelen wären! Im Gegenteil, mit reiner Liebe und großer Selbstaufopferung im Herzen, kann der Eifersüchtige sich zu gleicher Zeit unter Tischen verstecken, die gemeinsten Leute bestechen und sich mit den letzten Gemeinheiten eines Spionentums befreunden. Othello hätte sich niemals mit einem Verrat aussöhnen können – er hätte verziehen, nie aber sich ausgesöhnt – obgleich seine Seele unschuldig und gut wie die Seele eines Kindes war. Anders der wahre Eifersüchtige. Es ist schwer, sich vorzustellen, wonach er sich wieder aussöhnen, und was er alles verzeihen kann! Der Eifersüchtige verzeiht von allem am ehesten, und das wissen auch die Frauen. Der Eifersüchtige ist fähig (versteht sich, nach einer furchtbaren Szene), alles zu verzeihen, sogar einen fast erwiesenen Verrat, sogar Umarmungen und Küsse, die er selbst gesehen hat, wenn er nur zu gleicher Zeit hoffen kann, daß es „zum letztenmal“ gewesen ist, und daß sein Gegner von Stund an verschwinden, ans andere Ende der Welt fortfahren wird, oder daß er selbst sie irgendwohin entführen kann, an einen Ort, wo es seinem furchtbaren Gegner unmöglich ist, sie zu erreichen. Versteht sich, die Aussöhnung dauert nur eine Stunde, denn wenn der Gegner auch wirklich auf immer verschwindet, so wird er doch morgen einen anderen, einen neuen Gegner finden, und er wird aufs neue eifersüchtig sein. Und was liegt ihm so an dieser Liebe, und was ist diese Liebe wert, die so gehütet und belauscht, die so bewacht werden muß? Das ist eine Frage, die ein Eifersüchtiger überhaupt nicht versteht, und doch gibt es unter ihnen Männer, die wirklich hochherzig sind. Bemerkenswert ist darum, daß dieselben hochherzigen Menschen in irgendeinem Kämmerlein lauschend und spähend stehen können; obgleich sie nur zu gut mit ihrem „hohen Herzen“ die ganze Schmach begreifen, in die sie sich freiwillig selbst begeben haben, so werden sie doch in dieser Minute, wenigstens während sie da im Kämmerlein stehen, gar keine Gewissensbisse empfinden. Bei Mitjä, wenn er Gruschenka sah, verlor sich die Eifersucht ganz, und für den Augenblick war er voll Vertrauen und Anständigkeit und verachtete sich selbst wegen seiner schlechten Gefühle. Aber das bedeutete nur, daß in seiner Liebe zu dieser Frau etwas Höheres lag und nicht nur eine Leidenschaft für jene „Körperbiegung“, wie er es selbst geglaubt und wovon er noch mit Aljoscha gesprochen hatte. Sobald aber Gruschenka verschwunden war, begann Mitjä wieder, sie aller Niedrigkeiten des Verrats zu verdächtigen. Und dabei fühlte er dann nicht die geringsten Gewissensbisse.

So loderte denn auch jetzt die Eifersucht wieder in ihm auf. Vor allen Dingen mußte er sich beeilen und sich für jeden Fall etwas Geld verschaffen. Die gestrigen neun Rubel waren für die Fahrt aufgegangen, und ganz ohne Geld, das wußte er, konnte man ja keinen einzigen Schritt tun. So hatte er denn auch unterwegs, zusammen mit seinem neuen Plane, überlegt, von wo er sich dieses Geld verschaffen konnte. Er besaß noch zwei gute Duellpistolen mit Patronen, und wenn er sie bis jetzt noch nicht versetzt hatte, so hatte er dies nur darum nicht getan, weil er sie von allen seinen Sachen am meisten liebte. Im Gasthaus „Zur Hauptstadt“ hatte er flüchtig einen jungen Beamten kennen gelernt, von dem er wußte, daß er ein unverheirateter, wohlhabender Mensch war, der bis zur Leidenschaft Gewehre, Pistolen, Revolver, Degen kaufte, sie an den Wänden seines Zimmers aufhing, um sie dann seinen Bekannten zu zeigen und damit zu prahlen, daß er Meister im Erklären der verschiedenen Systeme sei, wie man sie laden, wie man sie abfeuern müsse usw. Mitjä dachte denn auch nicht lange darüber nach und begab sich sofort zu ihm, um seine Pistolen für zehn Rubel zu versetzen. Der Beamte bat Mitjä hocherfreut, sie ihm ganz zu verkaufen, doch Mitjä willigte nicht ein. Dieser gab ihm die zehn Rubel und erklärte ihm, daß er keine Prozente dafür nehmen werde. Sie schieden als Freunde. Mitjä beeilte sich, zu Fedor Pawlowitsch oder vielmehr in die Laube am Gartenzaun zu gelangen, um so schnell als möglich mit Ssmerdjäkoff zu sprechen.

Auf diese Weise konnte man später wieder die Tatsache feststellen, daß Mitjä drei oder vier Stunden „vor dem Ereignisse“ (von dem später die Rede sein wird), keine Kopeke Geld besaß, und daß er für zehn Rubel einen Lieblingsgegenstand versetzte, nach drei Stunden aber – Tausende in den Händen hatte ... Doch ich greife vor.

Bei Marja Kondratjewna (der Nachbarin Fedor Pawlowitschs) erwartete ihn eine Nachricht, die ihn sehr erregte: er erfuhr, daß Ssmerdjäkoff krank war. Er hörte die Geschichte vom Sturz in den Keller an, von der Ankunft des Doktors, von den Bemühungen Fedor Pawlowitschs um den Kranken, und mit großem Interesse vernahm er von der Abfahrt Iwan Fedorowitschs nach Moskau. „Wahrscheinlich passierte er die Station Wolowje früher als ich,“ dachte Dmitrij Fedorowitsch, aber die Krankheit Ssmerdjäkoffs beunruhigte ihn doch sehr. „Wie wird es denn jetzt sein, wer wird jetzt für mich aufpassen, wer wird es mir melden?“ fragte er sich. Gierig begann er die Frauen auszufragen, ob sie gestern abend nichts bemerkt hätten. Diese verstanden sehr gut, um was es sich für ihn handelte, und beruhigten ihn vollkommen: „Niemand war da,“ sagten sie, „nur Iwan Fedorowitsch nächtigten im Hause, alles war in der größten Ordnung.“ Mitjä überlegte. Selbstverständlich mußte er auch heute aufpassen, aber wo? – Hier oder beim Ssamssonoffschen Hause? Er beschloß, dies hier wie dort zu tun, je nach den Umständen, zunächst aber, zunächst ... Die Sache war nämlich die, daß es jetzt „diesen Plan“ auszuführen galt, den „neuen und richtigen“ Plan, den er sich auf der Fahrt ausgedacht hatte, und der sich nun nicht mehr aufschieben ließ. Mitjä entschloß sich, eine Stunde für ihn zu opfern ... „In einer Stunde werde ich alles erfahren, alles erledigt haben, und dann begebe ich mich sofort zu Ssamssonoffs, erfahre dort beim Hofknecht, ob Gruschenka da ist, komme dann sofort wieder hierher und bleibe bis elf Uhr hier, darauf hole ich sie von Ssamssonoff ab und bringe sie nach Haus.“

Er begab sich in seine Wohnung, wusch sich, kämmte sich und bürstete seine Kleider, kleidete sich an und ging darauf zu Frau Chochlakoff. Ja, leider – das war sein ganzer Plan. Er hatte beschlossen, diese Dame um dreitausend Rubel anzugehen. Und wieder war in ihm ein ungewöhnliches Vertrauen aufgetaucht, daß sie ihm seine Bitte nicht abschlagen werde. Vielleicht wird man sich darüber wundern, warum er, wenn er zu ihr solch ein Zutrauen hatte, dann nicht schon früher zu jemand aus seiner Bekanntschaft gegangen war, statt zu Ssamssonoff, der zu einer so ganz anderen, ihm fremden Gesellschaftsschicht gehörte, daß er nicht einmal gewußt hatte, wie er ihn anreden sollte. Die Sache verhielt sich aber so, daß er im letzten Monat die Bekanntschaft mit Frau Chochlakoff ganz vernachlässigt hatte und auch früher nur wenig mit ihr bekannt gewesen war; zudem wußte er, daß sie ihn nicht mochte, daß sie ihn haßte, lange schon, und zwar nur darum, weil er der Verlobte Katerina Iwanownas war, während sie plötzlich dringend wünschte, daß Katerina Iwanowna nicht ihn, sondern „den lieben ritterlichen Iwan Fedorowitsch mit dem exquisiten Auftreten“ heirate. Die Manieren Mitjäs dagegen gefielen ihr nicht. Auch hatte Mitjä über sie gelacht und einmal sogar von ihr geäußert, daß diese Dame „ebenso lebhaft wie ungebildet“ sei. Und siehe da, nun war ihm auf dem Wege der Gedanke gekommen: „Wenn sie so dagegen ist, daß ich Katerina Iwanowna heirate, – er wußte, daß diese ihre Abneigung fast hysterisch war – warum sollte sie mir da nicht die dreitausend Rubel geben, damit ich mit dem Gelde auf immer von hier fortgehe und auf diese Weise Katjä verlasse? Wenn solche verwöhnten Damen, wie die Chochlakoff einmal ihre Kapricen bekommen, so geben sie sich ja doch nicht eher zufrieden, als bis sie ihren Willen durchgesetzt haben. Zudem ist sie ja so reich,“ dachte Mitjä. Was nun den „Plan“ anbelangt, so war er derselbe, das heißt, er sah die Abtretung seiner Rechte auf Tschermaschnjä vor, nur diesmal nicht als kaufmännisches Geschäft, wie gestern bei Ssamssonoff. Auch wollte er diese Dame nicht wie Ssamssonoff mit der Möglichkeit, drei oder vier Tausend dabei zu gewinnen, anlocken, sondern es sollte nur eine anständige Sicherstellung für seine Schuld sein. Bei diesem Gedanken geriet Mitjä wieder in Begeisterung, – aber so geschah es ja immer mit ihm, bei allen seinen Unternehmungen und plötzlichen Entschlüssen. Jedem neuen Gedanken ergab er sich bis zur Leidenschaft. Nichtsdestoweniger fühlte er plötzlich, als er die Treppe zum Hause der Frau Chochlakoff hinaufstieg, ein Frösteln im Rücken. In dieser Sekunde wurde ihm bewußt und geradezu mathematisch klar, daß es seine letzte Hoffnung war, und daß ihm dann, wenn auch dieser Versuch nicht gelang, in der ganzen Welt nichts mehr verblieb, „als jemandem den Hals umzudrehen, um ihm nur die dreitausend Rubel zu rauben – und weiter nichts“ ... es war halbacht Uhr, als er die Türklingel zog.

Am Anfang schien ihm das Glück hold zu sein. Kaum hatte er sich anmelden lassen, als er auch schon mit außergewöhnlicher Bereitwilligkeit sofort empfangen wurde. „Ganz als hätte sie mich erwartet,“ dachte Mitjä bei sich, und kaum war er in den Salon eingetreten, als ihm die Dame des Hauses auch schon eilig entgegentrat und ihm geradeheraus erklärte, daß sie ihn tatsächlich erwartet habe ...

„Ich habe Sie erwartet, oh, wie ich Sie erwartet habe! Und ich hätte doch gar nicht annehmen können, daß Sie zu mir kommen würden, sagen Sie sich doch selbst, Dmitrij Fedorowitsch, wundern Sie sich über meinen Instinkt, ich erwartete Sie schon den ganzen Morgen, und ich war überzeugt, daß Sie heute kommen würden.“

„Das ist allerdings sonderbar, gnädige Frau,“ bemerkte Mitjä erstaunt und setzte sich etwas schwerfällig, „doch ... ich komme in einer sehr wichtigen Angelegenheit ... die wichtigste aller wichtigsten ... das heißt, gnädige Frau, wichtig ist sie nur für mich, und ich ...“

„Ich weiß es, Dmitrij Fedorowitsch, daß die Sache wichtig ist, oh, das sind bei mir nicht irgendwelche Vorgefühle oder Ansprüche auf Wunder – haben Sie schon vom Staretz Sossima gehört? – hier, hier handelt es sich um Mathematik. Sie mußten kommen, nach alledem, was sich mit Katerina Iwanowna zugetragen hat. Sie konnten nicht anders, Sie mußten zu mir kommen! Das war doch Mathematik!“

„Das ist der Realismus des Lebens, gnädige Frau, das ist es! Aber erlauben Sie – indessen, ich wollte ...“

„Ganz recht, der Realismus des Lebens, Dmitrij Fedorowitsch. Auch ich bin jetzt nur noch für den Realismus, denn was Wunder betrifft, so bin ich gründlich geheilt. Haben Sie schon gehört, daß der Staretz Sossima gestorben ist?“

„Nein, gnädige Frau, ich höre es zum erstenmal,“ sagte Mitjä ein wenig erstaunt. Vor seinem Geist tauchte die Gestalt Aljoschas auf.

„Heute in der Nacht ist er gestorben, und stellen Sie sich vor ...“

„Gnädige Frau,“ unterbrach sie Mitjä, „ich kann mir nur vorstellen, daß ich mich in der verzweifeltsten Lage befinde, und wenn Sie mir nicht helfen, so stürzt alles zusammen, und ich selbst bin verloren. Verzeihen Sie mir, bitte, den trivialen Ausdruck, ich bin aber wie im Fieber ...“

„Ich weiß, ich weiß, daß Sie wie im Fieber sind, ich weiß alles, Sie können ja auch gar nicht in einem anderen Seelenzustande sein, und was Sie mir darüber auch noch zu sagen hätten, ich weiß alles im voraus. Ich habe mir schon längst Ihr Schicksal vorgestellt, Dmitrij Fedorowitsch, ich verfolge es und versuche, es zu begreifen ... Oh, glauben Sie mir, ich bin ein erfahrener Seelenarzt, Dmitrij Fedorowitsch ...“

„Gnädige Frau, wenn Sie ein erfahrener Arzt sind, so bin ich ein erfahrener Kranker,“ – Mitjä mußte sich schon anstrengen, um liebenswürdig zu bleiben – „und ich fühle es voraus, wenn Sie sich sogar bemühen, mein Schicksal zu verfolgen, so werden Sie mich auch vor meinem Untergang bewahren, und darum erlauben Sie mir endlich, Ihnen meinen Plan vorzulegen, mit dem ich gewagt habe, bei Ihnen zu erscheinen ... Ihnen zu sagen, was ich von Ihnen erwarte ... Ich bin gekommen, gnädige Frau ...“

„Lassen Sie das, das ist nebensächlich. Und was meine Hilfe anbelangt, so sind Sie nicht der erste, dem ich zu etwas verholfen habe, Dmitrij Fedorowitsch. Sie haben vielleicht von meiner Cousine Beljmjossoff gehört? Ihr Mann war so gut wie verloren; es stürzte bei ihm alles zusammen, wie Sie sich soeben ausdrückten, Dmitrij Fedorowitsch, und was glauben Sie, ich riet ihm, ein Gestüt anzulegen, und jetzt geht es ihm großartig. Verstehen Sie etwas von Pferdezucht, Dmitrij Fedorowitsch?“

„Nicht das geringste, gnädige Frau, ach Gott, nicht das geringste!“ rief Mitjä in nervöser Ungeduld und wollte sich schon erheben. „Ich bitte Sie nur, meine Gnädigste, mich anzuhören, gestatten Sie mir nur, daß ich zwei Minuten spreche, damit ich Ihnen zuerst mein ganzes Projekt vorlegen kann, um dessentwillen ich gekommen bin. Außerdem ist meine Zeit kostbar, ich habe Eile! ...“ sagte Mitjä hastig, denn er fühlte, daß sie sofort wieder zu sprechen anfangen würde. „Ich bin aus Verzweiflung ... in der letzten Minute der Verzweiflung ... gekommen, um Sie um Geld zu bitten ... um von Ihnen dreitausend Rubel zu borgen, unter der Garantie, unter der sichersten Garantie, gnädige Frau ... Erlauben Sie, daß ich Ihnen ...“

„Das tun Sie alles später, später!“ Frau Chochlakoff winkte mit der Hand ab – „Sie können mir ja nichts Neues sagen, ich weiß alles schon im voraus, wie ich Ihnen bereits gesagt habe. Sie bitten um eine Summe, Sie haben dreitausend Rubel nötig, aber ich werde Ihnen mehr geben, unendlich mehr, ich werde Sie retten, Dmitrij Fedorowitsch, aber sie müssen mich vorher anhören!“

Mitjä sprang auf. „Gnädige Frau, sollten Sie wirklich so gütig sein!“ rief er ganz begeistert und ergriffen aus. „Herrgott, Sie haben mich gerettet. Sie retten einen Menschen, gnädige Frau, vor dem Selbstmorde, vor der Pistole ... Meine ewige Dankbarkeit ...“

„Ich gebe Ihnen unendlich, unendlich mehr als dreitausend!“ beteuerte Frau Chochlakoff mit strahlendem Lächeln, sehr erfreut über Mitjäs Begeisterung.

„Unendlich? So viel ist ja nicht einmal nötig. Nötig sind nur die verhängnisvollen Dreitausend, ich bin aber meinerseits bereit, als Garantie für diese Summe ... mit einem Wort, zu garantieren, abgesehen von einer unermeßlichen Dankbarkeit ... Ich will Ihnen den Plan vor ...“

„Genug, Dmitrij Fedorowitsch, gesagt, getan,“ schnitt ihm Frau Chochlakoff mit dem erhabenen Triumph einer Wohltäterin das Wort ab. „Ich habe Ihnen versprochen, Sie zu retten, und ich werde es auch tun. Ich rette Sie wie meinen Schwager Beljmjossoff. Was meinen Sie zu Goldgruben, Dmitrij Fedorowitsch?“

„Zu Goldgruben, gnädige Frau? Ich habe niemals daran gedacht ... ich weiß nicht ...“

„Dafür aber habe ich für Sie daran gedacht! Ich habe hin und her gedacht. Einen ganzen Monat habe ich mit diesem Gedanken an Sie gedacht. Ich habe Sie mir hundertmal daraufhin angesehen und mir gesagt: Das ist ein energischer Mensch, der müßte in die Goldgruben. Ich habe sogar ihren Gang studiert und mich überzeugt, daß Sie viele Goldadern finden werden.“

„Aus meinem Gang schließen Sie das, gnädige Frau?“ Mitjä lächelte.

„Warum denn nicht, selbstverständlich aus Ihrem Gang. Leugnen Sie etwa, daß man den Charakter eines Menschen nach seinem Gang beurteilen kann? Die Naturwissenschaft bestätigt es gleichfalls. Oh, ich bin jetzt ganz und gar Realistin, Dmitrij Fedorowitsch. Ich bin seit dem heutigen Tage, nach dieser ganzen Geschichte im Kloster, die mich so aufgeregt hat, vollkommene Realistin und möchte mich am liebsten in eine praktische Tätigkeit stürzen. Ich bin geheilt ... J’en ai assez. ‚Genug!‘ wie Turgenjeff sagt.“

„Aber, gnädige Frau, diese Dreitausend, mit denen Sie mich so großmütig ...“

„Die werden Ihnen nicht entgehen, Dmitrij Fedorowitsch,“ unterbrach ihn sofort wieder Frau Chochlakoff, „diese Dreitausend haben Sie so gut wie in der Tasche, und nicht dreitausend, sondern drei Millionen, Dmitrij Fedorowitsch, in der allerkürzesten Zeit! Ich werde Ihnen alles sagen. Sie werden Goldgruben finden und Millionen verdienen, dann werden Sie zurückkehren und hier eine Tätigkeit beginnen und werden hier auch uns zugute kommen. Muß man denn immer alles den Juden überlassen? Sie werden große Gebäude aufführen und die verschiedensten Unternehmungen machen. Sie werden den Armen helfen, und die werden Sie segnen. Jetzt leben wir im Jahrhundert der Eisenbahnen, Dmitrij Fedorowitsch. Sie werden berühmt und dem Finanzministerium unentbehrlich werden, da es uns jetzt doch so an Geld gebricht. Das Fallen des Kreditrubels raubt mir den Schlaf, Dmitrij Fedorowitsch, von der Seite kennt man mich noch gar nicht.“

„Gnädige Frau, oh, meine Gnädigste!“ unterbrach sie Dmitrij Fedorowitsch wieder mit einem beunruhigenden Vorgefühl, „ich werde Ihrem Rat gewiß Folge leisten, Ihrem gewiß sehr klugen Rat, gnädige Frau ... ich werde mich vielleicht hinbegeben, vielleicht ... in Ihre Goldgruben ... und werde in den nächsten Tagen noch einmal zu Ihnen kommen, um darüber zu reden ... aber die Dreitausend, die sie mir so großmütig ... Oh, Sie würden mich erlösen, und wenn es möglich wäre, vielleicht heute schon ... Das heißt, sehen Sie, ich habe jetzt keinen Augenblick Zeit zu verlieren, keine Stunde ...“

„Genug davon, Dmitrij Fedorowitsch, hören Sie mich!“ unterbrach ihn Frau Chochlakoff hartnäckig. „Zuerst eine Frage: Werden Sie zu den Goldgruben fahren oder nicht? Sie müssen sich jetzt definitiv entscheiden, antworten Sie mathematisch!“

„Ich fahre, gnädige Frau, ich fahre schon ... Ich fahre, wohin Sie wollen, gnädige Frau ... jetzt aber ...“

„Warten Sie!“ rief Frau Chochlakoff wieder dazwischen, sprang auf und eilte zu ihrem prächtigen Schreibtisch mit seinen unzähligen kleinen Schubfächern und riß ein Fach nach dem anderen auf, indem sie sich beim Suchen sehr beeilte.

„Dreitausend!“ dachte Mitjä, und es wurde ihm fast schwach zumut, „und das sofort, ohne jegliche Papiere, ohne jede Garantie. Oh, das ist anständig gehandelt! Eine großartige Frau, wenn sie nur nicht so gesprächig wäre.“

„Hier!“ rief freudig erregt Frau Chochlakoff, die zu Mitjä zurückkehrte, „hier, das war es, was ich suchte!“

Es war ein kleines silbernes Heiligenbild an einer Schnur, eines von denen, die man zusammen mit dem Kreuz trägt.

„Das ist aus Kiew, Dmitrij Fedorowitsch,“ fuhr sie andächtig fort, „aus den Reliquien der Heiligen Warwara. Erlauben Sie mir, es Ihnen selbst um den Hals zu hängen und Sie damit für Ihr neues Leben und zu Ihren neuen Unternehmungen zu segnen.“

Und sie legte ihm tatsächlich das Heiligenbild um den Hals. In großer Verwirrung beugte sich Mitjä vor und half ihr dabei, so gut es ging, und schob es dann mit vieler Mühe durch den Stehkragen auf die Brust.

„So, jetzt können Sie fahren!“ rief Frau Chochlakoff aus und setzte sich feierlich wieder auf ihren Platz.

„Gnädige Frau, ich bin so gerührt ... und ich weiß gar nicht, wie ich danken soll ... für solche Gefühle, aber ... wenn Sie wüßten, wie teuer mir jetzt die Zeit ist! Die Summe, die Sie in Ihrer Großmut mir ... Oh, gnädige Frau, wenn sie schon einmal so gut sind, so rührend großmütig zu mir,“ rief Mitjä plötzlich begeistert aus, „so erlauben Sie mir, Ihnen alles zu sagen ... was Sie übrigens schon lange wissen ... Ich liebe ein Wesen ... Ich bin Katjä untreu geworden ... Katerina Iwanowna wollte ich sagen ... Oh, ich habe unmenschlich und ehrlos an ihr gehandelt, doch habe ich mich in die andere verliebt ... in ein Wesen, das Sie, Gnädigste, das Sie vielleicht verachten ... da Sie von ihr vielleicht alles wissen, von der ich aber nicht mehr lassen kann, und darum muß ich jetzt die dreitausend ...“

„Lassen Sie das alles, Dmitrij Fedorowitsch!“ unterbrach ihn Frau Chochlakoff in entschiedenstem Tone, „lassen Sie das, und besonders die Frauen. Ihr Ziel – sind die Goldgruben, und Frauen dahin mitzunehmen, lohnt sich nicht. Später, wenn Sie zurückkehren, reich und berühmt, so finden Sie sicher eine Herzensfreundin in der höchsten Gesellschaft. Das wird dann schon ein Mädchen aus der neuen Generation sein, mit Kenntnissen und ohne Vorurteile. Bis zu der Zeit wird die Frauenfrage, von der jetzt alles spricht, schon gelöst sein, und eine neue Frau wird auferstehen ...“

„Gnädige Frau, das ist es ja nicht – nicht das ...“ Dmitrij Fedorowitsch legte fast schon flehend beide Hände zusammen.

„Gerade das, Dmitrij Fedorowitsch, gerade das, das haben Sie nötig, danach streben Sie, ohne es selbst zu wissen. Gegen die Frauenfrage habe ich nichts einzuwenden, ich bin sogar ganz dabei, Dmitrij Fedorowitsch. Die weibliche Ausbildung und die politische Rolle der Frauen in der Zukunft – sehen Sie, das ist mein Ideal. Ich selbst habe eine Tochter, und von der Seite kennt man mich noch wenig. Ich habe in der Angelegenheit dem Schriftsteller Schtschedrin geschrieben. Dieser Schriftsteller hat mich über die Bedeutung der Frau so aufgeklärt, daß ich ihm im vorigen Jahre einen anonymen Brief geschrieben habe, nur zwei Zeilen: ‚Ich umarme und küsse Sie, mein Schriftsteller, im Namen der zeitgenössischen Frau. Fahren Sie fort, so zu wirken.‘ Ich unterschrieb: ‚eine Mutter‘. Ich wollte zuerst ‚eine zeitgenössische Mutter‘ unterschreiben, doch dann entschloß ich mich, einfach ‚eine Mutter‘ zu schreiben; es lag mehr sittliche Schönheit darin. Und das Wort ‚zeitgenössisch‘ hätte ihn an die Revue ‚der Zeitgenosse‘ erinnern können – das aber ist für ihn in Anbetracht der heutigen Zensur eine unangenehme Erinnerung ... Ach, mein Gott, was haben Sie?“

„Gnädige Frau,“ rief Mitjä endlich und rang die Hände in stummer Verzweiflung, „Sie werden mich noch zum Weinen bringen, gnädige Frau, wenn Sie das, was Sie so großmütig versprochen haben, noch aufschieben ...“

„Weinen Sie nur, Dmitrij Fedorowitsch, weinen Sie nur! Das sind schöne Gefühle ... Ihnen steht ein so schwerer Weg bevor! Die Tränen werden Ihnen Erleichterung bringen, später, wenn Sie zurückkehren, werden Sie sich freuen. Sie müssen direkt aus Sibirien zu mir kommen, um sich mit mir zusammen zu freuen ...“

„Doch erlauben Sie auch mir,“ brüllte Mitjä auf ... „zum letzten Male flehe ich Sie an, sagen Sie mir, bitte, kann ich heute die versprochene Summe erhalten? Wenn nicht, wann kann ich dann kommen, um sie zu empfangen?“

„Welch eine Summe, Dmitrij Fedorowitsch?“

„Die versprochenen Dreitausend ... die Sie so großmütig waren ...“

„Dreitausend? Sie meinen – Rubel! O nein, ich habe keine dreitausend bei mir,“ erwiderte Frau Chochlakoff in ruhiger Verwunderung. Mitjä erstarrte ...

„Wie haben Sie denn ... soeben ... äußerten Sie ... Sie sagten sogar, daß sie schon so gut wie in meiner Tasche wären ...“

„O nein, Sie haben mich nicht recht verstanden, Dmitrij Fedorowitsch. Wenn das so ist, so haben Sie mich gar nicht verstanden. Ich sprach doch von den Goldgruben ... Es ist wahr, ich versprach Ihnen mehr, unendlich mehr als dreitausend, ich verstehe jetzt alles, aber ich meinte doch nur die Goldgruben.“

„Und das Geld? Die Dreitausend?“ rief Dmitrij Fedorowitsch ganz von Sinnen aus.

„Oh, wenn Sie darunter Geld verstanden haben, ich habe es nicht. Ich habe jetzt gar kein Geld, Dmitrij Fedorowitsch, ich streite soeben mit meinem Verwalter um Geld, und in diesen Tagen habe ich selbst von Miussoff fünfhundert Rubel geliehen. Nein, nein, Geld habe ich nicht bei mir. Und wissen Sie, Dmitrij Fedorowitsch, wenn ich es auch hätte, so würde ich es Ihnen doch nicht geben. Erstens borge ich nie Geld. Geld borgen, heißt sich Feinde machen. Und Ihnen hätte ich es unter keinen Umständen gegeben, aus Liebe zu Ihnen, um Sie zu retten, hätte ich Ihnen keines gegeben, denn Sie haben nur das eine nötig: die Goldgruben, die Goldgruben, die Goldgruben ...“

„Oh, daß doch der Teufel!“ brüllte Mitjä auf und schlug vor Wut aus aller Kraft mit der Faust auf den Tisch.

„Ach, ach mein Gott!“ schrie Frau Chochlakoff ängstlich auf und flog in die fernste Ecke des Empfangssalons.

Mitjä spuckte nur einmal wütend aus und eilte mit großen Schritten aus dem Zimmer, aus dem Hause, hinaus auf die Straße, in die Finsternis. Er ging wie ein Irrsinniger und schlug sich mit der Hand fortwährend auf die Brust, – auf dieselbe Stelle, auf die er sich vor zwei Tagen, als er spät abends in der Dunkelheit zu Aljoscha nochmals zurückgegangen war, bei seinen letzten Worten immer wieder geschlagen hatte. Was dieses Schlagen auf die Brust und gerade auf diese Stelle bedeutete, und was er damit sagen wollte, war vorläufig noch ein Geheimnis, das keine Menschenseele kannte, und das er damals nicht einmal Aljoscha verraten hatte. In diesem Geheimnis lag für ihn mehr als Schande: das war sein Untergang und sein Selbstmord – so hatte er es beschlossen –, wenn er nicht irgendwoher diese dreitausend Rubel erhielt, um sie Katerina Iwanowna abzugeben, und damit von seiner Brust, „von dieser Stelle auf der Brust“, die Schmach, die er auf ihr trug und die sein Gewissen bis zum Wahnsinn quälte, abwerfen konnte. (Es wird dem Leser späterhin erklärt werden, was das zu bedeuten hatte.) Jetzt aber, nachdem seine letzte Hoffnung untergegangen war, wankte dieser körperlich so starke Mann wie ein Wahnsinniger durch die Dunkelheit. Und noch war er nicht weit gegangen, als er plötzlich in Tränen ausbrach und wie ein kleines Kind schluchzte. Er ging weiter und wischte sich, ohne zu wissen, was er tat, mit der Hand die Tränen ab. So kam er auf den großen Platz, und plötzlich fühlte er, daß er mit dem ganzen Körper an etwas angeprallt war. Das schrille Geschrei eines alten Weibes, das er fast umgeworfen hatte, brachte ihn wieder zur Besinnung.

„Jesus Marie, kannst einen noch so totschlagen! Wo hast du deine Augen, Strolch!“

„Wie, sind Sie es?“ fragte Mitjä, der in ihr trotz der Dunkelheit die alte Dienstmagd Kusjma Ssamssonoffs zu erkennen glaubte.

„Und wer sind Sie denn, Väterchen?“ fragte die Alte sofort mit ganz veränderter Stimme. „Ich kann in dieser Dunkelheit nicht die Hand vor den Augen sehn.“

„Sie leben doch bei Kusjma Kusjmitsch, nicht wahr, Sie dienen doch bei ihm?“

„Jawohl, Väterchen, wollte soeben nur mal zu Prochorytsch bißchen hinübergehen ... Aber dich, Väterchen, kann ich ganz und gar nicht wiedererkennen.“

„Sagt mir doch, Mütterchen, ist Agrafena Alexandrowna augenblicklich noch bei ihm?“ fragte Mitjä bebend vor Erwartung. „Ich hatte sie zu ihm hin begleitet.“

„Jawohl, Väterchen, sie kam heute wieder mal zu ihm, saß ein Weilchen und ging dann wieder fort.“

„Wie? Sie ist fortgegangen?“ schrie Mitjä. „Wann ging sie fort?“

„Als sie gekommen war, sie saß nur ein Minutchen bei uns, erzählte dem alten Herrn ein Märchen, erheiterte ihn und ging dann wieder fort; hatte es sehr eilig.“

„Du lügst, verfluchtes Weib!“ brüllte Mitjä.

„Jesus Marie!“ stotterte die Alte erschrocken, doch von Mitjä war schon jede Spur verschwunden. Er lief bereits so schnell er nur konnte zu Gruschenka. (Das war kaum eine Viertelstunde nach ihrer Abfahrt.) Fenjä saß mit ihrer Großmutter, der Köchin Matrjona, in der Küche, als plötzlich der „Herr Hauptmann“ hereinstürzte. Als sie ihn erblickte, schrie sie auf vor Schreck.

„Du schreist also?“ brüllte Mitjä das entsetzte Mädchen an. „Wo ist sie?“ Doch noch bevor Fenjä eine Antwort finden konnte, stürzte er ihr plötzlich zu Füßen.

„Fenjä, um Christi unseres Herrn willen, sage, wo ist sie?“

„Väterchen, Erbarmung, ich weiß nichts, Täubchen Dmitrij Fedorowitsch, ich weiß gar nichts, schlagen Sie mich tot, ich weiß nichts ... Sie sind doch selbst zusammen mit ihr fortgegangen ...“

„Sie ist zurückgekommen! ...“

„Täubchen, ist nicht zurückgekommen, ich schwöre dir bei Gott, ist nicht zurückgekommen!“

„Du lügst,“ schrie Mitjä sie an, „schon aus deiner Angst kann ich schließen, wo sie ist! ...“

Er stürzte hinaus. Die erschrockene Fenjä war froh, daß sie so billig davongekommen war, begriff aber sehr gut, daß sie das nur seiner Eile zu danken hatte. Aber noch im Fortstürzen setzte er Fenjä und die alte Matrjona durch eine gar zu unbegreifliche Tat in Erstaunen. Auf dem Küchentisch stand nämlich ein Mörser mit einer messingnen kleinen, etwa nur zwanzig Zentimeter langen Mörserkeule. Mitjä, der mit der einen Hand schon die Tür geöffnet hatte, ergriff nun plötzlich diese Mörserkeule, steckte sie sich in die Seitentasche – und fort war er.

„Großer Gott, er will jemanden totschlagen!“ rief Fenjä erschrocken aus und schlug die Hände zusammen.

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