Anmerkungen

 

Fußnote 1 der Einleitung:

Es wird für die Leser dieses Buches von Interesse sein, daß während des Weltkrieges deutscher Forschung im fernen Asien eine nicht unwichtige Bereicherung unserer Kenntnis der Alexander-Zeit gelungen ist: Die Expedition Hentig, die 1915 in Afghanistan weilte, hat — wie kürzlich mitgeteilt wurde — die Lage der von Alexander in diesem Lande gegründeten Griechenstädte zum ersten Male einwandfrei festgestellt.

 

Zum ersten Buch

Anmerkung 1 zu Seite 70:

Über die makedonische Verfassung ist wenig bekannt. Außer den im Text angeführten Einzelheiten sind noch folgende Punkte bemerkenswert.

Wenn sich das makedonische Königshaus dorischen Ursprungs rühmt, so findet sich doch von dorischen Phylen im Volk und Adel des Landes keine Spur. Dagegen tritt die Teilung nach Landschaften merklich hervor. Das makedonische Königshaus ist, wie sich aus den S. 69 angeführten Worten des Aristoteles ergibt, nicht beschränkt wie in Sparta und Epeiros; es regiert βασιλικῶς, οὐ τυραννικῶς, Isokr. Phil. 175, wie denn Kallisthenes (bei Arr. IV, 11, 6) von den Königen sagt: οὐ βίᾳ, ἀλλὰ νόμῳ Μακεδόνων νων ἄρχοντες διετέλεσαν. Noch Polybios führt ein Beispiel an, wie frei sich die Makedonen ihren Königen gegenüber verhielten, und fügt hinzu (V. 27, 6): εἶχον γὰρ ἀεὶ τὴν τοιαύτην ἰσηγορίαν Μακεδόνες πρὸς τοὺς βασιλεῖς. Die Könige nahmen in die Zahl der Hetären auch Fremde auf (Arr. I, 15, 6) und Theopomp. Fr. 249 sagt von König Philipp II: οἱ ἑταῖροι αὐτοῦ ἐκ πολλῶν τόπων συνεῤῥυηκότες—οἱ μὲν γὰρ ἐξ αὐτῆς τῆς χώρας, οἱ δὲ ἐκ Θετταλίας, οἱ δὲ ἐκ τῆς ἄλλης Ἑλλάδος, οὐκ ἀριστίνδον ἐξειλεγμένοι. Nach demselben besaßen die 800 Hetären Philipps so viel Land wie 10 000 Hellenen; also Makedonien hatte noch große Güter in Menge, die es in der hellenischen Welt, wenigstens der innerhalb der Thermopylen, nicht mehr gab.

 

Anmerkung 2 zu Seite 81:

Olympias ist die Tochter des Neoptolemos, der schon in der Urkunde des attischen Seebundes von 377 mit seinem Vater Alketas genannt wird. Nach Alketas' Tod teilte Neoptolemos mit seinem Bruder Arybbas nach kurzer gemeinsamer Regierung das Königtum der Molosser, und als Neoptolemos starb, übernahm Arybbas die Vormundschaft für dessen Kinder Olympias und Alexandros. Olympias wurde 357 Philipps Gemahlin, bald war auch Alexandros am Hofe zu Pella. Schon 352 fand Philipp Anlaß zum Kriege gegen Arybbas; dann als Alexandros zwanzig Jahre alt war, veranlaßte er ihn, die Waffen gegen ihn zu erheben, während Arybbas nach Athen geflüchtet den Befehl an die attischen Strategen erwirkte, ihn und seine Kinder wieder in den Besitz der Herrschaft zu setzen. Damals eroberte Philipp auch die Städte in der Kassopia am ambrakischen Meerbusen und übergab sie dem Alexandros. Arybbas scheint bald gestorben zu sein; von seinen Söhnen Alketas und Aiakides ist die nächsten fünfzehn Jahre nicht die Rede. — Nach den »Gesch. des Hell.« II2 2, S. 354 gegebenen Nachweisen ist Alexander Olympias' Sohn 356 nach dem 24. September und vor Mitte Dezember geboren. Daß Philipp mit der Nachricht von dieser Geburt zugleich die von drei Siegen, dem in den Olympien, dem über die Dardaner und dem über Poteidaia, das sich ergeben mußte, erhalten, ist wenigstens in betreff des ersten sicher aus dem Stegreif erfunden, da die Olympien um den ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende, also spätestens Ende Juli gefeiert wurden. — Für die ehelichen Verhältnisse Philipps ist die einzig eingehende Angabe die des Satyros bei Athen. XII, 557; wenigstens ergibt sich aus dessen Worten, daß Olympias für seine rechte und eigentliche Gemahlin galt; von den anderen nennt Satyros vor ihr die Illyrierin Audata, die (Elymiotin) Phila, die beiden Thessalerinnen Nikasipolis und Philinna; er nennt nach ihr die »Thrakerin« Meda und des Artalos Nichte Kleopatra, beide mit der Bezeichnung ἐπεισήγαγε τῇ Ὀλυμπιάδι. Philinna, des Arrhidaios Mutter, galt nicht als rechtmäßige Gemahlin, auch wohl Nikasipolis nicht. Möglich, daß die beiden anderen vor 356 gestorben waren.

 

Anmerkung 3 zu Seite 101:

Das Fürstentum der Paionen in dieser Zeit ist nicht völlig sicher. Bezeugt ist der Bestand desselben in den ersten Jahren des König Philipps II. durch Diod. XVI, 22 und C. I. A. II, 66, Urkunde des Bündnisses der Athener mit Ketriporis dem Thraker und seinen Brüdern, Grabos dem Illyrier und Lykkeios dem Päonen (Lykpeios heißt er auf seinen Münzen, obschon auch solche mit ΛΥΚΚΕΙΟΥ vorzukommen scheinen); von diesen drei Fürsten sagt Diodor, daß Philipp sie besiegt habe καὶ ἠνάγκασε προςθέσθαι τοῖς Μακεδόσι. Ob das Fürstentum im päonischen Lande damit aufhörte oder weiter bestand, läßt sich nach den bis jetzt bekannten Materialien nicht entscheiden. Dann wird 310 wieder ein König der Päonen erwähnt (Diod. XX, 19), Audoleon, der Sohn des Patraos; von Audoleon gibt es Tetradrachmen mit Αὐδολέοντος βασιλέως ganz mit dem Gepräge der von Alexander und nach dessen Münzfuß; andere Münzen von ihm (ohne βασιλέως) sowie von seinem Vater folgen nicht dem makedonischen Münzfuß, ein sicherer Beweis für ihr loses Verhältnis zum Reich. Daß Audoleons Sohn, dem Lysimachos um 282 sein Fürstentum entriß, Ariston hieß wie der Führer der päonischen Reiter in Alexanders Heer, legt die Vermutung nahe, daß dieser zum Fürstenhause gehörte, das Fürstentum also wohl auch in Alexanders Zeit bestand (Arr. I, 5, 1). Doch hat H. Droysen darauf aufmerksam gemacht, daß auf den schönen Didrachmen des Patraos der von dem päonischen Reiter niedergestoßene Feind durch seinen Hut und Schild als Makedone bezeichnet ist.

 

Zum zweiten Buch

Anmerkung 4 zu Seite 135:

Das Heer Alexanders läßt sich nach seiner Zusammensetzung und der Truppenstärke der verschiedenen Waffen nur noch ungefähr bestimmen, worüber der Nachweis im Hermes XII, 266 ff. gegeben worden ist. In den überlieferten Bezeichnungen der Truppenteile vermischen sich drei Elemente:

Nach dem Gesichtspunkt der Nationalität hat die Armee: 1. Makedonen, die in der schweren Reiterei sowie im schweren Fußvolk nach Landschaften formiert sind. 2. Hellenen, teilweise gleichfalls nach Landschaften bezeichnet. 3. Barbaren: Thraker, Päonen, Agrianer, Odryser.

Nach dem Gesichtspunkt des Dienstverhältnisses enthält die Armee: 1. Untertanen des Königs, edel und unedel, die teils nach einer Art Lehnspflicht, teils, wie es scheint, als stehende Truppen, teils nach allgemeiner Wehrpflicht im Aufgebot dienen. 2. Bundesgenossen, die von verbündeten Städten und Fürsten vertragsmäßig als Kontingente gestellt werden. 3. Söldner, hellenische und nichthellenische, die sich durch den Werbevertrag verpflichten zu dienen. Aus unseren Materialien ist nicht zu erkennen, inwieweit die Thraker, Odryser, Päonen, Agrianer Söldner oder Bundesgenossen sind.

Nach dem Gesichtspunkt der Waffenart ergibt sich folgende Übersicht, deren Zahlenangaben im Hermes gerechtfertigt sind:

 
 

1. Kavallerie:

Schwere:

 

 

 

 

makedonische Ritterschaft der Hetairen
(die Ile 150-300 M. stark)

8 Ilen

1800 Mann

 

thessalische Ritterschaft

8 Ilen

1200 Mann

 

hellenische Bundesgenossen

8 Ilen

400 Mann

 

 

 

 

 

3400 Mann

Leichte:

 

 

 

 

makedonische Sarissophoren  }

Prodromoi

{  8 Ilen  }

1200 Mann

 

Päonen  }

{  8 Ilen  }

 

Odrysische Reiter

8 Ilen

600 Mann

 

 

 

 

 

1800 Mann

 

 

 

 

5200 Mann

 

 

 

 

 

2. Infanterie:

Hopliten:

 

 

 

 

makedonische Pezetairoi
(in jeder etwa 3 Lochen zu 500 M.)

6 Taxeis

9000 Mann

 

hellenische Bundesgenossen

6 Lochen

4000 Mann

 

hellenische Söldner

6 Lochen

6000 Mann

 

 

 

 

 

19000 Mann

Peltasten:

 

 

 

 

makedonische Hypaspisten (Hetairoi)

(5)   Taxeis

3000 Mann

 

hellenische Bundesgenossen

(5) Lochen

1000 Mann

 

hellenische Söldner

(5) Lochen

1000 Mann

 

thrakische Akontisten

(4)   Taxeis

4000 Mann

 

 

 

 

 

9000 Mann

Leichtbewaffnete:

 

 

 

 

makedonische Bogenschützen

 

500 Mann

 

kretische Bogenschützen

 

500 Mann

 

Agrianer Akontisten

 

1000 Mann

 

 

 

 

 

2000 Mann

 

 

 

 

30 000 Mann

 

 

 

 

35200 Mann

 
 

Außer den in obigem Verzeichnis angeführten Truppenteilen war in der Armee noch ein kleines Korps οἱ βασιλικοὶ παῖδες oder βασιλικοὶ σωματοφύλακες, die jungen Edelleute, unter Führung des Seleukos; sie bilden eine Abteilung in dem Korps der Hypaspisten.

Mit dem gleichen Namen σωματοφύλακες werden die Sieben genannt, welche gleichsam die Generaladjutanten des Königs sind und gelegentlich zur Führung von Phalangen, von kombinierten Truppen usw. verwendet werden.

Aus Arr. III, 19, 5 ergibt sich, daß die thessalischen Ritter als Bundesgenossen dienen, sie stehen unter einem makedonischen Hipparchen (zuerst Kalas, des Harpalos Sohn), wie die Reiterkontingente der hellenischen Staaten (unter Philippos, des Menelaos Sohn).

Daß die Kontingente der Bündner an Fußvolk unter einem makedonischen Strategen stehen (zuerst Antigonos), ebenso die hellenischen Söldner zu Fuß (unter Menandros), während Bündner wie Söldner in den Schlachten nicht als besondere Korps von Hopliten und Peltasten erscheinen, läßt auf die Art, wie die Phalanx formiert wird, schließen: nämlich so, daß soundso viele Lochen (Bundesgenossen wie Söldner) Schwerbewaffnete je einer der sechs makedonischen Taxeis zugeordnet und von deren Strategen kommandiert werden; wahrscheinlich ist ebenso mit den Peltasten der Kontingente und der Söldner verfahren worden.

 

Anmerkung 5 zu Seite 153:

Das Schlachtfeld am Granikos ist durch eine Skizze, die H. Kiepert 1842 an Ort und Stelle aufgenommen hat, sichergestellt. Er fand dicht unterhalb der Stelle, wo der Weg vom Hellespont nach Brussa den Bigha-Tschai (Granikos) überschreitet, dessen altes Bett an der Abendseite einer Bodenschwellung, die sich gegen sechs Kilometer nordostwärts hinzieht und mit einem Steilrand von 10-13 Meter gegen den alten Flußlauf, der zu einem Sumpfsee (Edje-Gö) geworden ist, abfällt.

Die Zeit der Schlacht ist nicht genau zu bestimmen; Plutarch nennt (Cam. 19) den Thargelion als den Monat der Schlacht; er erzählt (Alex. 16), dem Könige sei geraten worden, die Schlacht zu verschieben, da es gegen den makedonischen Brauch sei, im Monat Daisios zu schlagen (ἐξάγειν τὴν στρατιάν), worauf Alexander befohlen habe, den Monat als den zweiten Artemisios zu bezeichnen. Daß der Artemisios der makedonische Schlachtmonat gewesen sei, ist sonst nicht überliefert; und die Gleichsetzung des attischen Thargelion mit dem makedonischen Daisios kann nur sehr bedingterweise für zutreffend gelten.

 

Anmerkung 6 zu Seite 191:

Die Alex. I2, 1 S. 235 geäußerte Vermutung, daß auch ein Koinon der ionischen Städte begründet worden, ist bereits durch zwei Inschriften bestätigt. In der einen, der sehr umfangreichen Urkunde, in der der König Antigonos (also zwischen 306-301) den Synoikismos von Lebedos und Theos anordnet, wird u. a. die Art, wie von ihnen gemeinsam die Feier der Panionien beschickt werden soll, bestimmt (Le Bas-Waddington II Nr. 86). Die andere (Arch. Zeit. 1872 S. 188) ist aus Smyrna, und ihr Anfang lautet: ἔδοξεν Ἰώνων τῷ κοινῷ τῶν τρισκαίδεκα πόλεων, ἐπειδὴ Ἱππόστρατος Ἱπποδάμου Μιλήσιος φίλος ὢν τοῦ βασιλέως Λυσιμάχου καὶ στρατηγὸς ἐπὶ τῶν πόλεων τῶν Ἰάδων κατασταθεὶς usw. Damit erhält die Angabe Strabos XIV S. 644, daß auf dem Isthmos zwischen Erythrai und Teos dem Alexander ein Hain geweiht sei καὶ ἀγὼν ἀπὸ τοῦ κοινοῦ Ἰώνων Ἀλεξάνδρεια καταγγέλλεται συντελούμενος ἐνταῦθα ihre volle Bedeutung.

 

Anmerkung 7 zu Seite 207:

Das Schlachtfeld von Issos ist in neuerer Zeit von Favre und Mandrot besucht und genauer als früher gezeichnet worden. Die Zeit der Schlacht ist nach Arrian II, 11, 10 der Maimakterion des Archonten Nikostratos, also etwa November 333.

 

Anmerkung 8 zu Seite 242:

Über Alexanders Verhalten gegen Jerusalem und Samaria ist es bei dem gänzlichen Schweigen glaubwürdiger Schriftsteller unmöglich, Sicheres zu finden. Was im Text angegeben ist, findet sich im Josephus Ant. XI, 8, 2-7. Die talmudische Überlieferung (Derenbourg, Essai sur l'histoire et la géographie de la Palestine, Paris 1867, S. 71) nennt als den Hohenpriester dieses Vorganges den berühmten Simeon, den Gerechten, den Enkel des Jaddua; während die samaritanische Tradition denselben Vorgang von dem samaritanischen Hohenpriester Hiskiah erzählt. Nach Josephus ist Sanballat ein Kuthaier wie die Bevölkerung von Samaria, und er hat seine Tochter an Manasse, den Bruder des Jaddua, vermählt, der, eben dieser Ehe wegen von den Juden ausgetrieben, ihn veranlaßt, einen Tempel auf dem Berge Garizim zu errichten und ihn zum Hohenpriester desselben zu bestellen; Sanballat hat sich nach dem Siege von Issos den Makedonen zugewandt, ist, bevor Alexander nach Gaza gezogen, gestorben. Nach der talmudischen Tradition haben die Kuthaier von Samaria bei Alexander um die Erlaubnis gebeten, den Tempel in Jerusalem zu zerstören, worauf die Juden in jenem feierlichen Zuge vor ihm erschienen sind und die Erlaubnis erwirkt haben, ihrerseits den Tempel in Garizim zu zerstören. In der Tat ist dieser Tempel erst viel später, zur Zeit des Johannes Hyrkanos, zerstört worden. Nach Hekataios (Joseph. contra Apionem II, 4) hat Alexander τὴν Σαμαρεῖτιν χώραν tributfrei den Juden überlassen; vielleicht sind nur die drei Toparchien gemeint, von denen 1. Makk. 11, 28 u. 34 die Rede; aber danach mit Graetz (Geschichte der Israeliten 1876, S. 224) in dem Fragment des Hekataios zu emendieren, scheint zu gewagt. — Aus Arrian II, 13, 7 ergibt sich, daß, nachdem Parmenion Damaskos genommen, Menon des Kerdimmas Sohn zum Satrapen von Koilesyrien bestellt worden ist; sichtlich derselbe, der nach III, 6, 8 abgesetzt wird, weil er nicht die nötige Fürsorge für die Verpflegung des Heeres beim Marsch von Ägypten nach dem Euphrat gehabt hat. Nach Curtius (IV, 5, 9) hat Parmenion bei seinem Abmarsch aus Damaskos nach Dyros dem Andromachos den Befehl in Syrien übergeben; nach IV, 8, 9 erfährt Alexander bei seinem Abmarsch aus Ägypten, daß die Samaritaner Andromachos umgebracht haben; er straft sie und bestellt Menon zu dessen Nachfolger; eine Angabe, die dem Arrian gegenüber nicht bestehen kann. Nach Eusebius Chr. II, 114 ed. Schöne (zum Jahr 1680 a. A. d. i. Ol. 111, 1, bei Hier. zum Jahr 1685 a. A. d. i. Ol. 112, 1) hat Alexander bei diesem Anlaß die Makedonen in Samaria angesiedelt (τὴν Σαμάρειαν πόλιν ἑλὼν Μακεδόνας ἐν αὐτῇ κατῴκισε), nach S. 118 ist es geschehen, als Perdikkas Reichsverweser war: Samaritanorum urbem a Perdicca constructam, oder nach Petermann incolis frequentatam. Kurz die sämtlichen, auf Jerusalem und Samaria bezüglichen Angaben sind so widersprechend, daß man darauf verzichten muß, den pragmatischen Zusammenhang der Vorgänge daraus zu rekonstruieren.

 

Anmerkung 9 zu Seite 275:

Das Terrain des Schlachtfeldes von Gaugamela hat zuerst die von Felix Jones 1852 edierte Map of the country of Niniveh, dann 1876 Cernik in Petermanns Ergänzungsheft II, 75 gegeben, letzterer in den Wasserläufen in der Nähe von Kermelis von Jones mehrfach abweichend. Die Darstellung der Schlacht folgt der neueren Aufnahme. — Der gewöhnliche Weg der Karawanen geht von Erbil in ziemlich gerader Richtung westwärts über einen nicht hohen, aber an Defileen reichen Bergrücken Dehir Dagh zu dem breiten und wasserreichen Zâb (Zarb el Kebir), den man bei Eski Kelek überschreitet; dann wieder über einen steinigen Rücken Arka Dagh zu dem steinigen Bett des Ghasîr. Jenseits dieses Flusses, über den man bei Zara-Chatun geht, erreicht man nach kurzem Ansteigen eine breite, unabsehbare Ebene (Rich., Narrat. II, 23), die equitabilis et vasta planities bei Curt. IV, 9, 10. Zehn Kilometer von Zara-Chatun kommt man nach Kermelis (nach Petermann II, 323 »Kermelés, ein christliches Dorf«), an dem vorüber ein Bach, der vom Meklub-Dagh kommt, zum Tigris läuft. Dreizehn Kilometer weiter erreicht man das Dorf Abu Zuaga, das in einer flachen Senkung liegt, durch welche ein Bach südwarts fließt, um sich mit dem von Kermelis zu vereinigen. Halbwegs zwischen beiden Dörfern liegt ein wenig nordwärts zur Seite Börtela (nach Petermann Bértilli, gewöhnlich Bártoli genannt) auf einer von den Bergen im Norden (Meklub-Dagh) vorspringenden Terrainschwellung. Petermanns Weg war von Ghasîr aus etwas nördlicher, zwischen Kermelês links und Derdschille (Terdjila) rechts über Dschakülle (Schaakuli) bei Bertilli (Börtela), das links blieb und bei Châsne tepe (Hazna) vorüber nach Mosul. — Von Erbil führt ein anderer, bequemerer aber etwas weiterer Weg an dem Wasser von Erbil am Südabhang des Dehir Dagh zur Mündung des Ghasîr in den Zâb (Lykos) bei Wardak und dann zum Plateau bei Kermelis hinauf, das 20-30 Meter höher ist als der Zâb bei Wardak. — Das sind die Hauptpunkte des Schlachtfeldes. Da nach Arr. III, 8, 7 und VI, 11, 5 Dareios bei Gaugamela am Bumodos lagerte, der nach der höchsten Angabe 600, nach der geringsten Angabe 500 Stadien von Arbela entfernt ist (Arr, III, 15, 5), so kann nicht der Ghasîr der Bumodos sein, da der Weg von Erbil über Eski-Kelek nach Zara-Chatun nach Niebuhr und Kinneir (Persia, S. 152) nur 6 Meilen, also 240 Stadien beträgt. Nimmt man Kermelis für Gaugamela und den Bach dort für den Bumodos, so bekommt man, wenn Dareios über Wardak nach Kermelis marschiert ist, reichlich 9 Meilen, mit 1/6 für Umwege gerechnet 420-440 Stadien. Wenn Curtius (IV, 9, 8) die Perser vom Lykos zum Bumodos 80 Stadien marschieren läßt, so paßt dies auf keine Stelle zwischen Zâb und Ghasîr, wohl aber auf die Entfernung von Wardak bis zum Wasser von Kermelis. Dareios kann sich unmöglich an dem eingesenkten und steinigen Flußtal des Ghasîr aufgestellt haben, und Gaugamela lag nach Arr. III, 8, 7 ἐν χώρῳ ὁμαλῷ πάντῇ.

 

Anmerkung 10 zu Seite 283:

Die Angaben über die Ergänzung des Heeres an dieser Stelle wie während der ganzen Kriegszeit sind nicht derart, daß man Sicheres daraus kombinieren könnte. In betreff der in Susa eintreffenden begnügt sich Arrian (III, 16, 10) mit dem summarischen Ausdruck: Ἀμύντας ὁ Ἀνδρομάχου σὺν δυνάμει ἀφίκετο. Nach Diod. XVII, 65 und Curt. V, 1, 40 waren es 6000 Mann Fußvolk und 500 Reiter Makedonen, 600 thrakische Reiter, 3500 Mann thrakisches Fußvolk (Τραλλεεῖς bei Diod.), aus dem Peloponnes 4000 Söldner zu Fuß und fast 1000 (bei Curt. 380) Reiter, außerdem 50 junge makedonische Edelleute πρὸς τὴν σωματοφυλακίαν. — Aus Arrians Ausdruck (III, 16, 11) τοὺς πεζοὺς δὲ προσέθηκε ταῖς τάξεσι … κατὰ ἔθνη ἑκάστους συντάξας darf man schließen, daß nicht neue, schon formierte Truppenkörper (τάξεις usw.) aus der Heimat nachrückten, sondern Ersatzmannschaften, die bei denjenigen mobilen Truppen, aus deren Kantons sie ausgehoben waren, eingestellt wurden, daß also in der Heimat die τάξεις der und der Kantone zurückgeblieben waren, die dort ebenso κατὰ ἔθνη ergänzt wurden wie die mobilen sechs Taxeis (der Elymiotis, der Tymphaia usw.), acht Ilen (von Amphipolis, Bottiaia usw.). Ob später (für den indischen Feldzug) von den in der Heimat zurückgebliebenen Taxeis einige mobil gemacht und nachmarschiert sind, ist nicht mehr zu erkennen.

 

Anmerkung 11 zu Seite 315:

Die Inschrift von 330, auf welche der Text sich bezieht, steht jetzt C. I. A. II, 175b; die Überschrift lautet: Ῥηβούλας, Σεύθου υἱός, Κότυος ἀδελφὸς ἀνγελ… was vielleicht Ἀνγελη[λθεν sein soll, wenigstens scheint die Ergänzung ἄνγελος nicht einmal zu dem Relief, das darüber steht, zu passen. Es ist natürlich nur eine Vermutung, aber eine naheliegende, daß dieser Rhebulas dem thrakischen Fürstenhause angehört, und daß der hier als sein Vater genannte Seuthes derselbe ist, von dem Curtius (X, 1, 43) angibt: Seuthes Odrysas populares suos ad defectionem compulerat. Der Name Seuthes wiederholt sich in dem odrysischen Fürstenhause. Kotys, der von 380-357 das Fürstentum hatte, war Sohn des Königs Seuthes, der aus Alkibiades' letzten Jahren bekannt ist. Nach Kotys' Tode teilten seine drei Söhne das Reich. Kersobleptes erhielt wohl das eigentliche Reich am Hebros, und Kardia stand um 353 unter seinem Einfluß; dort stieß an sein Gebiet das seines Bruders Amadokos, das westwärts bis Maroneia reichte (Dem. Arist. 183). Dem dritten Bruder Barisades war, so scheint es, das Gebiet von Maroneia ostwärts über den goldreichen Pangaion bis an die alte makedonische Grenze zugefallen; er war bald (schon 357) gestorben und Kersobleptes bekriegte seine Söhne und Amadokos. Es ist wahrscheinlich, daß die erwähnten »Ketriporis und seine Brüder« eben diese Söhne des Barisades sind (Dittenberger, Hermes XIV, S. 299). Der König Seuthes, der sich 322 gegen Lysimachos erhob (Diod. XVIII, 14), ist wohl unzweifelhaft derselbe, den die Inschrift von 330 nennt; und wenn der eine seiner Söhne den Namen Kotys führte, so liegt die Vermutung nahe, daß es eben die alte odrysische Königsfamilie war, der sie angehörten, daß also Kersobleptes seines Großvaters Namen dem Sohn, seines Vaters Namen dem Enkel gab; nicht minder nahe die Vermutung, daß Sitalkes, der in Alexanders Heer die 5000 thrakischen Akontisten führte, aus demselben Hause und vielleicht Kersobleptes' ältester Sohn war.

 

Zum dritten Buch

Anmerkung 12 zu Seite 355:

Daß Alexander die Hyparchen des baktrischen Landes zu einem Syllogos beruft, gibt einen Einblick in die persischen Verfassungsverhältnisse. Die Erklärung des Wortes σύλλογος gibt Xenophon (Oec. IV, 6 und Cyr. VI, 2, 11); es ist die jährliche Musterung der μισθοφόρων καὶ τῶν ἄλλων οἷς ὡπλίσθαι προστέτακται mit Ausschluß der Besatzungen in den Akropolen. Der σύλλογος für Kleinasien war bei Kastelos (Xen. An. I, 1, 2), und Bessos wird demnächst nach Ekbatana geführt ὡς ἐκεὶ ἐν τῷ Μήδων τε καὶ Περσῶν συλλόγῳ ἀποθανούμενος Arr. IV, 7, 3, Ekbatana (Ha-gma-tâna) ist nach Spiegel (Die Keilinschriften, S. 195 u. 221) wörtlich Zusammen-kunfts-ort. Ein solcher Syllogos war es, in dem die Perser vor der Schlacht am Granikos berieten (Arr. I, 12, 10). Bemerkenswert ist, daß Dareios I. in der Inschrift von Behistan II, 13 angibt, er habe Fravartes den Meder, der sich in Medien empört, in der Gegend von Ragâ besiegt: »Fravartes wurde ergriffen und zu mir geführt, ich schnitt ihm Nase, Ohren und Zunge ab, ich führte sein … an meinem Hof (wörtlich Pforte oder Tür) wurde er gefesselt gehalten, alles Volk sah ihn, dann ließ ich ihn in Hangmatana kreuzigen.« Ein anderer Empörer in Persien (III, 5) wird mit seinen Anhängern in einer Stadt Persiens gekreuzigt; einen dritten aus der Landschaft Açagarta (Sagartien, II, 14) besiegt der gegen ihn Gesandte: »und führte ihn her zu mir, drauf schnitt ich ihm die Nase und die Ohren ab und führte sein … an meinem Hof wurde er gefesselt gehalten, alle Leute sahen ihn, dann kreuzigte ich ihn in Abira.« In Arbela ist also wohl der σύλλογος für Sagartien oder vielleicht ganz Assyrien. — Was sich Arrian unter dem Wort Hyparch denkt, das er in diesen baktrischen Vorgängen mehrfach braucht, ergibt sich aus IV, 21, 1, wo Chorienes der Herr einer Felsenburg genannt wird καὶ ἄλλοι τῶν ὑπάρχων οὐκ ὀλίγοι und IV, 21, 9, wo Alexander dem Chorienes seine Burg zurückgibt καὶ ὕπάρχος εἶναι ὅσωνπερ καὶ πρότερος.

 

Anmerkung 13 zu Seite 397:

Die Stärke des Heeres beim Beginn der Fahrt den Indus hinab gibt Arrian (Ind. 19) an. — Arrian nennt Reiter aus Arachosien und den Paropamisaden (V, 12, 7), baktrische, sogdianische, skythische Reiter, Daer als Bogenschützen zu Pferd. Im indischen Feldzuge kommen folgende Taxeis mit Namen vor: einmal die alten, Koinos (IV, 25, 6), Polysperchon (IV, 25, 6), Meleagros (IV, 22, 7); die des Krateros wird zuletzt in der letzten baktrischen Expedition (IV, 22, 1) genannt und ist entweder in Baktrien geblieben oder infolge einer höheren Stellung, die Krateros erhielt, an einen anderen Strategen gegeben; sodann die schon im baktrischen Feldzuge genannten: Philotas (IV, 24, 1), Alketas (IV, 22, 7), Attalos (IV, 24, 1), Gorgias (IV, 22, 7), Kleitos (IV, 22, 7 wohl der weiße Kleitos), Balakros (IV, 24, 10); endlich noch Philippos (IV, 24, 10), Peithon (IV, 6, 1), Antigenes (V, 16, 3; VI, 17, 3). Da Antigenes in der Diadochenzeit wiederholt als Führer der Hypaspisten genannt wird, so ergibt sich aus V, 16, 3: τῶν πεζῶν τὴν φάλαγγα Σελεύκῳ καὶ Ἀντιγένει καὶ Ταύρωνι, daß die Taxis des Antigenes nicht schweres Fußvolk, keine sogenannte Phalanx war. Philippos, des Machatas Sohn, ist bereits vor der Schlacht am Hydaspes zum Satrapen in Indien bestellt, und wenn derselbe Philippos der Strateg jener Taxis war, so hat sie dann wohl einen anderen Strategen erhalten; vielleicht Peithon des Krateuas Sohn (VI, 6, 1: τῶν πεζεταίρων πολουμένων τὴν Πείθωνος τάξιν). — Die Formation der makedonischen Ritterschaften der Hetären hat sich seit 330 mehr und mehr erweitert; nach Arrian (VI, 22, 7) zählt das Heer außer dem Agema der Ritterschaft acht Hipparchien, von deren Führern fünf gelegentlich genannt werden: Hephaistion, Perdikkas, Demetrios (V, 12, 2), Kleitos (VI, 6, 4), Krateros (V, 11, 3). Das Agema führt Koinos (V, 16, 3). Die Stärke dieser Hyparchien läßt sich aus der Schlacht am Hydaspes so weit bestimmen, daß deren vier mit den sogdischen, baktrischen, skythischen Reitern und den 1000 dahischen Bogenschützen zu Pferd (Arr. V, 16, 4) 5000 waren (V, 14, 1). Wenn in dieser Schlacht von den Hetären 20, von den Barbaren 200 gefallen sind (Arr. V, 18, 4), so gibt das natürlich kein Maß für die Stärke des einen und anderen Korps.

 

Anmerkung 14 zu Seite 400:

Der Feldzug Alexanders in dem Gebirgslande auf der linken Seite des Kabulflusses ist bei der unzulänglichen Kunde von diesen Gebieten noch nicht hinlänglich aufzuklären, namentlich hat man für die Ansetzung der im Lauf desselben erwähnten Städte und Festen keinerlei Anhalt. Nur eine Stelle ist durch General Cunningham mit Sicherheit festgestellt, die der Feste Aornos, der Tafelberg von Rani-gat, und nach der Schilderung, die Dr. Bellew von den Trümmern auf diesem »Königstein« gibt, darf man in ihnen wohl einen Neubau hellenistischer Architektur erkennen. — [14A] Es wird nicht überliefert, liegt aber wohl in der Natur der Sache, daß das Vorgehen Alexanders in zwei Kolonnen im Norden und Süden des Kophen den im Text angedeuteten Zweck hatte. Die Kurumpässe im Süden des Sefid-Kuh ließ der König unberücksichtigt, da sie seine Bewegung exzentrisch gemacht haben würden. Anders motiviert Strabo (XV, S. 697) Alexanders Operationen: »Er hatte in Erfahrung gebracht, daß die Gegenden im Norden und in den Bergen fruchtbar und wohl bevölkert seien, die südlichen dagegen ganz wasserlos oder, wo Ströme flössen, von glühender Hitze und mehr für Tiere als für Menschen passend; deshalb und weil er die Flüsse, ihren Quellen näher, leichter passieren zu können meinte, ging er die nördlichsten Wege.«

 

Anmerkung 15 zu Seite 438:

Dieser Sopeithes, Fürst im Lande der Kathaier, wird in dem Açvapati König der Kekaya wieder erkannt, der schon im Çatap. Br., dann auch im Ramâyana vorkommt, nicht ohne Erwähnung seiner vortrefflichen Hunde, der Tigerhunde bei Diod. XVII, 92, der nobiles ad venandum canes, wie sie Curt. IX, 1, 24 eingehend beschreibt. Jetzt ist von diesem Fürsten eine Silberdrachme bekannt, die auf der Vorderseite den behelmten Kopf des Königs Seleukos I. hat, auf der Rückseite einen Hahn, daneben einen Hermesstab und die Beischrift ΣΩΦΥΤΟΥ (S. v. Sallet, Die Nachfolger Alexanders in Baktrien und Indien, S. 87).

 

Zum vierten Buch

Anmerkung 16 zu Seite 495:

Die Chronologie der Fahrt Nearchs ist dadurch unsicher, daß bei Arrian (Ind. 21) ein falscher Archont genannt und zugleich neben dem attischen Monatstage (20. Boedromion) nicht das entsprechende makedonische Datum, sondern nur das Jahr (11. Jahr Alexanders) angegeben ist. Aber die Angabe, daß Nearch am 20. Boedromion vom Indus abgefahren ist, gewährt ein relativ sicheres Datum; es ist, wenn man Idelers Berechnung des metonischen Zyklus für die Ansetzung der entsprechenden julianischen Daten in konventioneller Weise gelten läßt, der 21. September; die Fahrt vom Indus bis Harmozia ist ziemlich überzeugend auf 80 Tage berechnet worden und danach die Daten S. 495 angesetzt.

 

Anmerkung 17 zu Seite 515:

In der neuen Organisation der Ritterschaft der Hetairen fällt die Angabe, daß eine fünfte Hipparchie gebildet worden sei, da es während des indischen Feldzugs, wie aus Arrian (IV, 22, 7; 23, 1; 24, 1) geschlossen werden darf, deren, das Agema ungerechnet, acht gab. Ob der Zug durch die Wüste so große Verluste gebracht hatte, daß die Reste der Hetairen zu vier schwachen Hipparchien zusammengezogen waren, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls war der Zweck der neuen Formation zugleich, wie Arrian (VII, 29, 4) angibt, die alten persischen ὁμότιμοι in das Korps der Hetären einzureihen, wie nicht minder die μηλοφόροι in die Taxeis. Anderer Art sind die 30 000 Perser (wohl überhaupt Asiaten), die nach makedonischer Art bewaffnet und eingeübt von den Satrapen nach Babylon geführt wurden, und die Arrian »Epigonen« nennt. Diese sind es, die Alexander auf Anlaß der Meuterei in Opis in makedonischer Weise als Hetären, Hypaspisten, Pezetären usw. formiert und an die Stelle der Makedonen treten läßt (Arr. VII, 11, 1).

 

Anmerkung 18 zu Seite 531:

Über die Wirkungen des Dekrets, das den Verbannten die Rückkehr in ihre Heimat gestattete, geben die Inschriften mehrerer Städte Andeutungen. Zwei derselben sind Hellen. II2 2, S. 361, 363 wiederabgedruckt worden. Von besonderem Interesse ist die von Conze in Mytilene gefundene und in seiner Reise nach Lesbos Taf. VIII, 2 mitgeteilte, die sich nach Blaß im Hermes XIII, S. 384 als zu C. I. Gr. II, 2166 gehörig erweist und dieselbe ergänzt. Der in den samischen Inschriften erwähnte Gorgos von Jasos, der sich, wie sie bezeugen, insbesondere bei Alexander darum bemüht hatte, daß die seit dreißig und mehr Jahren von attischen Kleruchen besetzte Insel den vertriebenen Samiern zurückgegeben werde, ist der Waffenmeister und Metalleut Alexanders, von dem Strabo eine Schrift über die Salz- und Bergwerke im Lande des Fürsten Sopeithes kannte. Es mag gestattet sein, hier die Berichtigung eines Irrtums hinzuzufügen, der in der Korrektur der letzten Ausgabe übersehen worden ist; Samos gehörte nicht, wie es S. 23 heißt, zum zweiten attischen Seebund in der Zeit, da die Athener die Samier austrieben und die Insel an attische Kleruchen verteilten.

 

Anmerkung 19 zu Seite 566:

Mag die Gesandtschaft der Römer an Alexander in den späteren Alexandergeschichten des Aristos und Asklepiades (Arr. VII, 15, 5) ausgeschmückt worden sein, daß Kleitarchos (Fragm. 23) nach dem Zeugnis des Plinius (H. N. III § 57) sie erwähnt hat, ist für diesen Fall ein ziemlich glaubwürdiges Zeugnis; denn Kleitarch schrieb zu einer Zeit, wo der Name der Römer noch nicht eben Großes bedeutete. Aristoteles nennt — abgesehen von einer kurzen Notiz über Sommerpflanzen (de plant. 1. 7, p. 821b) Rom nur in einem Fragment bei Plut. Cam. 22, und Plutarch berichtigt ihn: Ἀριστοτέλης δὲ τὸ μὲν ἁλῶναι τὴν πόλιν ὑπὸ Κελτῶν ἀκριβῶς δῆλός ἐστιν ἀκηκοώς, τὸν δὲ σώσαντα Λεύκιον εἶναι φησιν — ἦν δὲ Μάρκος, οὐ Λεύκιος, ὁ Κάμιλλος was verständigerweise nichts anderes heißen kann, als daß Aristoteles dem Retter Roms einen falschen Vornamen gegeben habe. Plinius (H. N. III, § 57) sagt: Theophratus — primus externorum aliqua de Romanis diligentius scripsit, nam Theopompus, ante quem nemo mentionem habuit, urbem dumtaxat a Gallis captam dicit, Clitarchus ab eo proximus legationem tantum ad Alexandrum missam; von dem angeblichen Brande Roms wissen diese ältesten Zeugen nichts. Wenn Liv. IX, 18 sagt: Alexandrum ne fama quidem illis notum fuisse arbitror, so beweist das ebensowenig wie das Schweigen der römischen Annalisten über eine solche Sendung (οὔτε τις Ῥωμαίων ὑπὲρ τῆς πρεσβείας ταύτης μνήμην ἐπουήσατό τινα, Arr. VII, 15, 6). Wenigstens das interdictum mari Antiati populo est in den Friedensbedingungen von 338 v. Chr. Liv. VIII, 14 (wesentlich abweichend von den Bedingungen desselben Friedens, die Liv. VIII, 11 zu lesen sind) beweist wohl nicht, daß der Name antiatischer Piraten fortan von den Meeren verschwunden ist. Denn Livius' Ausdruck: Antium nova colonia missa … navis inde longae abactae, interdictum mari Antiati populo est et civitas data, bietet, wie von Zöller und anderen nachgewiesen, Konfusion in Menge: wenn sich zwanzig Jahre später die Antiaten in Rom beschwerten, daß sie sine legibus und sine magistratibus seien (Liv. IX, 20), so zeigt das deutlich, daß nicht den Antiaten insgemein die civitas, noch das Recht, sich als Kolonisten einzuschreiben, gegeben ist, daß vielmehr zwischen der dahin deduzierten römischen Kolonie und dem populus weder ein gemeinsames Recht, noch eine gemeinsame Behörde bestand.

 

Anmerkung 20 zu Seite 574:

Mit guten Gründen ist neuerer Zeit wahrscheinlich gemacht worden, daß Diodors Schilderung von Babylon (II, 7 ff.) aus Kleitarchos stammt. Daß die Stadt mit ihren Bauwerken, daß das Kanalsystem und die Wasserbauten am Euphrat bis Sippara und weiter hinauf, zu Alexanders Zeit im wesentlichen noch erhalten waren, wird man kaum bezweifeln dürfen. Seit Nebukadnezar hatte man die vier großen Kanäle, die zwischen Sippara und Babylon zum Tigris hinüber führen, das große Bassin bei Sippara auf dem linken Ufer des Euphrat zur Regulierung der Überschwemmungen des Stromes, die beiden großen Kanäle auf der rechten Seite des Euphrat, den Naarsanes, der oberhalb, den Pallakopas, der 800 Stadien unterhalb Babylon abgeleitet war. Daß Penteren und Tetreren von Thapsakos herab auf dem Euphrat nach Babylon geführt werden konnten, sowie die Fahrt des Nearchos mit der Flotte den Euphrat aufwärts bis Babylon und die Fahrt von Trieren aus dem Euphrat (auf dem Königskanal) nach dem Tigris zeigt, daß das große Kanalisationssystem, auf dem der Handel, die Fruchtbarkeit, zum großen Teil die Bewohnbarkeit des babylonischen Landes beruhte, noch keineswegs verkommen war. In diesem Zusammenhang gewinnen die Anlagen, die Alexander hinzufügte, ihre Bedeutung. Er befahl die Aushebung eines zweiten großen Bassins in der Nähe von Babylon mit Schiffshäusern für tausend große Schiffe (Arr. VII, 19, 4); er veranlaßte die Umlegung der Stelle, wo der Pallakopas aus dem Strom abgeleitet war, denn die bisherige Stelle, wo die Ufer niedrig und sumpfig waren, gewährte nicht hinlängliche Schließung und setzte bei hohem Wasser das niedrige Land dahinter weiten Überflutungen aus; Alexander fand eine Meile weiter auf der rechten Seite des Stromes eine Stelle, die geeignet war ὑπὸ στεῤῥότητος τῆς γῆς das Wasser sicher zu hemmen. Solches Ufer »hoch und lehmig« sah Petermann aus seiner Fahrt von Babylon nach Suq-esch-Schiuch bei Samwat, einer Stelle, die auch sonst bemerkenswert genug ist und die Anlage einer Alexandreia, wie sie der König dort gründete (VII, 21, 7), wohl rechtfertigt.

 

Anmerkung 21 zu Seite 582:

Der Todestag Alexanders ist nach der völlig zuverlässigen Angabe der Ephemeriden der 28., nach Aristobulos der 30. Daisios. Welcher julianische Tag des Jahres 323 diesem Datum entspricht, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Wenn Justin (XII, 16, 1) sagt: decessit Alexander mense Junio annos tres et XXX natus, so ist diese für uns älteste Reduktion derart, daß sie nach den sonstigen Kombinationen, die Alex. II. 2, S. 343 dargelegt sind, wohl richtig sein kann; wenigstens hat Jeep so den Text gegeben; hat wirklich, wie neuerdings versichert worden, die handschriftliche Überlieferung mense uno, so ist schwer zu sagen, was das heißen könnte.

 

 

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