4. Goethe an Kestner.

(v. 6. Sept. 1772.)

Ich habe gestern den ganzen Nachmittag gemurrt dass Lotte nicht nach Atspach gangen ist, und heute früh hab ichs fortgesetzt. Der Morgen ist so herrlich und meine Seele so ruhig, daß ich nicht in der Stadt bleiben kann, ich will nach Garbenheim gehn. Lotte sagte gestern, sie wollte heut etwas weiter als gewöhnlich spazieren — Nicht dass ich euch draußen erwarte, — aber wünsche? Von ganzem Herzen und hoffe — zwar etwas weniger, doch just so viel dass es die Ungewissheit des Wunsches so halb und halb balanzirt. In der Ungewissheit denn will ich meinen Tag zubringen, und hoffen und hoffen. Und wenn ich den Abend allein hereingehn muß — so wissen Sie wies einem Weisen geziemt — und wie weise ich binn.

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