50. Goethe an Kestner.

acc. W. 6. Febr. 73.

Nichts denn gute Nachrichten lieber Kestner. Eure Perrücken sind halsstarrige Köpfe, biss ihnen das Wasser übern Kopf geht. Nun denn zu wisitirt, und predige denen Herren ihr guter Geist fleissig über Pred. Sal. C. 7. v. 17.[20] Da wird alles wohl seyn: Nun richtet euch ein Kestner. Zur Hochzeit komm ich nicht, aber nachher solls Leben angehn. Dass Kielmansegge so glücklich war ist mir von Herzen lieb, und allen die ihn kennen durch mich, glückwünscht ihm von meinetwegen.

Mit eurem Brief erhielt ich von Mercken dass er kommt. heute Freytags früh wird er anlangen, und Leuschenring mit, und über das alles Schlittschuh Bahn herrlich, wo ich die Sonne gestern herauf und hinab mit Kreistänzen geehret habe. Und noch andere Süjets der Freude die ich nicht sagen kann. Darüber lasst euch wohl seyn, dass ich fast so glücklich binn als Leute die sich lieben wie ihr, dass eben so viel Hoffnung in mir ist als in liebenden, dass ich sogar Zeither einige Gedichte gefühlt und was mehr ist dergleichen. Es grüsst euch meine Schwester, es grüsen euch meine Mädgen es grüsen euch meine Götter. Namentlich der schöne Paris hier zur rechten, die goldne Venus dort und der Bote Merkurius, der Freude hat an den schnellen, und mir gestern unter die Füse band seine göttliche Solen die schönen, goldnen, die ihn tragen über das unfruchtbaare Meer und die unendliche Erde, mit dem Hauche des Windes. Und so seegnen euch die lieben Dinger im Himmel.

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