8. Goethe an Kestner.

(Aus Frankfurt.)

Für alle das gute seegne euch Gott, und tausendfache Freude für die Errinnerung meiner. Grüsst mir die lieben Mädchen.

Ich kam gestern mit Schweizern zusammen und spottete seines Wetzlarer Wesens. Wo habt Ihr euch denn hingehalten? — Ins teutsche Haus, sagt ich. — Doch nicht zu Brands, sagt er. — Freylich zu Brands, sagt ich. — Warum denn nicht? — Ihr kennt also auch Amtmanns? — Ja wohl. — Die Lotte ist ein sehr angenehmes Mädgen. — Sie geht so mit sagt ich &c. &c.

Das war trostreich und mir doch lieb. Wenn ich nur von ihr reden kann wenns auch das Gegentheil ist was ich denke.

Nach Coblenz hab ich keine Bekanntschafft. Und hüben im Thal wisst Ihr wies ist.

Ich bedaure euren braven Kerl. Erkundigt Euch ia, ists halbweg nicht iust so rettet den armen Jungen. Ein Mädgen hat nicht so schweer auf die Art an einem Kind als ein ehrlicher Kerl an einem Weib. Adieu.

Share on Twitter Share on Facebook