Ew. Wohlgebornen
danke vielmals für die überschickte Antigone.[237] Sie hat mir bey einem flüchtigen Durchlesen gar wohl gefallen und dem ersten Anblick nach sollte ich glauben sie müßte ausführbar seyn. Ich werde sie in ruhigen Stunden mit dem Original vergleichen, damit ich einsehe, wie Sie verfahren sind.
In dem Vertrauen das ich zu Ihnen hege kann ich indessen nicht verbergen, daß unser Theater in einer Crise steht, bey welcher ich noch nicht übersehen kann, ob ich die Direction, die ich für den Augenblick niedergelegt, wieder aufzunehmen werde im Fall seyn, deswegen ich mir das Nähere jenes Stück betreffend vorbehalten muß.
Nun aber eine Bitte. Ich bin Herrn Dr. Kappe[238] soviel Dank schuldig, daß ich ihm wenigstens etwas Gefälliges erzeigen sollte. Mein Gedanke ist, ihm ein Velin Exemplar meiner Werke anzubieten. Wenn Sie erlaubten so würde ich es wohlgepackt an Sie addressiren; es ist nur broschirt, ich wünschte aber daß es in Leipzig durch Ew. W. Vorsorge geschmackvoll gebunden würde. Was würde man für 12 Bände zu bezahlen haben? Ich würde das Geld gleich beyliegen. Mit Bitte um baldige Antwort empfehle ich mich bestens
Weimar
den 8 December 1808.
Goethe
[237] Rochlitz: Antigone, Tragödie nach Sophokles in drei Abtheilungen; in der Auswahl Th. II.
[238] Dr. Kapp, Goethes Tischgenoß auf der Universität (s. S. 23), früher Arzt in Leipzig, später in Dresden, welcher ihn in Karlsbad behandelte. Briefw. m. Zelter I. S. 266. Vgl. XIII. XIV. XV. XXI. Werke XXVII. S. 240. 299.