XXIV.

Da mich das herannahende Frühjahr wahrscheinlich bald von Weimar weg und nach Böhmen locken wird, so will ich nicht versäumen Ew. Wohlgeb. nochmals zu schreiben, und mich Ihrem Andenken bestens zu empfehlen.

Das mitgetheilte Blatt über meine Farbenlehre folgt hierbey mit vielem Dank zurück, nur Schade, daß es nicht mehrere waren. Gerade diese Art von unschuldigen augenblicklichen Äußerungen sind mir unendlich werth und besonders hier, wo ich mit Vergnügen sehe, wie eine Sache, mit der ich mich so viele Jahre beschäftiget, auch in dem Gemüthe eines Freundes aufgeht, und sich dasselbe nach und nach zu gewinnen weiß.

Diesen Winter hat mich das Theater sehr von anderen Thätigkeiten abgezogen, ich muß erwarten, ob die Carlsbader Einsamkeit, die ich wenigstens im Monath May hoffen darf, mir Raum giebt, etwas für Poesie, Wissenschaft, oder was es sonst wäre, zu thun.

Leben Sie unterdessen recht wohl, und lassen Sie Sich in litterairischen Dingen nichts anfechten; wir haben unsere Kräfte zu nothwendigerem Gebrauch jetzt aufzusparen.

Das Gemäldeverzeichniß habe ich höheren Orts mitgetheilt, und bin nicht ganz ohne Hoffnung einiges Erfolgs, leider genießt man jetzt kaum, was man besitzt, wie sollte man noch mehr zu besitzen wünschen! Sollte sich die Aussicht nach Norden wieder erheitern, so wäre vielleicht dort etwas zu thun.

Mit den besten Wünschen mich zu freundschaftlichem Andencken empfehlend

W. d. 7 Apr.
1812.

Goethe

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