XXVII.

Ew. Wohlgeboren

danke verbindlichst für den übersendeten Catalog, und bitte mir die Erlaubniß aus, gegen Michael dieselben mit einigen Aufträgen beschweren zu dürfen.

Bey Gemälden, noch mehr aber bey Zeichnungen, kommt alles auf die Originalität an. Ich verstehe hier unter Originalität, nicht, daß das Werk gerade von dem Meister sey, dem er zugeschrieben wird, sondern daß es ursprünglich so geistreich sey, um die Ehre eines berühmten Namens allenfalls zu verdienen.

Die Nummern des Catalogs, auf welche ich meine Aufmerksamkeit richte, werde ich Ew. Wohlgeboren übersenden, mit besondern Bemerkungen dabey, was ich nach der Analogie hoffe oder erwarte. Mögen Ew. Wohlgeboren hiernach die Blätter beschauen, berutheilen und würdern, und solche erstehen oder erstehen lassen, so werd' ich es dankbar erkennen, und alles was Sie beschlossen und angeschafft ohne Weiteres mit Vergnügen genehmigen, überzeugt, daß ich mich selber nicht besser hätte berathen können. Anweisung auf eine proportionirte Summe erfolgt zugleich.

Diese Bemühungen wage ich um desto eher, Ihnen, mein verehrter Freund! anzusinnen, als Sie durch eine so gütige auszeichnende Aufnahme meines biographischen Versuchs, Sich gleichsam als meinen wohlwollenden Schuldner bekennen. Fahren Sie fort mich auf meinem Wege mit guten Wünschen und Theilnahme zu begleiten. Der Verlust den wir alle mehr oder weniger erlitten haben, und der Sie, leider! so hart betroffen, kann nur verschmerzt werden, wenn wir uns immer treuer an einander schließen, und der Deutsche immer mehr einsehen lernt, daß nirgends für ihn Heil zu finden sey als bey seinen Landleuten. Unter diesen frommen Wünschen und Vorsätzen, dürfen wird freylich nicht an's Öffentliche denken, welches leider schon durch die traurigsten Spaltungen zu zerfallen droht. Möge dies Glück wenigstens Privatpersonen aufbewahrt seyn, daß sie fortfahren einander zu schätzen und zu lieben.

Weimar den 27. Febr. 1815.

ergebenst
Goethe

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