V

In stiller, wehmutweicher Abendstunde

  Umklingen mich die längst verschollnen Lieder,

  Und Tränen fließen von der Wange nieder,

  Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.

Und wie in eines Zauberspiegels Grunde

  Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;

  Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,

  Und Stille herrscht in ihrer selgen Runde.

Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet

  Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,

  Und gibt sie mir — vor Freud bin ich erschrocken!

Mephisto hat die Freude mir verleidet.

  Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,

  Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren.

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