XX

Wahrhaftig

Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,

Dann knospen und blühen die Blümlein auf;

Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf,

Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;

Wenn der Sänger zwei süße Äuglein sieht,

Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüt; —

Doch Lieder und Sterne und Blümelein,

Und Äuglein und Mondglanz und Sonnenschein,

Wie sehr das Zeug auch gefällt,

So macht's doch noch lang keine Welt.

Sonette

An A. W. v. Schlegel

Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,

  Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen,

  Mit Schnabelschuhn, mit Stickerein behangen,

  Mit Turmfrisur, und wespengleich geschnüret:

So war die Aftermuse ausstaffieret,

  Als sie einst kam, dich liebend zu umfangen.

  Du bist ihr aber aus dem Weg gegangen,

  Und irrtest fort, von dunkeln Trieb geführet.

Da fandest du ein Schloß in alter Wildnis,

  Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildnis,

  Die schönste Maid in Zauberschlaf versunken.

Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße

  Aufwachte lächelnd Deutschlands echte Muse,

  Und sank in deine Arme liebestrunken.

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