Es ist ja mancher hingekommen, der lachen wollte, und dem das Lachen verging, als die jüdische Nation, die arme, gequälte, aus vielen Wunden blutende, die Totgesagte, Totgeglaubte, die dennoch nicht sterben kann und will, plötzlich vor ihm aufstand, in der ganzen Majestät ihres Leidens und mit dem Glanze der Hoffnung in ihren Augen. Wir sind ein unglückliches Volk, aber ein Volk, ein Volk.
(Ergebnisse des Kongresses.)
Wir sind ein Volk — der Feind macht uns ohne unseren Willen dazu, wie das immer in der Geschichte so war. In der Bedrängnis stehen wir zusammen und da entdeckten wir plötzlich unsere Kraft. Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden. Wir haben alle menschlichen und sachlichen Mittel, die dazu nötig sind.
( Der Judenstaat. )
Ein Volk kann warten. Es lebt länger als Menschen und Regierungen.
(Der Basler Kongreß.)
Da ist die tiefe Wurzel aller Uebel, von denen die Juden heimgesucht sind. Von außen wird unsere Solidarität angenommen, und danach handeln unsere Feinde. Für Fehler und Vergehen einzelner unter [pg 10] uns wird die Gesamtheit haftbar gemacht, aber im jüdischen Volke besteht das Gefühl der Solidarität nicht — noch nicht.
(Feuer in Galizien.)
Dabei bemerkt man aus Unwissenheit oder Engherzigkeit nicht, daß unser Wohlergehen uns als Juden schwächt und unsere Besonderheiten auslöscht. Nur der Druck preßt uns wieder an den alten Stamm, nur der Haß unserer Umgebung macht uns wieder zu Fremden.
( Der Judenstaat. )
Die Grausamkeiten des Mittelalters waren etwas Unerhörtes, und die Menschen, die der Folter widerstanden, müssen in sich etwas sehr Starkes gehabt haben, eine innerliche Einheit, die uns abhanden gekommen ist. Eine Generation, die vom Judentum abseits aufgewachsen ist, hat diese Einheit nicht und kann ebensowenig mit unserer Vergangenheit rechnen, als in die Zukunft blicken. Darum wollen wir uns wieder in das Judentum zurückziehen und uns aus dieser Burg nicht mehr werfen lassen. Man mag diesen Volksgedanken, der da ist, wegzulächeln versuchen, aber er ist da. Ihn wollen wir hochhalten und hochflattern lassen. Und nachdem wir dieses Bekenntnis abgelegt haben, nachdem wir gesagt haben, daß wir Juden sind, dann erst wollen wir an der Misere anderer teilnehmen.
(Rede in der Österr. Union.)
Es genügt nicht, daß wir uns als ein Volk fühlen und erkennen; nach dem Volksbewußtsein muß auch der Volkswille erwachen.
(II. Kongreßrede.)
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