Nachwort

Die wohlwollende Aufnahme der Kultur-Kuriosa von seiten der Kritik und des Publikums enthebt mich der Notwendigkeit, das Buch zu rechtfertigen. Daß orthodoxe und reaktionäre Stimmen dagegen polterten, hatte ich erwartet, ja erhofft. Auffällig war nur, daß auch manchmal von wohlmeinender Seite der Geist des Buches nicht verstanden wurde. Las ich, daß die Tendenz des Verfassers „im Grunde genommen gut“ sei, konnte ich mich nur schwer eines Lächelns enthalten. Die Versicherung, daß ich auf die niederen Instinkte spekuliere, bewies mir aufs neue, daß mancher, ohne es zu wissen, sichere Anwartschaft auf das Himmelreich hat (Matth. 5, 3). Ja, es gibt Leute, denen ein gerechter Richter oder eine moralische Handlung kurios erscheint, und diese dünken sich Erbpächter des Patriotismus!! Wer nicht immer hurraaaaah! schreit, gilt in den Augen manches Biedermanns schon für verdächtig. Darüber zu streiten liegt mir fern.

Einem andern Einwand möchte ich begegnen: der Bemängelung des Quellennachweises. Richtiger als die Frage, wo etwas steht, ist die, ob es auch wahr ist. Nur gesicherte Tatsachen mitzuteilen war und ist aber mein erstes Bestreben. Wie sehr es mir gelang, beweist, daß auch die leidenschaftlichsten Gegner mir keine nennenswerten Irrtümer nachweisen konnten. Doch auch wer an der Art des Zitierens etwas auszusetzen hat, würde vielleicht eines Besseren belehrt worden sein, hätte er sich die Mühe genommen, die angegebenen Stellen nachzuschlagen. Er würde dann dort fast ausnahmslos die Angabe der primären Quellen gefunden haben. Nichts wäre für mich einfacher gewesen als sie abzuschreiben, aber mit einer Belesenheit zu prunken, die ich nicht besitze, ist nicht meine Art. Immerhin habe ich in dieser neuen Auflage einige Konzessionen gemacht.

Für Ergänzungen und Berichtigungen bin ich nach wie vor dankbar. Vor allem ist es mir ein Bedürfnis allen jenen, die die Freundlichkeit hatten, durch Notizen zur Vervollkommnung des Buches beizutragen, herzlichst zu danken. Es sind dies die Herren: Ingenieur M. Feldhaus in Berlin-Friedenau, Oberst z. D. Schäfer in Berlin, Rechtsanwalt Eichhold in München, Schriftsteller Julius Berger in Wien, Dr. Hans F. Helmolt in München, Dr. G. Merzbach in Berlin und Ingenieur Fritz Hoffmann in Berndorf bei Wien. Desgleichen danke ich allen jenen, die mir brieflich ihre Sympathie aussprachen, in erster Linie Herrn Professor Dr. Ernst Mach, Mitglied des Herrenshauses in Wien.

München, im Februar 1910

Der Verfasser

Das 12. Tausend ist bis auf einige Zusätze und Korrekturen ein unveränderter Abdruck der vorigen Auflagen.

München, im Mai 1913

Der Verfasser

Weiter erschien

Dr. Max Kemmerich

Prophezeiungen

Alter Aberglaube oder neue Wahrheit?

Mit einem Kapitel über den Weltkrieg

6. Auflage. Geheftet 6 Mark, gebunden 8 Mark

Die Zeit, Wien: Um streng wissenschaftlich zu verfahren, begnügt sich der Verfasser nicht mit einer Anekdotensammlung und der Aufstellung von Grundsätzen für die Beurteilung der einzelnen Fälle, sondern unterwirft eine berühmte Prophetie und die Gesamttätigkeit von sechs mehr oder weniger berühmten Sehern und Seherinnen einer strengen Prüfung darauf hin, ob das Eintreffen ihrer Vorhersagungen ein Werk des Zufalls oder Ergebnis einer Berechnung sein könne.... Wenn man den Namen Nostradamus so oft im „Faust“ gelesen hat, aber rein nichts von dem Mann weiß, freut man sich, endlich einmal Genaues über ihn zu erfahren.... Daß die „Prophezeiungen“ reißend abgehen werden, kann man ohne Prophetengabe und Träume voraussagen, denn so etwas lesen alle Leute gern, auch die Aufgeklärten, die über den „Unsinn“ spotten oder drauf schimpfen.

Kultur-Kuriosa II

8. Auflage. Geheftet 4 Mark 50 Pf., gebunden 6 Mark 50 Pf.

Berliner Börsenzeitung: Es ist ihm nicht um den Ruhm eines findigen belesenen Kopfes und geschickten Kompilators zu tun, der amüsante Historien angenehm zu erzählen weiß, sondern er will weit mehr: ihm liegt daran, den wahren Stand unserer heutigen Kultur durch Aufzeigen deren historischer Basis klar darzustellen.... Auch in diesem zweiten Bande seiner Kultur-Kuriosa übt er seine so rühmenswerte und – natürlich – so angefeindete Offenheit, die ihm nach wie vor das Muckertum... auf den Hals hetzen, den geistig Mündigen jedoch zu seinem Freunde machen wird.

Aus der Geschichte der menschlichen Dummheit

6. Auflage. Geheftet 4 Mark 50 Pf., gebunden 6 Mark 50 Pf.

Zeitschrift für Bücherfreunde, Leipzig: Ein jeder wird gestehen: das Buch wird fröhliche Menschen ergötzen und unterhalten, nachdenkliche Menschen nachdenklicher machen und sie ins Psychologische führen. Pessimisten aber werden in diesen Dokumenten einen Trost finden: daß nämlich die Schlechtigkeit der Menschen noch durch ihre Dummheit übertroffen wird; – und das ist ein großer Trost.

Neues Wiener Tagblatt: Das neue Buch Kemmerichs gehört jedenfalls zu den lichtvollsten Erklärungen für die düstere Psyche vergangener Jahrhunderte und wird sicherlich viel dazu beitragen, die Reste, die aus jenen Tagen zurückgeblieben sind, zerstören zu helfen.

Verlag von Albert Langen in München

Von Dr. Max Kemmerich erschien ferner

Das Kausalgesetz der Weltgeschichte

Zwei Bände

In Halbfranz gebunden 32 Mark

Kritische Rundschau, München: Was will nun das Buch? Es soll darin der Beweis geliefert werden, daß man mit Hilfe des Gesetzes von der Erhaltung der Energie, angewandt auf die Geschichtswissenschaft, imstande ist, das Kausalgesetz der Weltgeschichte intuitiv zu durchschauen und kommende Ereignisse voraus zu berechnen.... Selbstbekenntnisse eines Wahrheits-Suchers, so könnte man dieses Buch taufen. Eine Individualpsychologie, wie sie kaum jemals mit solcher Offenheit geschrieben worden sein dürfte. Möge sie recht viele Leser finden, diese Individualpsychologie, Leser, die trotz aller Unebenheiten und Schroffheiten nicht ermüden, dem Verfasser verständnisvoll zu folgen, wenn er sie in tieferliegende Wahrheiten einweihen will, die sich ihm intuitiv erschlossen haben.

Dr. Hans F. Helmolt:... Die umfassende Weite seines Gesichtskreises, die Kühnheit seines Gedankenfluges, der Scharfsinn seiner Schlußfolgerungen, seine trotz wiederholter Ableugnung staunenswerte Belesenheit und der leichte Fluß seiner Ausführungen bei der Lösung selbst der schwierigsten Fragen.... Epoche aber wird Kemmerichs „Kausalgesetz“ sicherlich machen als psychologische Zergliederung eines entscheidenden Ausschnittes aus der eigenen Entwicklung. Hierin erinnert es direkt an Augustin oder Rousseau.

Heinrich Lhotzky:... wir sahen uns in Deutschland vor einen europäischen Krieg gestellt. Da las ich das Buch wieder. Die Ereignisse gaben ihm eine erschütternde Auslegung.... Wie gesagt, ist es möglich, daß den Kemmerichschen Voraussagen weder Beachtung noch Glaube geschenkt wird, und nichts liegt dem Verfasser ferner, als dafür zu agitieren. Er sieht voraus, daß sein Mahnruf ungehört verhalle, obgleich es sich nur um sinngemäße Anwendung unentrinnbarer Naturgesetze auf unsere Geschichte handelt, wie man etwa im Sommer und Herbst sich vorsieht, den Winter zu überstehen....

Verlag von Albert Langen in München

Kultur-Kuriosa

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