KAPITEL VII. Der Westen vom Hannibalischen Frieden bis zum Ende der dritten Periode

In der Erstreckung der roemischen Herrschaft bis an die Alpen- oder, wie man jetzt schon sagte, bis an die italische Grenze und in der Ordnung und Kolonisierung der keltischen Landschaften war Rom durch den Hannibalischen Krieg unterbrochen worden. Es verstand sich von selbst, dass man jetzt da fortfahren wuerde, wo man aufgehoert hatte, und die Kelten begriffen es wohl. Schon im Jahre des Friedensschlusses mit Karthago (553 201) hatten im Gebiet der zunaechst bedrohten Boier die Kaempfe wieder begonnen; und ein erster Erfolg, der ihnen gegen den eilig aufgebotenen roemischen Landsturm gelang, sowie das Zureden eines karthagischen Offiziers Hamilkar, der von Magos Expedition her in Norditalien zurueckgeblieben war, veranlassten im folgenden Jahr (554 200) eine allgemeine Schilderhebung nicht bloss der beiden zunaechst bedrohten Staemme, der Boier und Insubrer; auch die Ligurer trieb die naeherrueckende Gefahr in die Waffen, und selbst die cenomanische Jugend hoerte diesmal weniger auf die Stimme ihrer vorsichtigen Behoerden als auf den Notruf der bedrohten Stammgenossen. Von “den beiden Riegeln gegen die gallischen Zuege”, Placentia und Cremona, ward der erste niedergeworfen - von der placentinischen Einwohnerschaft retteten nicht mehr als 2000 das Leben -, der zweite berannt. Eilig marschierten die Legionen heran, um zu retten, was noch zu retten war. Vor Cremona kam es zu einer grossen Schlacht. Die geschickte und kriegsmaessige Leistung derselben von seiten des phoenikischen Fuehrers vermochte es nicht, die Mangelhaftigkeit seiner Truppen zu ersetzen; dem Andrang der Legionen hielten die Gallier nicht stand und unter den Toten, welche zahlreich das Schlachtfeld bedeckten, war auch der karthagische Offizier. Indes setzten die Kelten den Kampf fort; dasselbe roemische Heer, welches bei Cremona gesiegt, wurde das naechste Jahr (555 199), hauptsaechlich durch die Schuld des sorglosen Fuehrers, von den Insubrern fast aufgerieben und erst 556 (198) konnte Placentia notduerftig wiederhergestellt werden. Aber der Bund der zu dem Verzweiflungskampf vereinigten Kantone ward in sich uneins; die Boier und die Insubrer gerieten in Zwist, und die Cenomanen traten nicht bloss zurueck von dem Nationalbunde, sondern erkauften sich auch Verzeihung von den Roemern durch schimpflichen Verrat der Landsleute, indem sie waehrend einer Schlacht, die die Insubrer den Roemern am Mincius lieferten, ihre Bundes- und Kampfgenossen von hinten angriffen und aufreiben halfen (557 197). So gedemuetigt und im Stich gelassen, bequemten sich die Insubrer nach dem Fall von Comum gleichfalls zu einem Sonderfrieden (558 196). Die Bedingungen, welche Rom den Cenomanen und Insubrern vorschrieb, waren allerdings haerter, als sie den Gliedern der italischen Eidgenossenschaft gewaehrt zu werden pflegten; namentlich vergass man nicht, die Scheidewand zwischen Italikern und Kelten gesetzlich zu befestigen und zu verordnen, dass nie ein Buerger dieser beiden Keltenstaemme das roemische Buergerrecht solle gewinnen koennen. Indes liess man diesen transpadanischen Keltendistrikten ihre Existenz und ihre nationale Verfassung, so dass sie nicht Stadtgebiete, sondern Voelkergaue bildeten, und legte ihnen auch wie es scheint keinen Tribut auf; sie sollten den roemischen Ansiedlungen suedlich vom Po als Bollwerk dienen und die nachrueckenden Nordlaender wie die raeuberischen Alpenbewohner, welche regelmaessige Razzias in diese Gegenden zu unternehmen pflegten, von Italien abhalten. Uebrigens griff auch in diesen Landschaften die Latinisierung mit grosser Schnelligkeit um sich; die keltische Nationalitaet vermochte offenbar bei weitem nicht den Widerstand zu leisten wie die der zivilisierten Sabeller und Etrusker. Der gefeierte lateinische Lustspieldichter Statius Caecilius, der im Jahre 586 (168) starb, war ein freigelassener Insubrer; und Polybios, der gegen Ausgang des sechsten Jahrhunderts diese Gegenden bereiste, versichert, vielleicht nicht ohne eigene Uebertreibung, dass daselbst nur noch wenige Doerfer unter den Alpen keltisch geblieben seien. Die Veneter dagegen scheinen ihre Nationalitaet laenger behauptet zu haben.

Das hauptsaechliche Bestreben der Roemer war in diesen Landschaften begreiflicherweise darauf gerichtet, dem Nachruecken der transalpinischen Kelten zu steuern und die natuerliche Scheidewand der Halbinsel und des inneren Kontinents auch zur politischen Grenze zu machen. Dass die Furcht vor dem roemischen Namen schon zu den naechstliegenden keltischen Kantonen jenseits der Alpen gedrungen war, zeigt nicht bloss die vollstaendige Untaetigkeit, mit der dieselben der Vernichtung oder Unterjochung ihrer diesseitigen Landsleute zusahen, sondern mehr noch die offizielle Missbilligung und Desavouierung, welche die transalpinischen Kantone - man wird zunaechst an die Helvetier (zwischen dem Genfer See und dem Main) und an die Karner oder Taurisker (in Kaernten und Steiermark) zu denken haben - gegen die beschwerdefuehrenden roemischen Gesandten aussprachen ueber die Versuche einzelner keltischer Haufen, sich diesseits der Alpen in friedlicher Weise anzusiedeln, nicht minder die demuetige Art, in welcher diese Auswandererhaufen selbst zuerst bei dem roemischen Senat um Landanweisung bittend einkamen, alsdann aber dem strengen Gebot, ueber die Alpen zurueckzugehen, ohne Widerrede sich fuegten (568 f., 575 186, 179) und die Stadt, die sie unweit des spaeteren Aquileia schon angelegt hatten, wieder zerstoeren liessen. Mit weiser Strenge gestattete der Senat keinerlei Ausnahme von dem Grundsatz, dass die Alpentore fuer die keltische Nation fortan geschlossen seien, und schritt mit schweren Strafen gegen diejenigen roemischen Untertanen ein, die solche Uebersiedlungsversuche von Italien aus veranlasst hatten. Ein Versuch dieser Art, welcher auf einer bis dahin den Roemern wenig bekannten Strasse im innersten Winkel des Adriatischen Meeres stattfand, mehr aber noch, wie es scheint, der Plan Philipps von Makedonien, wie Hannibal von Westen so seinerseits von Osten her in Italien einzufallen, veranlassten die Gruendung einer Festung in dem aeussersten nordoestlichen Winkel Italien, der noerdlichsten italischen Kolonie Aquileia (571-573 183-181), die nicht bloss diesen Weg den Fremden fuer immer zu verlegen, sondern auch die fuer die dortige Schiffahrt vorzueglich bequem gelegene Meeresbucht zu sichern und der immer noch nicht ganz ausgerotteten Piraterie in diesen Gewaessern zu steuern bestimmt war. Die Anlage Aquileias veranlasste einen Krieg gegen die Istrier (576, 577 178, 177), der mit der Erstuermung einiger Kastelle und dem Fall des Koenigs Aepulo schnell beendigt war und durch nichts merkwuerdig ist als durch den panischen Schreck, den die Kunde von der Ueberrumpelung des roemischen Lagers durch eine Handvoll Barbaren bei der Flotte und sodann in ganz Italien hervorrief.

Anders verfuhr man in der Landschaft diesseits des Padus, die der roemische Senat beschlossen hatte Italien einzuverleiben. Die Boier, die dies zunaechst traf, wehrten sich mit verzweifelter Entschlossenheit. Es ward sogar der Padus von ihnen ueberschritten und ein Versuch gemacht, die Insubrer wieder unter die Waffen zu bringen (560 194); ein Konsul ward in seinem Lager von ihnen blockiert und wenig fehlte, dass er unterlag; Placentia hielt sich muehsam gegen die ewigen Angriffe der erbitterten Eingeborenen. Bei Mutina endlich ward die letzte Schlacht geliefert; sie war lang und blutig, aber die Roemer siegten (561 193), und seitdem war der Kampf kein Krieg mehr, sondern eine Sklavenhetze. Die einzige Freistatt im boischen Gebiet war bald das roemische Lager, in das der noch uebrige bessere Teil der Bevoelkerung sich zu fluechten begann; die Sieger konnten nach Rom berichten, ohne sehr zu uebertreiben, dass von der Nation der Boier nichts mehr uebrig sei als Kinder und Greise. So freilich musste sie sich ergeben in das Schicksal, das ihr bestimmt war. Die Roemer forderten Abtretung des halben Gebiets (563 191); sie konnte nicht verweigert werden, aber auch auf dem geschmaelerten Bezirk, der den Boiern blieb, verschwanden sie bald und verschmolzen mit ihren Besiegern ^1.

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^1 Nach Strabons Bericht waeren diese italischen Boier von den Roemern ueber die Alpen verstossen worden und aus ihnen die boische Ansiedlung im heutigen Ungarn um Steinamanger und Oedenburg hervorgegangen, welche in der augustischen Zeit von den ueber die Donau gegangenen Geten angegriffen und vernichtet wurde, dieser Landschaft aber den Namen der boischen Einoede hinterliess. Dieser Bericht passt sehr wenig zu der wohlbeglaubigten Darstellung der roemischen Jahrbuecher, nach der man sich roemischerseits begnuegte mit der Abtretung des halben Gebietes; und um das Verschwinden der italischen Boier zu erklaeren, bedarf es in der Tat der Annahme einer gewaltsamen Vertreibung nicht - verschwinden doch auch die uebrigen keltischen Voelkerschaften, obwohl von Krieg und Kolonisierung in weit minderem Grade heimgesucht, nicht viel weniger rasch und vollstaendig aus der Reihe der italischen Nationen. Anderseits fuehren andere Berichte vielmehr darauf, jene Boier am Neusiedler See herzuleiten von dem Hauptstock der Nation, der ehemals in Bayern und Boehmen sass, bis deutsche Staemme ihn suedwaerts draengten. Ueberall aber ist es sehr zweifelhaft, ob die Boier, die man bei Bordeaux, am Po, in Boehmen findet, wirklich auseinandergesprengte Zweige eines Stammes sind und nicht bloss eine Namensgleichheit obwaltet. Strabons Annahme duerfte auf nichts anderem beruhen als auf einem Rueckschluss aus der Namensgleichheit, wie die Alten ihn bei den Kimbern, Venetern und sonst oft unueberlegt anwandten.

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Nachdem die Roemer also sich reinen Boden geschaffen hatten, wurden die Festungen Placentia und Cremona, deren Kolonisten die letzten unruhigen Jahre grossenteils hingerafft oder zerstreut hatten, wieder organisiert und neue Ansiedler dorthin gesandt; neu gegruendet wurden in und bei dem ehemaligen senonischen Gebiet Potentia (bei Recanati unweit Ancona; 570 184) und Pisaurum (Pesaro; 570 184), ferner in der neu gewonnenen boischen Landschaft die Festungen Bonoma (565 189), Mutina (571 183) und Parma (571 183), von denen die Kolonie Mutina schon vor dem Hannibalischen Krieg angelegt und nur der Abschluss der Gruendung durch diesen unterbrochen worden war. Wie immer verband sich mit der Anlage der Festungen auch die von Militaerchausseen. Es wurde die Flaminische Strasse von ihrem noerdlichen Endpunkt Ariminum unter dem Namen der Aemilischen bis Placentia verlaengert (567 187). Ferner ward die Strasse von Rom nach Arretium oder die Cassische, die wohl schon laengst Munizipalchaussee gewesen war, wahrscheinlich im Jahre 583 (171) von der roemischen Gemeinde uebernommen und neu angelegt, schon 567 (187) aber die Strecke von Arretium ueber den Apennin nach Bononia bis an die neue Aemilische Strasse hergestellt, wodurch man eine kuerzere Verbindung zwischen Rom und den Pofestungen erhielt. Durch diese durchgreifenden Massnahmen wurde der Apennin als die Grenze des keltischen und des italischen Gebiets tatsaechlich beseitigt und ersetzt durch den Po. Diesseits des Po herrschte fortan wesentlich die italische Stadt-, jenseits desselben wesentlich die keltische Gauverfassung, und es war ein leerer Name, wenn auch jetzt noch das Gebiet zwischen Apennin und Po zur keltischen Landschaft gerechnet ward.

In dem nordwestlichen italischen Gebirgsland, dessen Taeler und Huegel hauptsaechlich von dem vielgeteilten ligurischen Stamm eingenommen waren, verfuhren die Roemer in aehnlicher Weise. Was zunaechst nordwaerts vom Arno wohnte, ward vertilgt. Es traf dies hauptsaechlich die Apuaner, die, auf dem Apennin zwischen dem Arno und der Magra wohnend, einerseits das Gebiet von Pisae, anderseits das von Bononia und Mutina unaufhoerlich pluenderten. Was hier nicht dem Schwert der Roemer erlag, ward nach Unteritalien in die Gegend von Benevent uebergesiedelt (574 180), und durch energische Massregeln die ligurische Nation, weicher man noch im Jahre 578 (175) die von ihr eroberte Kolonie Mutina wieder abnehmen musste, in den Bergen, die das Potal von dem des Arno scheiden, vollstaendig unterdrueckt. Die 577 (177) auf dem ehemals apuanischen Gebiet angelegte Festung Luna unweit Spezzia deckte die Grenze gegen die Ligurer aehnlich wie Aquileia gegen die Transalpiner und gab zugleich den Roemern einen vortrefflichen Hafen, der seitdem fuer die Ueberfahrt nach Massalia und nach Spanien die gewoehnliche Station ward. Die Chaussierung der Kuesten- oder Aurelischen Strasse von Rom nach Luna und der von Luca ueber Florenz nach Arretium gefuehrten Querstrasse zwischen der Aurelischen und Cassischen gehoert wahrscheinlich in dieselbe Zeit.

Gegen die westlicheren ligurischen Staemme, die die genuesischen Apenninen und die Seealpen innehatten, ruhten die Kaempfe nie. Es waren unbequeme Nachbarn, die zu Lande und zur See zu pluendern pflegten; die Pisaner und die Massalioten hatten von ihren Einfaellen und ihren Korsarenschiffen nicht wenig zu leiden. Bleibende Ergebnisse wurden indes bei den ewigen Fehden nicht gewonnen, vielleicht auch nicht bezweckt; ausser dass man, wie es scheint, um mit dem transalpinischen Gallien und Spanien neben der regelmaessigen See- auch eine Landverbindung zu haben, bemueht war, die grosse Kuestenstrasse von Luna ueber Massalia nach Emporiae wenigstens bis an die Alpen freizumachen - jenseits der Alpen lag es dann den Massalioten ob, den roemischen Schiffen die Kuestenfahrt und den Landreisenden die Uferstrasse offen zu halten. Das Binnenland mit seinen unwegsamen Taelern und seinen Felsennestern, mit seinen armen, aber gewandten und verschlagenen Bewohnern diente den Roemern hauptsaechlich als Kriegsschule zur Uebung und Abhaertung der Soldaten wie der Offiziere.

Aehnliche sogenannte Kriege wie gegen die Ligurer fuehrte man gegen die Korsen und mehr noch gegen die Bewohner des inneren Sardinien, welche die gegen sie gerichteten Raubzuege durch Ueberfaelle der Kuestenstriche vergalten. Im Andenken geblieben ist die Expedition des Tiberius Gracchus gegen die Sarden 577 (177) nicht so sehr, weil er der Provinz den “Frieden” gab, sondern weil er bis 80000 der Insulaner erschlagen oder gefangen zu haben behauptete und Sklaven von dort in solcher Masse nach Rom schleppte, dass es Sprichwort ward: “spottwohlfeil wie ein Sarde”.

In Afrika ging die roemische Politik wesentlich auf in dem einen, ebenso kurzsichtigen wie engherzigen Gedanken, das Wiederaufkommen der karthagischen Macht zu verhindern und deshalb die unglueckliche Stadt bestaendig unter dem Druck und unter dem Damoklesschwert einer roemischen Kriegserklaerung zu erhalten. Schon die Bestimmung des Friedensvertrags, dass den Karthagern zwar ihr Gebiet ungeschmaelert bleiben, aber ihrem Nachbarn Massinissa alle diejenigen Besitzungen garantiert sein sollten, die er oder sein Vorweser innerhalb der karthagischen Grenzen besessen haetten, sieht fast so aus, als waere sie hineingesetzt, um Streitigkeiten nicht zu beseitigen, sondern zu erwecken. Dasselbe gilt von der durch den roemischen Friedenstraktat den Karthagern auferlegten Verpflichtung, nicht gegen roemische Bundesgenossen Krieg zu fuehren, so dass nach dem Wortlaut des Vertrags sie nicht einmal befugt waren, aus ihrem eigenen und unbestrittenen Gebiet den numidischen Nachbarn zu vertreiben. Bei solchen Vertraegen und bei der Unsicherheit der afrikanischen Grenzverhaeltnisse ueberhaupt konnte Karthagos Lage gegenueber einem ebenso maechtigen wie ruecksichtslosen Nachbarn einem Oberherrn, der zugleich Schiedsrichter und Partei war, nicht anders als peinlich sein; aber die Wirklichkeit war aerger als die aergsten Erwartungen. Schon 561 (193) sah Karthago sich unter nichtigen Vorwaenden ueberfallen und den reichsten Teil seines Gebiets, die Landschaft Emporiae an der Kleinen Syrte, teils von den Numidiern gepluendert, teils sogar von ihnen in Besitz genommen. So gingen die Uebergriffe bestaendig weiter; das platte Land kam in die Haende der Numidier, und mit Muehe behaupteten die Karthager sich in den groesseren Ortschaften. Bloss in den letzten zwei Jahren, erklaerten die Karthager im Jahre 582 (172), seien ihnen wieder siebzig Doerfer vertragswidrig entrissen worden. Botschaft ueber Botschaft ging nach Rom; die Karthager beschworen den roemischen Senat, ihnen entweder zu gestatten, sich mit den Waffen zu verteidigen, oder ein Schiedsgericht mit Spruchgewalt zu bestellen, oder die Grenze neu zu regulieren, damit sie wenigstens ein- fuer allemal erfuehren, wieviel sie einbuessen sollten; besser sei es sonst, sie geradezu zu roemischen Untertanen zumachen, als sie so allmaehlich den Libyern auszuliefern. Aber die roemische Regierung, die schon 554 (200) ihrem Klienten geradezu Gebietserweiterungen, natuerlich auf Kosten Karthagos, in Aussicht gestellt hatte, schien wenig dagegen zuhaben, dass er die ihm bestimmte Beute sich selber nahm; sie maessigte wohl zuweilen das allzugrosse Ungestuem der Libyer, die ihren alten Peinigern jetzt das Erlittene reichlich vergalten, aber im Grunde war ja eben dieser Quaelerei wegen Massinissa von den Roemern Karthago zum Nachbar gesetzt worden. Alle Bitten und Beschwerden hatten nur den Erfolg, dass entweder roemische Kommissionen in Afrika erschienen, die nach gruendlicher Untersuchung zu keiner Entscheidung kamen, oder bei den Verhandlungen in Rom Massinissas Beauftragte Mangel an Instruktionen vorschuetzten und die Sache vertagt ward. Nur phoenikische Geduld war imstande, sich in eine solche Lage mit Ergebung zu schicken, ja dabei den Machthabern jeden Dienst und jede Artigkeit, die sie begehrten und nicht begehrten, mit unermuedlicher Beharrlichkeit zu erweisen und namentlich durch Kornsendungen um die roemische Gunst zu buhlen.

Indes war diese Fuegsamkeit der Besiegten doch nicht bloss Geduld und Ergebung. Es gab noch in Karthago eine Patriotenpartei und an ihrer Spitze stand der Mann, der, wo immer das Schicksal ihn hinstellte, den Roemern furchtbar blieb. Sie hatte es nicht aufgegeben, unter Benutzung der leicht vorauszusehenden Verwicklungen zwischen Rom und den oestlichen Maechten noch einmal den Kampf aufzunehmen und, nachdem der grossartige Plan Hamilkars und seiner Soehne wesentlich an der karthagischen Oligarchie gescheitert war, fuer diesen neuen Kampf vor allem das Vaterland innerlich zu erneuern. Die bessernde Macht der Not und wohl auch Hannibals klarer, grossartiger und der Menschen maechtiger Geist bewirkten politische und finanzielle Reformen. Die Oligarchie, die durch Erhebung der Kriminaluntersuchung gegen den grossen Feldherrn wegen absichtlich unterlassener Einnahme Roms und Unterschlagung der italischen Beute das Mass ihrer verbrecherischen Torheiten voll gemacht hatte - diese verfaulte Oligarchie wurde auf Hannibals Antrag ueber den Haufen geworfen und ein demokratisches Regiment eingefuehrt, wie es den Verhaeltnissen der Buergerschaft angemessen war (vor 559 195). Die Finanzen wurden durch Beitreibung der rueckstaendigen und unterschlagenen Gelder und durch Einfuehrung einer besseren Kontrolle so schnell wieder geordnet, dass die roemische Kontribution gezahlt werden konnte, ohne die Buerger irgendwie mit ausserordentlichen Steuern zu belasten. Die roemische Regierung, eben damals im Begriff, den bedenklichen Krieg mit dem Grosskoenig von Asien zu beginnen, folgte diesen Vorgaengen mit begreiflicher Besorgnis; es war keine eingebildete Gefahr, dass die karthagische Flotte in Italien landen und ein zweiter Hannibalischer Krieg dort sich entspinnen koenne, waehrend die roemischen Legionen in Kleinasien fochten. Man kann darum die Roemer kaum tadeln, wenn sie eine Gesandtschaft nach Karthago schickten (559 195), die vermutlich beauftragt war, Hannibals Auslieferung zu fordern. Die grollenden karthagischen Oligarchen, die Briefe ueber Briefe nach Rom sandten, um den Mann, der sie gestuerzt, wegen geheimer Verbindungen mit den antiroemisch gesinnten Maechten dem Landesfeind zu denunzieren, sind veraechtlich, aber ihre Meldungen waren wahrscheinlich richtig; und so wahr es auch ist, dass in jener Gesandtschaft ein demuetigendes Eingestaendnis der Furcht des maechtigen Volkes vor dem einfachen Schofeten von Karthago lag, so begreiflich und ehrenwert es ist, dass der stolze Sieger von Zama im Senat Einspruch tat gegen diesen erniedrigenden Schritt, so war doch jenes Eingestaendnis eben nichts anderes als die schlichte Wahrheit, und Hannibal eine so ausserordentliche Natur, dass nur roemische Gefuehlspolitiker ihn laenger an der Spitze des karthagischen Staats dulden konnten. Die eigentuemliche Anerkennung, die er bei der feindlichen Regierung fand, kam ihm selbst schwerlich ueberraschend. Wie Hannibal und nicht Karthago den letzten Krieg gefuehrt hatte, so hatte auch Hannibal das zu tragen, was den Besiegten trifft. Die Karthager konnten nichts tun als sich fuegen und ihrem Stern danken, dass Hannibal, durch seine rasche und besonnene Flucht nach dem Orient die groessere Schande ihnen ersparend, seiner Vaterstadt bloss die mindere liess, ihren groessten Buerger auf ewige Zeiten aus der Heimat verbannt, sein Vermoegen eingezogen und sein Haus geschleift zu haben. Das tiefsinnige Wort aber, dass diejenigen die Lieblinge der Goetter sind, denen sie die unendlichen Freuden und die unendlichen Leiden ganz verleihen, hat also an Hannibal in vollem Masse sich bewaehrt.

Schwerer als das Einschreiten gegen Hannibal laesst es sich verantworten, dass die roemische Regierung nach dessen Entfernung nicht aufhoerte, die Stadt zu beargwohnen und zu plagen. Zwar gaerten dort die Parteien nach wie vor; allein nach der Entfernung des ausserordentlichen Mannes, der fast die Geschicke der Welt gewendet haette, bedeutete die Patriotenpartei nicht viel mehr in Karthago als in Aetolien und in Achaia. Die verstaendigste Idee unter denen, welche damals die unglueckliche Stadt bewegten, war ohne Zweifel die, sich an Massinissa anzuschliessen und aus dem Draenger den Schutzherrn der Phoeniker zu machen. Allein weder die nationale noch die libysch gesinnte Faktion der Patrioten gelangte an das Ruder, sondern es blieb das Regiment bei den roemisch gesinnten Oligarchen, welche, soweit sie nicht ueberhaupt aller Gedanken an die Zukunft sich begaben, einzig die Idee festhielten, die materielle Wohlfahrt und die Kommunalfreiheit Karthagos unter dem Schutze Roms zu retten. Hierbei haette man in Rom wohl sich beruhigen koennen. Allein weder die Menge noch selbst die regierenden Herren vom gewoehnlichen Schlag vermochten sich der gruendlichen Angst vom Hannibalischen Kriege her zu entschlagen; die roemischen Kaufleute aber sahen mit neidischen Augen die Stadt auch jetzt, wo ihre politische Macht dahin war, im Besitz einer ausgedehnten Handelsklientel und eines festgegruendeten, durch nichts zu erschuetternden Reichtums. Schon im Jahre 567 (187) erbot sich die karthagische Regierung die saemtlichen im Frieden von 553 (201) stipulierten Terminzahlungen sofort zu entrichten, was die Roemer, denen an der Tributpflichtigkeit Karthagos weit mehr gelegen war als an den Geldsummen selbst, begreiflicherweise ablehnten und daraus nur die Ueberzeugung gewannen, dass aller angewandten Muehe ungeachtet die Stadt nicht ruiniert und nicht zu ruinieren sei. Immer aufs neue liefen Geruechte ueber die Umtriebe der treulosen Phoeniker durch Rom. Bald hatte ein Emissaer Hannibals, Ariston von Tyros, sich in Karthago blicken lassen, um die Buergerschaft auf die Landung einer asiatischen Kriegsflotte vorzubereiten (561 193); bald hatte der Rat in geheimer nächtlicher Sitzung im Tempel des Heilgottes den Gesandten des Perseus Audienz gegeben (581 173); bald sprach man von der gewaltigen Flotte, die in Karthago fuer den Makedonischen Krieg geruestet werde (583 171). Es ist nicht wahrscheinlich, dass diesen und aehnlichen Dingen mehr als hoechstens die Unbesonnenheiten einzelner zugrunde lagen; immer aber waren sie das Signal zu neuen diplomatischen Misshandlungen von roemischer, zu neuen Uebergriffen von Massinissas Seite, und die Meinung stellte immer mehr sich fest, je weniger Sinn und Verstand in ihr war, dass ohne einen dritten punischen Krieg mit Karthago nicht fertig zu werden sei.

Waehrend also die Macht der Phoeniker in dem Lande ihrer Wahl ebenso dahinsank wie sie laengst in ihrer Heimat erlegen war, erwuchs neben ihnen ein neuer Staat. Seit unvordenklichen Zeiten wie noch heutzutage ist das nordafrikanische Kuestenland bewohnt von dem Volke, das sich selber Schilah oder Tamazigt heisst und welches die Griechen und Roemer die Nomaden oder Numidier, das ist das Weidevolk, die Araber Berber nennen, obwohl auch sie dieselben wohl als “Hirten” (Schâwie) bezeichnen, und das wir Berber oder Kabylen zu nennen gewohnt sind. Dasselbe ist, soweit seine Sprache bis jetzt erforscht ist, keiner anderen bekannten Nation verwandt. In der karthagischen Zeit hatten diese Staemme mit Ausnahme der unmittelbar um Karthago oder unmittelbar an der Kueste hausenden wohl im ganzen ihre Unabhaengigkeit behauptet, aber auch bei ihrem Hirten- und Reiterleben, wie es noch jetzt die Bewohner des Atlas fuehren, im wesentlichen beharrt, obwohl das phoenikische Alphabet und ueberhaupt die phoenikische Zivilisation ihnen nicht fremd blieb und es wohl vorkam, dass die Berberscheichs ihre Soehne in Karthago erziehen liessen und mit phoenikischen Adelsfamilien sich verschwaegerten. Die roemische Politik wollte unmittelbare Besitzungen in Afrika nicht haben und zog es vor, einen Staat dort grosszuziehen, der nicht genug bedeutete, um Roms Schutz entbehren zu koennen und doch genug, um Karthagos Macht, nachdem dieselbe auf Afrika beschraenkt war, auch hier niederzuhalten und der gequaelten Stadt jede freie Bewegung unmoeglich zu machen. Was man suchte, fand man bei den eingeborenen Fuersten. Um die Zeit des Hannibalischen Krieges standen die nordafrikanischen Eingeborenen unter drei Oberkoenigen, deren jedem nach dortiger Art eine Menge Fuersten gefolgspflichtig waren: dem Koenig der Mauren, Bocchar, der, vom Atlantischen Meer bis zum Fluss Molochath (jetzt Mluia an der marokkanisch-franzoesischen Grenze), dem Koenig der Massaesyler, Syphax, der von da bis an das sogenannte Durchbohrte Vorgebirge (Siebenkap zwischen Djidjeli und Bona) in den heutigen Provinzen Oran und Algier, und dem Koenig der Massyler, Massinissa, der von dem Durchbohrten Vorgebirge bis an die karthagische Grenze in der heutigen Provinz Constantine gebot. Der maechtigste von diesen, der Koenig von Siga, Syphax, war in dem letzten Krieg zwischen Rom und Karthago ueberwunden und gefangen nach Italien abgefuehrt worden, wo er in der Haft starb; sein weites Gebiet kam im wesentlichen an Massinissa - der Sohn des Syphax, Vermina, obwohl er durch demuetiges Bitten von den Roemern einen kleinen Teil des vaeterlichen Besitzes zurueckerlangte (554 200), vermochte doch den aelteren roemischen Bundesgenossen nicht um die Stellung des bevorzugten Draengens von Karthago zu bringen. Massinissa ward der Gruender des Numidischen Reiches; und nicht oft hat Wahl oder Zufall so den rechten Mann an die rechte Stelle gesetzt. Koerperlich gesund und gelenkig bis in das hoechste Greisenalter, maessig und nuechtern wie ein Araber, faehig, jede Strapaze zu ertragen, vom Morgen bis zum Abend auf demselben Flecke zu stehen und vierundzwanzig Stunden zu Pferde zu sitzen, in den abenteuerlichen Glueckswechseln seiner Jugend wie auf den Schlachtfeldern Spaniens als Soldat und als Feldherr gleich erprobt, und ebenso ein Meister der schwereren Kunst, in seinem zahlreichen Hause Zucht und in seinem Lande Ordnung zu erhalten, gleich bereit, sich dem maechtigen Beschuetzer ruecksichtslos zu Fuessen zu werfen wie den schwaecheren Nachbar ruecksichtslos unter die Fuesse zu treten und zu alledem mit den Verhaeltnissen Karthagos, wo er erzogen und in den vornehmsten Haeusern aus- und eingegangen war, ebenso genau bekannt wie von afrikanisch bitterem Hasse gegen seine und seiner Nation Bedraengen erfuellt, ward dieser merkwuerdige Mann die Seele des Aufschwungs seiner, wie es schien, im Verkommen begriffenen Nation, deren Tugenden und Fehler in ihm gleichsam verkoerpert erschienen. Das Glueck beguenstigte ihn wie in allem so auch darin, dass es ihm zu seinem Werke die Zeit liess. Er starb im neunzigsten Jahr seines Lebens (516-605 238-149), im sechzigsten seiner Regierung, bis an sein Lebensende im vollen Besitz seiner koerperlichen und geistigen Kraefte, und hinterliess einen einjaehrigen Sohn und den Ruf, der staerkste Mann und der beste und gluecklichste Koenig seiner Zeit gewesen zu sein. Es ist schon erzaehlt worden, mit welcher berechneten Deutlichkeit die Roemer in ihrer Oberleitung der afrikanischen Angelegenheiten ihre Parteinahme fuer Massinissa hervortreten liessen, und wie dieser die stillschweigende Erlaubnis, auf Kosten Karthagos sein Gebiet zu vergroessern, eifrig und stetig benutzte. Das ganze Binnenland bis an den Wuestensaum fiel dem einheimischen Herrscher gleichsam von selber zu, und selbst das obere Tal des Bagradas (Medscherda) mit der reichen Stadt Vaga ward dem Koenig untertan; aber auch an der Kueste oestlich von Karthago besetzte er die alte Sidonierstadt Gross-Leptis und andere Strecken, so dass sein Reich sich von der mauretanischen bis zur kyrenaeischen Grenze erstreckte, das karthagische Gebiet zu Lande von allen Seiten umfasste und ueberall in naechster Naehe auf die Phoeniker drueckte. Es leidet keinen Zweifel, dass er in Karthago seine kuenftige Hauptstadt sah; die libysche Partei daselbst ist bezeichnend. Aber nicht allein durch die Schmaelerung des Gebiets geschah Karthagos Eintrag. Die schweifenden Hirten wurden durch ihren grossen Koenig ein anderes Volk. Nach dem Beispiel des Koenigs, der weithin die Felder urbar machte und jedem seiner Soehne bedeutende Ackergueter hinterliess, fingen auch seine Untertanen an, sich ansaessig zu machen und Ackerbau zu treiben. Wie seine Hirten in Buerger, verwandelte er seine Plunderhorden in Soldaten, die von Rom neben den Legionen zu fechten gewuerdigt wurden, und hinterliess seinen Nachfolgern eine reich gefuellte Schatzkammer, ein wohldiszipliniertes Heer und sogar eine Flotte. Seine Residenz Cirta (Constantine) ward die lebhafte Hauptstadt eines maechtigen Staates und ein Hauptsitz der phoenikischen Zivilisation, die an dem Hofe des Berberkoenigs eifrige und wohl auch auf das kuenftige karthagisch-numidische Reich berechnete Pflege fand. Die bisher unterdrueckte libysche Nationalitaet hob sich dadurch in ihren eigenen Augen, und selbst in die altphoenikischen Staedte, wie Gross-Leptis, drang einheimische Sitte und Sprache ein. Der Berber fing an, unter der Aegide Roms sich dem Phoeniker gleich, ja ueberlegen zu fuehlen; die karthagischen Gesandten mussten in Rom es hoeren, dass sie in Afrika Fremdlinge seien und das Land den Libyern gehoere. Die selbst in der nivellierenden Kaiserzeit noch lebensfaehig und kraeftig dastehende phoenikisch-nationale Zivilisation Nordafrikas ist bei weitem weniger das Werk der Karthager als das des Massinissa.

In Spanien fuegten die griechischen und phoenikischen Staedte an der Kueste, wie Emporiae, Saguntum, Neukarthago, Malaca, Gades, sich um so bereitwilliger der roemischen Herrschaft, als sie sich selber ueberlassen, kaum imstande gewesen waeren, sich gegen die Eingeborenen zu schuetzen; wie aus gleichen Gruenden Massalia, obwohl bei weitem bedeutender und wehrhafter als jene Staedte, es doch nicht versaeumte, durch engen Anschluss an die Roemer, denen Massalia wieder als Zwischenstation zwischen Italien und Spanien vielfach nuetzlich wurde, sich einen maechtigen Rueckhalt zu sichern. Die Eingeborenen dagegen machten den Roemern unsaeglich zu schaffen. Zwar fehlte es keineswegs an Ansaetzen zu einer national-iberischen Zivilisation, von deren Eigentuemlichkeit freilich es uns nicht wohl moeglich ist, eine deutliche Vorstellung zu gewinnen. Wir finden bei den Iberern eine weitverbreitete nationale Schrift, die sich in zwei Hauptarten, die des Ebrotals und die andalusische, und jede von diesen vermutlich wieder in mannigfache Verzweigungen spaltet und deren Ursprung in sehr fruehe Zeit hinaufzureichen und eher auf das altgriechische als auf das phoenikische Alphabet zurueckzugehen scheint. Von den Turdetanern (um Sevilla) ist sogar ueberliefert, dass sie Lieder aus uralter Zeit, ein metrisches Gesetzbuch von 6000 Verszeilen, ja sogar geschichtliche Aufzeichnungen besassen; allerdings wird diese Voelkerschaft die zivilisierteste unter allen spanischen genannt und zugleich die am wenigsten kriegerische, wie sie denn auch ihre Kriege regelmaessig mit fremden Soeldnern fuehrte. Auf dieselbe Gegend werden wohl auch Polybios’ Schilderungen zu beziehen sein von dem bluehenden Stand des Ackerbaus und der Viehzucht in Spanien, weshalb bei dem Mangel an Ausfuhrgelegenheit Korn und Fleisch dort um Spottpreise zu haben war, und von den praechtigen Koenigspalaesten mit den goldenen und silbernen Kruegen voll “Gerstenwein”. Auch die Kulturelemente, die die Roemer mitbrachten, fasste wenigstens ein Teil der Spanier eifrig auf, so dass frueher als irgendwo sonst in den ueberseeischen Provinzen sich in Spanien die Latinisierung vorbereitete. So kam zum Beispiel schon in dieser Epoche der Gebrauch der warmen Baeder nach italischer Weise bei den Eingeborenen auf. Auch das roemische Geld ist allem Anschein nach weit frueher als irgendwo sonst ausserhalb Italien in Spanien nicht bloss gangbar, sondern auch nachgemuenzt worden; was durch die reichen Silberbergwerke des Landes einigermassen begreiflich wird. Das sogenannte “Silber von Osca” (jetzt Huesca in Aragonien), das heisst spanische Denare mit iberischen Aufschriften, wird schon 559 (195) erwaehnt, und viel spaeter kann der Anfang der Praegung schon deshalb nicht gesetzt werden, weil das Gepraege dem der aeltesten roemischen Denare nachgeahmt ist. Allein mochte auch in den suedlichen und oestlichen Landschaften die Gesittung der Eingeborenen der roemischen Zivilisation und der roemischen Herrschaft soweit vorgearbeitet haben, dass diese dort nirgend auf ernstliche Schwierigkeiten stiessen, so war dagegen der Westen und Norden und das ganze Binnenland besetzt von zahlreichen, mehr oder minder rohen Voelkerschaften, die von keinerlei Zivilisation viel wussten - in Intercatia zum Beispiel war noch um 600 (154) der Gebrauch des Goldes und Silbers unbekannt - und sich ebensowenig untereinander wie mit den Roemern vertrugen. Charakteristisch ist fuer diese freien Spanier der ritterliche Sinn der Maenner und wenigstens ebenso sehr der Frauen. Wenn die Mutter den Sohn in die Schlacht entliess, begeisterte sie ihn durch die Erzaehlung von den Taten seiner Ahnen, und dem tapfersten Mann reichte die schoenste Jungfrau unaufgefordert als Braut die Hand. Zweikaempfe waren gewoehnlich, sowohl um den Preis der Tapferkeit wie zur Ausmachung von Rechtshaendeln - selbst Erbstreitigkeiten zwischen fuerstlichen Vettern wurden auf diesem Wege erledigt. Es kam auch nicht selten vor, dass ein bekannter Krieger vor die feindlichen Reihen trat und sich einen Gegner bei Namen herausforderte; der Besiegte uebergab dann dem Gegner Mantel und Schwert und machte auch wohl noch mit ihm Gastfreundschaft. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Hannibalischen Krieges sandte die kleine keltiberische Gemeinde von Complega (in der Gegend der Tajoquellen) dem roemischen Feldherrn Botschaft zu, dass er ihnen fuer jeden gefallenen Mann ein Pferd, einen Mantel und ein Schwert senden moege, sonst werde es ihm uebel ergehen. Stolz auf ihre Waffenehre, so dass sie haeufig es nicht ertrugen, die Schmach der Entwaffnung zu ueberleben, waren die Spanier dennoch geneigt, jedem Werber zu folgen und fuer jeden fremden Span ihr Leben einzusetzen - bezeichnend ist die Botschaft, die ein der Landessitte wohl kundiger roemischer Feldherr einem keltiberischen, im Solde der Turdetaner gegen die Roemer fechtenden Schwarm zusandte: entweder nach Hause zu kehren, oder fuer doppelten Sold in roemische Dienste zu treten, oder Tag und Ort zur Schlacht zu bestimmen. Zeigte sich kein Werbeoffizier, so trat man auch wohl auf eigene Hand zu Freischaren zusammen, um die friedlicheren Landschaften zu brandschatzen, ja sogar die Staedte einzunehmen und zu besetzen, ganz in kampanischer Weise. Wie wild und unsicher das Binnenland war, davon zeugt zum Beispiel, dass die Internierung westlich von Cartagena bei den Roemern als schwere Strafe galt, und dass in einigermassen aufgeregten Zeiten die roemischen Kommandanten des jenseitigen Spaniens Eskorten bis zu 6000 Mann mit sich nahmen. Deutlicher noch zeigt es der seltsame Verkehr, den in der griechisch-spanischen Doppelstadt Emporiae an der oestlichen Spitze der Pyrenaeen die Griechen mit ihren spanischen Nachbarn pflogen. Die griechischen Ansiedler, die auf der Spitze der Halbinsel, von dem spanischen Stadtteil durch eine Mauer getrennt wohnten, liessen diese jede Nacht durch den dritten Teil ihrer Buergerwehr besetzen und an dem einzigen Tor einen hoeheren Beamten bestaendig die Wache versehen; kein Spanier durfte die griechische Stadt betreten und die Griechen brachten den Eingeborenen die Waren nur zu in starken und wohleskortierten Abteilungen. Diese Eingeborenen voll Unruhe und Kriegslust, voll von dem Geiste des Cid wie des Don Quixote sollten denn nun von den Roemern gebaendigt und womoeglich gesittigt werden. Militaerisch war die Aufgabe nicht schwer. Zwar bewiesen die Spanier nicht bloss hinter den Mauern ihrer Staedte oder unter Hannibals Fuehrung, sondern selbst allein und in offener Feldschlacht sich als nicht veraechtliche Gegner; mit ihrem kurzen zweischneidigen Schwert, welches spaeter die Roemer von ihnen annahmen, und ihren gefuerchteten Sturmkolonnen brachten sie nicht selten selbst die roemischen Legionen zum Wanken. Haetten sie es vermocht, sich militaerisch zu disziplinieren und politisch zusammenzuschliessen, so haetten sie vielleicht der aufgedrungenen Fremdherrschaft sich entledigen koennen; aber ihre Tapferkeit war mehr die des Guerillas als des Soldaten und es mangelte ihr voellig der politische Verstand. So kam es in Spanien zu keinem ernsten Krieg, aber ebensowenig zu einem ernstlichen Frieden; die Spanier haben sich, wie Caesar spaeter ganz richtig ihnen vorhielt, nie im Frieden ruhig und nie im Kriege tapfer erwiesen. So leicht der roemische Feldherr mit den Insurgentenhaufen fertig ward, so schwer war es dem roemischen Staatsmanne, ein geeignetes Mittel zu bezeichnen, um Spanien wirklich zu beruhigen und zu zivilisieren: in der Tat konnte er, da das einzige wirklich genuegende, eine umfassende latinische Kolonisierung, dem allgemeinen Ziel der roemischen Politik dieser Epoche zuwiderlief, hier nur mit Palliativen verfahren.

Das Gebiet, welches die Roemer im Laufe des Hannibalischen Krieges in Spanien erwarben, zerfiel von Haus aus in zwei Massen; die ehemals karthagische Provinz, die zunaechst die heutigen Landschaften Andalusien, Granada, Murcia und Valencia umfasste, und die Ebrolandschaft oder das heutige Aragonien und Katalonien, das Standquartier des roemischen Heeres waehrend des letzten Krieges; aus welchen Gebieten die beiden roemischen Provinzen des Jen- und Diesseitigen Spaniens hervorgingen. Das Binnenland, ungefaehr den beiden Kastilien entsprechend, das die Roemer unter dem Namen Keltiberien zusammenfassten, suchte man allmaehlich unter roemische Botmaessigkeit zu bringen, waehrend man die Bewohner der westlichen Landschaften, namentlich die Lusitaner im heutigen Portugal und dem spanischen Estremadura, von Einfaellen in das roemische Gebiet abzuhalten sich begnuegte und mit den Staemmen an der Nordkueste, den Callaekern, Asturern und Kantabrern ueberhaupt noch gar nicht sich beruehrte. Die Behauptung und Befestigung der gewonnenen Erfolge war indes nicht durchzufuehren ohne eine stehende Besatzung, indem dem Vorsteher des diesseitigen Spaniens namentlich die Baendigung der Keltiberer und dem des jenseitigen die Zurueckweisung der Lusitaner jaehrlich zu schaffen machten. Es ward somit noetig, in Spanien ein roemisches Heer von vier starken Legionen oder etwa 40000 Mann Jahr aus Jahr ein auf den Beinen zu halten; wobei dennoch sehr haeufig zur Verstaerkung der Truppen in den von Rom besetzten Landschaften der Landsturm aufgeboten werden musste. Es war dies in doppelter Weise von grosser Wichtigkeit, indem hier zuerst, wenigstens zuerst in groesserem Umfang, die militaerische Besetzung des Landes bleibend und infolgedessen auch der Dienst anfaengt dauernd zu werden. Die alte roemische Weise, nur dahin Truppen zu senden, wohin das augenblickliche Kriegsbeduerfnis sie rief, und ausser in sehr schweren und wichtigen Kriegen die einberufenen Leute nicht ueber ein Jahr bei der Fahne zu halten, erwies sich als unvertraeglich mit der Behauptung der unruhigen, fernen und ueberseeischen spanischen Aemter; es war schlechterdings unmoeglich, die Truppen von da wegzuziehen, und sehr gefaehrlich, sie auch nur in Masse abzuloesen. Die roemische Buergerschaft fing an innezuwerden, dass die Herrschaft ueber ein fremdes Volk nicht bloss fuer den Knecht eine Plage ist, sondern auch fuer den Herrn, und murrte laut ueber den verhassten spanischen Kriegsdienst. Waehrend die neuen Feldherren mit gutem Grund sich weigerten, die Gesamtabloesung der bestehenden Korps zu gestatten, meuterten diese und drohten, wenn man ihnen den Abschied nicht gebe, ihn sich selber zu nehmen.

Den Kriegen selbst, die in Spanien von den Roemern gefuehrt wurden, kommt nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Sie begannen schon mit Scipios Abreise und waehrten, solange der Hannibalische Krieg dauerte. Nach dem Frieden mit Karthago (553 201) ruhten auch auf der Halbinsel die Waffen, jedoch nur auf kurze Zeit. Im Jahre 557 (197) brach in beiden Provinzen eine allgemeine Insurrektion aus; der Befehlshaber der Jenseitigen ward hart gedraengt, der der Diesseitigen voellig ueberwunden und selber erschlagen. Es ward noetig, den Krieg mit Ernst anzugreifen, und obwohl inzwischen der tuechtige Praetor Quintus Minucius ueber die erste Gefahr Herr geworden war, beschloss doch der Senat im Jahre 559 (195), den Konsul Marcus Cato selbst nach Spanien zu senden. Er fand auch in der Tat bei der Landung in Emporiae das ganze Diesseitige Spanien von den Insurgenten ueberschwemmt; kaum dass diese Hafenstadt und im inneren Land ein paar Burgen noch fuer Rom behauptet wurden. Es kam zur offenen Feldschlacht zwischen den Insurgenten und dem konsularischen Heer, in der nach hartem Kampf Mann gegen Mann endlich die roemische Kriegskunst mit der gesparten Reserve den Tag entschied. Das ganze Diesseitige Spanien sandte darauf seine Unterwerfung ein; indes es war mit derselben so wenig ernstlich gemeint, dass auf das Geruecht von der Heimkehr des Konsuls nach Rom sofort der Aufstand abermals begann. Allein das Geruecht war falsch, und nachdem Cato die Gemeinden, die zum zweitenmal sich aufgelehnt hatten, schnell bezwungen und in Masse in die Sklaverei verkauft hatte, ordnete er eine allgemeine Entwaffnung der Spanier in der diesseitigen Provinz an und erliess an die saemtlichen Staedte der Eingeborenen von den Pyrenaeen bis zum Guadalquivir den Befehl, ihre Mauern an einem und demselben Tage niederzureissen. Niemand wusste, wie weit das Gebot sich erstreckte, und es war keine Zeit sich zu verstaendigen; die meisten Gemeinden gehorchten und auch von den wenigen widerspenstigen wagten es nicht viele, als das roemische Heer demnaechst vor ihren Mauern erschien, es auf den Sturm ankommen zu lassen.

Diese energischen Massregeln waren allerdings nicht ohne nachhaltigen Erfolg. Allein nichtsdestoweniger hatte man fast jaehrlich in der “friedlichen Provinz” ein Gebirgstal oder ein Bergkastell zum Gehorsam zu bringen, und die stetigen Einfaelle der Lusitaner in die jenseitige Provinz fuehrten gelegentlich zu derben Niederlagen der Roemer; wie zum Beispiel 563 (191) ein roemisches Heer nach starkem Verlust sein Lager im Stich lassen und in Eilmaerschen in die ruhigeren Landschaften zurueckkehren musste. Erst ein Sieg, den der Praetor Lucius Aemilius Paullus 565 (189) ^2, und ein zweiter noch bedeutenderer, den der tapfere Praetor Gaius Calpurnius jenseits des Tagus 569 (185) ueber die Lusitaner erfocht, schafften auf einige Zeit Ruhe. Im diesseitigen Spanien ward die bis dahin fast nominelle Herrschaft der Roemer ueber die keltiberischen Voelkerschaften fester begruendet durch Quintus Fulvius Flaccus, der nach einem grossen Siege ueber dieselben 573 (181) wenigstens die naechstliegenden Kantone zur Unterwerfung zwang, und besonders durch seinen Nachfolger Tiberius Gracchus (575, 576 179, 178), welcher mehr noch als durch die Waffen, mit denen er dreihundert spanische Ortschaften sich unterwarf, durch sein geschicktes Eingehen auf die Weise der schlichten und stolzen Nation dauernde Erfolge erreichte. Indem er angesehene Keltiberer bestimmte, im roemischen Heer Dienste zu nehmen, schuf er sich eine Klientel; indem er den schweifenden Leuten Land anwies und sie in Staedten zusammenzog - die spanische Stadt Graccurris bewahrte des Roemers Namen -, ward dem Freibeuterwesen ernstlich gesteuert; indem er die Verhaeltnisse der einzelnen Voelkerschaften zu den Roemern durch gerechte und weise Vertraege regelte, verstopfte er soweit moeglich die Quelle kuenftiger Empoerungen. Sein Name blieb bei den Spaniern in gesegnetem Andenken, und es trat in dem Lande seitdem, wenn auch die Keltiberer noch manches Mal unter dem Joch zuckten, doch vergleichungsweise Ruhe ein.

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^2 Von diesem Statthalter ist kuerzlich das folgende Dekret auf einer in der Naehe von Gibraltar aufgefundenen, jetzt im Pariser Museum aufbewahrten Kupfertafel zum Vorschein gekommen: “L. Aimilius, des Lucius Sohn, Imperator, hat verfuegt, dass die in dem Turm von Laskuta [durch Muenzen und Plin. 3, 1, 15 bekannt, aber ungewisser Lage] wohnhaften Sklaven der Hastenser [Hasta regia, unweit Jerez de la Frontera] frei sein sollen. Den Boden und die Ortschaft, die sie zur Zeit besitzen, sollen sie auch ferner besitzen und haben, so lange es dem Volk und dem Rat der Roemer belieben wird. Verhandelt im Lager am 12. Januar [564 oder 565 der Stadt]. “ (L. Aimilius L. f. inpeirator decreivit, utei quei Hastensium seruei in turri Lascutana habitarent, leiberei essent. Agrum oppidumqu[eJ, quod ea tempestate posedisent, item possidere habereque iousit, dum poplus senatusque Romanus vellet. Act. in castreis a. d. XII k. Febr.) Es ist dies die aelteste roemische Urkunde, die wir im Original besitzen, drei Jahre frueher abgefasst als der bekannte Erlass der Konsuln des Jahres 568 (186) in der Bacchanalienangelegenheit.

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Das Verwaltungssystem der beiden spanischen Provinzen war dem sizilisch-sardinischen aehnlich, aber nicht gleich. Die Oberverwaltung ward wie hier so dort in die Haende zweier Nebenkonsuln gelegt, die zuerst im Jahr 557 (197) ernannt wurden, in welches Jahr auch die Grenzregulierung und die definitive Organisierung der neuen Provinzen faellt. Die verstaendige Anordnung des Baebischen Gesetzes (573 181), dass die spanischen Praetoren immer auf zwei Jahre ernannt werden sollten, kam infolge des steigenden Zudrangs zu den hoechsten Beamtenstellen und mehr noch infolge der eifersuechtigen Ueberwachung der Beamtengewalt durch den Senat nicht ernstlich zur Ausfuehrung, und es blieb, soweit nicht in ausserordentlichem Wege Abweichungen eintraten, auch hier bei dem fuer diese entfernten und schwer kennenzulernenden Provinzen besonders unvernuenftigen jaehrlichen Wechsel der roemischen Statthalter. Die abhaengigen Gemeinden wurden durchgaengig zinspflichtig; allein statt der sizilischen und sardinischen Zehnten und Zoelle wurden in Spanien vielmehr von den Roemern, eben wie frueher hier von den Karthagern, den einzelnen Staedten und Staemmen feste Abgaben an Geld oder sonstigen Leistungen auferlegt, welche auf militaerischere Wege beizutreiben der Senat infolge der Beschwerdefuehrung der spanischen Gemeinden im Jahr 583 (171) untersagte. Getreidelieferungen wurden hier nicht anders als gegen Entschaedigung geleistet, und auch hierbei durfte der Statthalter nicht mehr als das zwanzigste Korn erheben und ueberdies gemaess der eben erwaehnten Vorschrift der Oberbehoerde den Taxpreis nicht einseitig feststellen. Dagegen hatte die Verpflichtung der spanischen Untertanen, zu den roemischen Heeren Zuzug zu leisten, hier eine ganz andere Wichtigkeit als wenigstens in dem friedlichen Sizilien, und es ward dieselbe auch in den einzelnen Vertraegen genau geordnet. Auch das Recht der Praegung von Silbermuenzen roemischer Waehrung scheint den spanischen Staedten sehr haeufig zugestanden und das Muenzmonopol hier keineswegs so wie in Sizilien von der roemischen Regierung in Anspruch genommen worden zu sein. Ueberall bedurfte man in Spanien zu sehr der Untertanen, um hier nicht die Provinzialverfassung in moeglichst schonender Weise einzufuehren und zu handhaben. Zu den besonders von Rom beguenstigten Gemeinden zaehlten namentlich die grossen Kuestenplaetze griechischer, phoenikischer oder roemischer Gruendung, wie Saguntum, Gades, Tarraco, die als die natuerlichen Pfeiler der roemischen Herrschaft auf der Halbinsel zum Buendnis mit Rom zugelassen wurden. Im ganzen war Spanien fuer die roemische Gemeinde militaerisch sowohl wie finanziell mehr eine Last als ein Gewinn; und die Frage liegt nahe, weshalb die roemische Regierung, in deren damaliger Politik der ueberseeische Laendererwerb offenbar noch nicht lag, sich dieser beschwerlichen Besitzungen nicht entledigt hat. Die nicht unbedeutenden Handelsverbindungen, die wichtigen Eisen- und die noch wichtigeren, selbst im fernen Orient seit alter Zeit beruehmten Silbergruben ^3, welche Rom wie Karthago fuer sich nahm und deren Bewirtschaftung namentlich Marcus Cato regulierte (559 195), werden dabei ohne Zweifel mitbestimmend gewesen sein; allein die Hauptursache, weshalb man die Halbinsel in unmittelbarem Besitz behielt, war die, dass es dort an Staaten mangelte, wie im Keltenland die massaliotische Republik, in Libyen das numidische Koenigreich waren, und dass man Spanien nicht loslassen konnte, ohne die Erneuerung des spanischen Koenigreichs der Barleiden jedem unternehmenden Kriegsmann freizugeben.

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^3 1. Makk. 8, 3: “Und Judas hoerte, was die Roemer getan hatten im Lande Hispanien, um Herren zu werden der Silber- und Goldgruben daselbst.”

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