5.

Auch noch in einem anderen Punkte bin ich bloss mein Vater noch einmal und gleichsam sein Fortleben nach einem allzufrühen Tode. Gleich jedem, der nie unter seines Gleichen lebte und dem der Begriff "Vergeltung" so unzugänglich ist wie etwa der Begriff "gleiche Rechte", verbiete ich mir in Fällen, wo eine kleine oder sehr grosse Thorheit an mir begangen wird, jede Gegenmaassregel, jede Schutzmaassregel, - wie billig, auch jede Vertheidigung, jede "Rechtfertigung". Meine Art Vergeltung besteht darin, der Dummheit so schnell wie möglich eine Klugheit nachzuschicken: so holt man sie vielleicht noch ein. Im Gleichniss geredet: ich schicke einen Topf mit Confitüren, um eine sauere Geschichte loszuwerden… Man hat nur Etwas an mir schlimm zu machen, ich "vergelte" es, dessen sei man sicher: ich finde über Kurzem eine Gelegenheit, dem "Missethäter" meinen Dank auszudrücken (mitunter sogar für die Missethat) - oder ihn um Etwas zu bitten, was verbindlicher sein kann als Etwas geben… Auch scheint es mir, dass das gröbste Wort, der gröbste Brief noch gutartiger, noch honnetter sind als Schweigen. Solchen, die schweigen, fehlt es fast immer an Feinheit und Höflichkeit des Herzens; Schweigen ist ein Einwand, Hinunterschlucken macht nothwendig einen schlechten Charakter, - es verdirbt selbst den Magen. Alle Schweiger sind dyspeptisch. - Man sieht, ich möchte die Grobheit nicht unterschätzt wissen, sie ist bei weitem die humanste Form des Widerspruchs und, inmitten der modernen Verzärtelung, eine unsrer ersten Tugenden. - Wenn man reich genug dazu ist, ist es selbst ein Glück, Unrecht zu haben. Ein Gott, der auf die Erde käme, dürfte gar nichts Andres thun als Unrecht, - nicht die Strafe, sondern die Schuld auf sich zu nehmen wäre erst göttlich.

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