Ich sage zugleich noch ein allgemeines Wort über meine Kunst des Stils. Einen Zustand, eine innere Spannung von Pathos durch Zeichen, eingerechnet das tempo dieser Zeichen, mitzutheilen - das ist der Sinn jedes Stils; und in Anbetracht, dass die Vielheit innerer Zustände bei mir ausserordentlich ist, giebt es bei mir viele Möglichkeiten des Stils - die vielfachste Kunst des Stils überhaupt, über die je ein Mensch verfügt hat. Gut ist jeder Stil, der einen inneren Zustand wirklich mittheilt, der sich über die Zeichen, über das tempo der Zeichen, über die Gebärden - alle Gesetze der Periode sind Kunst der Gebärde - nicht vergreift. Mein Instinkt ist hier unfehlbar. - Guter Stil an sich - eine reine Thorheit, blosser "Idealismus", etwa, wie das "Schöne an sich", wie das "Gute an sich", wie das "Ding an sich"… Immer noch vorausgesetzt, dass es Ohren giebt - dass es Solche giebt, die eines gleichen Pathos fähig und würdig sind, dass die nicht fehlen, denen man sich mittheilen darf. - Mein Zarathustra zum Beispiel sucht einstweilen noch nach Solchen - ach! er wird noch lange zu suchen haben! - Man muss dessen werth sein, ihn zu hören… Und bis dahin wird es Niemanden geben, der die Kunst, die hier verschwendet worden ist, begreift: es hat nie jemand mehr von neuen, von unerhörten, von wirklich erst dazu geschaffnen Kunstmitteln zu verschwenden gehabt. Dass dergleichen gerade in deutscher Sprache möglich war, blieb zu beweisen: ich selbst hätte es vorher am härtesten abgelehnt. Man weiss vor mir nicht, was man mit der deutschen Sprache kann, - was man überhaupt mit der Sprache kann. - Die Kunst des grossen Rhythmus, der grosse Stil der Periodik zum Ausdruck eines ungeheuren Auf und Nieder von sublimer, von übermenschlicher, Leidenschaft ist erst von mir entdeckt; mit einem Dithyrambus wie dem letzten des dritten Zarathustra, "die sieben Siegel", überschrieben, flog ich tausend Meilen über das hinaus, was bisher Poesie hiess.