Erste gedichte

Rainer Maria Rilke

Von

RAINER MARIA RILKE

LEIPZIG

IM INSEL-VERLAG

MCMXIII

LARENOPFER

IM ALTEN HAUSE

Im alten Hause; vor mir frei

seh ich ganz Prag in weiter Runde;

tief unten geht die Dämmerstunde

mit lautlos leisem Schritt vorbei.

Die Stadt verschwimmt wie hinter Glas.

Nur hoch, wie ein behelmter Hüne,

ragt klar vor mir die grünspangrüne

Turmkuppel von Sankt Nikolas.

Schon blinzelt da und dort ein Licht

fern auf im schwülen Stadtgebrause.—

Mir ist, daß in dem alten Hause

jetzt eine Stimme "Amen" spricht.

AUF DER KLEINSEITE

Alte Häuser, steilgegiebelt,

hohe Türme voll Gebimmel,—

in die engen Höfe liebelt

nur ein winzig Stückchen Himmel.

Und auf jedem Treppenpflocke

müde lächelnd—Amoretten;

hoch am Dache um barocke

Vasen rieseln Rosenketten.

Spinnverwoben ist die Pforte

dort. Verstohlen liest die Sonne

die geheimnisvollen Worte

unter einer Steinmadonne.

EIN ADELSHAUS

Das Adelshaus mit seiner breiten Rampe:

wie schön will mir sein grau er Glast erscheinen.

Der Gangsteig mit den schlechten Pflastersteinen

und dort, am Eck, die trübe, fette Lampe.

Auf einer Fensterbrüstung nickt ein Tauber,

als wollt er durch den Stoff des Vorhangs gucken;

und Schwalben wohnen in des Torgangs Luken:

das nenn ich Stimmung, ja, das nenn ich—Zauber.

DER HRADSCHIN

Schau so gerne die verwetterte

Stirn der alten Hofburg an;

schon der Blick des Kindes kletterte

dort hinan.

Und es grüßen selbst die eiligen

Moldauwellen den Hradschin,

von der Brücke sehn die Heiligen

ernst auf ihn.

Und die Türme schaun, die neueren,

alle zu des Veitsturms Knauf

wie die Kinderschar zum teueren

Vater auf.

BEI ST. VEIT

Gern steh ich vor dem alten Dom;

wie Moder weht es dort, wie Fäule,

und jedes Fenster, jede Säule

spricht noch ihr eignes Idiom.

Da hockt ein reich geschnörkelt Haus

und lächelt Rokoko-Erotik,

und hart daneben streckt die Gotik

die dürren Hände betend aus.

Jetzt wird mir klar der casus rei;

ein Gleichnis ists aus alten Zeiten:

der Herr Abbé hier—ihm zuseiten

die Dame des roi soleil.

IM DOME

Wie von Steinen rings, von Erzen

weit der Wände Wölbung funkelt,

eine Heilge, braungedunkelt,

dämmert hinter trüben Kerzen.

Von der Decke, rundgemauert,

schwebt ob eines Engels Kopfe

hell ein weißer Silbertropfe,

drin ein ewig Lichtlein kauert.

Und im Eck, wo Goldgeglaste

niederhangt in staubgen Klumpen,

steht in Schmutz gehüllt und Lumpen

still ein Kind der Bettlerkaste.

Von dem ganzen Glänze floß ihm

in die Brust kein Fünkchen Segen....

Zitternd, matt, streckts mir entgegen

seine Hand mit leisem: "Prosim!"

IN DER KAPELLE ST. WENZELS

Alle Wände in der Halle

voll des Prachtgesteins; wer wüßte

sie zu nennen: Bergkristalle,

Rauchtopase, Amethyste.

Zauberhell wie ein Mirakel

glänzt der Raum im Lichtgetänzel,

unterm goldnen Tabernakel

ruht der Staub des heilgen Wenzel.

Ganz von Leuchten bis zum Scheitel

ist die Kuppel voll, die hohle;

und der Goldglast sieht sich eitel

in die gelben Karneole.

VOM LUGAUS

Dort, seh ich Türme, kuppig bald wie Eicheln

und jene wieder spitz wie schlanke Birnen;

dort liegt die Stadt; an ihre tausend Stirnen

schmiegt sich der Abend schon mit leisem Schmeicheln.

Weit streckt sie ihren schwarzen Leib. Ganz hinten

sieh St. Mariens Doppeltürme blitzen.

Ists nicht: Sie saugte durch zwei Fühlerspitzen

in sich des Himmels violette Tinten!

DER BAU

(1)

Die moderne Bauschablone

will mir wahrlich gar nicht passen.

Hier, dies alte Haus darf fassen

reiche, weite Steinterrassen,

kleine, heimliche Balkone.

Und die weitgewölbten Decken,

die so günstig sind den Lauten,

Nischen rings, die eingebauten,

draus die Arme sich der trauten

Dämmrung dir entgegenstrecken.

Alle Mauern breiter, stärker

und aus echten Quaderkernen;—

traun, das Gruseln könnt ich lernen,

seh ich auf die Zinskasernen

aus dem kleinen, Stillen Erker.

IM STÜBCHEN

(2)

Traut ists, wenn verstohlen heulen

im Kamine wilde Winde

in der Stube; ganz gelinde

tickt auf dem barocken Spinde

fort die Stockuhr mit den Säulen.

Dort, die kleine Silhouette

zeigt die alte Tracht der Locken,

tief im Fenster steht ein Rocken,

und vergeßne Töne stocken

im verlassenen Spinette.

Immer noch hegt die Postille,

daß an ihrem Geist erfrische

jung und alt sich, auf dem Tische,

und der Spruch ob jener Nische

lautet: "Es gescheh Dein Wille...."

ZAUBER

(3)

Oft seh ich die heimliche Stube belebt,

so lebhaft erzählen die Wände;

ein liebliches Mädchen, halb Kind noch, hebt

dort zu der Madonna die Hände.

Ein tüchtiger Junge beim Vater steht,

der viel zu des Hauses Gewinn tat.

An huben sie flüsternd das Abendgebet,

und Mutter läßt ruhen das Spinnrad.

Da deucht mich, es wird wohl das Auge naß

sogar der Madonna im Rahmen.

Ich lausche:—Laut von des Vaters Baß

ertönt das versöhnende: "Amen".

EIN ANDERES

(4)

Naht der Sohn mit schwerem Schritt

seinem Vater. Schwer die Zunge....

"Wirklich, was, ein Bräutchen, junge?!

Vorwärts, nur herein damit!"

Und da steht zum erstenmal

jetzt das Mädchen rot und stille;

und der Vater putzt die Brille:

"Teufel! Gut war deine Wahl!"

Und er streckt die Arme aus,

und das Bräutchen nimmt verlegen

seinen Kuß und seinen Segen....

Davon weiß das alte Haus.

NOCH EINES

(5)

Auch dem blonden Kinde kam es

In sein Herz, sein waldseereines,

wie das dunkle Ahnen eines

großen Glückes oder Grames.

Und die Mutter ließ das Rädchen

stocken.—"Kind, was macht dich leiden?"

Stürmisch schluchzend schwieg das Mädchen:

doch verstanden sich die beiden.

Kurz darauf: Am Pförtchen pochte

junger Herr.—"Wollt ihr euch?"—Pause.—

Ob!—Wer da noch fragen mochte!?—

So geschahs im alten Hause.

UND DAS LETZTE

(6)

Still heut die Stube.—Weiß wie Kalk

ist Frauchens Antlitz. Müd und lustlos

ihr feuchtes Auge; halb bewußtlos

lehnt sie bei Vaters Katafalk.

Zuseiten ihr der Gatte kann

sie trösten mehr in keiner Weise;

nun faßt er ihre Hände leise

und sieht sie ernst und bittend an.

"Mein Mütterchen, nimm diesen Strauß!"

tönt türher hell das Wort des Kleinen;

da glimmt ein Lächeln durch ihr Weinen,

und Trost geht durch das alte Haus.

IM ERKERSTÜBCHEN

(7)

Nicht zu sehn das Alltagstreiben,

flieh ich—wie wenn ich ein Strauß war,—

in das alte, alte Haus her;

lang dann seh ich nicht hinaus mehr

durch die breit verbleiten Scheiben.

Schlichtheit war der Väter Aussaat,

Glück die Frucht, die sie gefunden;

sitz so träumend manche Stunden

dort im Polsterstuhl, im runden,

mitten in Urväterhausrat.

DER NÖVEMBERTAG

Alter Herbst vermag den Tag zu knebeln,

seine tausend Jubelstimmen schweigen;

hoch vom Domturm wimmern gar so eigen

Sterbeglocken in Novembernebeln.

Auf den nassen Dächern liegt verschlafen

weißes Dunstlicht; und mit kalten Händen

greift der Sturm in des Kamines Wänden

eines Totenkarmens Schlußoktaven.

IM STRAßEN KAPELLCHEN

Bei St. Loretto da brennt ein Licht

vorm Bilde im Straßenkapellchen;

und um das Wandbild schmiegen sich dicht

Blechblumen mit farbigen Kelchen.

Die Heiligen machen ein übel Gesicht;

denn der Sturmwind, der hastige Knab, hat

nicht Achtung für sie; bei Loretto das Licht

schaut fromm in den dämmernden Sabbat.

DAS KLOSTER

Im Dämmerdustgeschwel

ist schon die Stadt zerronnen

hoch steht das Haus der Nonnen

des Ordens von Carmel.

Der Abend hüpft hangab

vorbei mit Feuergarben

und windet tausend Farben

um jeden Fensterstab.

Er schmückt das düstre Haus

umsonst mit Lichtgeglänze;

So sehen frische Kränze

auf Leichensteinen aus.

BEI DEN KAPUZINERN

Es hat der Pater Guardian

vom Klosterschnaps mir angeboten;

ich kenn ihn schon, den dunkelroten,

der alle Toten wecken kann.

Der Pater sucht den Schlüssel, klein,

dort, wo des Sacktuchs Zipfe blauten,

und holt den Schatz, den selbstgebrauten,

hervor aus dem Reliquienschrein.

Und wie er einschenkt, lacht er feist

und spricht: "Zu Staub sind die Gebeine,

die einstens ruhten in dem Schreine,

doch uns erhalten blieb——der Geist!"

ABEND

Einsam hinterm letzten Haus

geht die rote Sonne schlafen,

und in ernste Schlußoktaven

klingt des Tages Jubel aus.

Lose Lichter haschen spät

noch sich auf den Dächerkanten,

wenn die Nacht schon Diamanten

in die blauen Fernen sät.

JAR. VRCHLICKÝ

Ich lehn im Armstuhl, im bequemen,

wo oft ich Ungemach vergaß,

müd nicken krause Chrysanthemen

im hohen Venezianergläs.

Ich las in einem Band Gedichte

gar lange; wie die Zeit entschwand!

Jetzt erst im Abenddämmerlicbte

leg ich sie selig aus der Hand.

Mir ist, von göttlichen Problemen

hätt ich die Lösung jetzt erlauscht,—

hat mich der Hauch der Chrysanthemen,

hat mich Vrchlickýs Buch berauscht?

IM KREUZGANG VON LORETTO

Still ist es in dem Kreuzgang, in dem alten,

wo über krausen Säulenarabesken

herniederschaun aus halb verwischten Fresken

geheimnisvolle Heiligengestalten.

Wo eine Wachsmadonna, die man zeiht

so manchen gnadenvollen Heilmirakels,

prangt hinterm grauen Glas des Tabernakels

im silberübersäten Seidenkleid.

Spannt über Blättergold Spätsommerhaar

sich draußen auch im Klosterhof Lorettos,—

vor einem Bild im Stile Tintorettos

steht selig still ein junges Liebespaar.

DER JUNGE BILDNER

Ich muß nach Rom; in unser Städtchen

kehr ich aufs Jahr mit Ruhm zurück;

nicht weinen; sieh, geliebtes Mädchen,

ich mach in Rom mein Meisterstück.

Er sprachs; dann zog er fort im Rausche

durch jene Welt, die er erhofft;

doch war ihm, seine Seele lausche

auf einen innern Vorwurf oft.

Die Unrast trieb ihn heim, die arge:

Er bildete mit nassem Blick

sein armes, fahles Lieb im Sarge,

und das—das war sein Meisterstück.

FRÜHLING

Die Vögel jubeln—lichtgeweckt—,

die blauen Weiten füllt der Schall aus;

im Kaiserpark das alte Ballhaus

ist ganz mit Blüten überdeckt.

Die Sonne schreibt sich hoffnungsvoll

ins junge Gras mit großen Lettern.

Nur dorten unter welken Blättern

seufzt traurig noch ein Steinapoll.

Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanz

hinweg das gelbe Blattgeranke

und legt um seine Stirn, die blanke,

den blauenden Syringenkranz.

LAND UND VOLK

...Gott war guter Laune. Geizen

ist doch wohl nicht seine Art;

und er lächelte: da ward

Böhmen, reich an tausend Reizen.

Wie erstarrtes Licht liegt Weizen

zwischen Bergen, waldbehaart,

und der Baum, den dichtgeschaart

Früchte drücken, fordert Spreizen.

Gott gab Hütten; voll von Schafen

Ställe; und der Dirne klafft

vor Gesundheit fast das Mieder.

Gab den Burschen all, den braven,

in die raube Faust die Kraft,

in das Herz—die Heimatlieder.

DER ENGEL

Hin geh ich durch die Malvasinka

die Kinderreih, wo sanft und gut

die kleine Anka oder Ninka

in ihrem letzten Bettchen ruht.

Auf einem schmalen Schollenhügel

kniet, ganz versteckt in hohem Mohn,

mit staubigem, gebrochnem Flügel

ein Engelchen aus rohem Ton.

Das flügellahme Kindchen flößte

mir Mitleid ein,—das arme Ding....

Da, sieh! Von seinen Lippen löste

sich leicht ein kleiner Schmetterling.—

ALLERSEELEN

I

Rings liegt der Tag von Allerseelen

voll Wehmut und voll Blütenduft,

und hundert bunte Lichter schwelen

vom Feld des Friedens in die Luft.

Sie senden Palmen heut und Rosen;

der Gärtner ordnet sie mit Sinn—

und kehrt zum Eck der Glaubenslosen

die alten, welken Blumen hin.

II

"Jetzt beten, Willi,—und nicht reden!"

Mit großem Aug gehorcht der Knab.

Der Vater legt den Kranz Reseden

auf seines armen Weibes Grab.

"Die Mutter schläft hier! Mach ein Kreuz nun!"

Klein Willi sieht empor und macht,

wie ihm befohlen. Ach, ihn reuts nun,

daß er am Weg heraus gelacht!

Es sticht im Auge ihn—wie Weinen....

Dann gehn sie heimwärts durch die Nacht;

ganz ernst und stumm. Da lockt den Kleinen

beim Ausgang jäh der Buden Pracht.

Es blinkt durch den Novembernebel

herüber lichtbeglänzter Tand;

er sieht dort Pferdchen, Heime, Säbel

und küßt dem Vater leis die Hand.

Und der versteht. Dann gehn sie weiter....

Der Vater sieht so traurig aus.—

Doch einen Pfeiferkuchenreiter

schleppt Willi selig sich nach Haus.

BEI NACHT

Weit über Prag ist riesengroß

der Kelch der Nacht schon aufgegangen;

der Sonnenfalter barg sein Prangen

in ihrem kühlen Blütenschoß.

Hoch grinst der Mond, der schlaue Gnom,

und neckend streut er das Gesträhne

der weißen Silberhobelspäne

hernieder in den Moldaustrom.

Da plötzlich, wie beleidigt, hat

zurückgerufen er die Strahlen,

weil er gewahr ward des Rivalen:

der Turmuhr helles Stundenblatt.

ABEND

Der Abend naht.—Die klare Zone

der Stirne schmückt ein goldner Reifen,

und tausend Schattenhände greifen

verstohlen nach der roten Krone.

Die ersten, blassen Sterne liebeln

ihm zu; er steht hoch am Hradschine

und schaut mit ernster Träumermiene

die Türme und die grauen Giebeln.

AUF DEM WOLSCHAN

Am Abend des Tages von Allerseelen

I

Die dürren Äste übergittern

des Himmels abendblasse Scheiben;

und über Grüfte, reich mit Füttern

geschmückt, geht Wehmut, und es zittern

die Lichter durch das Blättertreiben.

Im müden Blau, im regungslosen,

schwimmt fern der Mond. Die Lebensbäume,

die seine blanke Stirne kosen,

sind schwarz. Der Duft von welken Rosen

schleicht her wie Geister toter Träume.

II

Ferner Lärm vom Wagendamm.—

Hier keimt Friede und Vergessen,

zwischen zweien Grabzypressen

hangt der Mond wie ein Tam-Tam.

Schlägt die Ewigkeit nicht sacht

jetzt daran mit schwarzem Schwengel?

Bange schaut ein Marmorengel

in das Aug der Spätherbstnacht.

WINTERMORGEN

Der Wasserfall ist eingefroren,

die Dohlen hocken hart am Teich.

Mein schönes Lieb hat rote Ohren

und sinnt auf einen Schelmenstreich.

Die Sonne küßt uns. Traumverloren

schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;

und wir gehn fürder, alle Poren

vom Kraftarom des Morgens voll.

BRUNNEN

Ganz verschollen ist die alte,

holde Brunnenpoesie,

da aus Tritons Muschelspalte

eine klare Quelle lallte,

die den Gassen Sprache lieh.

Abends bei den Röhrenkasten

sammelte sich Paar um Paar,

weil der Quelle lieblich Glasten

und ihr Laut der tiefgefaßten

Neigung süßes Omen war.

Aber als durch Menschenmühn dann

Wasser treppen aufwärts stieg,

und kein Paar kam: Misogyn dann

ward der Gott; es schlich sich Grünspan

in die Muschel,—und er schwieg.

SPHINX

Sie fanden sie, den Schädel halb zerschlagen,

in starrer Hand das heiße Rohr von Stahl.

Die Menge gaffte.—Bis der Rettungswagen

sie brachte in das gelbe Stadtspital.

Nur einmal hat das Aug sie aufgeschlagen....

Kein Brief!, kein Name, nur ein Kleid, ein Schal;

dann kam der Arzt mit seinem leisen Fragen

und dann der Priester.—Sie blieb stumm und fahl.

Doch spät bei Nacht, da wollt sie etwas sagen,

gestehn ... Doch niemand hörte sie im Saal.

Ein Röcheln.—Dann ward sie herausgetragen,

sie und ihr Schmerz.—

Und draußen steht kein Mal.

TRÄUME

Es kommt die Nacht, reich mit Geschmeiden

geschmückt des blauen Kleides Saum;—

sie reicht mir mild mit ihren beiden

Madonnenhänden einen Traum.

Dann geht sie, ihre Pflicht zu üben,

hinfort die Stadt mit leisem Schritt

und nimmt, als Sold des Traumes, drüben

des kranken Kindes Seele mit.

MAITAG

Still!—Ich hör, wie an Geländen

leicht der Wind vorüberhüpft,

wie die Sonne Strahlenenden

an Syringendolden knüpft.

Stille rings. Nur ein geblähter

Frosch hält eine Mückenjagd,

und ein Käfer schwimmt im Äther,

ein lebendiger Smaragd.

Im Geäst spinnt Süberrhomben

Mutter Spinne Zoll um Zoll,

und von Blütenhekatomben

hat die Welt die Hände voll.

KÖNIG ABEND

Wie König Balthasar einst nahte,

die Stirn vom Kronenreif erhellt,

so tritt im purpurnen Ornate

der König Abend in die Welt.

Der erste Stern führt ihn wie jenen

bis an den fernsten Hügelsaum;

dort findet Mutter Nacht er lehnen

mit ihrem Kind im Arm, dem Traum.

Dem bringt er just, wie jener Weise

des Orients, das Gold, gehäuft,—

das Gold, das uns der Knabe leise

erlösend in den Schlummer träuft.

AN DER ECKE

Der Winter kommt und mit ihm meine Alte,

die an der Ecke stets Kastanien briet.

Ihr Antlitz schaut aus einer Tücherspalte

froh und gesund, ob Falte auch bei Falte

seit vielen Jahren es durchzieht.

Und tüchtig ist sie, ja, das will ich meinen;

die Tüten müssen rein sein, und das Licht

an ihrem Stand muß immer helle scheinen,

und von dem Ofen mit den krummen Beinen

verlangt sie streng die heiße Pflicht.

So trefflich schmort auch keine die Maroni.

Dabei bemerkt sie, wer des Weges zieht,

und alle kennt sie—bis zum Tramwaypony;

sie treibts ja Jahre schon, die alte Toni....

Und leise summt ihr Herd sein Lied.

HEILIGE

Große Heilige und kleine

feiert jegliche Gemeine;

hölzern und von Steine feine,

große Heilige und kleine.

Heilge Annen und Kathrinen,

die im Traum erschienen ihnen,

baun sie sich und dienen ihnen,

heilgen Annen und Kathrinen.

Wenzel laß ich auch noch gelten,

weil sie selten ihn bestellten;

denn zu viele gelten selten—

nun, Sankt Wenzel laß ich gelten.

Aber diese Nepomuken!

Von des Torgangs Luken gucken

und auf allen Brucken spuken

lauter, lauter Nepomuken!

DAS ARME KIND

Ich weiß ein Mädchen, eingefallen

die Wangen.—War ein leichtes Tuch

die Mütter; und des Vaters Fluch

fiel in ihr erstes Lallen.

Die Armut blieb ihr treu die Jahre,

und Hunger ward ihr Angebind;

so ward sie ernst.—Das Lenzgold rinnt

umsonst in ihre Haare.

Sie schaut die lächelnden Gesichter

der Blumen traurig an im Hag

und denkt: der Allerseelentag

hat Blüten auch und Lichter.

WENNS FRÜHLING WIRD

Die ersten Keime sind, die zarten,

im goldnen Schimmer aufgesprossen;

schon sind die ersten der Karossen

im Baumgarten.

Die Wandervögel wieder scharten

zusamm sich an der alten Stelle,

und bald stimmt ein auch die Kapelle

im Baumgarten.

Der Lenzwind plauscht in neuen Arten

die alten, wundersamen Märchen,

und draußen träumt das erste Pärchen

im Baumgarten.

ALS ICH DIE UNIVERSITÄT BEZOG

Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr

so müheschwer vorüberrollte;

nun endlich bin ich, was ich wollte

und was ich strebte: ein Skolar.

Erst "Recht" studieren war mein Plan;

doch meine leichte Laune schreckten

die strengen, staubigen Pandekten,

und also ward der Plan zum Wahn.

Theologie verbot mein Lieb,

könnt mich auf Medizin nicht werfen,

so daß für meine schwachen Nerven

nichts als—Philosophieren blieb.

Die Alma mater reicht mir dar

der freien Künste Prachtregister,—

und bring ichs nie auch zum Magister,

bin was ich strebte: ein Skolar.

SUPERAVIT

Nie kann ganz die Spur verlaufen

einer starken Tat; dies lehrt

zu Konstanz der Scheiterhaufen;

denn aus tausend Feuertaufen

steigt der Hochgeist unversehrt.

Bis zu uns her ungeheuer

ragt der Reformator Hus,

fürchten wir der Lehre Feuer,

neigen wir uns doch in scheuer

Ehrfurcht vor dem Genius.

Der, den das Gericht verdammte,

war im Herzen, tief und rein,

überzeugt von seinem Amte,—

und der hohe Holzstoß flammte

seines Ruhmes Strahlenschein.

TROTZDEM

Manchmal vom Regal der Wand

hol ich meinen Schopenhauer,

einen "Kerker voller Trauer"

hat er dieses Sein genannt.

So er recht hat, ich verlor

nichts: in Kerkereinsamkeiten

weck ich meiner Seele Saiten

glücklich wie einst Dalibor.

HERBSTSTIMMUNG

Die Luft ist lau, wie in dem Sterbezimmer,

an dessen Türe schon der Tod steht still;

auf nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer,

wie der der Kerze, die verlöschen will.

Das Regenwasser röchelt in den Rinnen,

der matte Wind hält Blätterleichenschau;—

und wie ein Schwarm gescheuchter Bekassinen

ziehn bang die kleinen Wolken durch das Grau.

AN JULIUS ZEYER

Du bist ein Meister;—früher oder später

spannt sich dein Volk in deinen Siegeswagen;

du preisest seine Art und seine Sagen,—

aus deinen Liedern weht der Heimat Äther.

Dein Volk tut recht,—nicht, voll von wahngeblähter

Vergangenheit, die Hand im Schoß zu tragen,

es kämpft noch heut und muß sich tüchtig schlagen,

stolz auf sich selbst und stolz auf seine Väter.

Es hat dein Volk sich seine Ideale

noch nicht versetzen lassen zu den Sternen,

die unerreichbar sind und Sehnsucht glasten;

du aber mahnst, ein echter Orientale,

es möge in dem Ringen nicht verlernen

auch im Alhambrahof die Kunst zu rasten.

DER TRÄUMER

I

Es war ein Traum in meiner Seele tief.

Ich horchte auf den holden Traum:

ich schlief.

Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,

und wie ich träumte, hört ich nicht;

es rief.

II

Träume scheinen mir wie Orchideen.—

So wie jene sind sie bunt und reich.

Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfte

ziehn sie just wie jene ihre Kräfte,

brüsten sich mit dem ersaugten Blute,

freuen in der flüchtigen Minute,

in der nächsten sind sie tot und bleich.—

Und wenn Welten oben leise gehen,

fühlst dus dann nicht wie von Düften wehen?

Träume scheinen mir wie Orchideen.—

DIE MUTTER

Aufwärts die Theaterrampe

rollen dröhnend die Karossen,

abseits unter trüber Lampe

steht ein altes Weib verdrossen.

Nur wenn jäh ein Hengst mal scheute,

wars, daß sie zusammenschrecke;

niemand aus dem Strom der Leute

sieht die Alte in der Ecke.

An die neue "Größe" dachte,

von ihr sprach man nur.—Die Güte

eines Grafen, hieß es, brachte

herrlich ihr Talent zur Blüte.

Später. Jubelstürme hallten

in den Schlußklang der Trompeten....

Aber draußen kams der Alten,

heimlich für ihr Kind zu beten.

UNSER ABENDGANG

Gedenkst du noch, wie guter Dinge

wir wallten durch das Nusler Tal;

zwei kleine, blaue Schmetterlinge

verflattertcn im Abendstrahl.

Am Häuschen lehnte die Melone

dort—wie auf einem Bilde Dows,

und herrlich mit der Kuppelkrone

hob sich das Haupt der Karlshofs.

Im West war noch der Weizen golden,

blaugrün verdämmerte der Kohl;

die ersten weißen Sternendolden

umzitterten den Himmelspol.

KAJETAN TÝL

Bei Betrachtung seines Zimmerchens, das auf der böhmischen

ethnographischen Ausstellung zusammengestelt war.

Da also hat der arme Týl

sein Lied "Kde domov můj"—geschrieben.

In Wahrheit; Wen die Musen lieben,

dem gibt das Leben nicht zuviel.

Ein Stübchen—nicht zu klein dem Flug

des Geistes; nicht zu groß zur Ruhe.—

Ein Stuhl, als Schreibtisch eine Truhe,

ein Bett, ein Holzkreuz und ein Krug.

Doch wär er nicht für tausend Louis

von Böhmen fort. Mit jeder Fiber

hing er daran.—"Ich bleibe lieber,"

hätt er gesagt, "kde domov můj."

VOLKSWEISE

Mich rührt so sehr

böhmischen Volkes Weise,

schleicht sie ins Herz sich leise,

macht sie es schwer.

Wenn ein Kind sacht

singt beim Kartoffeljäten,

klingt dir sein Lied im späten

Traum noch der Nacht.

Magst du auch sein

weit über Land gefahren,

fällt es dir doch nach Jahren

stets wieder ein.

DAS VOLKSLIED

Nach einer Kartonskizze des Herrn Liebsdier

Es legt dem Burschen auf die Stirne

die Hand der Genius so lind,

daß mit des Liedes Silberzwirne

er seiner Liebsten Herz umspinnt.

Da mag der Bursch sich süß erinnern,

was aus der Mutter Mund ihm scholl,

und mit dem Klang aus seinem Innern

füllt er sich seine Fiedel voll.

Die Liebe und der Heimat Schöne

drückt ihm den Bogen in die Hand,

und leise rieseln seine Töne

wie Blütenregen in das Land.

Und große Dichter, ruhmberauschte,

dem schlichten Liede lauschen sie,

so gläubig wie das Volk einst lauschte

dem Gottes wort des Sinai.

DORFSONNTAG

Im Wirtshaus auf den blanken Dielen

schwingt sich die Jugend frisch und laut,

des Burschen Hand, so hart von Schwielen,

drückt die des blonden Mädchens traut;

bierfrohe Musikanten spielen

ein Lied aus der "verkauften Braut".

"Trinkt zu! Ich will euch heut besolden."

Der Pfarrherr. Der liebt muntern Geist.

Und wie er nach dem Tanz die Holden

zu seinem Tische kommen heißt,

da geht der Abend draußen, golden,

und lacht durch alle Fenster dreist.

MEIN GEBURTSHAUS

Der Erinnrung ist das traute

Heim der Kindheit nicht entflohn,

wo ich Bilderbogen schaute

im blauseidenen Salon.

Wo ein Puppenkleid, mit Strähnen

dicken Silbers reich betreßt,

Glück mir war; wo heiße Tränen

mir das "Rechnen" ausgepreßt.

Wo ich, einem dunklen Rufe

folgend, nach Gedichten griff,

und auf einer Fensterstufe

Tramway spielte oder Schiff.

Wo ein Mädchen stets mir winkte

drüben in dem Gräfenhains....

Der Palast, der damals blinkte,

sieht heut so verschlafen aus.

Und das blonde Kind, das lachte,

wenn der Knab ihm Küsse warf,

ist nun fort; fern ruht es sachte,

wo es nie mehr lächeln darf.

IN DUBIIS

I

Es dringt kein Laut bis her zu mir

von der Nationen wildem Streite,

ich stehe ja auf keiner Seite;

denn Recht ist weder dort noch hier.

Und weil ich nie Horaz vergaß,

bleib gut ich aller Welt und halte

mich unverbrüchlich an die alte

aurea mediocritas.

II

Der erscheint mir als der Größte,

der zu keiner Fahne schwört,

und, weil er vom Teil sich löste,

nun der ganzen Weit gehört.

Ist sein Heim die Weit; es mißt ihm

doch nicht klein der Heimat Hort;

denn das Vaterland, es ist ihm

dann sein Haus im Heimatsort.

BARBAREN

Ich weiß von einem Riesenparke

dort, wo die Stadt sich schon verliert;

jetzt nagt die Axt an seinem Marke,

sie sagen: er wird parzelliert.

Das ist der Fürstenpark Clam-Gallas,

der Mietskasernen weichen soll,

der war doch wie ein Hain der Pallas

der raunenden Orakel voll.

Jetzt stürmen sie, die Uhgeweihten,

den Ort, den kein Profaner sah:

Es übertönt der Lärm der Zeiten

das Götterwort der Pythia.

SOMMERABEND

Die große Sonne ist versprüht,

der Sommerabend liegt im Fieber,

und seine heiße Wange glüht.

Jach seufzt er auf: "Ich möchte lieber...."

Und wieder dann: "Ich bin so müd...."

Die Büsche beten Litanein,

Glühwürmchen hangt, das regungslose,

dort wie ein ewiges Licht hinein;

und eine kleine weiße Rose

tragt einen roten Heiligenschein.

GERICHTET

"Am Ring" stand einst ein Blutgerüst,

lang ist es her; doch wenn der Schein

des runden Monds das Rathaus küßt,

dann wallen aus dem heilgen Teyn

Gerichtete in Geisterreihn ...

Weh wer sie sah!

Viel Herren fielen auf dem Ring;

die Herren finden Ruhe nicht;—

sie zogen eines Nachts: Es ging

voran Herr Christus, groß und licht,

mit ernstem, traurigem Gesicht ...

Und einer sahs!

Der war ein Maler. Und im Flug

malt er, wie er geschaut, den Ring.

Er malt den ganzen Geisterzug,

dem ernst voran Herr Christus ging.

Er malt ... bis ihn ein Fieber fing ...

Jetzt ist er tot.—

DAS MÄRCHEN VON DER WOLKE

Der Tag ging aus mit mildem Tone,

so wie ein Hammerschlag verklang.

Wie eine gelbe Goldmelone

lag groß der Mond im Kraut am Hang.

Ein Wölkchen wollte davon naschen,

und es gelang ihm, ein paar Zoll

des hellen Rundes zu erhaschen,

rasch kaut es sich die Bäckchen voll.

Es hielt sich lange auf der Flucht auf

und zog sich ganz mit Lichte an;—

da hob die Nacht die goldne Frucht auf:

Schwarz ward die Wolke und zerrann.

FREIHEITSKLÄNGE

Böhmens Volk! In deinen Kreisen

weckt ein neuer Genius

alte, heiße Freiheitsweisen,

und die mahnen nicht mit leisen

Worten, daß dein Fesseleisen

ganz zerschmettert werden muß.

Diese Streitpoeten blasen

lockend; und in Stücke haun

kannst du, Volk, in deinem Rasen

des Gesetzes Marmorvasen,

doch du kannst aus ihren Phrasen

keine Zukunft dir erbaun.

Tief in Herz und Sinn in treuer

Hoffnung senk die Liedersaat,

sind dir deine Dichter teuer,

daß daraus ein Lenz, ein neuer,

keime.—Was dann blieb vom Feuer,

das entflamme dich zur Tat.

NACHTBILD

Auch auf der Theaterrampe

wird es stille nach und nach.—

Eine eitle Bogenlampe

schaut sich in ein Droschkendach.

Auf dem leeren Gangsteig zucken

Lichter.—Sehn nicht dort am Haus

helle Dachmansardenlucken

wie verweinte Augen aus?

HINTER SMICHOV

Hin gehn durch heißes Abendrot

aus den Fabriken Männer, Dirnen,—

auf ihre niedern, dumpfen Stirnen

schrieb sich mit Schweiß und Ruß die Not.

Die Mienen sind verstumpft; es brach

das Auge. Schwer durchschlürft die Sohle

den Weg, und Staub zieht und Gejohle

wie das Verhängnis ihnen nach.

IM SOMMER

Im Sommer trägt ein kleiner Dampfer

auf Moldauwogen uns nach Zlichov

zu jenem Kirchlein, hoch und frei.

Im blauen Nebel schwindet Smichov;—

zur Rechten Flächen braun von Ampfer,

zur Linken stolz die "Loreley".

Wir legen an; und sieh, ein Alter

begrüßt uns leiernd: "Hej, Slovane!"

Am Friedhofsrand dann lehnen wir.

Hoch blaut des Himmels Prachtzyane,

und unser Träumen hebt, ein Falter,

auf Sonnenflügeln sich zu ihr.

AM KIRCHHOF ZU KÖNIGSAAL (aula regis)

Auf schloß das Erztor der Kustode.

Du sahst vor Blüten keine Gruft.

Der Lenz verschleierte dem Tode

das Angesicht mit Blust und Duft;

da stieg wie eine Todesode

ein Trauermantel in die Luft.

Wir sahn ihn beide und wir schwiegen....

Rings feierte Mittsommerlicht,

in den Syringen summten Fliegen.—

Da lag ein Schädel vor uns dicht;

aus seinen leeren Augen stiegen

verkümmerte Vergißmeinnicht.

VIGILIEN

I

Die falben Felder schlafen schon,

mein Herz nur wacht allem;

der Abend refft im Hafen schon

sein rotes Segel ein.

Traumselige Vigilie!

Jetzt wallt die Nacht durchs Land;

der Mond, die weiße Lilie,

blüht auf in ihrer Hand.

II

Am offnen Stubenfenster lehn ich

und träume in die Nacht hinauf;

das Mondlicht windet silbersträhnig

sich um den schwarzen Kirchturmknauf.

Sehn wenig Welten aus den Fernen

auch durch den engen Hof ins Haus,—

es füllte Licht von zehen Sternen

ein ganzes, dunkles Leben aus.

III

Horch, der Schritt der Nacht erstirbt

in der weiten Stille;

meine Schreibtischlampe zirpt

leis wie eine Grille.

Goldig auf dem Bücherstand

glühn der Bände Rücken:

zu der Fahrt ins Feenland

Pfeiler für die Brücken.

IV

Sie hat, halb Kind, einst eine Nacht

beim toten Mütterlein verbracht

und hat geweint und hat gewacht;—

dann gingen Jahre, Jahre sacht:

nie hat sie jener Nacht gedacht.

Und dann kam eine andre Nacht.

Da hat von Glut und Sünd entfacht

die rote Lippe Lust gelacht,

doch plötzlich—wie durch höhre Macht

dacht sie der Nacht der Leichenwacht.

DEK LETZTE SONNENGRUSS

Zu einem Bilde des Benes Knüpfer

Die Sonne schmolz, die hehre,

ins weiße Meer so heiß.

Zwei Mönche saßen am Meere,

ein blonder und ein Greis.

Der sann: Geh ich einst rasten,

so friedlich mög es sein—

und jener: Des Ruhmes Glasten

sollt mir mein Sterben weihn.

KAISER RUDOLF

Hoch auf seiner Himmelswarte

über einer Sternenkarte

sitzt der Kaiser Rudolf dort,

forschend, ob der langerharrte

Flugstern, der die Weisen narrte,

streifen würde diesen Ort.

Und er fragt den Astrologen,

der am hohen Himmelsbogen

alle Wanderwege weiß:

"Wird von Unglück der betrogen,

den der Stern hineingezogen

in den unheilvollen Kreis?"

Und der Alte weicht ihm leise

aus: "Der Stern zieht seine Gleise,

Herr, im fernen Ätherreich!"

Und gen Süden sieht der Weise;—

und der Kaiser schaut die Kreise

seines Globen, ernst und bleich.—

Und von Süden kommt Verderben,

kommt Matthias.—Eilge Erben

lassen ihm nur den Hradschin;

und der Kaiser spricht im herben

Spott: "Mir bleibt nichts, als zu sterben,

denn schon bin ich tot für 'ihn'.

Alter! Laß den Bück uns heben!

du hast recht, die Sterne schweben

hoch ob allem Erdenbann;

aber—die nach ihnen streben,

knüpfen selbst ihr dunkles Leben

an die lichten Lose an!—"

AUS DEM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGE

Kohlenskizzen in Callots Manier

1. KRIEG

Feinster ist die Welt geworden,—

darum Dörfer rasch entloht!

und die Welt ist grau;—drum rot

färbt sie durch das Morden!

Bauer! Bittest um dein Leben?

Nimm dirs! Aber bei uns bleib!

Herrgott hat dir Ochs und Weib

nur für uns gegeben.

Laß den Teufel Felder pflügen;

sieh, wir haben stets genung!

Vorwärts—einen Werbetrunk

aus den vollen Krügen!

2. ALEA JACTA EST

"... Tod oder Sold!"

Und jetzt die Trommel schnell

her. Auf das Trommelfell

Würfel gerollt.

So wird dem Lohn,

der unsre Streiche sucht.

Sieh, der Baum, reiche Frucht

trägt er doch schon!

Solltest schon längst

hängen dran, Kamerad!

Drum ists nicht jammerschad,

wenn du dann hängst!

3. KRIEGSKNECHTS-SANG

Lag auf einer Trommel nackt,

kaum zwei Spannen lang,

und der rauhe Trommeltakt

war mein Wiegensang.

Wild zu wettern taugte ich

damals schon im Zorn,

meine Milch, die saugte ich

aus dem Pulverhorn.

Damals taufte jeden gut

der Korp'ral; beim Schopf

nahm er ihn, goß Schwedenblut

heiß ihm übern Kopf.

4. KRIEGSKNECHTS-RANG

Bei uns gibts nicht Edelinge,

die was gelten durch ihr Blut,

jedes Rang ist jedes Klinge,

und sein Wappen ist der Mut.

Wer nur immer kühn sein Schwert

hält den Schild von Schande rein,

wer noch gestern unterm Heer zog,

Herzog kann er morgen sein.

5. BEIM KLOSTER

Was gibts?—Eine Klosterpforte?—

Ei, Potz Blitz!

Eine Tür von dieser Sorte

renn ich ohne viele Worte

ein mit meiner Nasenspitz!

Auf das Tor ein fester Stempel....

Pfaffe, komm!

Jetzt heraus mit deinem Krempel,

paar Monstranzen zum Exempel

und paar Kelche: wir sind fromm.

Laß jetzt dein: Peccavi, pater....

Leucht zum Wein

uns mit deiner Nase, frater,

dorten kannst du uns ein Rater,

und ein "Seelensorger" sein!

6. BALLADE

Gestern zogen wilde Horden

durch das Dörfchen hin mit Morden,

und ein Mädchen sinnt jetzt still:

Ist der Liebste untreu worden,

weil er heut nicht kommen will?—

Draußen schrien die Dohlen.

Mädchen ging mit bleicher Wange

durch das Haus.—Sie harrte lange,

und des Nachts floh sie der Schlaf.

Und sie schlich hinaus zum Hange,

wo sie stets den Teuren traf.

Ängstlich schrien die Dohlen.

Und die Nacht war schwarz, die schwüle,

fern nur brannte eine Mühle....

Weinend wählt die matte Maid

sich gar weiches Kraut zum Pfühle

und entschlief in lauter Leid.

Schrieen noch die Dohlen?

Spät erwacht sie. Nebel grauten

rings—soweit die Augen schauten....

Weh!—Was sie ein Kraut geglaubt,

ist das Haar an ihres Trauten

blutigem, zerschelltem Haupt.—

Schrecklich schrien die Dohlen.

7. DER FENSTERSTURZ

"Naht Verrat mit leisem Schritte,

ungerächt, bei der Madonna,

bleibt er nicht! Nach alter Sitte

zu den Fenstern!" schrie Colonna.

"Schont den Popel! doch die andern,

jeder eine feige Natter,

aus den Fenstern laßt sie wandern!

Mitleid?—Werft ihn mit, den Platter!"

Bange hangt am Fensterstocke

Martinitz noch.—Da Geröchel:

Turn schwingt seine Degenglocke

und zerschmettert ihm die Knöchel.

Und zum nächsten: "Sag, wie heißt er,

Böhmens Herr? du sollst mirs deuten!"

"Graf von Turn!"—"Der Bürgermeister

lasse alle Glocken läuten!"—

8. GOLD

"Dein Wams, Geliebter, ist voll Gold.

Wo hast das Gold du her?"—

"Da schaust du, Kind, das ist mein Sold,

kein Obrist hat wohl mehr!"

"Nein, das ist gutes, rotes Gold,

das kann dein Sold nicht sein!"

"Beim Spielen war das Glück mir hold,

und da ward alles mein!"

"Ist wirklich alles dein—das Gold,

gesteh,—und ists kein Trug?"—

"Nun, Würfel haben mit gerollt

und jetzt laß es genug!"

"Und gibst du mir auch von dem Gold?"

"Das weißt du!"—"Nein, du Schelm,

just auf der Stelle, sieh, ich wollt,

du füllst mir deinen Helm!"

"Es sei!"—"Wies durch die Finger bebt,

der Glanz gefällt mir gut!—

... Schau, was dir da am Finger klebt,

kam das vom Golde?—Blut!"—....

9. SZENE

Du kniest am Markstein, Alter, sprich!—

Das ist kein Heilgenbild!"

"Kein Bild?—Ich bet.—Es faßte mich

das Schicksal gar so wild."

"Hast du kein Haus, hast du kein Land,

das deiner Hände braucht?"

"Das Land zerstampft, das Haus verbrannt,

sieh hin—gewiß—es raucht."

"Was bauts nicht wieder auf dein Sohn

und hilft dir aus der Not?"

"Mein Sohn zog in den Krieg davon,

jetzt ist er sicher tot."—

"Was streicht dir deines Haares Schnee

der Tochter Hand nicht, weich?"—

"Der bracht ein Troßbub Schand und Weh,

da sprang sie in den Teich."—

"So sieh mir ins Gesicht!—Und brach

das Herz dir auch vor Graus...."

"Ich kann nicht, Herr, ein Kriegsknecht stach

mir beide Augen aus."

10. FEUERLILIE

Winters, ab die Äste krachten,

keine Bäche konnten frieren,

weil die Fluten Blutes ihren

Pulsschlag immer neu entfachten.

Als die Zeit kam, da die Blume

aufwacht und der Vogel flötet,

sprang die Lilie selbst gerötet

aus der todgedüngten Krume.

11. BEIM FRIEDLAND

Heimgekehrt von Schlacht und Schlag

freut sich Obrist und Gemeiner;

denn jetzt hält der Wallensteiner

wieder seinen Hof zu Prag.

Just ließ frei den Turn er ziehn;

das war so von seinen Trümpfen

einer.—Drauf ward Nasenrümpfen

Mode ... dort bei Hof zu Wien.

Laßt sie zetern. Friedlands Heer

muß nicht darben und nicht dürsten,—

und aus Knechten macht er Fürsten,

unser Herzog.—Wer kann mehr?

12. FRIEDEN

Prag gebar die Mißgestalt

dieses Krieges, der voll Tücke

hauste.—Auf der Karlsbrücke

starb er, dreißig Jahre alt.

Endlich riß das Eisenstück

nur dem Acker eine Schramme,

und vom Kirchturm schlug die Flamme

in den trauten Herd zurück.

BEI DEN URSULINEN

Geh mittags zu den Ursulinen,

wenn man den Armen Speise trug,

da siehst du, wie in müde Mienen

die Not schrieb ihren Namenszug.

Da siehst du Stirnen, die schon frühe

des Schmerzes Eisenreif umschloß,

und Wangen, die der Dunst der Brühe

mit falscher Röte übergoß.

Du hörst, wie leisem Dankesworte

sich Fluch bald, bald Gebet gesellt:

so brandet an der Klosterpforte

das ganze Elend dieser Welt.

AUS DER KINDERZEIT

Sommertage auf der "Golka"....

Ich, ein Kind noch—Leise her,

aus dem Gasthaus klingt die Polka,

und die Luft ist sonnenschwer.

Sonntag ists.—Es liest Helene

lieb mir vor.—Im Lichtgeglänz

ziehn die Wolken, wie die Schwäne

aus dem Märchen Andersens.

Schwarze Fichten stehn wie Wächter

bei der Wiesen buntem Schatz;

von der Straße dringt Gelächter

bis zu unserm Laubenplatz.

An die Mauer lockt uns beide

mancher laute Jubelschrei:

drunten geht im Feierkleide

Paar um Paar zum Tanz vorbei.

Bunt und selig, Bursch und Holka,

Glück und Sonne im Gesicht!—

Sommertage auf der "Golka",—

und die Luft war voller Licht....

RABBI LÖW

"WESER Rabbi, hoher Liva, hilf uns aus dem

Bann der Not;

heut gibt uns Jehova Kinder, morgen raubt sie uns

der Tod.

Schon faßt Beth Chaim nicht die Scharen, und

kaum hat der Leichenwart

eins bestattet, nahen andre Tote; Rabbi, das

ist hart."

Und der Rabbi; "Geht und schickt mir einen

Bocher rasch herein—"

So geschiehts; "Wagst du nach Beth Chaim diese

Nacht dich ganz allein;"

"Du befiehlst es, weiser Meister?" "Gut, so hör,

um Mitternacht

tanzen all die Kindergeister auf den grauen

Steinen sacht.

Birg dich dorten im Gebete, und wenn Furcht dein

Herz beklemmt,

Streif sie ab: Du raubst dem nächsten Kinde kühn

sein Leichenhemd,

raubst es,—bringst es her im Fluge, her zu mir!

Begreifst du wohl?"

"Wie du heißest tun mich, Meister, tu ich!" klingt

die Antwort hohl.

Mitternacht und Mondgegleiße,—

... und es stürzt der totenblasse

Bocher bebend durch die Gasse,

in der Hand das Hemd, das weiße.

Da jetzt ... sind das seine Schritte?...

Jach kehrt er zurück das bleiche

Antlitz: weh, die Kindesleiche,

folgt ihm nach, im Aug die Bitte:

"... Gib das Linnen, ohne Linnen

lassen mich nicht ein die Geister...."

Und der Bocher, halb von Sinnen,

reicht es endlich seinem Meister.

Und schon naht der Geist mit Klagen....

"Sag, was sterben hundert binnen

Tagen?—Kind, du mußt es sagen,

früher darfst du nicht von hinnen."

So der Rabbi.—"Wehe, wehe,"

ruft der Geist, "aus unserm Stamme

haben zwei entehrt der Ehe

keusche, reine Altarflamme!

Hier die Namen!—Sucht nicht fremde

Ursach, daß euch Tod beschieden...."

Und der Rabbi reicht das Hemde

jetzt dem Kinde: "Zieh in Frieden!"

Kaum, daß aus dem Nachtkelch maijung

stieg der Tag in rosgem Licht,

hielt der Rabbi schon Gericht,—

und der Unschuld ward Befreiung.

Mit der Geißel des Gesetzes

brandmarkt er die Sünderstirn;—

langsam löste jedes Hirn

ich vom Bann des Fluchgenetzes.

Manches Paar war da erschienen,

dankerfüllt, daß Gott verzieh,

und der Weise segnet sie.—

Freude lag auf aller Mienen.

Nur der Bocher warf, der bleiche,

sich im Fieber hin und her....

Doch nach Beth Chaim lange mehr

trug man keine Kindesleiche.

DIE ALTE UHR

Bald hättest, alte Rathausuhr,

du nimmer dürfen Stunden weisen;

sie hätten bald in altem Eisen

versplittert deine letzte Spur.

Der Geizhals hart zum letztenmal

sein Haupt gewiegt in starrem Trotzen,

zum letztenmal der Tod mit Glotzen

geschwungen seinen Sensenstahl.

Dann hätt der Hahn auch ausgekräht.

Und heut noch kräht er; freilich heiser,

noch nickt der Geizhals fort, und leiser

droht ihm des Todes Majestät.

KÄMPFEN

I

Ein heißer Eid, ein gramerpreßter,

der leicht von jungen Lippen rinnt,

der machte zur barmherzgen Schwester

fast über Nacht ein blondes Kind.

Des jungen Lebens Wellen fließen

fortan durch Krankenstuben still;

es träumt ihr Herz noch vom Genießen,

wenn auch das Aug es leugnen will.

Denn mit der Strenge der Asketen

drängt sie zurück, was in ihr quillt,

und geht um Kraft nach Emaus beten

zum wunderstarken Gnadenbild.

SIEGEN

II

Der Tag beginnt sich kaum zu lichten;

"Heut sei im Glauben stark wie nie

und geh mit Gott an deine Pflichten:

Es ist ein Fall von Diphtherie...."

Sie pflegt und küßt den kleinen Kranken,

und doch packt ihn der Tod beim Hals....

Spät rafft sie auf sich, heimzuwanken,

erfröstelnd in dem Schutz des Schals.

Als man vorbei beim Kloster gestern

den Kleinen trug ins Bett von Lehm,

klang aus der "Kirche von den Schwestern"

ganz leis ein Totenrequiem....

IM HERBST

Ein Riesenspinngewebe, zieht

Altweibersommer durch die Welt sich;—

und der Laurenziberg gefällt sich

im goldig-bläulichen Habit.

Weil er so mild herübersieht,

sucht müd, gestützt auf Strahlenkrücken,

die Sonne hinter seinem Rücken

schon frühe ihr Valladolid.

DER KLEINE "DRATENÍK"

Kommt so ein Bursche, ein junger,

Mausfallen, Siebe am Rücken,

folgt mir durch Gassen und Brücken:

"Herr, ich hab 'türkischen Hunger'.

Nur einen Krajcar, nur einen

für ein Stück Brot, milost' pánků!"

Da!—Und er stammelt mir Dank zu,

doch läßt nicht Ruh er den Beinen.

Lebt nicht von bloßem Gelunger.—

Riecht an den Türen den Braten

und muß die Pfannen doch drahten—

leer:—das macht 'türkischen Hunger'.

IN DER VORSTADT

Die Alte oben mit dem heisern Husten,

ja, die ist tot.—Wer war sie?—Du mein Gott,

sie gab uns nichts,—ihr gab man Hohn und Spott....

Kaum, daß die Leute ihren Namen wußten.

Und unten stand der schwarze Kastenwagen.

Die letzte Klasse; als der Totenschrein

sich spreizte, stieß man fluchend ihn hinein,

und dann ward rauh die Türe zugeschlagen.

Der Kutscher hieb in seine magern Mähren

und fuhr im Trab so leicht zum Friedhof hin,

als wenn da nicht ein ganzes Leben drin

voll Weh und Glück und tote Träume waren.

BEI ST. HEINRICH

Hart am Kirchenaltargitter,

wo die Ampel flammt, die matte,

schlaft ein alter, alter Ritter

unter grauer Wappenplatte.

Lebend hielt er hoch sein Wappen,

sorgte immer für sein Blinken;—

weiß er, daß mit schmutzgen Schlappen

alte Weiber drüber hinken?

MITTELBÖHMISCHE LANDSCHAFT

Fern dämmert wogender Wälder

beschatteter Saum.

Dann unterbricht

nur hie und da ein Baum

die falbe Fläche hoher Ährenfelder.

Im hellsten Licht

keimt die Kartoffel; dann

ein wenig weiter Gerste, bis der Tann

das Bild begrenzt.

Hoch überm Jungwald glänzt

so goldig-rot ein Kirchturmkreuz herüber

aus Fichten ragt der Hegerhütte Bau;—

und drüber

wölbt sich ein Himmel, blank und blau.

DAS HEIMATLIED

Vom Feld klingt ernste Weise;

weiß nicht, wie mir geschieht....

"Komm her, du Tschechenmädchen,

sing mir ein Heimatlied."—

Das Mädchen läßt die Sichel,

ist hier mit Husch und Hui,—

setzt nieder sich am Feldrain

und singt: "Kde domov můj"....

Jetzt schweigt sie still. Voll Tränen

das Aug mir zugewandt,—

nimmt meine Kupferkreuzer

und küßt mir stumm die Hand.

TRAUMGEKRÖNT

(1897)

KÖNIGSLIED

Darfst das Leben mit Würde ertragen,

nur die Kleinlichen macht es klein;

Bettler können dir Bruder sagen,

und du kannst doch ein König sein.

Ob dir der Stirne göttliches Schweigen

auch kein rotgoldener Reif unterbrach,—

Kinder werden sich vor dir neigen,

selige Schwärmer staunen dir nach.

Tage weben aus leuchtender Sonne

dir deinen Purpur und Hermelin,

und, in den Händen Wehmut und Wonne,

liegen die Nächte vor dir auf den Knien....

TRÄUMEN

I

Mein Herz gleicht der vergessenen Kapelle;

auf dem Altare prahlt ein wilder Mai.

Der Sturm, der übermütige Geselle,

brach längst die kleinen Fenster schon entzwei;

er schleicht herein jetzt bis zur Sakristei

und zerrt dort an der Ministrantenschelle.

Der schrillen Glocken zager Sehnsuchtsschrei

ruft zu der längst entwöhnten Opferstelle

den arg erstaunten fernen Gott herbei.

Da lacht der Wind und hüpft durchs Fenster frei.

Doch der Erzürnte packt des Klanges Welle

und schmettert an den Fliesen sie entzwei.

Und arme Wünsche knien in langer Reih

vorm Tor und betteln an vermooster Schwelle.

Doch längst schon geht kein Beter mehr vorbei.

II

Ich denke an:

—Ein Dörfchen schlicht in des Friedens Prangen,

drin Hahngekräh;

und dieses Dörfchen verloren gegangen

im Blütenschnee.

Und drin im Dörfchen mit Sonntagsmienen

ein kleines Haus;

ein Blondkopf nickt aus den Tüllgardinen

verstohlen heraus.

Rasch auf die Türe, die angelheiser

um Hilfe ruft,—

und dann in der Stube ein leiser, leiser

Lavendelduft....

III

Mir ist: ein Häuschen wär mein eigen;

vor seiner Türe saß ich spät,

wenn hinter violetten Zweigen

bei halb verhalltem Grillengeigen

die rote Sonne sterben geht.

Wie eine Mütze grünlich-samten

steht meinem Haus das moosge Dach,

und seine kleinen, dickumrammten

und blank verbleiten Scheiben flammten

dem Tage heiße Grüße nach.

Ich träumte, und mein Auge langte

schon nach den blassen Sternen hin,—

vom Dorfe her ein Ave bangte,

und ein verlorner Falter schwankte

im schneeig schimmernden Jasmin.

Die müde Herde trollte trabend

vorbei, der kleine Hirte pfiff,—

und in die Hand das Haupt vergrabend,

empfand ick, wie der Feierabend

in meiner Seele Saiten griff.

IV

Eine alte Weide trauert

dürr und fühllos in den Mai,—

eine alte Hütte kauert

grau und einsam hart dabei.

War ein Nest einst in der Weide,

in der Hütt ein Glück zu Haus;

Winter kam und Weh,—und beide

blieben aus....

V

Die Rose hier, die gelbe,

gab gestern mir der Knab,

heut trag ich sie, dieselbe,

hin auf sein frisches Grab.

An ihren Blättern lehnen

noch lichte Tröpfchen,—schau!

Nur heute sind es Tränen,—

und gestern war es Tau....

VI

Wir saßen beisammen im Dämmerlichte.

"Mütterchen", schmeichelteich, "nicht wahr,

du erzählst mir noch einmal die schöne Geschichte

von der Prinzessin mit goldnem Haar?"—

Seit Mütterchen tot ist, durch dämmernde Tage

führt mich die Sehnsucht, die blasse Frau;

und von der schonen Prinzessin die Sage

weiß sie wie Mütterchen ganz genau....

VII

Ich wollt, sie hätten statt der Wiege

mir einen kleinen Sarg gemacht,

dann wär mir besser wohl, dann schwiege

die Lippe längst in feuchter Nacht.

Dann hätte nie ein wilder Wille

die bange Brust durchzittert,—dann

wärs in dem kleinen Körper stille,

so still wie's niemand denken kann.

Nur eine Kinderseele stiege

zum Himmel hoch so sieht,—ganz sacht....

Was haben sie mir statt der Wiege

nicht einen kleinen Sarg gemacht?—

VIII

Jene Wolke will ich neiden,

die dort oben schweben darf!

Wie sie auf besonnte Heiden

ihre schwarzen Schatten warf.

Wie die Sonne zu verdüstern

sie vermochte kühn genug,

wenn die Erde lichteslüstern

grollte unter ihrem Flug.

All die goldnen Strahlenfluten

jener Sonne wollt auch ich

hemmen! Wenn auch für Minuten!

Wolke! Ja, ich neide dich!

IX

Mir ist: Die Welt, die laute, krank

hat jüngst zerstört ein jäh Zerstleben

und mir nur ist der Weltgedanke,

der große, in der Brust geblieben.

Denn so ist sie, wie ich sie dachte;

ein jeder Zwiespalt ist vertost:

auf goldnen Sonnenflügeln sachte

umschwebt mich grüner Waldestrost.

X

Wenn das Volk, das drohnenträge,

trabt den altvertrauten Trott,

möcbt ich weiße Wandelwege

wallen durch das Duftgehege

ernst und einsam wie ein Gott.

Wandeln nach den glanzdurchsprühten

Fernen, lichten Lohns bewußt;—

um die Stirne kühle Blüten

und von kinderkeuschen Mythen

voll die sabbatstille Brust.

XI

Weiß ich denn wie mir geschieht?

In den Lüften Düftequalmen

und in bronzebraunen Halmen

ein verlornes Grillenlied.

Auch in meiner Seele klingt

tief ein Klang, ein traurig-lieber,—

so hört wohl ein Kind im Fieber,

wie die tote Mutter singt.

XII

Schon blinzt aus argzerfetztem Laken

der holde, keusche Götternacken

der früherwachenden Natur,

und nur in tiefentiegnen Talen

zeigt hinter violetten, kahlen

Gebüschen sich mit falschem Prahlen

des Winters weiße Sohlenspur.

Hin geh ich zwischen Weidenbäumen

an nassen Räderrinnensäumen

den Fahrweg, und der Wind ist mild.

Die Sonne prangt im Glast des Märzen

und zündet an im dunkeln Herzen

der Sehnsucht weiße Opferkerzen

vor meiner Hoffnung Gnadenbild.

XIII

Fahlgrauer Himmel, von dem jede Farbe

bange verblich.

Weit—ein einziger lohroter Strich

wie eine brennende Geißelnarbe.

Irre Reflexe vergehn und erscheinen.

Und in der Luft

liegts wie ersterbender Rosenduft

und wie verhaltenes Weinen....

XIV

Die Nacht liegt duftschwer auf dem Parke,

und ihre Sterne schauen still,

wie schon des Mondes weiße Barke

im Lindenwipfel landen will.

Fern hör ich die Fontäne hallen

ein Märchen, das ich längst vergaß,—

und dann ein leises Apfelfallen

ins hohe, regungslose Gras.

Der Nachtwind schwebt vom nahen Hügel

und trägt durch alte Eichenreihn

auf seinem blauen Faltcrflügel

den schweren Duft vom jungen Wein.

XV

Im Schoß der silberhellen Schneenacht

dort schlummert alles weit und breit,

und nur ein ewig wildes Weh wacht

in einer Seele Einsamkeit.

Du fragst, warum die Seele schwiege,

warum sies in die Nacht hinaus

nicht gießt?—Sie weiß, wenns ihr entstiege,

es löschte alle Sterne aus.

XVI

Abendläuten. Aus den Bergen hallt es

wieder neu zurück in immer mattern

Tönen. Und ein Lüftchen fühlst du flattern

von dem grünen Talgrund her, ein kaltes.

In den weißen Wiesenquellen lallt es

wie ein Stammeln kindischen Gebetes;

durch den schwarzen Tannenhochwald geht es

wie ein Dämmern, ein jahrhundertaltes.

Durch die Fuge eines Wolkenspaltes

wirft der Abend rote Blutkorallen

nach den Felsenwänden.—Und sie prallen

lautlos von den Schultern des Basaltes.

XVII

Weltenweiter Wandrer

walle fort in Ruh....

also kennt kein andrer

Menschenleid wie du.

Wenn mit lichtem Leuchten

du beginnst den Lauf,

schlägt der Schmerz die feuchten

Augen zu dir auf.

Drinnen liegt—als riefen

sie dir zu: versteh!—

tief in ihren Tiefen

eine Welt voll Weh....

Tausend Tränen reden

ewig ungestillt,

und in einer jeden

spiegelt sich dein Bild!

XVIII

Möchte mir ein blondes Glück erkiesen;

doch vom Sehnen bin ich müd und Suchen.—

Weiße Wasser gehn in stillen Wiesen,

und der Abend blutet in die Buchen.

Mädchen wandern heimwärts. Rot im Mieder

Rosen; ferneher verklingt ihr Lachen....

Und die ersten Sterne kommen wieder

und die Träume, die so traurig machen.

XIX

Vor mir liegt ein Felsenmeer,

Sträucher, halb im Schutt versunken,

Todesschweigen.—Nebeltrunken

hangt der Himmel drüber her.

Nur ein matter Falter schwirrt

rastlos durch das Land, das kranke....

Einsam, wie ein Gottgedanke

durch die Brust des Leugners irrt.

XX

Die Fenster glühten an dem stillen Haus,

der ganze Garten war voll Rosendüften.

Hoch spannte über weißen Wolkenklüften

der Abend in den unbewegten Lüften

die Schwingen aus.

Ein Glockenton ergoß sich auf die Au....

Lind wie ein Ruf aus himmlischen Bezirken,

Und heimlich über flüstervollen Birken

sah ich die Nacht die ersten Sterne wirken

ins blasse Blau.

XXI

Es gibt so wunderweiße Nächte,

drin alle Dinge Silber sind.

Da schimmert mancher Stern so lind,

als ob er fromme Hirten brächte

zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube

bestreut, erscheinen Flur und Flut,

und in die Herzen, traumgemut,

steigt ein kapellenloser Glaube,

der leise seine Wunder tut.

XXII

Wie eine Riesenwunderblume prangt

voll Duft die Welt, an deren ßlütenspelze,

ein Schmetterling mit blauem Schwingenschmelze,

die Mainacht hangt.

Nichts regt sich; nur der Silberfühler blinkt....

Dann trägt sein Flügel ihn, sein frühverblaßter,

nach Morgen, wo aus feuerroter Aster

er Sterben trink....

XXIII

Wie, jegliches Gefühl vertiefend,

ein süßer Drang die Brust bewegt,

wenn sich die Mainacht, sternetriefend,

auf mäuschenstille Plätze legt—

Da schleichst du hin auf sachter Sohle

und schwärmst zum blanken Blau hinauf,

und groß wie eine Nachtviole

geht dir die dunkle Seele auf....

XXIV

O gäbs doch Sterne, die nicht bleichen,

wenn schon der Tag den Ost besäumt;

von solchen Sternen ohnegleichen

hat meine Seele oft geträumt.

Von Sternen, die so milde blinken,

daß dort das Auge landen mag,

das müde ward vom Sonnetrinken

an einem goldnen Sommertag.

Und schlichen hoch ins Weltgetriebe

sich wirklich solche Sterne ein,—

sie müßten der verborgnen Liebe

und allen Dichtern heilig sein.

XXV

Mir ist so weh, so weh, als müßte

die ganze Welt in Grau vergehn,

als ob mich die Geliebte küßte

und sprach: Auf Nimmerwiedersehn.

Als ob Ich tot wär und im Hirne

mir dennoch wühlte wilde Qual,

weil mir vom Hügel eine Dirne

die letzte, blasse Rose stahl....

XXVI

Matt durch der Tale Gequalme wankt

Abend auf goldenen Schuhn,—

Falter, der träumend am Halme hangt,

weiß nichts vor Wonne zu tun.

Alles schlürft hei! an der Stille sich.—

Wie da die Seele sich schwellt,

daß sie als schimmernde Hülle sich

legt um das Dunkel der Welt.

XXVII

Ein Erinnern, das ich heilig heiße,

leuchtet mir durchs innerste Gemüt,

so wie Götterbildermarmorweiße

durch geweihter Haine Dämmer glüht.

Das Erinnern einstger Seligkeiten,

das Erinnern an den toten Mai,—

Weihrauch in den weißen Händen, schreiten

meine stillen Tage dran vorbei....

XXVIII

Glaubt mir, daß ich, matt vom Kranken,

keinen lauten Lenz mehr mag,—

will nur einen sonnenblanken,

wipfelroten Frühherbsttag.

Will die Lust, die jubelschrille,

nicht mehr in die Brust zurück,—

will nur Sterbestübenstille

drinnen—für mein totes Gluck.

LIEBEN

I

Und wie mag die Liebe dir kommen sein?

Kam sie wie ein Sonnen, ein Blütenschnein,

kam sie wie ein Beten?—Erzähle:

Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los

und hing mit gefalteten Schwingen groß

an meiner blühenden Seele....

II

Das war der Tag der weißen Chrysanthemen,—

mir bangte fast vor seiner schweren Pracht....

Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen

tief in der Nacht.

Mir war so bang, und du kamst lieb und leise,—

ich hatte grad im Traum an dich gedacht.

Du kamst, und leis wie eine Märchenweise

erklang die Nacht....

III

Einen Maitag mit dir beisammen sein,

und selbander verloren ziehn

durch der Blüten duftqualmende Flammenreihn

zu der Laube von weißem Jasmin.

Und von dorten hinaus in den Maiblust schaun,

jeder Wunsch in der Seele so still....

Und ein Glück sich mitten in Mailust baun,

ein großes,—das ists, was ich will....

IV

Ich weiß nicht, wie mir geschieht....

Weiß nicht, was Wonne ich lausche,

mein Herz ist fort wie im Rausche,

und die Sehnsucht ist wie ein Lied.

Und mein Mädel hat fröhliches Blut

und hat das Haar voller Sonne

und die Augen von der Madonne,

die heute noch Wunder tut.

V

Ob dus noch denkst, daß ich dir Äpfel brachte

und dir das Goldhaar glatt strich leis und lind?

Weißt du, das war, als ich noch gerne lachte,

und du warst damals noch ein Kind.

Dann ward ich ernst. In meinem Herzen brannte

ein junges Hoffen und ein alter Gram....

Zur Zeit, als einmal dir die Gouvernante

den "Werther" aus den Händen nahm.

Der Frühling rief. Ich küßte dir die Wangen,

dein Auge sah mich groß und selig an.

Das war ein Sonntag. Ferne Glocken klangen,

und Lichter gingen durch den Tann....

VI

Wir saßen beide in Gedanken

im Weinblattdämmcr—du und ich—

und über uns in duftgen Ranken

versummte wo ein Hummel sich.

Reflexe hielten, bunte Kreise,

in deinem Haare flüchtig Rast....

Ich sagte nichts als einmal leise:

"Was du für schöne Augen hast."

VII

Blondköpfchen hinter den Scheiben

hebt es sich ab so fein,—

sternt es ins Stäubchentreiben

oder zu mir herein?

Ist es das Köpfchen, das liebe,

das mich gefesselt hält,

oder das Staubchengetriebe

dort in der sonnigen Welt?

Keins sieht zum andern hinüber.

Heimlich, die Stirne voll Ruh

schreitet der Abend vorüber....

Und wir? Wir sehn ihm halt zu.—

VIII

Die Liese wird heute just sechzehn Jahr.

Sie findet im Klee einen Vierung....

Fern drängt sichs wie eine Bubenschar:

die Löwenzähne mit blondem Haar

betreut vom sternigen Schierling.

Dort hockt hinterm Schierling der Riesenpan,

der strotzige, lose Geselle.

Jetzt sieht er verstohlen die Liese nahn

und lacht und wälzt durch den Wiesenplan

des Windes wallende Welle....

IX

Ich träume tief im Weingerank

mit meiner blonden Kleinen;

es bebt ihr Händchen, elfenschlank,

im heißen Zwang der meinen.

So wie ein gelbes Eichhorn huscht

das Licht hin im Reflexe,

und violetter Schatten tuscht

ins weiße Kleid ihr Kleckse.

In unsrer Brust liegt glückverschneit

goldsonniges Verstummen.

Da kommt in seinem Sammerkleid

ein Hummel Segen summen....

X

Es ist ein Weltmeer voller Lichte,

das der Geliebten Aug umschließt,

wenn von der Flut der Traumgesichte

die keusche Seele überfließt.

Dann beb ich vor der Wucht des Schimmers

so wie ein Kind, das stockt im Lauf,

geht vor der Pracht des Christbaumzimmers

die Flügeltüre lautlos auf.

XI

Ich war noch ein Knabe. Ich weiß, es hieß:

Heut kommt Base Olga zu Gaste.

Dann sah ich dich nahn auf dem schimmernden Kies

ins Kleidchen gepreßt, ins verblaßte.

Bei Tisch saß man später nach Ordnung und Rang

und frischte sich mäßig die Kehle;

und wie mein Glas an das deine klang,

da ging mir ein Riß durch die Seele.

Ich sah dir erstaunt ins Gesicht und vergaß

mich dem Plaudern der andern zu einen,

denn tief im trockenen Halse saß

mir würgend ein wimmerndes Weinen.

Wir gingen im Parke.—Du sprachst vom Glück

und küßtest die Lippen mir lange,

und ich gab dir fiebernde Küsse zurück

auf die Stirne, den Mund und die Wange.

Und da machtest du leise die Augen zu,

die Wonne blind zu ergründen....

Und mir ahnte im Herzen: da wärest du

am liebsten gestorben in Sünden....

XII

Die Nacht im Silberfunkenkleid

streut Trâume eine Handvoll,

die füllen mir mit Trunkenheit

die tiefe Seele randvoll.

Wie Kinder eine Weihnacht sehn

voll Glanz und goldnen Nüssen,—

seh ich dich durch die Mainacht gehn

und alle Blumen küssen.

XIII

Schon starb der Tag. Der Wald war zauberhaft,

und unter Farren bluteten Zyklamen,

die hohen Tannen glühten, Schaft bei Schaft,

es war ein Wind,—und schwere Düfte kamen.

Du warst von unserm weiten Weg erschlafft,

ich sagte leise deinen süßen Namen:

Da bohrte sich mit wonnewilder Kraft

aus deines Herzens weißem Liliensamen

die Feuerlilie der Leidenschaft.

Rot war der Abend—und dein Mund so rot,

wie meine Lippen sehnsuchtheiß ihn fanden,

und jene Flammen, die uns jäh durchloht,

sie leckten an den neidischen Gewanden....

Der Wald war stille, und der Tag war tot.

Uns aber war der Heiland auferstanden,

und mit dem Tage starben Neid und Not.

Der Mond kam groß an unsern Hügeln landen,

und leise stieg das Glück aus weißem Boot.

XIV

Es leuchteten im Garten die Syringen,

von einem Ave war der Abend voll,—

da war es, daß wir voneinander gingen

in Gram und Groll.

Die Sonne war in heißen Fieberträumen

gestorben hinter grauen Hängen weit,

und jetzt verglomm auch hinter Blütenbäumen

dein weißes Kleid.

Ich sah den Schimmer nach und nach vergehen

und bangte bebend wie ein furchtsam Kind,

das lange in ein helles Licht gesehen:

Bin ich jetzt blind?—

XV

Oft scheinst du mir ein Kind, ein kleines,—

dann fühl ich mich so ernst und alt,—

wenn nur ganz leis dein glockenreines

Gelächter in mir widerhallt.

Wenn dann in großem Kinderstaunen

dein Auge aufgeht, tief und heiß,—

möcht ich dich küssen und dir raunen

die schönsten Märchen, die ich weiß.

XVI

Nach einem Glück ist meine Seele lüstern,

nach einem kurzen, dummen Wunderwahn....

Im Quellenquirlen und im Föhrenflüstern

da hör ichs nahn....

Und wenn von Hügeln, die sich purpurn säumen,

in bleiche Bläue schwimmt der Silberkahn,—

dann unter schattenschweren Blütenbäumen

seh ich es nahn.

In weißem Kleid; so wie das Lieb, das tote,

am Sonntag mit mir ging durch Staub und Strauch,

am Herzen jene Blume nur, die rote,

trug es die auch?...

XVII

Wir gingen unter herbstlich bunten Buchen,

vom Abschiedsweh die Augen beide rot...

"Mein Liebling, komm, wir wollen Blumen suchen."

Ich sagte bang: "Die sind schon tot."

Mein "Wort war lauter Weinen.—In den Äthern

stand kindisch lächelnd schon ein blasser Stern.

Der matte Tag ging sterbend zu den Vätern,

und eine Dohle schrie von fern—

XVIII

Im Frühling oder im Traume

bin ich dir begegnet, einst,

und jetzt gehn wir zusamm durch den Herbsttag,

und du drückst mir die Hand und weinst.

Weinst du ob der jagenden Wolken?

Ob der blutroten Blätter? Kaum.

Ich fühl es: du warst einmal glücklich

im Frühling oder im Traum....

XIX

Sie hatte keinerlei Geschichte,

ereignislos ging Jahr um Jahr—

auf einmal kams mit lauter Lichte....

die Liebe oder was das war.

Dann plötzlich sah sies bang zerrinnen,

da liegt ein Teich vor ihrem Haus....

So wie ein Traum scheints zu beginnen,

und wie ein Schicksal geht es aus.

XX

Man merkte: der Herbst kam. Der Tag war schnell

erstorben im eigenen Blute.

Im Zwielicht nur glimmte die Blume noch grell

auf der Kleinen verbogenem Hute.

Mit ihrem zerschlissenen Handschuh strich

sie die Hand mir schmeichelnd und leise.—

Kein Mensch in der Gasse als sie und ich....

Und sie bangte: Du reisest? "Ich reise".

Da stand sie, das Köpfchen voll Abschiedsnot

in den Stoff meines Mantels vergrabend....

Vom Hütchen nickte die Rose rot,

und es lächelte müde der Abend.

XXI

Manchmal da ist mir: Nach Gram und Müh

will mich das Schicksal noch segnen,

wenn mir in feiernder Sonntagsfrüh

lachende Mädchen begegne....

Lachen hör ich sie gerne.

Lange dann liegt mir das Lachen im Ohr,

nie kann ichs, wähn ich, vergessen...

Wenn sich der Tag hinterm Hange verlor,

will ich mirs singen ... Indessen

singens schon oben die Sterne....

XXII

Es ist lang,—es ist lang....

wann—weiß ich gar nimmer zu sagen....

eine Glocke klang, eine Lerche sang—

und ein Herz hat so selig geschlagen.

Der Himmel so blank überm Jungwaldhang,

der Flieder hat Blüten getragen,—

und im Sonntagskleide ein Mädchen, schlank,

das Auge voll staunender Fragen....

Es ist lang,—es ist lang....

ADVENT

(1898)

ADVENT

Es treibt der Wind im Winterwalde

die Flockenherde wie ein Hirt,

und manche Tanne ahnt, wie balde

sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen

streckt sie die Zweige hin—bereit,

und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit.

GABEN

AN VERSCHIEDENE FREUNDE

Das ist mein Streit:

Sehnsuchtgeweiht

durch alle Tage Sehweifen,

Dann, stark und breit,

mit tausend Wurzelstreifen

rief in das Leben greifen—

und durch das Leid

weit aus dem Leben reifen,

weit aus der Zeit!

Du meine heilige Einsamkeit,

du bist so reich und rein und weit

wie ein erwachender Garten.

Meine heilige Einsamkeit du—

halte die goldenen Türen zu,

vor denen die Wünsche warten.

Der Bach hat leise Melodien,

und fern ist Staub und Stadt;

die Wipfel winken her und hin

und machen mich so matt.

Der Wald ist wild, die Welt ist weit,

mein Herz ist hell und groß;

es hält die blasse Einsamkeit

mein Haupt in ihrem Schoß.

Ich liebe vergessene Flurmadonnen,

die ratlos warten auf irgendwen,

und Mädchen, die an einsame Bronnen,

Blumen im Blondhaar, träumen gehn.

Und Kinder, die in die Sonne singen

und staunend groß zu den Sternen sehn,

und die Tage, wenn sie mir Lieder bringen,

und die Nächte, wenn sie in Blüten stehn.

Warst du ein Kind in froher Schar,

dann kannst du's freilich nicht erfassen,

wie es mir kam, den Tag zu hassen

als ewig feindliche Gefahr.

Ich war so fremd und so verlassen,

daß ich nur tief in blütenblassen

Mainächten heimlich selig war.

Am Tag trug ich den engen Ring

der feigen Pflicht in frommer Weise.

Doch abends schlich ich aus dem Kreise,

mein kleines Fenster klirrte—kling—

sie wußtens nicht. Ein Schmetterling,

nahm meine Sehnsucht ihre Reise,

weil sie die weiten Sterne leise

nach ihrer Heimat fragen ging.

PFAUENFEDER:

in deiner Feinheit sondergleichen,

wie liebte ich dich schon als Kind.

Ich hielt dich für ein Liebeszeichen,

das sich an silberstillen Teichen

in kühler Nacht die Elfen reichen,

wenn alle Kinder schlafen sind.

Und weil Großmütterchen, das gute,

mir oft von Wünschegerten las,

so träumte ich, du Zartgemute,

in deinen feinen Fasern flute

die kluge Kraft der Rätselrute—

und suchte dich im Sommergras.

Oft denk ich auf der Alltagsreise

der Nacht, und daß ein Traum mir frommt,

der mir mit Lippen, kühl und leise,

die schwüle Stirne küssen kommt.

Dann sehn ich mich, die Sterne glänzen

zu sehn.—Der Tag ist karg und klein,

die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen

und könnte eine Sage sein.

DAMIT ICH GLÜCKLICH WÄRE—

das müßte sein von jenen blanken

Lenztagen einer, da die Kranken

man vor die dunklen Türen bringt.

Im Flieder ist ein Spatzenzanken,

weil keinem rechter Sang gelingt.

Der Bach, dem alle Bande sanken,

weiß nicht, was tun vor Glück, und springt

bis aufwärts zu den Bretterplanken,

dahinter Beete, kiesumringt,

und Blumenblühn und Birkenschwanken.

Und vor dem Häuschen, goldbezinkt,

um das der Frühling seine Ranken

wie liebeleise Arme schlingt—

ein blondes Kind, das in Gedanken

das schönste meiner Lieder singt.

An manchem Tag ist meine Seele still:

Ein Gotteshaus, draus alle Beter gingen.

Ein Engel nur wehrt mit den goldnen Schwingen

dem Weihrauch, der mit seinen leisen Ringen

den Jubel seiner Arme fesseln will.

Verträumte Heiligenbilder dunkeln drin

in ratlos-sehnendem Erhörenwollen:

Sie warten auf den Sonntag mit den vollen

Gestühlen und dem großen Orgelrollen—

und blasse Ampeln schwanken her und hin.

Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt

in euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen,

um Beifall bettelt und um Würde wirbt,

und endlich arm ein armes Sterben stirbt

im Weihrauchabend gotischer Kapellen,—

nennt ihr das Seele?

Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,

in der die Welten weite Wege reisen,

mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit

in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit

und will hinauf und will mir ihnen kreisen....

Und das ist Seele.

Die hohen Tannen atmen heiser

im Winterschnee, und bauschiger

schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.

Die weißen Wege werden leiser,

die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:

Im grünen Ofen kracht ein Scheit

und stürzt in lichten Lohgewittern,—

und draußen wächst im Flockenflittern

der weiße Tag zur Ewigkeit.

Der Abend kommt von weit gegangen

durch den verschneiten, leisen Tann.

Dann preßt er seine Winterwangen

an alle Fenster lauschend an.

Und stille wird ein jedes Haus;

die Alten in den Sesseln sinnen,

die Mütter sind wie Königinnen,

die Kinder wollen nicht beginnen

mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen

nicht mehr. Der Abend horcht nach innen

und innen horchen sie hinaus.

Das Wetter war grau und grell;

der Abend ist lichter und leiser.

Sicher kommt irgendein Kaiser:

Alle Häuser sind hell.

Und so festlich und weich

war das Abendgebimmel;

die Alten schaun in den Himmel,

und die Kinder sind reich.

Sonne verlodert am Himmelsrain.

Durch ernteverarmte Krumen

waten die Weiber feldein.

An den verschimmernden Schienenreihn

beim Bahnhüterhäuschen, sommerallein,

sinnen Sonnenblumen.

Du arme, alte Kapelle

mit deiner verstaubten Zier—

der Frühling baut eine helle

Kirche neben dir.

Viel frierende Frauen hinken

in deine Weihrauchruh,

draußen die Kinder winken

allen Rosen zu.

Die Mädchen singen:

Alle Mädchen erwarten wen,

wenn die Bäume in Blüten stehn;

wir müssen immer nähn und nähn,

bis uns die Augen brennen.

Unser Singen wird nimmer froh,

fürchten uns vor dem Frühling so:

Finden wir einmal ihn irgendwo,

wird er uns nicht mehr erkennen.

Lehnen im Abendgarten beide,

lauschen lange nach irgendwo.

"Du hast Hände wie weiße Seide...."

Und da staunt sie: "Du sagst das so...."

Etwas ist in den Garten getreten,

und das Gitter hat nicht geknarrt,

und die Rosen in allen Beeten

heben vor seiner Gegenwart.

Eine der weißen Vestageweihten

lächelte Gnade dem Todbereiten,

löste ihm von der Stirn die Schmach.

Dann sehnte sie wie eine Sklavin dem Schreiten

des todbefreiten, Schulter breiten

Epheben nach.

Im Kreise der Barone

der König ritt zur Jagd.

Ihm wohnte in roter Krone

ein einsamer Smaragd.

Da gibts unter hellen Hufen

Wege so weit und weiß;

keiner hört Hilfe rufen,

und der Mittag ist heiß....

Ob einer den König erkannte?

Die Dohlen im Abend schrien.

Die allerkühnste spannte

den Flug schon über Ihn:

Auf des Königs Stirne brannte

ein einsamer Rubin.

Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit.

In blanken Sälen schleichen leise Schauer.

Todkrank krallt das Gerank sich an die Mauer,

und alle Wege weltwärts sind verschneit.

Darüber hängt der Himmel brach und breit.

Es blinkt das Schloß. Und längs den weißer Wänden

hilft sich die Sehnsucht fort mit irren Händen....

Die Uhren stehn im Schloß: es starb die Zeit.

Irgendwo muß es Paläste geben,

drin die Fenster von Staub verschnein;

in der Säle hallende Reihn

tauchen tote Tage hinein:

Gestalten wallen, es warnt der Schrein;

und kein lustiger Leuchterschein

reicht In das einsame Seltsamsein....

Dorten wollen wir Feste gehen—

märchenallein.

Im Schlosse mit den roten Zinken

wär ich so gern des Abends Gast.

Die Fenster glühn, die Falten sinken,

und meine weißen Wünsche winken

mir aus dem lodernden Palast.

Ich will durch lange Hallen schleichen

und in die tiefen Gärten schaun,

die über alle Marken reichen.

Und Frauen lächeln an den Teichen,

und in den Wiesen prahlen Pfaun....

Einmal möcht ich dich wiederschauen,

Park, mit den alten Lindenalleen,

und mit der leisesten aller Frauen

zu dem heiligen Weiher gehn.

Schimmernde Schwäne in prahlenden Posen

gleiten leise auf glänzendem Glatt,

aus der Tiefe tauchen die Rosen

wie Sagen einer versunkenen Stadt.

Und wir sind ganz allein im Garten,

drin die Blumen wie Kinder stehn,

und wir lächeln und lauschen und warten,

und wir fragen uns nicht, auf wen....

Es kommt in prunkenden Gebreiten

der Abend wie ein leiser Gott.

Den Rappen vor! Jetzt will ich reiten

durch purpurbunte Einsamkeiten

in bügelleichtem Träumertrott.

Ich atme tief. Ich werde Kaiser.

Mein heiler Helm ist losgeschnallt,

und meine Stirne streifen Reiser

und rauschen so. Und leiser, leiser

hallt Huf und Ruf im roten Wald.

Horch, verhallt nicht ein scheuer

Schrei von den Hängen her?

Aus dem morschen Klostergemäuer

kann der Abend nicht mehr.

Er sucht sich wund an der Wand.

Und mit hilfloser Hand

in das Säulengedränge,

in ewige Gänge,

wirft er den Brand.

Feuer.—

In schlichtem Gewand

flieht er, der Heimkehr singender Heuer

leise gesellt, ins verlöschende Land.

Der König Abend weiß sich schwach

und satt, und ihm geschieht:

Er schenkt sein Gold dem jungen Bach,

der einem Hirtensingen nach

in Menschen lande zieht.

Jetzt ist der Bach ein Königskind.

Er jubelt laut Alarm

und gibt den wunden Krumen blind

sein Gold.—Und wo die Hütten sind,

dort ist er wieder arm.

Der Tag entschlummert leise,—

ich walle menschenfern....

Wach sind im weiten Kreise

ich—und ein bleicher Stern.

Sein Auge licht durchwoben

ruht flimmernd hell auf mir,

er scheint am Himmel droben

so einsam, wie ich hier....

FAHRTEN

VENEDIG

I

Fremdes Rufen. Und wir wählen

eine Gondel, schwarz und schlank:

Leises Gleiten an den Pfählen

einer Marmorstadt entlang.

Still. Die Schiffer nur erzählen

sich. Die Ruder rauschen sacht,

und aus Kirchen und Kanälen

winkt uns eine fremde Nacht.

Und der schwarze Pfad wird leiser,

fernes Ave weht die Luft,—

traun: Ich bin ein toter Kaiser,

und sie lenken mich zur Gruft.

II

Immer ist mir, daß die leisen

Gondeln durch Kanäle reisen

irgend jemand zum Empfang;

denn das Warten dauert lang,

und das Volk ist arm und krank,

und die Kinder sind wie Waisen.

Lange harren die Paläste

auf die Herren, auf die Gäste,

und das Volk will Kronen sehn.

Auf dem Markusplatze stehn

möcht ich oft und irgendwen

fragen nach dem fernen Feste....

III

Mein Ruder sang:

Poppé, fahr zu!

Ein Volk von Sklaven

drängt sich im Hafen

um nüchterne Feste,

und die Paläste

können nicht schlafen.

Poppé, fahr zu!

Eisige Ruh

in Marmorgliedern,

mit matten Lidern

erschauern die Plätze.

Im Gassennetze

betteln die Niedern.

Poppe, fahr zu!

Sag mir, weißt du

noch von den Toten,

die hier geboten

in köstlichen Kronen?

Wo sie jetzt wohnen,

die Purpurroten?

Poppé, fahr zu!

IV

Ave weht von den Türmen her,

immer noch hörst du die Kirchen erzählen;

doch die Paläste an stillen Kanälen

verraten nichts mehr.

Und vorbei an der Traumesruh

ihrer schlafenden Stirnen schwanken

leise Gondeln wie schwarze Gedanken

dem Abend zu.

ENGLAR IM EPPAN

Später Weg. Die Hütten kauern,

und das dumpfe Dorf schläft ein.

Ernste Türme seh ich dauern,

weit aus weißen Blütenschauern

wächst ihr Weltverlorensein.

Abendbrand in brachen Zinnen,

und der Wind fährt durch den Saal.

Und für wen im Burghof drinnen

immer noch die Brunnen rinnen—

keiner weiß es dort im Tal.

TENNO

Der Kirchhof hoch im Sommerschnee

gehört zum Berghof hin;

wie über einem Hochlandsee

wacht Frieden über ihn.

Da weiß kein Blühn vom Frühlingsstrahl.

Der Rasen schüchtert frühfrostfahl,

die Kreuze arm, die Hügel kahl,

und sacht und selten wächst die Zahl:

einmal.

Der Weg ist schlecht, der Weg ist schmal.

Im kleinen Dorf ist kleine Wahl

und kleines Glück und kleine Qual,—

drum läuten sie so fern im Tal:

einmal,—einmal,—einmal.—

CASABLANCA

Am Berge weiß ich trutzen

ein Kirchlein mit rostigem Knauf,

wie Mönche in grauen Kapuzen

steigen Zypressen hinauf.

Vergessene Heilige wohnen

dort einsam im Altarschrein;

der Abend reicht ihnen Kronen

durch hohle Fenster hinein.

ARCO

Die Hochschneezinne, schartig scharf,

loht auf wie eine Mauerkrone,

in die der lachende Nerone,

der Morgen, seine Fackel warf.

Und wie die Flammen bis ins Blau

sich zu verblühten Sternen strecken,

erwacht das Tal in schönem Schrecken

und taucht empor aus Traum und Tau.

I MULINI

Du müde, morsche Mühle,

dein Moosrad feiert Ruh,

aus der Olivenkühle

schaut dir der Abend zu.

Der Bach singt wie verloren

Menschenlieder nach,

tiefer über die Ohren

ziehst du dein trutziges Dach.

BODENSEE

Die Dörfer sind wie ein Garten.

In Türmen von seltsamen Arten

klingen die Glocken wie weh.

Uferschlösser warten

und schauen durch schwarze Scharten

müd auf den Mittagsee.

Und schnellende Wellchen spielen,

und goldene Dampfer kielen

leise den lichten Lauf;

und hinter den Uferzielen

tauchen die vielen, vielen

Silberberge auf.

KONSTANZ

Dem Tag ist so todesweh

Müd gießt er aus goldenen Kelchen

Wein in den Bergesschnee.

Hoch schüchtert, scheu wie ein Reh,

ein Stern überm Uferschleh,

und ziere, zitternde Weilchen

gittern den Abendsee.

FUNDE

Wenn wie ein leises Flügelbreiten

sich in den späten Lüften wiegt,—

ich möchte immer weiter schreiten

bis in das Tal, wo riefgeschmiegt

an abendrote Einsamkeiten

die Sehnsucht wie ein Garten liegt.

Vielleicht darf ich dich dorten rinden,

und zage wird dein erstes Mühn

die wehen Wünsche mir verbinden,

du wirst mich führen tief ins Grün—

und heimlich werden weiße Winden

an meinem staubigen Stabe blühn.

Ich möchte draußen dir begegnen,

wenn Mai auf Wunder Wunder häuft,

und wenn ein leises Seelensegnen

von allen Zweigen niederträuft.

Wenn bis zum Wegkreuz auf, zum schlanken,

Jasmin die weißen Arme streckt

und lind den ewgen Wehgedanken

der Stirne Christi überdeckt.

Ich mußte denken unverwandt,

wie ich einst zwischen schwarzen Pinien

den tiefen Frühling sinnen fand,

als ich vor deiner Schönheit stand

und durch der Scheitel dunkle Linien

dein Antlitz träumte wie ein Land.

Es schlich von deiner Lippen Saum

ein Lächeln auf verlornem Pfade—

ganz leis. Die andern merktens kaum.

So weht ein Blatt vom Blütenbaum:

Nur einer schaut die Frühlingsgnade,

und der sie schaut, ist wie im Traum.

Fremd ist, was deine Lippen sagen,

fremd ist dein Haar, fremd ist dein Kleid

fremd ist, was deine Augen fragen,

und auch aus unsern wilden Tagen

reicht nicht ein leises Wellenschlagen

an deine tiefe Seltsamkeit.

Du bist wie jene Bildgestalten,

die überm leeren Altarspind

noch immer ihre Hände falten,

noch immer alte Kränze halten,

noch immer leise Wunder walten—

wenn längst schon keine Wunder sind.

Du bist so fremd, du bist so bleich.

Nur manchmal glüht auf deinen Wange

ein hoffnungsloses Heimverlangen

nach dem verlornen Rosenreich.

Dann sehnt dein Auge, tief und klar,

aus allem Müssen, allem Mühen

ins Land, wo nichts als stilles Blühen

die Arbeit deiner Hände war.

Weißt du, ich will mich schleichen

leise aus lautem Kreis,

wenn ich erst die bleichen

Sterne über den Eichen

blühen weiß.

Wege will ich erkiesen,

die selten wer betritt

in blassen Abendwiesen—

und keinen Traum, als diesen:

Du gehst mit.

Bei dir ist es traut:

Zage Uhren schlagen

wie aus weiten Tagen.

Komm mir ein Liebes sagen:

aber nur nicht laut.

Ein Tor geht irgendwo

draußen im Blütentreiben.

Der Abend horcht an den Scheiben.

Laß uns leise bleiben:

Keiner weiß uns so.

Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten

aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.

Schau, ich will nichts, als deine Hände halten

und still und gut und voller Frieden sein.

Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben

den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:

An ihren morgenroten Molen sterben

die ersten Wellen der Unendlichkeit.

Du, Hände, welche immer geben,

die müssen blühn von fremdem Glück.

Zart wie ein zartes Birkenbeben,

bleibt von dem gebenden Erleben

ein Rhythmenzittern drin zurück.

Das sind die Hände mit den schmalen

Gelenken, die sich leise mühn;

und wüßten die von Kathedralen,

sie müßten sich in Wundenmalen

vor allem Volke heiligblühn.

Bist gewandert durch Wahn und Weh,

kommst aus meinen dunkelsten Tagen,

hast dir eine Brücke geschlagen

bis zu mir über Schuld und Schnee.

Lenkst mich lächelnd mit leisem Gebot,

und auf kronengoldenen Locken

trägst du flüchtige Federflocken

in den fröhlichen Frühlingstod.

Will dir den Frühling zeigen,

der hundert Wunder hat.

Der Frühling ist waldeigen

und kommt nicht in die Stadt.

Nur die weit aus den kalten

Gassen zu zweien gehn

und sich bei den Händen halten—

dürfen ihn einmal sehn.

Und dieser Frühling macht dich bleicher,

in weite Wiesen will dein Fuß,

dein Lied wird leis, dein Wort wird weicher,

und deine Hände werden reicher

mit jedem Wink, mit jedem Gruß.

Du holst aus düfteschwüler Lade

dein Konfirmandenkleidchen dreist

und trägst es in die wilden Pfade

und schmückst dich für die große Gnade,

die deine Seele blühen heißt.

Mir ist: ich muß dir den Brautnachtstrauß

weit aus dem Abend bringen.

Ich geh in die goldene Stunde hinaus,

und die Fenster leuchten am letzten Haus,

drin spielende Kinder singen.

Und ich geh an dem einsamen Haus vorbei,

drin singende Kinder wohnen,

und mein Wandern wächst und wächst in den Mal

und kann nicht zurück,—und die Blüten, verzeih,

die wind ich mir alle zu Kronen.

Bist du so müd? Ich will dich leise leiten

aus diesem Lärm, der längst auch mich verdroß.

Wir werden wund im Zwange dieser Zeiten.

Schau, hinterm Wald, in dem wir schauernd schreiten,

harrt schon der Abend wie ein helles Schloß.

Komm du mit mir. Es soll kein Morgen wissen,

und deiner Schönheit kuscht kein Licht im Haus....

Dein Duft geht wie ein Frühling durch die Kissen:

Der Tag hat alle Träume mir zerrissen,—

du, winde wieder einen Kranz daraus.

Du:

ein Schloß an wellenschweren,

atlasblassen Abendmeeren—

und in seinen säulenhehren

Sälen warten Preis und Prunk,

uns zu ehren:

Weil wir beide wiederkehren—

ohne Kronen und mit leeren

Händen—

aber jung

Purpurrote Rosen binden

möcht ich mir für meinen Tisch

und, verloren unter Linden,

irgendwo ein Mädchen finden,

klug und blond und träumerisch.

Möchte seine Hände fassen,

möchte knieen vor dem Kind

und den Mund, den sehnsuchtblassen,

mir von Lippen küssen lassen,

die der Frühling selber sind.

Ein Händeineinanderlegen,

ein langer Kuß auf kühlen Mund,

und dann; auf Schimmer weißen Wegen

durchwandern wir den Wiesengrund.

Durch leisen, weißen Blütenregen

schickt uns der Tag den ersten Kuß,—

mir ist: wir wandeln Gott entgegen,

der durchs Gebreite kommen muß.

Du willst dir einen Pagen küren?

Mich komm erküren, Königin.

Mir klingt aus alten Aventüren

ein Sang in Saitenspiel und Sinn.

Ich will ins weiße Schloß dich führen,

in dem ich selber König bin,

und singen hinter tausend Türen

für meine weiße Königin.

Abend hat mich müd gemacht,

und in meinen Sinnen schrillen

kleine Wünsche mit den Grillen.

Wo das blasse Land verflacht,

liegen lauter weiße Villen

hinter roter Rosenpracht.

Liegen wie auf leiser Wacht

weiße Villen an dem stillen

Uferrand der Frühlingsnacht.

Was reißt ihr aus meinen blassen, blauen

Stunden mich in der wirbelnden Kreise

wirres Geflimmer?

Ich mag nicht mehr euren Wahnsinn schauen.

Ich will wie ein Kind im Krankenzimmer

einsam, mit heimlichem Lächeln, leise,

leise—Tage und Träume bauen.

Mir war so weh. Ich sah dich blaß und bang.

Das war im Traum. Und deine Seele klang.

Ganz leise tönte meine Seele mit,

und beide Seelen sangen sich; Ich litt.

Da wurde Friede tief in mir. Ich lag

im Silberhimmel zwischen Traum und Tag.

Wie meine Träume nach dir schrein.

Wir sind uns mühsam fremd geworden,

jetzt will es mir die Seele morden,

dies arme, bange Einsamsein.

Kein Hoffen, das die Segel bauscht.

Nur diese weite, weiße Stille,

in die mein tatenloser Wille

in atemlosem Bangen lauscht.

Und du warst schön. In deinem Auge schien

sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.

Und Hoheit hüllte wie ein Hermelin

dich ein: So kam dich meine Liebe krönen.

Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,

weißbindig wie der Vesta Priesterin,

an deines Seelentempels Säulenrand

und streute lächelnd weiße Blüten hin.

Du hast so große Augen, Kind.

Du siehst gewiß oft nachts Gestalten,

die, fremd und bleich, in marmorkalten

Traumhänden rote Kronen halten,

um die ein Leuchten leise rinnt.

Dann ist dein Blick am Tag wie blind

und deine Seele wie zerspalten,

dann bangt dir vor den Alltagsalten,

wenn Wünsche sich in dir entfalten,

die allen andern Wahnsinn sind.

Dann ist die Sehnsucht dir erwacht,

stolz zu entfliehn den eitlen Schreiern,

die plump, mit Händen, blöd und bleiern,

auf deiner Silberseele leiern

das irre Lied, das sterblich macht;

zu fliehn in eine blaue Nacht,

drin alle Wipfel lauschend feiern;

der Glieder Hymne zu entschleiern

und scheu im Schoß von weißen Weihern

zu finden ihre nackte Pracht.

Du sahst in hohe Lichthofmauern

und spieltest still in dumpfem Raum,

es lag ein unverstandnes Trauern

auf deinem blassen Kindheitsträum.

Und deine Tage waren bleiern,

die Mutter krank, der Vater roh;

und manchmal kam ein Krüppel leiern—

dann lauschtest du und weintest so.

Was kann dir nun der Sommer taugen?

Müd, wie mit scheuem Schwingenschlag,

durchirren deine Heimwehaugen

den uferlosen Sonnentag.

Sie war:

Ein unerwünschtes Kind, verstoßen

auch aus der Mutter Nachtgebet,

und ewig fern von jenem Großen,

das gebend durch die Zeiten geht.

Sie wünschte wenig—und nur selten

kam wie ein Weinen über sie

nach einem Land mit Purpurzelten,

nach einer fremden Melodie,

nach weißen Wegen, die nicht stauben—

dann bog sie Rosen sich ins Haar,

und konnte doch nie Liebe glauben,

auch wenn es tief im Frühling war.

Wenn ich dir ernst ins Auge schaute,

klang oft dein Wort so kummerkrank,

wie eine leise Liebeslaute,

die einsam einst ein Meister baute,

als seine Seele Sehnsucht sang.

Sie lernte seither leichte Lieder

und tönte gern zu Tag und Tanz,—

da greift ein Träumer ihre Glieder:

und wie erwachend weint sie wieder

das Heimweh ihres Heimatlands.

Ja, früher, wenn ich an dich dachte,

wie Wunder wars: ein Mai erwachte

um dich im Aureolenglänz,

und meine Sehnsucht träumte sachte

um deine Stirne einen Kranz.

Jetzt seh ich dich; du senkst dein Weinen

ins Herz den herbstverhangnen Hainen,

schleicht an den bleichen Meilensteinen

ein wunder Sonnenuntergang.

Ich ging durch ein Land, durch ein trauriges Land.

Wie auf leerer Wiege ein Wiegenband

lag der blasse Fluß auf dem flachen Sand,

darüber aus nassem Nebelgewand

reckte die Weide die Totenhand.

Mir war so traurig. Ich starrte und stand.

Ich sah dich kauern am Wegesrand.

Einst hab ich dich und das Glück gekannt.

Du weintest wühlend und unverwandt,

und ich fragte dich: Ist das dein Heimatland?

Du nicktest, du nicktest wie traumgebannt....

Da hab ich dich wieder wie einst genannt;

doch dein Bild zerrann mir, dein Bild entschwand.

Die Pappeln kohlten im Abendbrand,

und der Tod ging rot durch dein Heimatland.

Weißt du, daß ich dir müde Rosen flechte

ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt—

Siehst du den Mond, wie eine silberechte

Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt:

ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt—

Das ist das Zeichen toter Liebesnächte.

Fühlst du die Rosen auf der Stirne sterben?

Und jede läßt die Schwester schauernd los

und muß allein verdarben und verderben,

und alle fallen fahl in deinen Schoß.

Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und groß.

Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.

Kannst du die alten Lieder noch spielen?

Spiele, Liebling. Sie wehn durch mein Weh

wie die Schiffe mit silbernen Kielen,

die nach heimlichen Inselzielen

treiben im leisen Abendsee.

Und sie landen am Blütengestade,

und der Frühling ist dort so jung.

Und da findet an einsamem Pfade

vergessene Götter in wartender Gnade

meine müde Erinnerung.

Wo sind die Lilien aus dem hohen Glas,

die deine Hand zu pflegen nie vergaß?

Schon tot?

Wo ist die Freude deiner Wangen hin,

die wie ein ganzer Lenz zu prangen schien—

Verloht?

Und wo ist unser Glück so groß und rein,

das hell dein Haar wie ein Madonnenschein

Umspann?

Auch das ist tot. Heut weinen wir ihm nach,

und morgen kommt der Frost uns ins Gemach—

Und dann?

MÜTTER

Ich sehne oft nach einer Mutter mich,

nach einer stillen Frau mit weißen Scheiteln.

In ihrer Liebe blühte erst mein Ich;

sie könnte jenen wilden Haß vereiteln,

der eisig sich in meine Seele schlich.

Dann säßen wir wohl beieinander dicht,

ein Feuer surrte leise im Kamine.

Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht,

und Friede schwebte ob der Teeterrine

so wie ein Falter um das Lampenlicht.

Mir ist oft, daß ich fragen müßt:

Du, Mutter, was hast du gesungen,

eh deinem blassen, blonden Jungen

der Schlaf die Wangen warm geküßt?

Hattest du damals sehr viel Gram?

Und weißt du, wie du aufgesprungen,

wenn deinem blassen, blonden Jungen

im tiefen Traum ein Weinen kam?

Ich gehe unter roten Zweigen

und suche einen späten Strauß.

Weiß nicht vor Glück wo ein und aus,

mir ist so neu, mir ist so eigen:

Mein Lieb ist müd und ist zu Haus.

Jetzt ist mein Mädel erst recht eitel,

seit sich sein Mieder weiter zieht,

und seit ein Wunder ihm geschieht:

Bald hat es breite braune Scheitel

und sitzt und singt ein Wiegenlied.

Leise weht ein erstes Blühn

von den Lindenbäumen,

und, in meinen Träumen kühn,

seh ich dich im Laubengrün

hold im ersten Muttermühn

Kinderhemdchen säumen.

Singst ein kleines Lied dabei,

und dein Lied klingt in den Mai:

Blühe, blühe, Blütenbaum,

tief im trauten Garten.

Blühe, blühe, Blütenbaum,

meiner Sehnsucht schönsten Traum

will ich hier erwarten.

Blühe, blühe Blütenbaum,

Sommer wird dirs zahlen.

Blühe, blühe, Blütenbaum.

Schau, ich säume einen Saum

hier mit Sonnenstrahlen.

Blühe, blühe, Blürenbaum,

balde kommt das Reifen.

Blühe, blühe, Blütenbaum,

meiner Sehnsucht schönsten Traum

lehr mich, ihn begreifen.

Singst ein kleines Lied dabei,

und dein Lied ist lauter Mai.

Und der Blütenbaum wird blühn,

blühn vor allen Bäumen,

sonnig wird dein Saum erglühn,

und verklärt im Laubengrün

wird dein junges Muttermühn

Kinderhemdchen säumen.

Und reden sie dir jetzt von Schande,

da Schmerz und Sorge dich durchirrt,—

o, lächle, Weib! Du stehst am Rande

des Wunders, das dich weihen wird.

Fühlst du in dir das scheue Schwellen,

und Leib und Seele wird dir weit—

o, bete, Weib! Das sind die Wellen

der Ewigkeit.

DER BLONDE KNABE SINGT:

Was weinst du, Mutter? Ist das Spind

auch bettelleer,—sei gut!

Ich bin dein blondes Kronenkind,

und du hast Edelblut.

Ich schaute ja, du weißt es nicht,—

wie du so oft noch spät

beim morgenmatten Lampenlicht

dein Königskleid genäht.

So bist du eine Königin,

und sei nicht bang und zag—

und bis Ich erst krafteigen bin,

kommt unser Königs tag.

DIE MUTTER:

"Liebling, hast du gerufen?"

Es war ein Wort im Wind.

"Wie viele steile Stufen

sind noch bis zu dir, mein Kind?"—

Da fand ihre Stimme die Sterne,

fand aber die Tochter nicht.

Im Tale in tiefer Taverne

löschte ein letztes Licht.

Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,

wilder, wie Strüme, die schäumen,

wilder, wie Sturm in den Bäumen.

Und leise läßt sie die Stunden los

und schenkt ihre Seele den Träumen.

Dann erwacht sie. Da steht ein Stern

still überm leisen Gelände,

und ihr Haus hat ganz weiße Wände—

Da weiß sie: Das Leben ist fremd und fern—

und faltet die alternden Hände.

INHALT

LARENOPFER (1896)

Im alten Hause

Auf der Kleinseite

Ein Adelshaus

Der Hradschin

Bei St. Veit

Im Dome

In der Kapelle St. Wenzels

Vom Lugaus

Der Bau

Im Stübchen

Zauber Ein anderes

Noch eines

Und das letzte

Im Erkerstübchen

Der Novembertag

Im Straßenkapellchen

Das Kloster

Bei den Kapuzinern

Abend

Jar. Vrchlický

Im Kreuzgang von Loretto

Der junge Bildner

Frühling

Land und Volk

Der Engel

Allerseelen I. II.

Bei Nacht

Abend

Auf dem Wolschan I

II

Wintermorgen

Brunnen

Sphinx

Träume

Maitag

König Abend

An der Ecke

Heilige

Das arme Kind

Wenns Frühling wird

Als ich die Universität bezog

Superavit

Trotzdem

Herbststimmung

An Julius Zeyer

Der Träumer I

II

Die Mutter

Unser Abendgang

Kajetan Týl

Volksweise

Das Volkslied

Dorfsonntag

Mein Geburtshaus

In dubiis I. II.

Barbaren

Sommerabend

Gerichtet

Das Märchen von der Wolke

Freiheitsklänge

Nachtbild

Hinter Smichov

Im Sommer

Am Kirchhof zu Königsaal (aula regis)

Vigilien I. II.

III. IV.

Der letzte Sonnengruß

Kaiser Rudolf

Aus dem Dreißigjährigen Kriege. 1. Krieg

2. Alea jacta est

3. Kriegsknechts-Sang

4. Kriegsknechts-Rang

5. Beim Kloster

6. Ballade

7. Der Fenstersturz

8. Gold

9. Szene

10. Feuerlilie

11. Beim Friedland

12. Frieden

Bei den Ursulinen

Aus der Kinderzeit

Rabbi Löw

Die alte Uhr

Kämpfen

Siegen

Im Herbst

Der kleine "Drateník"

In der Vorstadt

Bei St. Heinrich

Mittelböhmische Landschaft

Das Heimatlied

TRAUMGEKRÖNT (1897)

Königslied

Träumen

I. Mein Herz gleicht

II. Ich denke an:

III. Mir ist: ein Häuschen wär mein eigen

IV. Eine alte Weide trauert

V. Die Rose hier, die gelbe

VI. Wir saßen beisammen

VII. Ich wollt, sie hätten statt der Wiege

VIII. Jene Wolke will ich neiden

IX. Mir ist: Die Welt

X. Wenn das Volk, das drohnenträge

XI. Weiß ich denn, wie mir geschieht

XII. Schon blinzt

XIII. Fahlgrauer Himmel

XIV. Die Nacht liegt duftschwer

XV. Im Schoß der silberhellen

XVI. Abendläuten

XVII. Weltenweiter Wandrer

XVIII. Möchte mir ein blondes Glück erkiesen

XIX. Vor mir liegt ein Felsenmeer

XX. Die Fenster glühten

XXI. Es gibt so wunderweiße Nächte

XXII. Wie eine Riesenwunderblume

XXIII. Wie, jegliches Gefühl vertiefend.

XXIV. O gäbs doch Sterne

XXV. Mir ist so weh, so weh, als müßte

XXVI. Matt durch der Tale

XXVII. Ein Erinnern, das ich heilig heiße

XXVIII. Glaubt mir

LIEBEN

I. Und wie mag die Liebe

II. Das war der Tag

III. Einen Maitag mit dir beisammen sein

IV. Ich weiß nicht, wie mir geschieht

V. Ob dus noch denkst

VI. Wir saßen beide in Gedanken

VII. Blondköpfchen hinter den Scheiben

VIII. Die Liese wird heute

IX. Ich träume tief im Weingerank

X. Es ist ein Weltmeer voller Lichte

XI. Ich war noch ein Knabe

XII. Die Nacht im Silberfunkenkleid

XIII. Schon starb der Tag

XIV. Es leuchteten im Garten die Syringen

XV. Oft scheinst du mir ein Kind

XVI. Nach einem Glück

XVII. Wir gingen

XVIII. Im Frühling oder im Traume

XIX. Sie hatte keinerlei Geschichte

XX. Man merkte: der Herbst kam

XXI. Manchmal da ist mir

XXII. Es ist lang

ADVENT (1898)

Advent. Es treibt der Wind

GABEN

Das ist mein Streit

Du meine heilige Einsamkeit

Der Bach hat leise Melodien

Ich liebe vergessene Flurmadonnen

Warst du ein Kind in froher Schar

Pfauenfeder: in deiner Feinheit

Oft denk ich auf der Alltagsreise

Damit ich glücklich wäre

An manchem Tag ist meine Seele still

Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt

Die hohen Tannen atmen heiser

Der Abend kommt von weit gegangen

Das Wetter war grau und grell

Sonne verlodert am Himmelsrain

Du arme, alte Kapelle

Die Mädchen singen

Lehnen im Abendgarten beide

Eine der weißen Vestageweihten

Im Kreise der Barone

Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit

Irgendwo muß es Paläste geben

Im Schlosse mit den roten Zinken

Einmal möcht ich dich wiederschauen

Es kommt in prunkenden Gebreiten

Horch, verhallt nicht ein scheuer

Der König Abend weiß sich schwach

Der Tag entschlummert leise

FAHRTEN

Venedig I. Fremdes Rufen

II. Immer ist mir, daß die leisen

III. Mein Ruder sang

IV. Ave weht von den Türmen her

Englar im Eppan

Tenno Casablanca Arco

I mulini

Bodensee

Konstanz

FUNDE

Wenn wie ein leises Flügelbreiten

Ich möchte draußen dir begegnen

Ich mußte denken unverwandt

Fremd ist, was deine Lippen sagen

Du bist so fremd, du bist so bleich

Weißt du, ich will mich schleichen

Bei dir ist es traut

Die Nacht holt heimlich

Du, Hände, welche immer geben

Bist gewandert durch Wähn und Weh

Will dir den Frühling zeigen

Und dieser Frühling macht dich bleicher

Mir ist: ich muß dir den Brautnachtstrauß

Bist du so müd? Ich will dich leise leiten

Du: ein Schloß an wellenschweren

Purpurrote Rosen binden

Ein Händeineinanderlegen

Du willst dir einen Pagen küren?

Abend hat mich müd gemacht

Was reißt ihr aus meinen blassen, blauen

Mir war so weh. Ich sah dich blaß und bang

Wie meine Träume nach dir schrein

Und du warst schön. In deinem Auge schien

Du hast so große Augen, Kind

Du sahst in hohe Lichthofmauern

Sie war: Ein unerwünschtes Kind

Wenn ich dir ernst ins Auge schaute

Ja, früher, wenn ich an dich dachte

Ich ging durch ein Land

Weißt du, daß ich dir müde Rosen flechte

Kannst du die alten Lieder noch spielen

Wo sind die Lilien aus dem hohen Glas

MÜTTER

Ich sehne oft nach einer Mutter mich

Mir ist oft, daß ich fragen müßt

Ich gehe unter roten Zweigen

Leise weht ein erstes Blühn

Und reden sie dir jetzt von Schande

Der blonde Knabe singt

Die Mutter

Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß

End of the Project Gutenberg EBook of Erste Gedichte, by Rainer Maria Rilke

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of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project

Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project

Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project

Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all

liability to you for damages, costs and expenses, including legal

fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT

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PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE

TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE

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written explanation to the person you received the work from.  If you

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is also defective, you may demand a refund in writing without further

opportunities to fix the problem.

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in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER

WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO

WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied

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If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the

law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be

interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by

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provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

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providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance

with this agreement, and any volunteers associated with the production,

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harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,

that arise directly or indirectly from any of the following which you do

or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm

work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any

Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.

Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of

electronic works in formats readable by the widest variety of computers

including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists

because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from

people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the

assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's

goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will

remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project

Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure

and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.

To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation

and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4

and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.

Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive

Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit

501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the

state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal

Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification

number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at

http://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg

Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent

permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.

Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered

throughout numerous locations.  Its business office is located at

809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email

business@pglaf.org.  Email contact links and up to date contact

information can be found at the Foundation's web site and official

page at http://pglaf.org

For additional contact information:

     Dr. Gregory B. Newby

     Chief Executive and Director

     gbnewby@pglaf.org

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg

Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide

spread public support and donations to carry out its mission of

increasing the number of public domain and licensed works that can be

freely distributed in machine readable form accessible by the widest

array of equipment including outdated equipment.  Many small donations

($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt

status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating

charities and charitable donations in all 50 states of the United

States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a

considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up

with these requirements.  We do not solicit donations in locations

where we have not received written confirmation of compliance.  To

SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any

particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we

have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition

against accepting unsolicited donations from donors in such states who

approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make

any statements concerning tax treatment of donations received from

outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation

methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other

ways including checks, online payments and credit card donations.

To donate, please visit: http://pglaf.org/donate

Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic

works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm

concept of a library of electronic works that could be freely shared

with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project

Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed

editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.

unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily

keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     http://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,

including how to make donations to the Project Gutenberg Literary

Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to

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