DRITTE SZENE

(Dunsinan, ein Zimmer im Schloß)

(Macbeth tritt auf; der Arzt, Gefolge.)

MACBETH
Bringt keine Nachricht mehr! Laßt alle fliehn;
Bis Birnams Wald anrückt auf Dunsinan,
Ist Furcht mir nichts. Was ist der Knabe Malcolm?
Gebar ihn nicht ein Weib? Die Geister, kundig
All irdischen Waltens, prophezeiten so:
Sei kühn, Macbeth, kein Mann, vom Weib geboren,
Soll je dir was anhaben. Flieht denn immer,
Ihr falschen Thans, zu Englands Weichlingen!
Dies Herz und meinen Herrschergeist verwegen,
Dämpft Zweifel nicht und soll die Furcht nie regen.

(Ein Diener tritt auf.)

Der Teufel brenn dich schwarz, milchbleicher Lump!
Wie kommst du an den Gänseblick?

DIENER
Da sind zehntausend—

MACBETH
Gäns, Schuft?

DIENER
Krieger, Herr.

MACBETH
Reib dein Gesicht, die Furcht zu überröten,
Weißlebriger Hund. Was denn für Krieger, Hansnarr?
Hol dich der Teufel! Deine Kreidewangen
Verführen all zur Furcht. Was denn für Krieger,
Molkengesicht?

DIENER
Erlaubt, das Heer von England!

MACBETH
Weg dein Gesicht!

(Diener ab.)

Seyton!—Mir wird ganz übel,
Seh ich so—Seyton! Heda!—Dieser
Ruck Kuriert auf immer oder liefert jetzt mich.
Ich lebte lang genug; mein Lebensweg
Geriet ins Dürre, ins verwelkte Laub;
Und was das hohe Alter soll begleiten,
Gehorsam, Liebe, Ehre, Freundestrost,
Danach darf ich nicht aussehn; doch, statt dessen
Flüche, nicht laut, doch tief. Munddienst und Hauch,
Was gern das arme Herz mir weigern möchte,
Und wagts nicht.—Seyton!

(Seyton kommt.)

SEYTON
Was befiehlt mein Herrscher?

MACBETH
Was gibt es Neues?

SEYTON
Alles wird bestätigt,
Was das Gerücht verkündet.

MACBETH
Ich will fechten,
Bis mir das Fleisch gehackt ist von den Knochen.
Gebt meine Rüstung mir!

SEYTON
Noch tuts nicht not.

MACBETH
Ich leg sie an.
Mehr Reiter sendet aus, durchstreift das Land;
Wer Furcht nennt, wird gehängt.—Bringt mir die Rüstung!
Was macht die Kranke, Arzt?

ARZT
Nicht krank sowohl,
Als durch gedrängte Phantasiegebilde
Gestört, der Ruh beraubt.

MACBETH
Heil sie davon!
Kannst nichts ersinnen für ein krank Gemüt?
Tief wurzelnd Leid aus dem Gedächtnis reuten?
Die Qualen löschen, die ins Hirn geschrieben?
Und mit Vergessens süßem Gegengift
Die Brust entledigen jener giftgen Last,
Die schwer das Herz bedrückt?

ARZT
Hier muß der Kranke selbst das Mittel finden.

MACBETH
Den Hunden deine Kunst, ich mag sie nicht.—
Legt mir die Rüstung an; den Stab her!—Seyton,
Schick aus!—Doktor, die Thans verlassen mich.—
Nun, mach geschwind!—Arzt, könntst du meinem Land
Beschaun das Wasser, seine Krankheit finden,
Und es zum kräftgen frühern Wohlsein reingen,
Wollt ich mit deinem Lob das Echo wecken,
Daß es dein Lob weit hallte.
—Weg den Riemen!—
Welche Purganz, Rhabarber, Senna führte
Wohl ab die Englischen?—Hörst du von ihnen?

ARZT
Ja, hoher König, Eure Kriegesrüstung
Macht, daß wir davon hören.

MACBETH
Bringts mir nach!—
Nicht Tod und nicht Verderben ficht mich an,
Kommt Birnams Wald nicht her nach Dunsinan!

([Er geht ab.] Alle außer dem Arzt gehen ab.)

ARZT
War ich von Dunsinan mit Heil und Glück,
So brächte mich kein Vorteil je zurück.

([Alle] ab.)

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