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In jedem Hause wächst, nackt und ungepflegt, die Jugend zu dieser Größe, zu diesem Wuchs heran, über den wir staunen. Jedem Kind gibt die eigene Mutter die Brust, und es wird nicht Mägden und Ammen überlassen. Freie scheidet von Unfreien keinerlei feinere Erziehung: die einen wie die anderen treiben sich mit den Tieren auf dem Boden herum, bis das Alter die Freigeborenen scheidet und ihr Adel sie kenntlich macht. Spät erfahren junge Männer die Lust; daher ihre unerschöpfte Kraft. Auch die Mädchen werden nicht gedrängt; in gleicher Jugend, von ähnlicher Gestalt, ebenbürtig an Kraft und Gesundheit, geben sie sich dem Gemahl, und von der Stärke der Eltern zeugen die Kinder.

Schwestersöhne sind dem Oheim nicht minder wert als dem Vater. Etliche halten dieses Blutsverhältnis noch für heiliger und enger und fordern, wenn sie Geiseln nehmen, besonders solche Kinder, als hätten sie damit das Gewissen stärker und die Familie in weiterem Kreise verpflichtet. Erben aber und Nachfolger sind jedem die eigenen Kinder, und es gibt kein Testament. Fehlt es an Kindern, so folgen im nächsten Glied die Brüder, Väter- und Mütterbrüder. Je mehr Blutsverwandte, je weiter die Verschwägerung, desto freundlicher das Leben im Alter; Kinderlosigkeit hat keine Lockungen.

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