22

Gleich vom Schlaf weg (den sie meist bis in den Tag hinein ausdehnen) baden sie, öfters warm, weil es bei ihnen die längste Zeit Winter ist. Auf das Bad folgt ein Imbiß; jeder hat seinen besonderen Sitzplatz und seinen eigenen Tisch. Dann gehen sie an ihre Geschäfte oder auch, nicht minder häufig, zum Gelage, immer in Waffen. Tag und [pg 19]Nacht durchzuzechen, bringt keinem Schande. Häufig gibts, wenn sie da trunken sind, Streit, und der bleibt selten bei Worten, sondern endet recht oft mit Wunden und Totschlag. Aber auch die Versöhnung des Feindes mit dem Feind, neue Schwägerschaft, Anschluß an Fürsten und sogar Krieg und Frieden wird gewöhnlich beim Trinkgelage beraten, als ob zu keiner anderen Zeit der Sinn unbeeinflußter Überlegung besser zugänglich wäre oder leichter entflammt für große Gedanken. Ein Volk ohne Arg und Falsch, eröffnet es noch die Geheimnisse seiner Brust bei ungezwungenen Scherzen. Haben nun alle ihre Meinung ohne Rückhalt aufgedeckt, so wird sie am nächsten Tag noch einmal geprüft, und jeder Zeit widerfährt ihr Recht: sie beraten, wenn sie keiner Verstellung fähig sind, beschließen, wenn sie nicht irren können.

Share on Twitter Share on Facebook