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Dafür ehrt die Langobarden ihre geringe Zahl. Von sehr vielen mächtigen Völkern eingeschlossen, haben sie sich nicht durch Unterwürfigkeit, sondern in Kampf und Wagnis gesichert. Es folgen Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen und Nuithoner, alle durch Flüsse oder Wälder geschützt. Zu den einzelnen ist sonst nichts zu bemerken; gemeinsam verehren sie die Nerthus, das ist die Mutter Erde; diese, so meinen sie, mische sich in das Treiben der Menschen und komme von Volk zu Volk gefahren. Es ruht auf einer Insel im Nordmeer ein heiliger Hain; darin steht ein geweihter Wagen, mit einer Hülle bedeckt, und nur [pg 31]der Priester darf ihn berühren. Er merkt die Gegenwart der Göttin im Heiligtum und geleitet ehrfürchtig ihren mit Kühen bespannten Wagen. Dann sind die Tage froh und festlich die Stätten, wo die Göttin einzuziehen und gastlich zu weilen geruht. Niemand geht in den Krieg, niemand greift zu den Waffen; verschlossen ist jegliches Eisen: es ist die einzige Zeit, da sie Ruhe und Frieden kennen, die einzige, da sie ihn lieben. Bis der Priester dann wieder die Göttin, des Umgangs mit sterblichen Menschen ersättigt, in ihren heiligen Bezirk zurückbringt. Dann wird der Wagen, seine Umhüllung und – wenn man es glauben darf – die Göttin selbst in einem unzugänglichen See genetzt. Sklaven helfen beim Dienst, die alsbald der nämliche See verschlingt. Daher das geheime Grauen und das heilige Dunkel um etwas, was nur Todgeweihte erschauen.

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