The only surviving remnant, in the German language, of the ancient heroic poetry cultivated by the Germanic tribes prior to their Christianization. The precious fragment consists of 69 alliterating verses, which are preserved in a Kassel manuscript of the 8th or 9th century. The language shows a mixture of Low and High German, there are gaps in the text, the meaning of several words is doubtful, and the versification is here and there defective. All this, which some account for by supposing that the manuscript was copied from a version which had been written down from memory and not perfectly recalled, makes translation difficult and uncertain. The poetic version here given is that found in Bötticher and Kinzel’s Denkmäler der älteren deutschen Literatur, 9th edition, 1905, which in the main follows Müllenhoff’s text and theories with regard to gaps, transpositions, etc. For a careful prose version by a very competent scholar see Kögel’s Geschichte der deutschen Literatur, I, I, 212.
Das hört’ ich sagen . . .
Dass zwei Kämpfer allein sich kamen entgegen,
Hildebrand und Hadubrand, zwischen zwei Heeren.
Sohn und Vater besorgten ihre Rüstung,
5
Bereiteten ihr Schlachtkleid, die Schwerter fest sie gürteten,
Die Recken über die Ringe;1 dann ritten sie zum Kampfe.
Hildebrand erhob das Wort; er war der hehrere2 Mann,
In der Welt erfahrener. Zu fragen begann er
Mit wenigen Worten, wer sein Vater wäre
10
Von den Helden im Volke . . .
. . . “oder welcher Herkunft bist du?
So du mir einen nennst, die andern weiss ich mir,
Kind, im Königreiche: kund sind mir alle Geschlechter.”
Hadubrand erhob das Wort, Hildebrands Sohn:
15
“Das sagten längst mir unsere Leute,
Alte und weise, die früher waren,
Dass Hildebrand hiess mein Vater; ich heisse Hadubrand . . .3
4
Vorlängst zog er ostwärts, Otakers Zorn floh er,
Hin mit Dietrich und seiner Degen vielen.
20
Er liess elend im Lande sitzen
Das Weib in der Wohnung, unerwachsen den Knaben,
Des Erbes beraubt, da ostwärts er hinritt.
Dem mächtigen Otaker war er masslos erzürnt,
Der beste der Degen war er bei Dietrich;
25
Seitdem entbehrte Dietrich den Beistand
—Er war so freundlos4— meines Vaters:
Der war dem Volke voran stets; fechten war immer ihm lieb.
Kund war er manchen kühnen Mannen.
Nicht wähne ich mehr, dass er wandelt auf Erden.”
30
Hildebrand erhob das Wort, Heribrands Sohn:
“Das wisse Allvater oben im Himmel,
Dass nimmer du Worte bis heute gewechselt
Mit so nah gesipptem Mann.” . . .
Da wand er vom Arme gewundene Ringe,
35
Aus Kaisermünzen5 gemacht, wie der König sie ihm gab,
Der Herrscher der Hunnen: “Dass ich um Huld dir’s gebe!”
Hadubrand erhob das Wort, Hildebrands Sohn:
“Mit dem Ger soll man Gabe empfahen,6Spitze wider Spitze. Ein Späher bist du,
40
Alter Hunne, (heimlich)7 lockst du mich
Mit deinen Worten, willst mit dem Speer mich werfen,
Bist worden so alt nur immer Trug sinnend.
Das sagten mir Leute, die zur See gefahren
Westwärts über den Wendelsee:8 Hinweg nahm der Krieg ihn,
45
Tot ist Hildebrand, Heribrands Sohn.”
Hildebrand erhob das Wort, Heribrands Sohn: . . .9“Wohl hör’ ich’s und seh’ es an deinem Harnisch,
5
Dass du daheim hast einen Herrn so gut,
Dass unter diesem Fürsten du flüchtig nie wurdest.” . . .
50
“Weh nun, waltender Gott, Wehgeschick erfüllt sich!
Ich wallte der Sommer und Winter sechzig,
Da stets man mich scharte zu der Schiessenden Volk:
Vor keiner der Städte zu sterben doch kam ich;
Nun soll mit dem Schwerte mich schlagen mein Kind,
55
Mich strecken mit der Mordaxt, oder ich zum Mörder ihm werden!
Magst du nun leichtlich, wenn langt dir die Kraft,
An so altem Recken die Rüstung gewinnen,
Den Raub erbeuten, wenn du Recht dazu hast!
Der wäre der ärgste aller Ostleute,1060
Der den Kampf dir weigerte, nun dich so wohl lüstet
Handgemeiner Schlacht! Es entscheide das Treffen,
Wer heute sich dürfe der Harnische rühmen
Oder der Brünnen beider walten!”
Da sprengten zuerst mit den Speeren sie an
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In scharfen Schauern; dem wehrten die Schilde.
Dann schritten zusammen sie (zum bittern Schwertkampf),11Hieben harmlich die hellen Schilde,
Bis leicht ihnen wurde das Lindenholz,
Zermalmt mit den Waffen . . . .
1. ‘The rings’ of their corselets.
2. Instead of ältere, for the sake of the alliteration.
3. The translator here assumes (unnecessarily) that there is a gap in the text, with loss of a speech by Hildebrand.
4. ‘Friendless,’ i.e. separated from his kin. Hadubrand is giving reasons for thinking that his father is dead.
5. ‘Imperial gold’ from Constantinople.
6. Hadubrand suspects treachery and poises his spear.
7. Inserted by the translator for the alliteration’s sake.
8. The earth-encircling sea—oceanus; here the Mediterranean.
9. The supposition is that Hildebrand’s speech is missing, and that lines 47-50 form part of a reply by Hadubrand, ending with a taunt so bitter that the old warrior could not brook it even from his own son. He sees that he must fight.
10. East Goths.
11. A guess of the translator; the meaning of the original being quite uncertain.