Tannhäuser.42

42. Erk and Böhme, I, 40. The Venus of the folk-song represents the German Frau Holde, a love-goddess who holds her court in a mountain and infatuates men to the peril of their souls. Just how and when the saga attached itself to the historical minnesinger Tannhäuser is not known. Urban IV, referred to in the last stanza, was pope from 1261 to 1265.

Nun will ich aber heben an

Von dem Tannhäuser singen,

Und was er Wunders hat getan

Mit Venus, der edlen Minne.

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Tannhäuser war ein Ritter gut,

Wann er wollt’ Wunder schauen,

Er wollt’ in Frau Venus Berg,

Zu andern schönen Frauen.

“Herr Tannhäuser, Ihr seid mir lieb,

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Daran sollt Ihr gedenken!

Ihr habt mir einen Eid geschworn,

Ihr wollt von mir nit wenken.”

43. A form of the old negative particle; en nit = nicht.

44. Jemands . . . Ihr, ‘any one but you.’

“Frau Venus, das en43 hab ich nit,

Ich will das widersprechen;

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Und red’t das jemands mehr denn Ihr,44

Gott helf’ mir’s an ihm rächen!”

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45. Bleiben.

“Herr Tannhäuser, wie red’t Ihr nun?

Ihr sollt bei mir beleiben;45

Ich will Euch mein’ Gespielin geben

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Zu einem stäten Weibe.”

“Und nähm’ ich nun ein ander Weib,

Ich hab’ in meinem Sinne:

So müsst’ ich in der Hölle Glut

Auch ewiglich verbrinnen.”

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“Ihr sagt mir viel von der Hölle Glut,

Habt es doch nie empfunden;

Gedenkt an meinen roten Mund,

Der lacht zu allen Stunden.”

“Was hilft mich Euer roter Mund?

46. Equivalent to gleichgültig.

30

Er ist mir gar unmäre;46

Nun gebt mir Urlaub, Fräulein zart,

Durch aller Frauen Ehre!”

“Herr Tannhäuser, wollt Ihr Urlaub han,

Ich will Euch keinen geben;

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Nun bleibt hie, edler Tannhäuser,

Und fristet Euer Leben.”

“Mein Leben das ist worden krank,

Ich mag nit länger bleiben;

Nun gebt mir Urlaub, Fräulein zart,

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Von Eurem stolzen Leibe!”

“Herr Tannhäuser, nit reden also,

Ihr tut Euch nit wohl besinnen;

So gehn wir in ein Kämmerlein

Und spielen der edlen Minne.”

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“Eu’r Minne ist mir worden leid,

Ich hab’ in meinem Sinne:

Frau Venus, edle Fraue zart,

Ihr seid ein’ Teufelinne.”

“Herr Tannhäuser, was red’t Ihr nun,

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Und dass Ihr mich tut schelten?

Nun, sollt Ihr länger hierinnen sein,

Ihr müsst’ es sehr entgelten.”

“Frau Venus, das en will ich nit,

Ich mag nit länger bleiben.

55

Maria Mutter, reine Maid,

Nun hilf mir von dem Weibe!”

“Herr Tannhäuser, Ihr sollt Urlaub han,

Mein Lob das sollt Ihr preisen,

Wo Ihr in dem Land umfahrt;

47. The legendary old man, faithful Eckart, who warns of danger and rebukes sinners.

60

Nehmt Urlaub von dem Greisen!”47

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Da schied er wieder aus dem Berg,

In Jammer und in Reuen:

“Ich will gen Rom wohl in die Stadt

Auf eines Papstes Treuen.

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Nun fahr’ ich fröhlich auf die Bahn,

Gott müss’ sein immer walten!

Zu einem Papst, der heisst Urban,

Ob er mich möcht’ behalten.”

“Ach Papste, lieber Herre mein,

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Ich klag’ Euch hie mein’ Sünde,

Die ich mein’ Tag’ begangen hab’,

Als ich Euch’s will verkünden.

Ich bin gewesen auch ein Jahr

Bei Venus, einer Frauen.

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So wollt’ ich Buss’ und Beicht’ empfahn,

Ob ich möcht’ Gott anschauen.”

Der Papst hat ein Stäblein in seiner Hand,

Das war sich also dürre:

“Als wenig das Stäblein grünen mag,

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Kommst du zu Gottes Hulde!”

“Und sollt’ ich leben nur ein Jahr,

Ein Jahr auf dieser Erden,

So wollt’ ich Beicht’ und Buss’ empfahn

Und Gottes Trost erwerben.”

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Da zog er wied’rum aus der Stadt

In Jammer und in Leiden:

“Maria Mutter, reine Magd,

Muss ich mich von dir scheiden!”

Er zog nun wied’rum in den Berg

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Und ewiglich ohn’ Ende:

“Ich will zu meiner Frauen zart,

Wo mich Gott will hin senden.”

“Seid gottwillkommen, Tannhäuser!

48. For entbehrt.

Ich hab’ Eu’r lang entboren;48

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Seid gottwillkommen, mein lieber Herr,

Zu einem Buhlen auserkoren.”

Das währet an den dritten Tag,

Der Stab hub an zu grünen.

Der Papst schickt’ aus in alle Land:

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Wo der Tannhäuser wär’ hinkommen?

Da war er wieder in den Berg

Und hatt’ sein Lieb erkoren;

Des muss der vierte Papst Urban

Auf ewig sein verloren!

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