Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Stadt und Felder,
Es schläft die ganze Welt:
Ihr aber, meine Sinnen,
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Auf, auf, ihr sollt beginnen,
Was eurem Schöpfer wohlgefällt.
Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
Die Nacht, des Tages Feind;
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Fahr hin, ein ander Sonne,
Mein Jesus, meine Wonne,
Gar hell in meinem Herzen scheint.
Der Tag ist nun vergangen,
Die güldnen Sternen prangen
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Am blauen Himmels Saal:
Also werd ich auch stehen,
Wenn mich wird heissen gehen
Mein Gott aus diesem Jammerthal.
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
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Legt ab das Kleid und Schuhe,
Das Bild der Sterblichkeit,
Die ich zieh aus: dagegen
Wird Christus mir anlegen
Den Rock der Ehr und Herrlichkeit.
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Das Häupt, die Füss und Hände
Sind froh, dass nu zum Ende
Die Arbeit kommen sei:
Herz, freu dich, du sollt werden
Vom Elend dieser Erden
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Und von der Sünden Arbeit frei.
Nun geht, ihr matten Glieder,
Geht hin und legt euch nieder,
Der Betten ihr begehrt:
Es kommen Stund und Zeiten,
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Da man euch wird bereiten
Zur Ruh ein Bettlein in der Erd.
Mein Augen stehn verdrossen,
Im Hui sind sie geschlossen;
Wo bleibt denn Leib und Seel?
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Nimm sie zu deinen Gnaden,
Sei gut für allem Schaden,
Du Aug und Wächter Israel.
Breit aus die Flügel beide,
O Jesu, meine Freude,
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Und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
So lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.
Auch euch, ihr meine Lieben,
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Soll heinte nicht betrüben
Ein Unfall noch Gefahr.
Gott lass euch selig schlafen,
Stell euch die güldne Waffen
Ums Bett und seiner Engel Schar.