1 Abendlied.

Der Tag hat auch sein Ende,

Die Nacht ist wieder hier;

Drum heb ich Herz und Hände,

O Vater, auff zu dir

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Und dancke deiner Treu,

Die mich gantz überschüttet,

Und für der Tiranney

Der Höllen mich behütet.

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Dein Wort hat auch daneben

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Mein kranckes Herz geheilt,

Mir reichlich Trost und Leben

In aller Noth ertheilt.

Für solche Liebesthat

Was soll ich dir erzeigen?

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Was Erd und Himmel hat,

Das ist vorhin dein eigen.

Mein Herz sey dir geschencket,

Das richt, o Gott, dir zu,

Dass, was es nur gedencket,

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Sey nichts, als einig du.

Entzeuch es dieser Welt,

Dass es aus diesen Tränen

In deiner Freuden Feld

Sich mög ohn Ablass sehnen.

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Und da ich heut verübet,

Was gegen dein Geboth

Und deinen Geist betrübet,

Das sey vertilgt und todt

Durch Christi theures Blut,

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Das mildiglich geflossen,

Als er es, mir zu guth,

Aus Liebe hat vergossen.

Und weil ich jetzt sol schlafen,

So lass mich sicher seyn

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Durch deiner Aufsicht Waffen,

Schleuss deiner Huth mich ein!

Des Teufels Mord und List,

Der bösen Menschen Tücke

Und was sonst schädlich ist,

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Treib, Herr, von mir zurücke!

Lass mich kein böses Ende

Betreten allermeist,

Denn ich in deine Hände

Befehle meinen Geist.

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Ich bin zu aller Zeit

Dein Eigenthum und Erbe,

Es sey lieb oder leid,

Ich leb, Herr, oder sterbe.

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