Âventiure wie Gunther gên Isenlande nâch Prünhilt vuor.

Iteniuwiu mære   sich huoben über Rîn: A.324

man seite, daß dâ wære   manec magedîn.

der dâhte im eine werben   des künic Gunthers muot.

daß dûhte sîne recken   und die hêrren alle guot.

Eß was ein küneginne   geseßßen über sê, IV.325

ir gelîche   was deheiniu mê.

si was unmâßen schœne,   vil michel was ir kraft;

si schôß mit snellen degenen   umbe minne den schaft.

Den stein warf si verre,   dar nâch si wîten spranc. 326

swer ir minne gerte,   der muose âne wank

driu spil an gewinnen   der vrouwen wol geborn:

gebrast im an eime,   er het daß houbet verlorn.

Des het diu juncvrouwe   unmâßen vil getân, A.327

do gevriesch eß bî dem Rîne   ein rîter wol getân.

der wande sîne sinne   an daß schœne wîp;

des muosen vil helde   sît verliesen den lîp.

Dô si eines tages sâßen,   der künec und sîne man, C.

manegen ende si eß mâßen   beidiu wider unde dan,

welhe ir hêrre möhte   zeinem wîbe nemen,

diu im ze vrouwen töhte   und ouch dem lande möhte zemen.

[S. 106]
Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚ich wil an den sê 328

hin zuo Prünhilde,   swie eß mir ergê.

ich wil umbe ir minne   wâgen den lîp:

den wil ich verliesen,   sine werde mîn wîp.‘

‚Daß wil ich widerrâten,‘   sprach dô Sîvrit. A.329

‚jâ hât diu küneginne   sô vreislîchen sit,

swer ir minne wirbet,   daß eß im hôhe stât.

des muget ir der reise   haben wærlîchen rât.‘

Dô sprach der künic Gunther:   ‚nie geborn wart ein wîp C.

sô stark und ouch sô küene,   ine wolde wol ir lîp

in strîte betwingen   mit mîn selbes hant.‘

‚swîget,‘ sprach dô Sîvrit,   ‚iu ist ir ellen unbekant.

‚Und wæren iuwer viere,   dine kunden niht genesen C.

von ir vil grimmen zorne:   ir lât den willen wesen,

daß rât ich iu mit triuwen;   welt ir niht ligen tôt,

sone lât iuch nâch ir minne   niht ze sêre wesen nôt.‘

‚Nu sî swie stark si welle,   ine lâße der reise niht C.

hin ze Prünhilde,   swaß halt mir geschiht.

durch ir unmâßen schœne   muoß eß gewâget sîn:

waß, ob mir Got gevüeget,   daß si mir volget an den Rîn?‘

‚Sô wil ich iu daß râten,‘   sprach dô Hagene, A.330

‚ir bitet Sîvride   mit iu ze tragene

die vil starken sorge:   daß ist nu mîn rât,

sît im daß ist sô kündec,   wieß umbe Prünhilde stât.‘

Er sprach: ‚wiltu mir helfen,   vil edel Sîvrit, 331

die minneclîchen werben?   tuo, des ich dich bit.

und wirt mir ze trûte   daß hêrlîche wîp,

ich wil durch dînen willen   wâgen êre unde lîp.‘

[S. 108]
Des antwurte Sîvrit,   Sigmundes sun: 332

‚gîstu mir dîn swester,   sô wil ich eß tuon,

die schœnen Kriemhilde,   ein küneginne hêr:

sô gere ich niht lônes   nâch mînen arbeiten mêr.‘

‚Daß lobe ich,‘ sprach Gunther,   ‚Sîvrit, an dîne hant. 333

und kumet diu schœne Prünhilt   her in ditze lant,

sô wil ich dir ze wîbe   mîne swester geben:

sô mahtu mit ir   immer vrœlîchen leben.‘

Des swuoren si dô eide,   die recken vil hêr. 334

des wart ir arbeite   verre dester mêr,

ê si die wolgetânen   brâhten an den Rîn:

des muosen die küenen   sît in grôßen nœten sîn.

Von wilden getwergen   hân ich gehœret sagen, C.

si sîn in holen bergen   und (daß si) ze scherme tragen

eineß, heißet tarnkappen,   von wunderlîcher art:

swerß hât an sîme lîbe,   der sol vil gar wol sîn bewart

Vor slegen und vor stichen;   in müge ouch niemen sehen, C.

swenne er sî dar inne;   beide hœren unde spehen

mag er nâch sînem willen,   daß in doch niemen siht;

er sî ouch verre sterker,   als uns diu âventiure giht.

Sîvrit muose vüeren   die kappen mit im dan, 335

die der helt küene   mit sorge gewan

ab eime getwerge,   daß hieß Albrîch.

sich garten zuo der verte   die recken küene unde rîch.

Alsô der starke Sîvrit   die tarnkappen truoc, A.336

sô hete er dar inne   krefte genuoc,

zwelf manne sterke,   als uns ist geseit.

er gewan mit grôßen listen   die vil hêrlîchen meit.

[S. 110]
Ouch was diu tarnhût   alsô getân, A.337

daß dar inne worhte   ein ieslîcher man,

swaß er selbe wolde,   daß in niemen sach.

dâ mit gewan er Prünhilt;   dâ von im leide geschach.

‚Du solt mir sagen, Sîvrit,   ê unser vart ergê, A.338

wie wir mit vollen êren   komen an den sê?

suln wir rîter vüeren   in Prünhilde lant?

drîßec tûsent degene,   die werdent schiere besant.‘

‚Swie vil wir volkes vüeren,‘   sprach aber Sîvrit, B.

‚eß phligt diu küneginne   sô vreislîcher sit,

die müesen doch ersterben   von ir übermuot.

ich wil iuch baß bewîsen,   degen küene unde guot.

‚Wir suln in recken wîse   varn ze tal den Rîn. B.

die wil ich iu nennen,   die daß sulen sîn:

zuo uns zwein noch zwêne   unde niemen mê;

so erwerben wir die vrouwen,   swie eß uns dar nâch ergê.

‚Der gesellen bin ich einer,   der ander soltu wesen, A.339

der drite daß sî Hagene:   wir suln wol genesen;

der vierte daß sî Dancwart,   der vil küene man.

uns geturren ander tûsent   mit strîte nimmer bestân.‘

‚Diu mære wesse ich gerne,‘   sprach der künic dô, A.340

‚ê wir hinnen vüeren,   des wære ich harte vrô,

waß wir kleider solden   vor Prünhilde tragen,

diu uns dâ wol zæmen:   Sîvrit, daß soltu mir sagen.‘

‚Wât die aller beste,   die man ie bevant, A.341

treit man zallen zîten   in Prünhilde lant:

des suln wir rîche kleider   vor der vrouwen tragen,

daß wirs iht haben schande,   sô man diu mære hœre sagen.‘

[S. 112]
Dô sprach der degen guoter:   ‚sô wil ich selbe gân B.

ze mîner lieben muoter,   ob ich erwerben kan,

daß uns ir schœnen meide   helfen brüeven kleit,

diu wir tragen mit êren   vür die hêrlîchen meit.‘

Dô sprach von Troneje Hagene   mit hêrlîchen siten: B.

‚zwiu welt ir iuwer muoter   sölher dienste biten?

lât iuwer swester hœren,   wes ir habet muot:

si ist sô kunstrîche,   daß diu kleider werdent guot.‘

Do enbôt er sîner swester,   daß er se wolde sehen A.342

und ouch der degen Sîvrit.   ê daß was geschehen,

dô hete sich diu schœne   ze lobe wol gekleit.

daß die hêrren kômen,   daß was ir mæßlîchen leit.

Nu was ouch ir gesinde   geziert, als im gezam. A.343

die vürsten kômen beide:   dô si daß vernam,

dô stuont si von dem sedele:   mit zühten si dô gie,

dâ si den gast vil edele   und ouch ir bruoder enphie.

‚Sî willekomen, mîn bruoder   und der geselle sîn. A.344

diu mære ich weste gerne,‘   sprach daß meidîn,

‚waß ir hêrren woldet,   sît ir ze hove gât.

lât ir mich hœren,   wieß iu edelen recken stât.‘

Dô sprach der künic Gunther:   ‚vrouwe, ich wilß iu sagen. A.345

wir müeßen michel sorge   bî hôhme muote tragen;

wir wellen hübschen rîten   verre in vremdiu lant:

wir solden zuo der reise   haben zierlîch gewant.‘

‚Nu sitzet, lieber bruoder,‘   sprach daß küneges kint. A.346

‚lât mich rehte hœren,   wer die vrouwen sint,

der ir gert ze minne   in ander künege lant.‘

die ûßerwelten beide   nam diu vrouwe bî der hant.

[S. 114]
Si gie mit den degenen,   dâ si ê dâ saß A.347

ûf matraze rîche,   ich wil wißßen daß,

geworht mit guoten bilden,   mit golde wol erhaben.

si mohten bî der vrouwen   guote kurzwîle haben.

Vriuntlîche blicke   und güetlîchen sehen, A.348

daß mohte von in beiden   harte vil geschehen.

er truoc si in dem herzen,   si was im sô der lîp.

er erwarp mit starkem dienste,   daß si sider wart sîn wîp.

Dô sprach der künic rîche:   ‚vil liebiu swester mîn, B.

âne dîne helfe   kunde eß niht gesîn.

wir wellen kurzwîlen   in Prünhilde lant:

da bedorften wir ze tragene   vor vrouwen hêrlîch gewant.‘

Dô sprach diu küneginne:   ‚vil lieber bruoder mîn, B.

swaß der mînen helfe   dar an kan gesîn,

des bringe ich iuch wol innen,   daß ich iu bin bereit.

versagt iu ander iemen,   daß wære Kriemhilde leit.

‚Ir sult mich, rîter edele,   niht sorgende biten, B.

ir sult mir gebieten   mit hêrlîchen siten:

swaß iu von mir gevalle,   des bin ich iu bereit

und tuon eß willeclîche,‘   sprach diu wünneclîchiu meit.

‚Wir wellen, liebiu swester,   tragen guot gewant. B.

daß sol helfen brüeven   iuwer wîßiu hant;

des vlîßen sich iur megede,   daß eß uns rehte stât,

wande wir der verte   hân deheiner slahte rât.‘

Dô sprach diu juncvrouwe:   ‚nu merket, waß ich sage. A.349

wir hân selbe sîden;   nu schaffet, daß man trage

gestein uns ûf den schilden,   sô würken wir diu kleit,

daß ir si tragt mit êren   vür die hêrlîchen meit.‘

[S. 116]
‚Wer sint die gesellen,‘   sprach diu künegîn, A.350

‚die mit iu gekleidet   ze hove sulen sîn?‘

er sprach: ‚ich selbe vierde.   zwêne mîne man,

Dancwart und Hagene,   ze hove sulen mit mir gân.

‚Nu merket, liebiu swester,   rehte, waß wir sagen: A.351

daß wir vier gesellen   ze vier tagen tragen

ie drîer hande kleider   und alsô guot gewant,

daß wir âne schande   rûmen Prünhilde lant!‘

Daß lobte si den recken;   die hêrren schieden dan. A.352

dô hieß ir juncvrouwen   drîßec meide gân

ûß ir kemenâten   Kriemhilt diu künegîn,

die zuo solhem werke   heten grœßlîchen sin.

Die Arâbischen sîden   wîß alsô der snê A.353

unde von Zazamanc   der grüenen sô der klê,

dar în si leiten steine:   des wurden guotiu kleit;

selbe sneit si Kriemhilt,   diu vil hêrlîche meit.

Von vremder vische hiuten   bezoc wolgetân, A.354

ze sehene vremd den liuten,   swaß man der gewan,

die dacten si mit sîden;   golt dar în getragen:

man mohte michel wunder   von der liehten wæte sagen.

Von Marroch dem lande   und ouch von Libîân A.355

die aller besten sîden,   die ie mêr gewan

deheines küneges künne,   der heten si genuoc.

wol lie daß schînen Kriemhilt,   daß si in holden willen truoc.

Sît sis zer hovereise   heten sô gegert, 356

hermîne vedere   dûhten si unwert;

phelle dar ûfe lâgen   swarz alsam ein kol,

daß noch snellen degenen   stüende in hôhzîten wol.

[S. 118]
Ûß Arâbischem golde   vil gesteines schein; A.357

der vrouwen unmuoße   was niht ze klein.

inre siben wochen   bereiten si diu cleit;

dô was ouch gewæfen   den guoten recken bereit.

Dô si bereit wâren,   dô was in ûf dem Rîn A.358

gemachet vlîßeclîchen   ein starkeß schiflîn,

daß si tragen solde   nider an den sê.

den edelen juncvrouwen   was von arbeiten wê.

Dô sagte man den recken,   in wæren nu bereit, B.

diu si dâ vüeren solden,   ir zierlîchen kleit.

alsô si dâ gerten,   daß was nu getân:

done wolden si niht langer   bî dem Rîne bestân.

Nâch den hergesellen   wart bote sâ gesant, A.359

ob si wolden schouwen   niuweß ir gewant,

ob eß den helden wære   ze kurz oder ze lanc.

eß was in rehter mâße:   des seiten si den vrouwen danc.

Vür alle die si kômen,   die muosen in des jehen, B.

daß si zer werlde hêten   beßßers niht gesehen.

des möhten si se gerne   dâ ze hove tragen:

von beßßerr recken wæte   kunde niemen niht gesagen.

Vil michel danken   wart dâ niht verdeit. A.360

dô gerten urloubes   die recken vil gemeit;

in rîterlîchen zühten   die hêrren tâten daß.

des wurden liehtiu ougen   von weinen trüebe unde naß.

Si sprach: ‚vil lieber bruoder,   ir möhtet noch bestân A.361

und wurbet ander vrouwen:   daß hieße ich wol getân;

und dâ iu niht enstünde   en wâge sô der lîp.

ir muget hie nâhen vinden   ein als hôch geboren wîp.‘

[S. 120]
Ich wæne, in sagt daß herze,   daß in dâ von geschach. A.362

si weinten al gelîche,   swaß ieman gesprach.

ir golt in vor den brüsten   wart vor trähen sal:

die vielen in genôte   von den ougen ze tal.

Si sprach: ‚hêrre Sîvrit,   lât iu bevolhen sîn A.363

ûf triuwe und ûf genâde   den lieben bruoder mîn,

daß im iht werre   in Prünhilde lant.‘

daß lobte ir der küene   mit guotem willen an die hant.

Dô sprach der degen rîche:   ‚ob mir mîn lîp bestât, A.364

sô sult ir aller sorge,   vrouwe, haben rât:

ich bringen iu gesunden   her wider an den Rîn.

daß habt ûf mîme lîbe.‘   im neic daß schœne magedîn.

Ir goltvarwen schilde   man truoc in ûf den sant 365

und brâht in zuo dem schiffe   alleß ir gewant.

ir ros hieß man in ziehen:   si wolden varn dan.

dô wart von schœnen vrouwen   vil michel weinen getân.

Dô stuonden in diu venster   diu minneclîchen kint. 366

ir schif mit dem segele   ruorte ein hôher wint.

die stolzen hergesellen   sâßen ûf den Rîn;

dô sprach der künic Gunther:   ‚wer sol nu schifmeister sîn?‘

‚Daß wil ich,‘ sprach Sîvrit:   ‚ich kan iuch ûf der vluot A.367

hinnen wol gevüeren,   daß wißßet, helde guot;

die rehten waßßerstrâße   sint mir wol bekant.‘

mit vreuden si dô schieden   ûß der Burgunden lant.

Sîvrit dô balde   ein schalten gewan, 368

von stade er schieben   vaste began.

Gunther der küene   ein ruoder selbe nam.

dô huoben sich von lande   die snellen rîter lobesam.

[S. 122]
Si vuorten rîche spîse,   dar zuo guoten wîn, 369

den besten, den man kunde   vinden umben Rîn.

ir ros stuonden ebene,   si heten guot gemach.

ir schif gienc ouch ebene:   lützel leides in geschach.

Ir (vil) starken segelseil   wurden in gestraht: A.370

si vuoren zweinzec mîle,   end eß wurde naht,

mit eime guoten winde   nider gein dem sê;

ir starkes arbeiten   tet sît schœnen vrouwen wê.

An dem zwelften morgen,   sô wir hœren sagen, 371

heten si die winde   verre dan getragen

gegen Isensteine   in Prünhilde lant;

daß was niemen mêre   wane Sîvride bekant.

Dô der künic Gunther   sô vil der bürge sach A.372

und ouch der wîten marke,   wie balde er dô sprach:

‚saget mir, vriunt, hêr Sîvrit,   ist iu daß bekant?

wes sint dise bürge   und ouch daß hêrlîche lant?

‚Ine hân bî mînen zîten,   ine wolde lüge jehen, C.

sô wol erbouwen bürge   mêre nie gesehen

in deheinem einlande,   als ir hie vor uns stât:

er mac wol wesen rîche,   der si hie gebouwen hât.‘

Des antwurte Sîvrit:   ‚eß ist mir wol bekant: A.373

eß ist Prünhilde,   bürge unde lant

und Isenstein diu veste,   als ir mich hœret jehen.

dâ muget ir noch hiute   vil schœner vrouwen gesehen.

‚Ich wil iu helden râten,   ir habet einen muot, A.374

ir jehet al gelîche:   jâ dunket eß mich guot.

swenne wir noch hiute   vür Prünhilde gân,

sô müeßen wir mit sorgen   vor der küneginne stân.

[S. 124]
‚Sô wir die minneclîchen   bî ir gesinde sehen, A.375

sô sult ir helde mære   wan einer rede jehen:

Gunther sî mîn hêrre   unde ich sîn man;

des er hât gedingen,   daß wirt alleß getân.‘

Des wâren si bereite,   des er si loben hieß: A.376

durch ir übermüete   deheiner eß niht ließ.

si jâhen, swes er wolde;   dâ von in wol geschach,

dô der künic Gunther   die schönen Prünhilde sach.

‚Jane lobe ichß niht sô verre   durch die liebe dîn, B.

sô durch dîne swester,   daß schœne magedîn.

diu ist mir sam mîn sêle   und sô mîn selbes lîp;

ich wil daß gerne dienen,   daß si werde mîn wîp.‘

[S. 126]

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