Âventiure wie Gunther Prünhilde gewan.

In der selben zîte   dô was ir schif gegân A.377

der burc alsô nâhen:   dô sach der künic stân

oben in den venstern   manec schœne meit.

daß er si niht erkande,   daß was im wærlîche leit.

Er vrâgte Sîvriden,   den gesellen sîn: A.378

‚ist iu iht daß künde   umb disiu magedîn,

die dort nider schouwent   gên uns ûf die vluot?

swie ir hêrre geheiße,   si sint vil hôhe gemuot.‘

Dô sprach der küene Sîvrit:   ‚nu sult ir tougen spehen A.379

under den juncvrouwen   und sult mir danne jehen,

welhe ir nemen woldet,   hetet irs gewalt.‘

‚daß tuon ich,‘ sprach Gunther,   ein rîter küene unde balt.

‚Sô sihe ich ir eine   in jenem venster stân A.380

in snêwîßer wæte:   diu ist sô wol getân:

die welent mîniu ougen   durch ir schœnen lîp:

ob ich gewalt des hête,   si müese werden mîn wîp.‘

‚Dir hât erwelt vil rehte   dîner ougen schîn: A.381

eß ist diu edel Prünhilt,   daß schœne magedîn,

nâch der dîn herze ringet,   dîn sin und ouch dîn muot.‘

elliu ir gebærde   dûhte Gunthere guot.

[S. 128]
Dô hieß diu küneginne   ûz den venstern gân A.382

ir minneclîchen meide;   sine solden dâ niht stân

den vremden an ze sehene:   des wâren si bereit.

waß dô die vrouwen tâten,   daß ist uns sider ouch geseit.

Gên den unkunden   strichen si ir lîp, A.383

des ie site hêten   wætlîchiu wîp.

an diu engen venster   kômen si gegân,

dâ si die helde sâhen:   daß was durch schouwen getân.

Ir wâren niuwan viere,   die kômen in daß lant. B.

Sîvrit der küene   ein ros zôch ûf den sant.

daß sâhen durch diu venster   diu wætlîchen wîp:

des dûhte sich getiuret   des künic Guntheres lîp.

Er habte im dâ bî zoume   daß zierlîche marc, B.

guot unde schœne,   michel unde starc,

unz der künic Gunther   in den satel gesaß.

alsô diente im Sîvrit,   des er doch sider gar vergaß.

Dô zôch er ouch daß sîne   von dem schiffe dan: B.

er het solhen dienest   vil selten ê getân,

daß er bî stegereife   gestüende helde mêr.

daß sâhen durch diu venster   die vrouwen schœn unde hêr.

Rehte in einer mâße   den helden vil gemeit A.384

von snêblanker varwe   ir ros und ouch ir kleit

wâren vil gelîche,   ir schilde wol getân:

die lûhten von den handen   den vil wætlîchen man.

Ir setele wol gesteinet,   ir vürbüege smal: A.385

si riten hêrlîche   vür Prünhilde sal;

dar an sô hiengen schellen   von liehtem golde rôt.

si kômen zuo dem lande,   als eß ir ellen in gebôt,

[S. 130]
Mit spern niuwe sliffen,   mit swerten wol getân, B.

diu ûf die sporen giengen   den wætlîchen man.

diu vuorten die vil küenen   scharph unde breit.

daß sach alleß Prünhilt,   diu vil hêrlîche meit.

Mit in kom dô Dancwart   und ouch Hagene: A.386

wir hœren sagen mære,   wie die degene

von rabenswarzer varwe   truogen rîchiu kleit.

ir schilde wâren niuwe,   michel, guot unde breit.

Von Indîâ dem lande   sach man si steine tragen, 387

die kôs man an ir wæte   vil hêrlîchen wagen.

si ließen âne huote   daß schiffel bî der vluot:

sus riten zuo der bürge   die helde küene unde guot.

Sehs und ahzec türne   si sâhen drinne stân, 388

drî palas wîte   und einen sal wol getân

von edelem marmelsteine   grüene alsam ein gras,

dar inne diu küneginne   mit ir ingesinde was.

Diu burc was entsloßßen,   vil wîte ûf getân. 389

dô liefen in enkegene   die Prünhilde man

und enphiengen die geste   in ir vrouwen lant.

ir ros man hieß behalden   und ir schilde vor der hant.

Dô sprach ein kamerære:   ‚gebet uns diu swert A.390

und die liehten brünne.‘   ‚des sît ir ungewert,‘

sprach von Troneje Hagene,   ‚wir wellens selbe tragen.‘

dô begunde Sîvrit   im den hovesite sagen.

‚In dirre burc phliget man,   daß wil ich iu sagen, A.391

daß neheine geste   sulen wâfen tragen:

lât si tragen hinnen,   daß ist wol getân.‘

des volgte ungerne   Hagne Guntheres man.

[S. 132]
Man hieß den gesten schenken   und schaffen guot gemach. A.392

manegen snellen recken   man ze hove sach

in vürstlîcher wæte   allenthalben gân;

doch wart michel schouwen   an die küenen getân.

Dô wart vroun Prünhilde   gesaget mit mæren, B.

daß unkunde recken   dâ komen wæren

in hêrlîcher wæte   gevloßßen ûf der vluot.

dâ von begonde vrâgen   diu maget schœne unde guot:

‚Ir sult mich lâßen hœren,‘   sprach diu künegîn, A.393

‚wer die unkunden   recken mügen sîn,

die ich sô hêrlîche   dort sihe stân,

und durch wes liebe   die helde her gevarn hân.‘

Dô sprach ein ir gesinde:   ‚vrouwe, ich mac wol jehen, A.394

daß ich ir deheinen   mêre habe gesehen,

wan Sîvride gelîche   einer drunder stât:

den sult ir wol enphâhen:   daß ist mit triuwen mîn rât.‘

Der ander der gesellen   der ist sô lobelîch: B.

‚ob er gewalt des hæte,   wol wær er künic rîch

ob wîten vürsten landen   und mohte er diu hân.

man siht in bî den andern   sô rehte hêrlîche stân.

‚Der drite der gesellen   der ist sô gremlîch B.

und doch mit schœnem lîbe,   küneginne rîch,

von swinden sînen blicken,   der er sô vil getuot.

er ist in sînen sinnen   ich wæne grimme gemuot.

‚Der jungeste dar under   der ist sô lobelîch: B.

magtlîcher zühte   sihe ich den degen rîch

mit guotem gelæße   sô minneclîche stân.

wir möhtenß alle vürhten,   hete im hie iemen iht getân.

[S. 134]
‚Swie blîde er phlege der zühte   und swie schœne sî sîn lîp,B.

er möhte wol erweinen   vil wætlîchiu wîp,

swenne er begonde zürnen.   sîn lîp ist sô gestalt,

er ist in allen tugenden   ein degen küene unde balt.‘

Dô sprach diu küneginne:   ‚Nu brinc mir mîn gewant: A.395

und ist der starke Sîvrit   komen in mîn lant

durch willen mîner minne,   eß gât im an den lîp.

ich vürhte in niht sô sêre,   daß ich werde sîn wîp.‘

Prünhilt diu schœne   wart schiere wol gekleit. A.396

dô gie mit ir dannen   manegiu schœniu meit,

wol hundert oder mêre;   gezieret was ir lîp.

die geste wolden schouwen   diu vil wætlîchen wîp.

Dâ mite giengen degene   ûß Isenlant, A.397

Prünhilde recken:   die truogen swert enhant,

vünf hundert oder mêre.   daß was den gesten leit:

dô stuonden von dem sedele   die küenen helde gemeit.

Dô diu küneginne   Sîvriden sach, 398

zuo deme gaste   si zühteclîchen sprach:

‚sît willekomen, hêr Sîvrit,   her in ditze lant!

waß meinet iuwer reise?   daß hete ich gerne bekant.‘

‚Vil michel genâde,   vrou Prünhilt, A.399

daß ir mich ruochet grüeßen,   vürsten tohter milt,

vor disem edelen recken,   der hie vor mir stât:

wan der ist mîn hêrre;   der êren hete ich gerne rât.

‚Er ist künec ze Rîne:   waß sol ich sagen mêr? A.400

durch dîne liebe   sîn wir gevarn her.

er wil dich gerne minnen,   swaß im dâ von geschiht.

bedenke dichs bezîte:   er enlât dich sîn niht.

[S. 136]
‚Er ist geheißen Gunther,   ein künec rîch unde hêr. 401

erwurb er dîne minne,   sone gerte er niht mêr.

durch dich mit im   ich her gevarn hân;

wærer niht mîn hêrre,   ich heteß nimmer getân.‘

Si sprach: ‚ist er dîn hêrre   unde du sîn man, 402

wil er mîn geteiltiu spil   alsô bestân,

behabe er die meisterschaft,   sô wird ich sîn wîp:

gewinne aber ich ir eineß,   eß gêt iu allen an den lîp.‘

Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚vrouwe, lât uns sehen A.403

iuwer spil geteiltiu.   end iu müeste jehen

Gunther mîn hêrre,   dâ mües eß herte sîn.

er trouwet wol erwerben   ein alse schœne magedîn.‘

‚Den stein sol er werfen   und springen dar nâch, 404

den gêr mit mir schießen.   lât iu niht sîn ze gâch.

ir muget hie wol verliesen   die êre und ouch den lîp:

des sult ir iuch bedenken,‘   sprach daß minneclîche wîp.

Sîvrit der snelle   zuo dem künege trat, 405

allen sînen willen   er in reden bat

gên der küneginne:   er solde ân angest sîn:

‚ich sol dich wol behüeten   vor ir mit den listen mîn.‘

Dô sprach der künic Gunther:   ‚küneginne hêr, 406

nu teilt, swaß ir gebietet.   und wæres dannoch mêr,

ich bestüende eß alleß   durch iuwern schœnen lîp.

mîn houbet ich verliuse,   ir enwerdet mîn wîp.‘

Dô diu küneginne   sîne rede vernam, 407

der spile bat si gâhen,   als ir daß gezam.

si hieß ir ze strîte   bringen ir gewant,

ein brünne von golde   und einen guoten schildes rant.

[S. 138]
Ein wâfenhemde sîdîn   leite an diu meit, A.408

daß in deheime strîte   wâfen nie versneit,

von phelle ûßer Libîâ;   eß was wol getân:

von borten lieht gewürhte   sach man schînen dar an.

Die zît wart den recken   in gelfe vil gedreut. A.409

Dancwart und Hagene   wâren ungevreut.

wie eß dem künege ergienge,   des sorget in der muot.

si dâhten: ‚unser reise   ist uns gesten niht ze guot.‘

Die wîle was ouch Sîvrit,   der listige man, 410

end eß iemen wesse,   zuo dem schiffe gegân,

dâ er die tarnkappe   verborgen ligen vant.

dar în slouf er schiere:   dô was er niemen bekant.

Er îlte hin widere:   dô vant er recken vil, 411

dâ diu küneginne   teilte ir hôhiu spil.

dâ gie er tougenlîchen,   daß in dâ niemen sach

aller, die dâ wâren,   vone listen daß geschach.

Der rinc was bezeiget,   dô soldeß spil geschehen A.412

vor manegem küenen recken,   die daß solden sehen.

wol siben hundert   sach man wâfen tragen:

swer daß spil gewünne,   daß si die wârheit solden sagen.

Dô was ouch komen Prünhilt:   gewâfent man die vant, A.413

sam ob si wolde strîten   umbe elliu küneges lant.

jâ truoc si ob den sîden   manegen goldes zein,

dar under minneclîchen   ir vil liehtiu varwe schein.

Dô kom ir gesinde   und truogen dar zehant A.414

von alrôtem golde   einen schildes rant

mit stahelherten spangen,   michel unde breit,

dar under spilen wolde   diu vil minneclîche meit.

[S. 140]
Der meide schiltveßßel   ein edel borte was, A.415

dar ûfe lâgen steine   grüene alsam ein gras:

der lûhte maneger leije   mit schîne widerß golt.

er müeste wesen küene,   dem diu vrouwe wurde holt.

Der schilt was under buckeln,   als uns daß ist geseit, A.416

drîer spannen dicke,   den tragen solt diu meit:

von stâle und ouch von golde   rîch er was genuoc,

den ir kamerære   selp vierde kûme getruoc.

Alsô der starke Hagene   den schilt dar tragen sach, A.417

in grôßem unmuote   der helt von Troneje sprach:

‚wâ nu, künic Gunther,   wie vliese wir den lîp?

der ir dâ gert ze minnen,   diu ist des tiuveles wîp.‘

Vernemt noch von ihr wæte:   der hæte si genuoc. B.

von Azagouc der sîden   einen wâfenroc si truoc,

edel unde rîche,   ab des varwe schein

von der küneginne   vil manec hêrlîcher stein.

Dô truoc man der vrouwen   swære unde grôß 418

einen vil scharfen gêr,   dens zallen zîten schôß,

stark und ungevüege,   michel unde breit,

der ze sînen ecken   vile vreislîchen sneit.

Von des gêres swære   hœret wunder sagen. A.419

vierdehalp messe   was dar zuo geslagen.

den truogen kûme drîe   Prünhilde man.

Gunther der edele   dar umbe sorge gewan.

Er dâhte in sînem muote:   ‚waß sol ditze wesen? B.

der tiuvel ûß der helle   (wie) kunde er dâ vor genesen?

wære ich ze Burgunden   mit dem lebene mîn,

si müeste hie vil lange   vrî vor mîner minne sîn.‘

[S. 142]
Im was in sînen sorgen,   daß wißßet, leit genuoc. C.

alleß sîn gewæfen   man im einen truoc.

dâ wart der künic rîche   wol gewâfent in.

vor leide hete Hagene   vil nâch verwandelt den sin.

Dô sprach Hagnen bruoder,   der küene Dankwart: A.420

‚mich riuwet inneclîchen   disiu hovevart.

nu hießen wir ie recken!   wie vliese wir den lîp!

suln uns in disem lande   nu verderben diu wîp?

‚Mich müet harte sêre,   daß ich kom in daß lant. A.421

hete mîn bruoder Hagene   sîn wâfen an der hant

und ouch ich daß mîne,   sô möhten samfte gân

mit ir übermüete   alle Prünhilde man.

Daß wißßet sicherlîchen,   si soldenß wol bewarn. B.

und hete ich tûsent eide   zeinem vride geswarn,

ê daß ich sterben sæhe   den lieben hêrren mîn,

jâ müesen lîp verliesen   daß vil schœne magedîn.‘

‚Wir solden ungevangen   wol rûmen ditze lant,‘ A.422

sprach sîn bruoder Hagene,   ‚hete wir daß gewant,

des wir ze nôt bedurfen,   und diu swert vil guot,

sô wurde wol gesenftet   der schœnen vrouwen übermuot.‘

Wol hôrt diu maget edele,   waß der degen sprach. A.423

mit smielendem munde   si über ahsel sach:

‚nu er dunket sich sô küene,   sô traget in ir gewant,

ir vil scharfen wâfen   gebet den helden an die hant.

‚Mir ist alse mære,   daß si gewâfent sîn, C.

als ob si blôße stüenden,‘   sô sprach diu künegîn.

‚ich envürhte niemens sterke,   den ich noch habe bekant:

ich getrouwe wol gedingen   in strîte vor sîn eines hant.‘

[S. 144]
Dô si diu swert gewunnen,   sô diu meit gebôt, A.424

der vil küene Dancwart   wart von vreuden rôt:

‚nu spilen, swes si wellen,‘   sprach der küene man.

‚Gunther ist unbetwungen,   sît wir unser wâfen hân.‘

Prünhilde sterke   grœßlîchen schein. 425

man truog ir zuo dem ringe   einen swæren stein,

grôß und ungevüege,   michel unde wel:

in truogen kûme zweleve   der küenen helde unde snel.

Den warf si zallen zîten,   sô si den gêr verschôß. A.426

der Burgunden sorge   was vil harte grôß.

‚wâfen!‘ sprach Hagene,   ‚waß hât der künec ze trût!

jâ sol si in der helle   sîn des übelen tiuvels brût.‘

An ir vil wîße arme   si die ermel want, 427

si begunde vaßßen   den schilt an der hant,

den gêr si hôhe zucte:   dô gie eß an den strît.

die ellenden geste   vorhten Prünhilde nît.

Unde wære im Sîvrit   niht dâ ze helfe komen, 428

sô hete si Gunther   sînen lîp benomen.

er gie dar tougenlîche   und ruort im sîne hant.

Gunther sîne liste   harte sorclîch ervant.

‚Waß hât mich gerüeret?‘   dâht der küene man. B.

dô sach er allenthalben:   er vant dâ niemen stân.

er sprach: ‚ich pinß, Sîvrit,   der liebe vriunt dîn.

vor der küneginne   soltu gar âne angest sîn.‘

(Er sprach): ‚gip mir von handen   den schilt lâ mich tragen, 429

unde merke rehte,   waß du mich hœrest sagen.

nu habe du die gebærde,   diu werk wil ich begân.‘

dô er in bekande,   eß was im liebe getân.

[S. 146]
‚Nu hil du mîne liste,   daß ist uns beiden guot: B.

sone mac diu küneginne   ir starke übermuot

an dir iht verenden,   des si doch willen hât:

nu sihtu, wie diu vrouwe   vor dir unsorclîchen stât.‘

Dô schôß vil krefteclîchen   diu hêrlîche meit 430

ûf einen schilt niuwen,   michel unde breit;

den truoc an sîner hende   daß Siglinde kint.

daß viur spranc von stahele,   sam eß wâte der wint.

Des starken gêres snîde   al durch den schilt gebrach, 431

daß man daß viuwer lougen   ûß den ringen sach.

des schußßes beide strûchten   die kreftige man:

wan diu tarnkappe,   si wæren tôt dâ bestân.

Sîvride dem küenen   von munde brast daß bluot. 432

vil balde spranc er widere:   dô nam der helt guot

den gêr, den si geschoßßen   im hete durch den rant:

den schôß ir dô hin widere   des starken Sîvrides hant.

Er dâhte: ‚ich wil niht schießen   daß schœne magedîn.‘ B.

er kêrte des gêres snîde   hindern rücke sîn;

mit der gêrstangen   er shôß ûf ir gewant,

daß eß erklanc vil lûte   von sîner ellenthaften hant.

Daß fiuwer stoub ûß ringen,   als ob eß tribe der wint. 433

den gêr schôß mit ellen   daß Sigmundes kint:

sine mohte mit ir kreften   des schußßes niht gestân;

eß enhete der künic Gunther   in triuwen nimmer getân.

Prünhilt diu schœne   balde ûf spranc: 434

‚edel rîter Gunther,   des schußßes habe danc.‘

si wânde, daß erß hête   mit sîner kraft getân;

nein, si hete gevellet   ein verre kreftiger man.

[S. 148]
Dô gie si hin balde,   zornec was ir muot: 435

den stein huop vil hôhe   diu edel maget guot.

si swanc in krefteclîche   verre von der hant:

dô spranc si nâch dem wurfe,   daß lûte erklang ir gewant.

Der stein was gevallen   zwelf klâfter dan: 436

den wurf brach mit sprunge   diu maget wol getân.

dar gie der snelle Sîvrit,   dâ der stein gelac:

Gunther in wegete,   der helende werfennes phlac.

Sîvrit was küene,   kreftec unde lanc: 437

den stein warf er verrer,   dar zuo er wîter spranc.

von sînen schœnen listen   het er kraft genuoc,

daß er mit dem sprunge   den künic Gunthere truoc.

Der sprunc was ergangen,   der stein was gelegen: B.

dô sach man ander niemen   wan Gunther den degen.

Prünhilt diu schœne   wart in zorne rôt;

Sîvrit hete geverret   des künic Guntheres tôt.

Zuo ir ingesinde   ein teil si lûte sprach, 438

dô si ze ende des ringes   den helt gesunden sach:

‚balde komet her nâher,   mâge und mîne man:

ir sult dem künic Gunther   alle werden undertân.‘

Dô leiten die vil küenen   diu wâfen von der hant, 439

si buten sich ze vüeßen   von Burgunden lant

Gunther dem rîchen,   vil manec küener man:

si wânden, er hête   mit sîner kraft diu spil getân.

Er gruoßtes minneclîche:   jâ was er tugende rîch. 440

dô nam in bî der hende   diu maget lobelîch:

si erloubte im, daß er solde   haben dâ gewalt.

des vreute sich dô Hagene,   der degen küene unde balt.

[S. 150]
Si bat den rîter edele   mit ir dannen gân A.441

in den palas wîten:   dâ was vil manec man.

durch vorhte manß dem degene   deste baß erbôt.

von Sîvrides ellen   si wâren komen ûßer nôt.

Sîvrit der snelle,   wîse er was genuoc, 442

sîne tarnkappen   er ze behalten truoc.

dô gie er hin widere,   dâ manec vrouwe saß;

er sprach zuo dem künege   und tet vil kündeclîche daß:

‚Wes pîtet ir, mîn hêrre,   wan beginnet ir der spil, B.

der iu diu küneginne   teilet alsô vil?

und lât uns balde schouwen,   wie diu sîn getân.‘

sam ers niht enweste,   gebârt der listige man.

Dô sprach diu küneginne:   ‚wie ist daß geschehen, B.

daß ir habt, hêr Sîvrit,   der spil niht gesehen,

diu hie hât errungen   diu Guntheres hant?‘

des antwurte ir Hagene   ûßer Burgunden lant:

Er sprach: ‚dâ het ir, vrouwe,   betrüebet uns den muot: B.

dô was bî dem scheffe   Sîvrit der helt guot,

dô der vogt von Rîne   diu spil iu an gewan:

des ist eß im unkündec,‘   sprach der Guntheres man.

‚Sô wol mich dirre mære,‘   sprach Sîvrit der degen, 443

‚daß iuwer hôchverten   alsô ist gelegen,

‚daß iemen lebet, der iuwer   meister müge sîn.

nu sult ir, maget edele,   uns hinnen volgen an den Rîn.‘

Dô sprach diu wol getâne:   ‚des mac niht ergân. A.444

eß müeßen ê bevinden   mâge und mîne man.

jane mag ich alsô lîhte   gerûmen niht mîn lant:

die mîne hôhsten vriunde   müeßen werden ê besant.‘

[S. 152]
Dô hieß si boten rîten   allenthalben dan: A.445

si besande ir vriunde,   mâg unde man.

die bat si ze Isensteine   komen unerwant,

und hieß in geben allen   rîch und hêrlîch gewant.

Si riten tegelîche   spâte unde vruo A.446

Prünhilde bürge   scharhafte zuo.

‚jarîâ,‘ sprach Hagene,   ‚waß habe wir getân!

wir erbeiten hie übele   der schœnen Prünhilde man.

‚Sô si nu mit ir krefte   koment in daß lant, A.447

der küneginne wille   ist uns unbekant:

waß, ob si alsô zürnet,   daß wir sîn verlorn?

sô ist diu maget edel uns   ze grôßen sorgen geborn.‘

Dô sprach der starke Sîvrit:   ‚daß sol ich understên. A.448

des ir dâ habet sorge,   des lâße ich niht ergên.

ich sol iu helfe bringen   her in ditze lant

von ûß erwelten recken,   die sint iu noch unbekant.

‚Ir sult nâch mir niht vrâgen:   ich wil hinnen varn. A.449

Got müeße iuwer êre   die zît wol bewarn.

ich kume schiere widere   und bringiu tûsent man

der aller besten degene,   der iemen künde gewan.‘

‚Sone sît et niht ze lange,‘   sprach der künic dô. A.450

‚wir sîn iuwer helfe   billîchen vrô‘.

er sprach: ‚ich kume widere   in vil kurzen tagen.

daß ir mich habet gesendet,   sult ir der küneginne sagen.‘

[S. 154]

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