Âventiure wie Sîvrit ze Wormße kom.

Den hêrren muoten selten   deheiniu herzeleit. 45

er hôrte sagen mære,   wie ein schœniu meit

wær in Burgunden,   ze wunsche wolgetân,

von der er sît vil vreuden   und ouch arbeit gewan.

Diu ir unmâßen schœne was vil wîten kunt, 46

und ir hôhgemüete zuo der selben stunt

an der juncvrouwen sô manec helt ervant:

eß ladete vil der geste in daß Guntheres lant.

Swaß man nâch ir minne   der werbenden sach, 47

Kriemhilt in ir sinne   ir selber nie verjach,

daß si deheinen wolde   ze triutenne hân.

er was ir noch vil vremde,   dem si wart sider undertân.

Dô dâhte ûf hôhe minne   daß Siglinde kint. A.48

Eß was ir aller werben   wider in ein wint.

er mohte wol verdienen   schœner vrouwen lîp.

Sît wart diu edel Kriemhilt   des küenen Sîvrides wîp.

Im rieten sîne mâge   und ander sîne man, 49

sît er ûf stæte minne   tragen wolde wân,

daß er dan eine wurbe,   diu im möhte zemen.

Dô sprach der edel Sîvrit:   ‚sô wil ich Kriemhilden nemen,

[S. 20]
‚Die edeln juncvrouwen   von Burgunden lant, A.50

durch ir vil grôßen schœne;   daß ist mir wol bekant,

nie keiser wart sô rîche,   der wolde haben wîp,

im zæme wol ze minne   der rîchen küneginne lîp.‘

Disiu selben mære   gehôrte Sigmunt. 51

eß reiten sîne liute:   dâ von wart im kunt

der wille sînes kindes   was im harte leit,

daß er werben wolde   die vil hêrlîchen meit.

Eß gevriesch ouch Sigelint,   des edelen küneges wîp. 52

si hete grôße sorge   umb ir kindes lîp,

wan si wol erkande   Gunthern und sîne man.

den gewerp man dem degene   sêre leiden began.

Dô sprach der küene Sîvrit:   ‚vil lieber vater mîn, 53

ân edeler vrouwen minne   wolde ich immer sîn,

ich enwurbe dar mîn herze   vil grôße liebe hât.‘

swaß iemen reden kunde,   des was deheiner slahte rât.

‚Und wiltu niht erwinden,‘   sprach der künic dô, 54

‚sô bin ich dînes willen   wærlîchen vrô

und wil dirß helfen enden,   so ich aller beste kan:

doch hât der künic Gunther   vil manegen hôhverten man.

‚Ob eß anders nieman wære   wan Hagene der degen, 55

der kan mit übermüete   wol hôhverte pflegen,

daß ich des sêre vürhte,   eß müge uns werden leit,

ob wir werben wellen   die vil hêrlîchen meit.‘

‚Waß mag uns daß gewerren?‘   sprach dô Sîvrit, 56

‚swaß ich vriuntlîche   niht ab in erbit,

daß mac sus erwerben   mit ellen dâ mîn hant.

ich trouwe an im ertwingen   beidiu liute unde lant.‘

[S. 22]
Dô sprach der vürste Sigemunt:   ‚dîn rede ist mir leit. 57

wan wurden disiu mære   ze Rîne geseit,

dune dörftest nimmer rîten   in Guntheres lant.

Gunther unde Gêrnôt   die sint mir lange bekant.

‚Mit gewalte niemen   erwerben mac die maget,‘ 58

sô sprach der künic Sigmunt,   ‚daß ist mir wol gesaget;

wil aber du mit recken   rîten in daß lant,

ob wir iht haben vriunde,   die werdent schiere besant.‘

‚Des enist mir niht ze muote,‘   sprach aber Sîvrit, 59

‚daß mir süln ze Rîne   recken volgen mit

durch deheine hervart,   daß wære mir vil leit,

dâ mit ich solde ertwingen   die vil hêrlîchen meit.

‚Si mac wol sus erwerben   dâ mîn eines hant. 60

ich wil selbe zwelfter   in Guntheres lant.

dar sult ir mir helfen,   vater Sigmunt.‘

dô gab man sînen degenen   ze kleidern grâ unde bunt.

Do vernam ouch disiu mære   sîn muoter Siglint. A.61

si begunde trûren   umbe ir liebeß kint:

daß vorhte si verliesen   von Guntheres man.

diu edel küneginne   vil sêre weinen began.

Sîvrit der hêrre   gie, dâ er si sach; A.62

wider sîne muoter   er güetlîchen sprach:

‚vrouwe, ir sult niht weinen   durch den willen mîn:

jâ wil ich âne sorge   vor allen wîganden sîn.

‚Nu helfet mir der reise   in Burgunden lant, A.63

daß ich und mîne recken   haben sölch gewant,

daß also stolze degene   mit êren mügen tragen.

des wil ich iu genâde   mit triuwen wærlîchen sagen.‘

[S. 24]
‚Sît du niht wil erwinden,‘   sprach vrou Siglint, A.64

‚sô hilfe ich dir der reise,   mîn einigeß kint,

mit der besten wæte,   die rîter ie getruoc,

dir und den dînen degenen:   ir sult ir vüeren genuoc.‘

Dô neic der küneginne   Sîvrit der junge man. A.65

Er sprach: ‚ich wil zer verte   niemen mêre hân

niuwan zwelef recken:   den sol man brüeven wât.

ich wil daß sehen gerne,   wieß umbe Kriemhilde stât.‘

Dô sâßen schœne vrouwen   naht unde tac, A.66

daß lützel ir deheiniu   ruowe gephlac,

unze man geworhte   die Sîvrides wât.

er wolde sîner reise   haben deheiner slahte rât.

Sîn vater hieß im zieren   sîn rîterlîch gewant, A.67

dâ mite er wolde rûmen   daß Sigmundes lant.

die ir vil liehten brüneje   die wurden ouch bereit

und ir veste helmen,   ir schilde schœne unde breit.

Dô nâhte in ir reise   ze den Burgunden dan. 68

umb si begunde sorgen   wîb unde man,

ob si immer komen solden   heim wider in ir lant.

die helde in hießen soumen   beide wâfen und gewant.

Ir ros diu wâren schœne,   ir gereite goldes rôt. A.69

lebt iemen übermüeter,   des enwas niht nôt,

danne wære Sîvrit   und die sîne man.

urloubes er dô gerte   zuo den Burgunden dan.

In werte trûreclîche   der künic und sîn wîp. A.70

er trôste minneclîche   dô ir beider lîp.

er sprach: ‚ir sult niht weinen   durch den willen mîn:

immer âne sorge   sult ir mînes lîbes sîn.‘

[S. 26]
Eß was leit den recken;   eß weinte ouch manec meit. 71

ich wæne, in hete ir herze   rehte daß geseit,

daß in sô vil der vriunde   dâ von gelæge tôt.

von schulden si dô klageten:   des gie in wærlîchen nôt.

An dem sibenden morgen   ze Wormeß ûf den sant 72

riten die vil küenen;   alleß ir gewant

was von rôtem golde,   ir gereite wolgetân;

ir ros in giengen ebene,   des küenen Sîvrides man.

Ir schilde wâren niuwe,   lieht unde breit, 73

und vil schœne ir helmen,   dô ze hove reit

Sîvrit der vil küene   in Guntheres lant.

man gesach an helden   nie sô hêrlîch gewant.

Diu ort der swerte giengen   nider ûf die sporn: 74

eß vuorten scharphe gêren   die rîter ûz erkorn.

Sîvrit der vuorte ir einen   wol zweier spannen breit,

der ze sînen ecken   vil harte vreislîchen sneit.

Die goltvarwen zoume   vuortens an der hant, 75

sîdîniu vürbüege:   sus kômens in daß lant.

daß volc si allenthalben   kaphen an began:

dô liefen in enkegene   vil der Guntheres man.

Die hôch gemuoten recken,   rîter unde kneht, 76

die giengen zuo den hêrren,   daß was michel reht,

und enphiegen die geste   in ir hêrren lant;

si nâmen in die mœre   mit den schilden von der hant.

Diu ros si wolten dannen   ziehen an gemach: 77

Sîvrit der vil küene   wie snelle er dô sprach:

‚Lât uns noch die mœre   eine wîle stân:

wir wellen schiere hinnen;   des ich guoten willen hân.

[S. 28]
‚Man sol ouch unser schilde   ninder von uns tragen; 78

wâ ich den künic vinde,   kan mir daß iemen sagen,

Gunthern den rîchen   ûß Burgunden lant?

dô sagete eß im einer,   dem eß rehte was bekant.

‚Welt ir den künic vinden,   daß mac vil wol geschehen; 79

in jenem sale wîten   hân ich in gesehen

bî den sînen helden:   dâ sult ir hine gân:

dâ muget ir bî im vinden   manegen hêrlîchen man.‘

Dô wâren ouch diu mære   dem künege geseit, 80

ûf sînem hove wæren   rîter vil gemeit:

die vuorten liehte brünne   und hêrlîch gewant;

si derkande nieman   in der Burgunden lant.

Den künic nam des wunder,   von wannen kœmen dar 81

die hêrlîchen recken   in wæte lieht gevar

und mit sô guoten schilden   niuwe unde breit.

daß im daß nieman sagete,   daß was Gunthere leit.

Des antwurte dem künege   von Metzen Ortwîn; 82

starc unde küene   mohte er vil wol sîn.

‚sît wir ir niht erkennen,   sô sult ir heißen gân

nâch mînem œheim Hagenen:   den sult ir si sehen lân.

‚Dem sint kunt diu rîche   und elliu vremdiu lant. 83

sîn im die hêrren künde,   daß tuot er uns bekant.‘

der künic bat in bringen   und die sîne man:

man sach in hêrlîche   mit recken hin ze hove gân.

Waß sîn der künic wolde,   des vrâgte Hagene. 84

‚eß sint in mîme hûse   unkunde degene,

die niemen hie bekennet:   ob ir si ê gesehen

habt in vremden landen,   des sult ir, Hagene, mir verjehen.‘

[S. 30]
‚Daß tuon ich,‘ sprach Hagene:   zeim venster er dô gie, 85

sîn ougen er dâ wenken   zuo den gesten lie.

wol behagete im ir geverte   und ouch ir gewant:

si wâren im vil vremde   in der Burgunden lant.

Er sprach, von swannen kœmen   die recken an den Rîn, 86

eß möhten selbe vürsten   oder vürsten boten sîn.

‚ir ros diu sint schœne,   ir kleider harte guot;

swannen si joch rîten,   si sint vil hôhe gemuot.‘

Alsô sprach dô Hagene:   ‚als ich mich kan verstân, 87

swie ich Sîvriden   noch nie gesehen hân,

sô wil ich wol gelouben,   swie eß dar umbe stât,

daß eß sî der recke,   der dort sô hêrlîchen gât.

‚Er bringet niuwiu mære   her in ditze lant. A.88

die küenen Niblunge   sluoc des heldes hant,

Schilbunc und Niblungen,   des rîchen küneges kint.

er vrumte starkiu wunder   mit sîner grôßen krefte sint.

‚Dô der helt aleine   ân alle helfe reit, A.89

er vant vor einem berge,   als mir ist geseit,

bî Niblunges horde   vil manegen küenen man:

die wârn im ê vil vremde,   unz er ir künde dâ gewan.

‚Hort der Niblunges   der was gar getragen A.90

ûß eime holn berge.   nu hœret wunder sagen,

wie in wolden teilen   der Niblunge man.

daß sach der degen Sîvrit:   den helt es wundern began.

‚Er kom zuozin sô nâhen,   daß er die helde sach A.91

und ouch in die degene.   ir einer drunder sprach:

‚hie kumet der starke Sîvrit,   der helt von Niderlant.‘

vil seltsæniu mære   er an den Niblungen vant.

[S. 32]
‚Den recken wol enphiengen   Schilbunc und Nibelunc. A.92

mit gemeinem râte   die edelen vürsten junc

den schaz in bâten teilen   den wætlîchen man

und gerten des mit vlîße,   unz erß in loben dô began.

‚Er sach sô vil gesteines,   sô wir hœren sagen, A.93

hundert kanzwagene   eß heten niht getragen;

noch mê des rôten goldes   von Niblunge lant;

daß solt in alleß teilen   des küenen Sîvrides hant.

‚Dô gâben si im ze miete   daß Niblunges swert. A.94

si wâren mit dem dienste   vil übele gewert,

den in dâ leisten solde   Sîvrit der helt guot:

ern kunde eß niht verenden:   si wâren zornec gemuot.

‚Den schaz er ungeteilet   belîben muose lân. C.

do begunden mit ihm strîten   der zweier künege man:

mit ir vater swerte,   daß Balmunc was genant,

erstreit ab in der küene   den hort und Nibelunge lant.

Si heten dâ ir vriunde   zwelf küener man, A.95

daß starke risen wâren:   waß kundeß si vervân?

die sluoc sît mit zorne   diu Sîvrides hant,

und recken siben hundert   twang er von Nibelunge lant

‚Mit dem guoten swerte,   daß hieß Balmunc. A.96

durch die starken vorhte   vil manec recke junc,

die si ze dem swerte hêten   und an den küenen man,

daß lant zuo den bürgen   si im tâten undertân;

‚Dar zuo die rîchen künege   die sluog er beide tôt. A.97

er kom von Albrîche   sît in grôße nôt.

der wânde sîne hêrren   rechen dâ zehant,

unz er die grôßen sterke   sît an Sîvride vant.

[S. 34]
‚Done kunde im niht gestrîten   daß starke getwerc. A.98

alsam die leuwen wilde   si liefen an den berc,

dâ er die tarnkappe   sît Albrîche an gewan.

dô was des hordes hêrre   Sîvrit der vreislîche man.

‚Die dâ torsten vehten,   die lâgen alle erslagen. A.99

den schaz den hieß er balde   vüeren unde tragen,

dâ in dâ vor nâmen   die Niblunges man.

Albrîch der vil starke   dô die kameren gewan.

‚Er muos im sweren eide,   er diende im sô sîn kneht: A.100

aller hande dinge   was er im gereht.‘

sô sprach von Tronje Hagene:   ‚daß hât er getân;

alsô grôßer krefte   nie mêr recke gewan.

Noch weiß ich an im mêre,   daß mir ist bekant: A.101

einen lintrachen   sluoc des heldes hant;

er badete in dem bluote:   sîn hût wart hurnîn.

des snîdet in kein wâfen:   daß ist dicke worden schîn.

‚Wir suln den jungen hêrren   enphâhen dester baß, 102

daß wir iht verdienen   des snellen recken haß.

sîn lîp der ist sô küene,   man sol in holden hân;

er hât mit sîner krefte   sô manegiu wunder getân.‘

Dô sprach der künic rîche:   ‚du maht wol haben wâr: B.

nu sich, wie degenlîche   er stêt gein strîtes vâr,

er und die sînen degene,   der vil küene man.

wir suln im engegene   hin nider zuo dem recken gân.‘

‚Daß mugt ir,‘ sprach dô Hagene,   ‚wol mit êren tuon. B.

er ist von edelem künne,   eins rîchen küneges sun.

er stêt in der gebære,   mich dunket, wißße Krist,

eß ensîn niht kleiniu mære,   dar umber her geriten ist.‘

[S. 36]
Dô sprach der künec des landes:   ‚nu sî uns willekomen. 103

er ist edel und küene:   daß hân ich wol vernomen.

des sol ouch er genießen   in Burgunden lant.‘

dô gie der hêrre Gunther,   dâ er Sîvriden vant.

Der wirt und sîne recken   enphiengen sô den gast, 104

daß in an ir zühten   vil lützel iht gebrast.

des begunde in nîgen   der wætlîche man.

man sach in zühteclîche   mit den sînen recken stân.

‚Mich wundert dirre mære,‘   sprach der wirt zehant, 105

‚von wanne ir, edel Sîvrit,   sît komen in ditze lant,

oder waß ir wellet werben   ze Wormeß an den Rîn.‘

dô sprach der gast ze dem künege:   ‚daß sol iuch unverdaget sîn.

‚Mir wart gesaget mære   in mînes vater lant, 106

daß hie bî iu wæren,   daß hete ich gerne erkant,

die küenesten recken,   des hân ich vil vernomen,

die ie künec gewünne:   dar umbe bin ich her bekomen.

‚Ouch hœre ich iu selben   der degenheite jehen, 107

daß man künec deheinen   küener hab gesehen.

des redent vil die liute   über elliu disiu lant:

nune wil ich niht erwinden,   unz eß mir werde bekant.

‚Ich bin ouch ein recke   und solde krône tragen. 108

ich wil daß gerne vüegen,   daß si von mir sagen,

daß ich habe von rehte   liute unde lant;

dar umbe sol mîn êre   und ouch mîn houbet wesen phant.

‚Nu ir sît sô küene,   als mir ist geseit, 109

nune ruoche ich, ist eß ieman   lieb oder leit:

ich wil an iu ertwingen,   swaß ir muget hân,

lant unde bürge,   daß sol mir werden undertân.‘

[S. 38]
Den künic hete wunder   und sîne man alsam A.110

umbe solhiu mære,   als er hie vernam,

daß er des hete willen,   er næme im sîniu lant.

daß hôrten sîne degene:   dô wart in zürnen bekant.

‚Wie hete ich daß verdienet,‘   sprach Gunther der degen, A.111

‚des mîn vater lange   mit êren hât gephlegen,

daß wir daß solden vliesen   von iemannes kraft?

wir ließen übele schînen,   daß wir ouch phlegen rîterschaft.‘

‚Ich enwil es niht erwinden,‘   sprach der küene man. A.112

‚eß enmüge von dînen ellen   dîn lant den vride hân,

ich wil es alles walten;   und ouch diu erbe mîn,

erwirbest dus mit sterke,   diu suln dir undertænec sîn.

‚Dîn erbe und ouch daß mîne   suln gelîche ligen: A.113

sweder unser einer   ame anderen mac gesigen,

dem soll eß alleß dienen,   die liute und ouch diu lant.‘

daß widerredet Hagne dâ   unde Gêrnôt zehant.

‚Wir hân des niht gedingen,‘   sprach dô Gêrnôt, A.114

‚daß wir iht lande ertwingen,   daß iemen drumbe tôt

gelige vor heldes handen.   wir haben rîchiu lant:

diu dienent uns ze rehte,   ze niemen sint si baß bewant.‘

Mit grimmegem muote   dâ stuonden vriunde sîn. A.115

dô was ouch dar under   von Metzen Ortwîn:

der sprach: ‚disiu suone   ist mir harte leit;

iu hât der starke Sîvrit   unverdienet widerseit.

‚Ob ir und iuwer bruoder   hetet niht die wer, A.116

und ob er danne hête   ein ganzeß küneges her,

ich trûte wol erstrîten,   daß der küene man

dise starke übermüete   von wâren schulden müese lân.‘

[S. 40]
Daß zurnde harte sêre   der helt von Niderlant: A.117

er sprach: ‚sich sol vermeßßen   niht wider mich dîn hant:

ich bin ein künic rîche,   sô bistu küneges man:

jan dorften mich dîn zweleve   mit strîte nimmer bestân.‘

Nâch swerten rief dô sêre   von Metzen Ortwîn: 118

er mohte Hagnen swestersun   von Tronje vil wol sîn.

daß der sô lange dagete,   daß was dem künege leit.

dô understuont eß Gêrnôt,   ein rîter küene und gemeit.

Er sprach zuo Ortwîne:   ‚lât iuwer zürnen stân. 119

uns hât der hêrre Sîvrit   solhes niht getân.

wir mügenß noch wol scheiden   mit zühten, dêst mîn rât,

und haben in ze vriunde;   daß uns noch lobelîcher stât.‘

Dô sprach der starke Hagene:   ‚uns mac wol wesen leit, 120

allen iuwern degenen,   daß er ie gereit

durch strîten her ze Rîne.   er soldeß haben lân:

im heten mîne hêrren   solher leide niht getân.‘

Dô sprach aber Sîvrit,   der kreftige man: 121

‚müet iuch daß, hêr Hagene,   daß ich gesprochen hân,

sô sol ich lâßen kiesen,   daß die hende mîn

wellent vil gewaltec   hie zen Burgunden sîn.‘

‚Daß sol ich eine wenden,‘   sprach dô Gêrnôt. A.122

allen sînen degenen   reden er verbôt

iht mit übermüete,   des im wære leit.

dô gedâhte ouch Sîvrit   an die vil hêrlîchen meit.

‚Wie zæme uns mit iu strîten?‘   sprach aber Gêrnôt. 123

‚swaß helde nu dar under   müesen ligen tôt,

wir hetens lützel êren   und ir vil kleinen vrun.‘

des antwurte im dô Sîvrit,   des küneges Sigmundes sun:

[S. 42]
‚War umbe bîtet Hagene   und ouch Ortwîn, 124

daß er niht gâhet strîten   mit den vriunden sîn,

der er hie sô manegen   ze den Burgunden hât?‘

si muosen rede vermîden:   daß was Gêrnôtes rât.

‚Ir sult uns wesen willekomen‘,   sô sprach daß Uoten kint, A.125

‚und iuwer hergesellen,   die hie mit iu sint.

wir suln iu gerne dienen,   ich und die mâge mîn.‘

dô hieß man den gesten   schenken Guntheres wîn.

Dô sprach der wirt des landes:   ‚alleß, daß wir hân, 126

geruochet irs nâch êren,   daß sî iu undertân

und sî mit iu geteilet   lîp unde guot!‘

dô wart der hêrre Sîvrit   ein lützel sanfter gemuot.

Dô hieß man in behalten   alleß ir gewant. 127

die besten herberge   man suohte, die man vant,

Sîvrides knehten:   man schuof in guot gemach.

den gast man sît vil gerne   dâ zen Burgunden sach.

Man bôt im michel êre   dâ nâch ze manegen tagen, A.128

tûsent stunden mêre,   danne ich iu kan gesagen.

daß hete versolt sîn ellen,   ir sult gelouben daß;

in sach vil lützel iemen,   der im wære gehaß.

Sich vlißßen kurzwîle   die künege und ouch ir man, 129

sô was er ie der beste,   swes man dâ began:

des enkunde im volgen niemen,   sô michel was sîn kraft,

sô si den stein wurfen   oder schußßen den schaft.

Swâ si bî den vrouwen   durch ir höfscheit A.130

kurzwîle phlâgen,   die rîter vil gemeit,

dâ sach man ie vil gerne   den helt von Niderlant.

er hete ûf hôhe minne   sîne sinne gewant.

[S. 44]
Ze hove die schœnen vrouwen   vrâgèten mærè, C.

wer der stolze vremde   recke wære?

‚sîn lîp der ist sô schœne,   vil rîch ist sîn gewant!‘

dô sprâchen ir genuoge;   ‚eß ist der künec von Niderlant.‘

Swes man ie begunde,   des was sîn lîp bereit. A.131

er truog in sîme sinne   ein minneclîche meit

und ouch in ein diu vrouwe,   die er noch nie gesach,

diu im in heimlîche   vil dicke güetlîchen sprach.

Swenn ûfem hove wolden   spilen dâ diu kint, A.132

rîter unde knehte,   daß sach vil dicke sint

Kriemhilt durch diu venster,   diu küneginne hêr;

deheiner kurzwîle   bedorfte si in den zîten mêr.

Wester, daß si in sæhe,   die er in herzen truoc, A.133

dâ het er kurzwîle   immer von genuoc.

sæhen si sîn ougen,   ich wil wol wißßen daß,

daß im in dirre werlde   nimmer kunde werden baß.

Swenne er bî den helden   ûf dem hove stuont, A.134

alsô noch die liute   durch kurzewîle tuont,

sô stuont sô minneclîche   daß Siglinde kint,

daß in von herzeliebe   trûte manec vrouwe sint.

Er gedâht ouch manege zîte:   ‚wie sol daß geschehen, A.135

daß ich die maget edele   mit ougen müge sehen,

die ich von herze minne   und lange hân getân?

diu ist mir noch vil vremede:   des muoß ich trûrec gestân.‘

Sô ie die künege rîche   riten in ir lant, A.136

sô muosen ouch die recken   mit in al zehant.

dâ mite muoste ouch Sîvrit:   daß was der vrouwen leit;

er leit ouch von ir minne   dicke michel arbeit.

[S. 46]
Sus wonde er bî den hêrren,   daß ist alwâr, A.137

in Guntheres lande   volleclîch ein jâr,

daß er die minneclîchen   die zît nie gesach,

dâ von im sît vil liebe   und ouch vil leide geschach.

[S. 48]

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