Dô wuohs in Niderlanden eins rîchen küneges kint, 20
des vater hieß Sigemunt, sîn muoter Sigelint,
in einer bürge rîche, wîten wol bekant,
niden bî dem Rîne, diu was ze Santen genant.
Ich sage iu von dem degene, wie schœnè der wart. 21
sîn lîp vor allen schanden was vil wol bewart.
stark unde mære wart sît der küene man.
hei, waß er grôßer êren ze diser werlde gewan!
Sîvrit was geheißen der snelle degen guot. 22
er versuohte vil der recken (b) durch ellenthaften muot.
durch sînes lîbes sterke reit er in menegiu lant.
hei, waß er sneller degene sît zen Burgunden vant!
Ê daß der degen küene vol gewuohs ze man, C.
dô hete er solhiu wunder mit sîner hant getân,
dâ von man immer mêre mac singen unde sagen,
des wir in disen stunden müeßen vil von im gedagen.
In sînen besten zîten, bî sînen jungen tagen, A.23
man mohte michel wunder von Sîvride sagen,
waß êren an im wüehse und wie schœne was sîn lîp;
des heten in ze minne diu vil wætlîchen wîp.
[S. 10]
Man zôch in mit dem vlîße, als im daß wol gezam: A.24
von sîn selbes muote waß tugende er an sich nam!
des wurden sît gezieret sînes vater lant,
daß man in ze allen dingen sô rehte hêrlîchen vant.
Er was nu sô gewahsen, daß er ze hove reit. A.25
die liute in gerne sâhen: manec vrouwe und manec meit
im wunschten, daß sîn wille in immer trüege dar.
holt wâren im genuoge: des wart der hêrre wol gewar.
Vil selten âne huote man rîten lie daß kint. A.26
in hieß mit kleidern zieren Sigmunt und Sigelint.
sîn phlâgen ouch die wîsen, den êre was bekant:
des mohte er wol gewinnen beidiu liute unde lant.
Nu was er in der sterke, daß er wol wâfen truoc: A.27
swes er dar zuo bedorfte, des lag an im genuoc.
dô begunde er sinnen werben schœniu wîp:
die trûten wol mit êren den sînen wætlîchen lîp.
Dô hieß sîn vater Sigemunt künden sînen man, A.28
er wolde hôhgezîte mit lieben vriunden hân.
diu mære man dô vuorte in ander künege lant.
den vremden und den kunden gab er ros unt gewant.
Swâ man vant deheinen, der rîter solde sîn A.29
von arte der sînen mâge, diu edelen kindelîn
ladet man zuo dem lande durch die hôhgezît:
mit dem jungen künege swert genâmen si sît.
Von der hôhzîte man wunder möhte sagen. A.30
Sigmunt unde Sigelint die mohten wol bejagen
mit guote michel êre: des teilte vil ir hant.
des sach man vil der vremden zuo in rîten in daß lant.
[S. 12]
Vier hundert swertdegene die solten tragen kleit A.31
mit dem jungen künege; vil manec schœniu meit
von werke was unmüeßec, wan si im wâren holt.
vil der edelen steine die vrouwen leiten in daß golt,
Die si mit borten wolden wurken ûf ir wât A.32
den jungen stolzen recken; des enwas niht rât.
der wirt der hieß dô sidelen vil manegem küenen man
zeinen sunewenden, dâ Sîvrit rîters namen gewan.
Dô gie zeime münster vil manec rîcher kneht A.33
und vil der edelen rîter; die wîsen heten reht,
daß si den tumben dienden, als in was ê getân.
si heten kurzwîle und ouch vil maneger vreuden wân.
Gote man dô zen êren eine messe sanc. A.34
dô huop sich von den liuten vil michel gedranc,
dô si ze rîter wurden nâch rîterlîcher ê
mit alsô grôßen êren, daß wætlîch nimmer mêre ergê.
Si liefen, dâ si vunden gesatelt manec marc. A.35
in hove Sigmundes der buhurt wart sô starc,
daß man erdießen hôrte palas unde sal:
die hôch gemuoten degene heten vrœlîchen schal.
Von wîsen und von tumben man hôrte manegen stôß, A.36
daß der schefte brechen gein dem lufte dôß.
trunzûne sach man vliegen vür den palas dan.
dâ sâhen kurzwîle beide wîp und ouch die man.
Der wirt bat eß lâßen: dâ zôch man dan diu marc. A.37
man sach ouch dâ zebrochen vil manege buckel starc
und vil der edelen steine gevellet ûf daß gras
abe liehten schildes spangen; von hurte daß geschehen was.
[S. 14]
Dô giengen swirtes geste, dâ man in sitzen riet. A.38
vil der edelen spîse si von ir müede schiet
und wîn der aller beste, des man in vil getruoc.
den vremden und den kunden bôt man êren dâ genuoc.
Swie vil si kurzwîle phlâgen al den tac, A.39
vil der varnden diete ruowe sich bewac:
si dienden nâch der gâbe, die man dâ rîche vant.
des wart mit lobe gezieret alleß Sigmundes lant.
Der hêrre hieß dô lîhen Sîvrit den jungen man A.40
lant unde bürge, als er hete ê getân.
sînen swertgenôßen den gap dô vil sîn hant:
dô liebete in diu reise, daß si kômen in daß lant.
Diu hôhgezît werte unz an den sibenden tac. A.41
Siglint diu rîche nâch alten siten phlac
durch ir sunes liebe teilen rôteß golt.
si kunde eß wol gedienen, daß im die liute wâren holt.
Vil lützel der varenden man dâ armen vant. A.42
ros unde kleider daß stoub in von der hant
sam si ze lebene hêten niht mêr wan einen tac.
ich wæn nie ingesinde grœßer milte gephlac.
Mit lobelîchen êren schiet sich diu hôhzît. A.43
von den rîchen hêrren hôrte man wol sît,
daß si den jungen wolden zeime hêrren hân:
des gerte niht Sîvrit, der vil wætlîche man.
Sît daß noch beide lebten, Sigmunt und Sigelint, A.44
niht wolde tragen krône ir beider liebeß kint;
doch wolde er wesen hêrre vür allen den gewalt,
des in den landen vorhte der degen küene unde balt.
[S. 16]
In dorfte niemen schelten: sît dô er wâfen nam, C.
jâ geruowete vil selten der recke lobesam
suohte niuwan strîten; sîn ellenthaftiu hant
tet in zallen zîten in vremden rîchen wol bekant.
[S. 18]