Âventiure wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart.

Eß heten die ellende   wider morgen guot getân. 2072

wine der Gotlinde   kom ze hove gegân,

dô sach er beidenthalben   diu groeßlîchen sêr:

daß weinte inneclîche   der vil getriuwe Rüedegêr.

‚Sô wê mich,‘ sprach der recke,   ‚daß ich den lîp gewan; 2073

daß disen grôßen jâmer   kan niemen understân.

swie gerne ichß vriden wolde,   der künec entuot es niht,

wand er der sînen leide   ie mêr und mêre gesiht.‘

Dô sande an Dietrîche   der guote Rüedegêr, 2074

ob siß noch kunden wenden   an dem künege hêr?

do enbôt im der von Berne:   ‚wer möht eß understân?

eß enwil der künec Etzel   scheiden nieman enlân.‘

Dô sach ein Hiunen recke   Rüedegêren stân 2075

mit weinunden ougen,   und hetes vil getân.

der sprach zer küneginne:   ‚nu seht ir, wie er stât,

der doch gewalt den meisten   hie bî Etzelen hât

‚Und dem eß alleß dienet,   liut unde lant. 2076

wie ist sô vil der bürge   an Rüedegêr gewant,

der er von dem künege   vil manege haben mac!

er sluoc in disem sturme   noch nie loblîchen slac.

[S. 700]

‚Mich dunket, er enruoche,   wie eß hier umbe gât, 2077

sît et er den vollen   nâch sînem willen hât.

man giht im, er sî küener,   danne ieman müge sîn:

daß ist in disen sorgen   worden bœslîchen schîn.‘

Mit trûregem muote   der vil getriuwe man, 2078

den er daß reden hôrte,   der helt der blicte in an.

er gedâht: ‚du solt eß arnen:   du gihst, ich sî verzagt:

du hâst diu dînen mære   ze hove ze lûte gesagt.‘

Die vûst begunder twingen:   dô lief er in an 2079

und sluoc sô krefteclîche   den Hiunischen man,

daß er im vor den vüeßen   lac vil schiere tôt.

dô was aver gemêret   des künic Etzelen nôt.

‚Hin, du zage mære,‘   sprach dô Rüedegêr, 2080

‚ich hân doch genuoge   leit unde sêr.

daß ich hie niht envihte,   zwiu wîßest du mir daß?

jâ wær ich den gesten   von grôßen schulden gehaß,

‚Und alleß, daß ich mehte,   daß hete ich in getân, 2081

niuwan daß ich die recken   her gevüeret hân.

ich was ir geleite   in mînes hêrren lant:

des ensol mit in niht strîten   mîn vil ellendes hant.‘

Dô sprach zem marcgrâven   Etzel der künic hêr: 2082

‚wie habt ir uns geholfen,   vil edel Rüedegêr!

wan wir sô vil der veigen   hie ze lande hân,

wir bedurfen ir niht mêre:   ir habt vil übele getân.‘

Dô sprach der rîter edele:   ‚ja beswârt er mir den muot A.2083

und hât mir geitewîßet   êre unde guot,

des ich von dînen handen   sô vil hân genomen:

daß ist dem lügenære   ein teil ze unstaten komen.‘

[S. 702]

Dô kom diu küneginne   und heteß ouch gesehen, 2084

daß von des heldes zorne   dem Hiune was geschehen.

si klagte eß ungevuoge:   ir ougen wurden naß.

si sprach zuo Rüedegêre:   ‚wie habe wir verdienet daß,

‚Daß ir mir und dem künege   mêret unser leit? 2085

nu habt ir, edel Rüedegêr,   uns alleß her geseit,

ir woldet durch uns wâgen   die êre und daß leben.

ich hôrt iu vil der recken   den prîs vil grœßlîchen geben.

‚Ich mane iuch der genâden,   und ir mir hânt gesworn, 2086

do ir mir zuo Etzeln rietet,   rîter ûßerkorn,

daß ir mir woldet dienen   an unser eines tôt.

des wart mir armen wîbe   nie sô grœßlîchen nôt.‘

‚Daß ist âne lougen,   ich swuor iu, edel wîp, 2087

daß ich durch iuch wâgte   die êre und ouch den lîp;

daß ich die sêle vliese,   desn hân ich niht gesworn.

zuo dirre hôhgezîte   brâht ich die vürsten wol geborn.‘

Si sprach: ‚gedenke, Rüedegêr,   der grôßen triuwe dîn, 2088

der stæte und ouch der eide,   daß du den schaden mîn

immer woldest rechen   und elliu mîniu leit.‘

dô sprach der marcgrâve:   ‚ich hân iu selten iht verseit.‘

Etzel der rîche   vlêgen ouch began: 2089

dô buten si sich beidiu   ze vüeßen vür den man.

den guoten marcgrâven   unmuotes man dô sach:

der vil getriuwe recke   harte jæmerlîchen sprach:

‚Ouwê mich Gotes armen,   daß ich ditz gelebet hân. 2090

aller mîner êren   der muoß ich abe stân,

triuwen unde zühte,   die Got an mir gebôt.

ouwê, Got von himele,   daß michs niht wendet der tôt!

[S. 704]

‚Swelheß ich nu lâße   und daß ander begân, 2091

sô hân ich bœslîche   und vil übele getân:

lâß aber ich si beide,   mich schendet elliu diet.

nu ruoche mich bewîsen,   der mir ze lebene geriet.‘

Dô bâten si genôte,   der künec und ouch sîn wîp. 2092

des muosen sider recken   vliesen den lîp

von Rüedegêres hende,   dâ ouch der helt erstarp.

ir mugt daß hie wol hœren,   daß er vil jæmerlîchen warp.

Er weste schaden gewinnen   und ungevüegiu leit. 2093

er hête dem künege   vil gerne verseit

und ouch der küneginne:   vil sêre vorhte er daß,

ob er ir einen slüege,   diu werlt trüege im drumbe haß.

Dô sprach zuo dem künege   der vil küene man: 2094

‚hêr künec, nu nemt hin widere,   swaß ich von iu hân,

daß lant mit den bürgen:   der sol mir niht bestên.

ich wil ûf mînen vüeßen   in daß ellende gên.

‚Alles guotes âne   sô rûme ich iu diu lant, C.

mîn wîp und mîne tohter   nim ich an mîne hant,

ê daß ich âne triuwe   belîben müese tôt.

ich hete genomen übele   iuwer golt alsô rôt.‘

Dô sprach der künic Etzel:   ‚wer hulfe danne mir? 2095

daß lant zuo den liuten   daß gibich alleß dir,

daß du mich rechest, Rüedegêr,   an den vînden mîn.

du solt ein künec gewaltic   bî neben Etzelen sîn.‘

Dô sprach aber Rüedegêr:   ‚wie sol ichß ane vân? 2096

heim ze mînem hûse   ich si geladen hân,

trinken unde spîse   ich in güetlîchen bôt

und gab in mîne gâbe:   sol ich si dar zuo slahen tôt?

[S. 706]

‚Die liute wænent lîhte,   daß ich sî verzagt: 2097

deheinen mînen dienest   hân ich in versagt;

solde ich nu mit in strîten,   daß wære missetân.

sô rouwe mich diu vriuntschaft,   die ich mit in geworben hân.

‚Gîselher dem degene   gab ich die tohter mîn: 2098

sine kunde in dirre werlde   niht baß verwendet sîn

ûf zuht und ouch ûf êre,   ûf triuwe und ûf guot.

ine gesach nie künic jungen   sô rehte tugentlîch gemuot.‘

Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚vil edel Rüedegêr: 2099

‚nu lâ dich erbarmen   unser beider sêr,

mîn und ouch des küneges;   gedenke wol dar an,

daß nie wirt deheiner   sô leide geste mêr gewan.‘

Dô sprach der marcgrâve   wider daß edel wîp: 2100

‚eß muoß hiute gelten   der Rüedegêres lîp,

swaß ir und ouch mîn hêrre   mir liebes habt getân:

dar umbe muoß ich sterben;   daß enmac niht langer gestân.

‚Ich weiß wol, daß noch hiute   mîn bürge und mîniu lant 2101

iu müeßen ledec werden   von ir eteslîches hant.

ich bevilhe iu ûf genâde   mîn wîp und mîn kint

und die vil ellenden,   die ze Bechelâren sint.‘

‚Nu lôn dir Got, Rüedegêr,‘   sprach der künic dô. 2102

er und diu küneginne   si wurden beidiu vrô.

‚uns suln dîne liute   vil wol bevolhen wesen:

ouch trouwe ich mînem heile,   daß du maht selbe wol genesen.‘

Dô ließ er an die wâge   sêle unde lîp. 2103

dô begunde weinen   daß Etzelen wîp.

er sprach: ‚ich muoß iu leisten,   als ich gelobt hân.

ouwê der mînen vriunde,   die ich vil ungerne bestân.‘

[S. 708]

Man sach in von dem künege   vil trûreclîchen gân. 2104

dô vant er sîne recken   vil nâhen bî im stân:

er sprach: ‚ir sult iuch wâfenen,   alle mîne man:

die küenen Burgunden   muoß ich leider bestân.‘

Si hießen balde springen,   dâ man ir wâfen vant. 2105

eß der helm wære   od des schildes rant,

von ir ingesinde   wart eß in dar getragen.

sît hôrten leidiu mære   die stolzen ellende sagen.

Gewâfent wart dô Rüedegêr   mit fünf hundert man, 2106

dar über zwelf recken   sach man mit im gân.

die wolden prîs erwerben   in des sturmes nôt:

si enwessen niht der mære,   daß in sô nâhent der tôt.

Dô sach man Rüedegêre   under helme gân. 2107

eß truogen swert diu scharphen   des marcgrâven man,

dar zuo vor ir handen   die liehte schilde breit.

daß sach der videlære:   eß was im grœßlîchen leit.

Dô sach der junge Gîselher   sînen sweher gên 2108

mit ûf gebundem helme.   wie moht er dô verstên,

waß er dâ mite meinte   niuwan alleß guot?

des wart der künic edele   sô rehte vrœlîch gemuot.

‚Nu wol mich solher vriunde!‘   sprach Gîselher der degen, 2109

‚die wir hân gewunnen   nu ûf disen wegen.

wir suln mînes wîbes   vil wol genießen hie:

mir ist liep ûf mîne triuwe,   daß ie der hîrât ergie.‘

‚Ine weiß, wes ir iuch trœstet,‘   sprach der spilman. 2110

‚wâ sâht ir ie durch suone   sô manegen helt gân

mit ûf gebunden helmen,   die trüegen swert enhant?

an uns wil dienen Rüedegêr   sîne bürge und sîniu lant.‘

[S. 710]

Bedaß der videlære   die rede vol sprach, 2111

Rüdegêr den edelen   man vor dem hûse sach.

sînen schilt den guoten   satzt er vür den vuoß:

dô muos er sînen vriunden   versagen dienst unde gruoß.

Der edel marcgrâve   rief dô in den sal: 2112

‚ir küene Nibelunge,   nu wert iuch über al.

ir soldet mîn genießen,   ir enkeltet mîn.

ê dô wâr wir vriunde,   der triuwe wil ich ledec sîn.‘

Do erschrahten dirre mære   die nôthaften man: 2113

in was der trôst enphallen,   den si dâ wânden hân,

dô mit in wolde strîten,   dem si dâ wâren holt.

si heten doch von vînden   vil michel arbeit gedolt.

‚Nune welle Got von himele,‘   sprach Gunther der degen, 2114

‚daß ir iuch genâden   sült an uns bewegen

und der vil grôßen triuwe,   der wir doch heten muot:

ich wil iu des getrouwen,   daß ir eß nimmer getuot.‘

‚Jane mac ichs niht gelâßen,‘   sprach der küene man: 2115

‚ich muoß mit iu strîten,   wan ichß gelobt hân.

nu wert iuch, küene degene,   sô liep iu sî der lîp.

mich enwoldes niht erlâßen   des künic Etzelen wîp.‘

‚Ir widersagt uns nu ze spâte,‘   sprach der künic hêr. 2116

‚nu müeß iu Got vergelten,   vil edel Rüedegêr,

triuwe unde minne,   die ir uns habt getân,

ob ir eß an dem ende   woldet güetlîcher lân.

‚Wir soltenß immer dienen,   daß ir uns habt gegeben, 2117

ich und mîne mâge,   ob ir uns ließet leben,

der hêrlîchen gâbe,   dô ir uns brâhtet her

in Etzeln lant mit triuwen;   des gedenket, edel Rüedegêr.‘

[S. 712]

‚Wie wol ich iu des gunde,‘   sprach Rüedegêr der degen, 2118

‚daß ich iu mîne gâbe   mit vollen solde wegen

alsô willeclîche,   als ich des hete wân.

sone wurde mir dar umbe   nimmer schelten getân.‘

‚Erwindet, edel Rüedegêr,‘   sprach dô Gêrnôt, 2119

‚wan eß wirt deheiner   gesten nie erbôt

sô rehte minneclîchen,   als ir uns habt getân.

des sult ir wol genießen,   ob wir bî lebene bestân.‘

‚Daß wolde Got,‘ sprach Rüedegêr,   ‚vil edel Gêrnôt, 2120

daß ir ze Rîne wæret   und ich wære tôt

mit etlîchen êren,   sît ich iuch sol bestân!

eß wart an ellenden   von vriunden noch nie wirs getân.‘

‚Nu lône iu Got, hêr Rüedegêr,‘   sprach dô Gêrnôt, 2121

‚der vil rîchen gâbe.   mich riuwet iuwer tôt,

sol an iu verderben   sô tugentlîcher muot.

hie trag ich iuwer wâfen,   daß ir mir gâbet, helt guot.

‚Daß ist mir nie geswichen   in aller dirre nôt: 2122

under sînen ecken   lît manec rîter tôt.

eß ist lûter unde stæte,   hêrlîch unde guot.

ich wæne, sô rîcher gâbe   ein recke nimmer mê getuot.

‚Und welt ir niht erwinden,   irn welt uns bestân, 2123

slaht ir mir iht der vriunde,   die ich hinne hân,

mit iuwer selbes swerte   nim ich iu den lîp!

sô riuwet ir mich, Rüedegêr,   und iuwer hêrlîcheß wîp.‘

‚Daß wolde Got, hêr Gêrnôt,   und meht eß ergân, 2124

daß aller iuwer wille   wære hie getân

und daß genesen wære   iuwer vriunde lîp!

jâ sold iu wol getrûwen   beidiu mîn tohter und mîn wîp.‘

[S. 714]

Dô sprach von Burgunden   der schœnen Uoten kint: 2125

‚wie tuot ir sô, hêr Rüedegêr?   die mit mir komen sint,

si sint iu alle wæge:   ir grîfet übel zuo:

die iuwer schœne tohter   welt ir verwitwen ze vruo.

‚Swenne ir und iuwer recken   mit strîte mich bestât, 2126

wie reht unvriuntlîche   ir daß schînen lât,

daß ich iu wol getrûwe   vür alle ander man,

dâ von ich ze wîbe   iuwer tohter mir gewan.‘

‚Gedenket iuwer triuwen,   vil edel künic hêr, 2127

gesende iuch Got von hinne,‘   sô sprach Rüedegêr,

‚lât die juncvrouwen   niht enkelten mîn:

durch iuwer selbes tugende   sô ruochet ir genædec sîn.‘

‚Daß tæt ich billîche,‘   sprach Gîselher daß kint: 2128

‚die hôhen mîne mâge,   die noch hier inne sint,

suln die von iu sterben,   sô muoß gescheiden sîn

diu vil stæte vriuntschaft   zuo dir und der tohter dîn.‘

‚Nu müeß uns Got genâden,‘   sprach der küene man. 2129

dô huoben si die schilde,   alsô si wolden dan

strîten zuo den gesten   in Kriemhilde sal.

dô rief vil lûte Hagene   von der stiege hin ze tal:

‚Belîbet eine wîle,   vil edel Rüedegêr.‘ 2130

alsô sprach dô Hagene:   ‚wir wolden reden mêr,

ich und mîne hêrren,   als uns des twinget nôt.

waß mac gehelfen Etzeln   unser ellender tôt?

‚Ich stên in grôßen sorgen,‘   sprach aber Hagene, 2131

‚den schilt, den mir vrou Gotelint   gap zuo tragene,

den habent mir die Hiunen   zerhouwen von der hant.

ich vuort in vriuntlîche   in daß Etzelen lant.

[S. 716]

‚Daß des Got von himele   ruochen wolde, 2132

daß ich schilt sô guoten   noch tragen solde,

sô den du hâst vor hende,   vil edel Rüedegêr!

so bedorfte ich in dem sturme   deheiner halsperge mêr.‘

‚Vil gerne wær ich dir guot   mit mînem schilde, 2133

getörst ich dirn gebieten   vor Kriemhilde.

doch nim du in hin, Hagene,   und trag in an der hant.

hei, soldest du in vüeren   in der Burgunden lant!‘

Do er im sô willeclîchen   den schilt ze gebene bôt, 2134

dô wart genuoger ougen   von heißen trehen rôt.

eß was diu leste gâbe,   die sider immer mêr

bôt deheinem degene   von Bechlâren Rüedegêr.

Swie grimme Hagne wære   und wie herte gemuot, 2135

ja erbarmet in diu gâbe,   die der helt guot

bî sînen lesten zîten   sô nâhen het getân.

vil manec rîter edele   mit im trûren began.

‚Nu lôn iu Got von himele,   vil edel Rüedegêr. 2136

eß wirt iur gelîche   deheiner nimmer mêr,

der ellenden recken   sô hêrlîchen gebe.

sô sol daß Got gebieten,   daß iuwer tugende immer lebe.‘

‚Sô wê mich dirre mære,‘   sô sprach ab Hagene. 2137

‚wir heten ander swære   sô vil ze tragene:

suln wir mit vriunden strîten,   daß sî Got gekleit.‘

dô sprach der marcgrâve:   daß ist mir inneclîche leit.‘

‚Nu lôn ich iu der gâbe,   vil edel Rüedegêr. 2138

swie halt gein iu gebâren   dise recken hêr,

daß nimmer iuch gerüeret   mit strîte hie mîn hant,

ob ir si alle slüeget   die von Burgunden lant.‘

[S. 718]

Des neig im mit zühten   der guote Rüedegêr. 2139

si weinten allenthalben:   daß disiu herzen sêr

niemen scheiden kunde,   daß was ein michel nôt.

vater aller tugende   lac an Rüedegêre tôt.

Dô sprach von dem hûse   Volkêr der spileman: 2140

‚sît mîn geselle Hagene   den vride hât getân,

den sult ir alsô stæte   hân von mîner hant.

daß habt ir wol verdienet,   dô wir kômen in daß lant.

‚Vil edel marcgrâve,   ir sult mîn bote sîn. 2141

dise rôte bouge   gab mir diu marcgrâvîn,

daß ich si tragen solde   hie zer hôhgezît:

die mugt ihr selbe schouwen,   daß ir des mîn geziuge sît.‘

‚Daß wolde Got von himele,‘   sprach dô Rüedegêr, 2142

‚daß iu diu marcgrâvinne   noch solde geben mêr.

diu mære sage ich gerne   der triutinne mîn,

gesihe ich si gesunder:   des sult ir âne zwîvel sîn.‘

Als er im daß gelobete,   den schilt huop Rüedegêr: 2143

des muotes er ertobete:   do enbeit er dâ niht mêr.

dô lief er zuo den gesten,   einem degen gelîch,

manegen slac vil swinden   sluoc der marcgrâve rîch.

Die zwêne stuonden hôher,   Volkêr und Hagene, 2144

wan eß im ê gelobten   die zwêne degene.

noch vant er als küenen   bî den türen stân,

daß Rüedegêr des strîtes   mit grôßen sorgen began.

Durch mortræßen willen   sô ließen in dar in 2145

Gunther und Gêrnôt:   si heten helde sin.

dô stuont hôher Gîselher:   zwâre eß was im leit.

er versach sich noch des lebenes:   dâ von er Rüedegêre meit.

[S. 720]

Dô sprungen zuo den vînden   des marcgrâven man. 2146

man sach si nâch ir hêrren   vil degenlîche gân.

diu snîdunde wâfen   si truogen an der hant:

des brast dâ vil der helme   und manec hêrlîcher rant.

Dô sluogen die vil müeden   vil manegen swinden slac 2147

den von Bechelâren,   der eben und tiefe wac,

durch die vesten ringe   vast unz ûf daß verch.

si tâten in dem sturme   diu vil hêrlîchen werch.

Daß edel ingesinde   was nu komen in. 2148

Volkêr und Hagene   die sprungen balde hin.

sine gâben vride niemen   wan dem einen man.

von ir beider hende   daß bluot durch helme nider ran.

Wie rehte gremlîche   vil swerte drinne erklanc! 2149

vil der schiltspange   ûß von slegen spranc:

des reis ir schiltsteine   nider in daß bluot:

si vâhten alsô grimme,   daß manß nimmer mê getuot.

Der vogt von Bechelâren   gie wider unde dan, 2150

alsô der mit ellen   in sturme werben kan.

dem tet des tages Rüedegêr   harte wol gelîch,

daß er ein recke wære   vil küene unde lobelîch.

Hie stuonden dise recken,   Gunther und Gêrnôt, A.2151

si sluogen in dem strîte   vil manegen helt tôt.

Gîselher und Dancwart   die zwêne eß ringe wac:

des vrumten si vil manegen   hinz ûf den jungisten tac.

Vil wol zeigte Rüedegêr,   daß er was starc genuoc, 2152

küene und wol gewâfent:   hei, waß er helde sluoc!

daß sach ein Burgunde:   dô twang in zornes nôt.

dâ von begunde nâhen   des guoten Rüedegêres tôt.

[S. 722]

Gêrnôt der starke   den helt ruofte er an. 2153

er sprach zem marcgrâven:   ‚ir welt mir mîner man

niht genesen lâßen,   vil edel Rüedegêr.

daß müet mich âne mâße:   ichn kans niht an gesehen mêr.

‚Nu mag iu iuwer gâbe   wol ze schaden komen, 2154

sît ir mîner vriunde   mir habt sô vil genomen.

nu wendet iuch her umbe,   vil edel küene man:

iur gâbe wirt verdienet,   sô ichß aller hoehste kan.‘

Ê daß der marcgrâve   zuo im vol kœme dar, 2155

des muosen liehte ringe   werden missevar.

dô sprungen zuo ein ander   die êre gernde man.

ir ietweder schermen   vür starke wunden began.

Ir swert sô scharph wâren,   eß enkunde in niht gewegen. 2156

dô sluoc Gêrnôten   Rüedegêr der degen

durch helmen vlinsherten,   daß nider vlôß daß bluot:

daß vergalt im schiere   der rîter küene unde guot.

Die Rüedegêres gâbe   an hende er hôhe erwac: 2157

swie wunt er wær zem tôde,   er sluog im einen slac

durch den schilt vil guoten   unz ûf diu helmgespan:

dâ von muose ersterben   dô der Gotlinden man.

Jane wart nie wirs gelônet   sô rîcher gâbe mêr. 2158

dô vielen beide erslagene,   Gêrnôt und Rüedegêr,

gelîch in dem sturme   von ir beider hant.

alrêst erzurnde Hagene,   dô er den grôßen schaden bevant.

Dô sprach der helt von Troneje:   ‚eß ist uns übel komen. 2159

wir haben an in beiden   sô grôßen schaden genomen,

den wir nimmer überwinden,   ir liut und ouch ir lant.

die Rüedegêres helde   sint unser ellenden phant.‘

[S. 724]

Dane wolde ir deheiner   dem andern niht vertragen: C.

vil maneger âne wunden   dar nider wart geslagen,

der wol genesen wære:   ob im wart solch gedranc,

swie gesunt er anders wære,   dêr in dem bluote doch ertranc.

‚Ouwê mich mînes bruoder,   der tôt ist hie gevrumt. 2160

waß mir der leiden mære   ze allen zîten kumt!

ouch muoß mich immer riuwen   mîn sweher Rüedegêr:

der schade ist beidenthalben   und diu grœßlîchen sêr.‘

Dô der junge Gîselher   sach sînen bruoder tôt, 2161

die dô dar inne wâren,   die muosen lîden nôt.

der tôt der suohte sêre,   dâ sîn gesinde was.

der von Bechelâren   dô langer einer niht genas.

Gunther unde Gîselher   und ouch Hagene, A.2162

Dancwart unde Volkêr,   die guoten degene,

die giengen, dâ si vunden   ligen die zwêne man:

dô wart dâ von den helden   mit jâmer weinen begân.

‚Der tôt uns sêre roubet,‘   sprach Gîselher daß kint. 2163

‚nu lâßet iuwer weinen,   und gê wir an den wint,

daß uns die ringe erkuolent,   uns strîtmüeden man.

jâ wæn Got uns langer   hie ze lebene niht engan.‘

Den sitzen, den sich leinen   sach man dâ manegen degen. 2164

si wâren aber müeßec.   dâ wâren tôt gelegen

die Rüedegêres helde:   vergangen was der dôß.

sô lange wert diu stille,   daß sîn Etzeln erdrôß.

‚Ouwê mir dirre swære,‘   sprach des küneges wîp, 2165

‚si sprechent al ze lange.   unser vînde lîp

mac nu wol vrî belîben   vor Rüedegêres hant:

er wil si wider bringen   in der Burgunde lant.

[S. 726]

‚Waß hilfet, künic Etzel,   daß wir geteilet hân 2166

mit im, swaß er wolde?   der helt hât missetân.

der uns dâ solde rechen,   der wil der suone phlegen.

des antwurte ir dô Volkêr,   der vil zierlîche degen:

‚Der rede enist sô niht leider,   vil edel küneges wîp. 2167

getörste ich heißen liegen   alsus edelen lîp,

sô het ir tievellîchen   an Rüedegêr gelogen.

er und die sîne degene   sint an der suone gar betrogen.

‚Er tet sô willeclîche,   daß im der künec gebôt, 2168

daß er und sîn gesinde   ist hie gelegen tôt.

nu seht al umbe, Kriemhilt,   wem ir gebieten welt:

iu hât unz an den ende   gedienet Rüedegêr der helt.

‚Welt ir es niht gelouben,   man solß iuch sehen lân.‘ 2169

durch ir herzen sêre   sô wart duo daß getân:

man truoc den helt verhouwen,   dâ in der künic sach.

den Etzelen degenen   sô rehte leide nie geschach.

Dô si den marcgrâven   tôten sâhen tragen, 2170

eß enkunde ein schrîber   gebrieven noch gesagen

die manegen ungebærde   von wîbe und ouch von man,

diu sich von herzen jâmer   aldâ zeigen began.

Der Etzelen jâmer   der wart alsô grôß, 2171

als eines leuwen stimme   der rîche künec erdôß

mit herzeleidem wuofe:   alsam tet ouch sîn wîp.

si klagten ungevuoge   des guoten Rüedegêres lîp.

[S. 728]

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