Âventiure wie Sîvrit ze Wormeß gesant wart.

Dô si gevarn wâren   volle niun tage, 496

dô sprach von Troneje Hagene:   ‚nu hœret, waß ich sage.

wir sûmen uns mit den mæren   ze Wormeß an den Rîn:

iuwer boten solden   nu ze Burgunden sîn.‘

Dô sprach künic Gunther:   ‚ir habet wâr geseit. 497

uns wære ze der verte   niemen sô bereit

als ir, vriunt Hagene:   nu rîtet in mîn lant.

unser hovereise   tuot in nieman baß bekant.‘

‚Nu wißßet, lieber hêrre,   ich bin niht bote guot: B.

lât mich phlegen der kamere,   belîben ûf der vluot.

jâ wil ich bî den vrouwen   behüeten ir gewant,

unz wir si bringen   in der Burgunde lant.‘

‚Nu bitet Sîvriden   vüern die botschaft: 498

der kan si wol gewerben   mit ellenhafter kraft.

verseit er iu die reise,   ir sult mit guoten siten

durch iuwer swester liebe   der verte in vriuntlîchen biten.‘

Er sande nâch dem recken:   der kom, dô man in vant. 499

er sprach: ‚sît wir nâhen   heim in mîniu lant,

sô solde ich boten senden   der lieben swester mîn

und ouch mîner muoter,   daß wir nâhen an den Rîn.

[S. 172]

‚Des ger ich an iu, Sîvrit,   daß ir die reise tuot, B.

daß ich eß immer diene,‘   sprach der degen guot.

dô widerredetß Sîvrit,   der vil küene man,

unz daß in künic Gunther   sêre vlêgen began.

Er sprach: ‚ir sult rîten   durch den willen mîn 500

und ouch durch Kriemhilde,   daß schœne magedîn,

daß eß mit mir verdiene   diu hêrlîche meit.‘

dô daß erhôrte Sîvrit,   dô was der recke vil bereit.

‚Enbietet, swaß ir wellet:   des wirt niht verdaget. 501

ich wil eß werben gerne   durch die schœne maget.

zwiu solde ich die verzîhen,   die ich in herzen hân?

durch si, swaß ir gebietet,   daß ist alleß getân.‘

‚Sô saget Uoten,   der rîchen künegîn, 502

daß wir an dirre verte   hôhes muotes sîn.

lât wißßen mîne bruoder,   wie wir geworben hân;

ir sult ouch unser vriunde   disiu mære hœren lân.

‚Mîne schœne swester   sult ir niht verdagen, 503

ir sult ir Prünhilde   und mînen dienest sagen

und ouch dem gesinde   und allen mînen man.

dar nâch ie ranc mîn herze,   wol ich daß verendet hân.

‚Und saget Ortwîne,   dem lieben neven mîn, 504

daß er heiße rihten   sidel an dem Rîn,

und ander mîne mâge   die sol man wißßen lân,

ich wil mit Prünhilde   grôße hôhgezîte hân.

‚Und saget mîner swester,   sô si habe vernomen, 505

daß ich mit mînen gesten   sî ze lande komen,

daß si wol enphâhe   die triutinne mîn:

daß wil ich immer diende   umbe Kriemhilde sîn.‘

[S. 174]

Sîvrit der hêrre   balde urloup nam 506

vrouwen Prünhilde,   als im daß wol gezam,

und zallem ir gesinde:   dô reit er an den Rîn.

eß enkunde in dirre werlde   ein bote beßßer niht gesîn.

Mit vier und zweinzec recken   ze Wormeß er dô reit; 507

des küneges kom er âne:   dô daß wart geseit,

alleß daß gedigene   muote jâmers nôt:

si vorhten, daß ir hêrre   dort belîben wære tôt.

Si erbeißten von den rossen,   hôhe stuont ir muot; 508

schiere kom in Gîselhêr,   der junge künic guot,

und Gêrnôt sîn bruoder:   wie balde er dô sprach,

dô er den künic Gunther   niht bî Sîvride sach:

Sît willekomen, hêr Sîvrit;   ir sult mich wißßen lân, 509

war ir mînen bruoder,   den künic, habet getân?

Prünhilde sterke   in wæn uns habe benomen:

‚sô wære ir hôhiu minne   uns ze grôßen schaden komen.‘

Die angest lât belîben:   iu und den mâgen sîn 510

enbiutet sînen dienest   der hergeselle mîn.

den lie ich wol gesunden:   er hât mich iu gesant,

daß ich sîn bote wære   mit mæren her in iuwer lant.

‚Ir sult daß ahten schiere,   swie sô daß geschehe, 511

daß ich die küneginne   und iuwer swester sehe.

die sol ich lâßen hœren,   waß iu enboten hât

Gunther und Prünhilt:   ir dinc in beiden hôhe stât.‘

Dô sprach der junge Gîselher:   ‚dâ sult ir zuo ir gân; 512

dâ habet ir mîner swester   liebe an getân.

si treit michel sorge   umbe den bruoder mîn:

diu meit sihet iuch gerne:   des wil ich iuwer bürge sîn.‘

[S. 176]

Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚swâ ich ir dienen kan, 513

daß sol willeclîchen   mit triuwen sîn getân.

wer seit nu den vrouwen,   daß ich wil dar gân?‘

des wart dô bote Gîselher,   der vil wætlîche man.

Gîselher der junge   zuo sîner muoter sprach 514

und ouch zuo sîner swester,   dâ er si beide sach:

uns ist komen Sîvrit,   der helt ûß Niderlant:

in hât mîn bruoder Gunther   her ze Rîne gesant.

‚Er bringet uns diu mære,   wieß umbe den künic stê; 515

nu sult ir im erlouben,   daß er ze hove gê:

er seit diu rehten mære   her von Isenlant.‘

noch was den edelen vrouwen   michel sorgen bekant.

Si sprungen nâch ir wæte   und leiten sich an. 516

si bâten Sîvriden   hin ze hove gân:

daß tete er willeclîchen,   wande er si gerne sach.

Kriemhilt diu edele   zuo im vil güetlîchen sprach:

‚Sît willekomen, hêr Sîvrit,   rîter lobelîch. 517

wâ ist mîn bruoder Gunther,   der edel künic rîch?

von Prünhilde sterke   den wæn wir hân verlorn.

ouwê mir armer meide,   daß ich zer werlde ie wart geborn.‘

Dô sprach der rîter küene:   ‚gebet mir boten brôt: 518

ir vil schœnen vrouwen   weinet âne nôt.

ich lie in wol gesunden:   daß tuon ich iu bekant:

er hât mich iu beiden   mitten mæren her gesant.

‚Mit vriuntlîcher liebe,   vil edel künegîn, 519

enbiutet iu ir dienest   er und diu wine sîn.

nu lât iuwer weinen:   si wellent schiere komen.‘

si hete in manegen zîten   sô lieber mære niht vernomen.

[S. 178]

Mit snêwîßen gêren   ir ougen wol getân B.

wischte si nâch trehenen.   danken si began

dem boten dirre mære,   diu ir dâ wâren komen.

dô was ir michel trûren   unde weinen benomen.

Si bat den boten sitzen:   des was er vil bereit. 520

dô sprach diu minneclîche:   ‚mir wære niht ze leit,

ob ich ze boten miete   iu solte geben mîn golt:

dar zuo sît ir ze rîche:   ich wil iu sust wesen holt.‘

‚Ob ich nu eine hête,‘   sprach er, ‚drîßec lant, 521

so enphienge ich doch gerne   gâbe ûß iuwer hant.‘

dô sprach diu tugentrîche:   ‚sô sol eß sîn getân.‘

si hieß ir kamerære   nâch der boten miete gân.

Vier und zweinzec bouge   mit gesteine guot 522

gap si im ze miete.   sô stuont des heldes muot,

er woldeß niht behalten,   er gab eß sâ zehant

ir vil schœnen meiden,   die er ze kemenâten vant.

‚Ir muoter bôt ir dienest   im güetlîchen an. 523

‚ich sol iu sagen mêre,‘   sprach der küene man,

‚wes iuch der künic bittet,   so er kumet an den Rîn:

ob ir daß, vrouwe, leistet,   er welle iuch immer wæge sîn.

‚Sîne rîche geste,   hôrte ich in gern, 524

daß ir die wol enphâhet,   und sult in des gewern,

daß ir gên im rîtet   vür Wormeß ûf den sant.

des sît ir von dem künege   mit guoten triuwen gemant.‘

Dô sprach diu minneclîche:   ‚des bin ich bereit. 525

swaß ich im kan dienen,   daß ist im unverseit:

mit vriuntlîchen triuwen   sô sol eß sîn getân.‘

dô mêrte sich ir varwe,   die si vor liebe gewan.

[S. 180]

Eß enwart nie bote enphangen   deheines vürsten baß: 526

getorste si in hân küsset,   daß hete si âne haß;

anders minneclîchen   er von der vrouwen schiet.

dô tâten die Burgunden,   als in Sîvrit geriet.

Sindolt und Hûnolt   und Rûmolt der degen B.

vil grôßer unmuoße   muosen si dô phlegen,

rihten daß gesidele   vor Wormeß ûf den sant;

des küneges schaffære   man mit arbeiten vant.

Ortwîn und Gêre   dine wolden daß niht lân, B.

si sanden nâch den vriunden   allenthalben dan

und kunten in die hôhgezît,   diu dâ solde sîn.

dâ zierten sich engegene   diu vil schœnen magedîn.

Der palas und die wende   was alleß über al 527

gezieret gên den gesten:   der Guntheres sal

wart vil wol bezimbert   durch manegen vremden man.

disiu starke hôhgezît   huop sich vil vrœlîchen an.

Dô riten allenthalben   die wege durch daß lant 528

der drîer künege mâge   hete man besant,

daß si den solden warten,   die in dâ solden komen.

dô wart ûß der valde   rîcher wæte vil genomen.

Dô seite man diu mære,   daß man rîten sach 529

Prünhilde vriunde:   dô huop sich ungemach

von des volkes krefte   in Burgunden lant.

hei, waß man küener degene   dâ ze beiden sîten vant!

Dô sprach diu schœne Kriemhilt:   ‚ir, mîne magedîn, B.

die an dem antphange   mit mir wellen sîn,

die suochen ûß den kisten   diu aller besten kleit:

sô wirt uns von den gesten   lob und êre geseit.‘

[S. 182]

Dô kômen ouch die recken   und hießen tragen dar 530

hêrlîche setele   von rôtem golde gar,

die die vrouwen solden rîten   ze Wormeß an den Rîn.

beßßer phertgereite   kunde nimmer gesîn.

Hei, waß dâ liehtes goldes   von den mœren schein! 531

in lûhte von den zoumen   vil manec edel stein;

die guldînen schæmele   ob liehtem phelle guot

die brâhte man den vrouwen:   si wâren vrœlîch gemuot.

Ûf dem hove wâren   diu vrouwen phert bereit C.

den edelen juncvrouwen,   als ich iu hân geseit.

diu smalen vürbüege   sach man die mœre tragen

von den besten sîden,   dâ von iu iemen kunde sagen.

Sehs und ahzec vrouwen   sach man vür gân, 532

die gebende truogen.   zuo Kriemhilde dan

kômen die vil schône   und truogen rîchiu kleit;

dar kom ouch wol gezieret   vil manec wætlîchiu meit,

Funfzec unde viere   von Burgunde lant: B.

eß wâren ouch die besten,   die man iender vant.

die sach man valevahse   under liehten porten gân.

des ê der künic gerte,   daß wart mit vlîße getân.

Si truogen rîche phelle,   die besten, die man vant, 533

vor den vremden recken,   sô manec guot gewant,

daß ir schœnen varwe   ze rehte wol gezam.

er wære in swachem muote,   der ir deheiner wære gram.

Von zobel und von harme   vil kleider man dâ vant. 534

dâ wart vil wol gezieret   manec arm unde hant

mit pougen ob den sîden,   die si solden tragen.

iu enkunde ditze vlîßen   ze ende niemen gesagen.

[S. 184]

Vil manegen gürtel spæhe,   rîch unde lanc, 535

über liehtiu kleider   manec hant dô swanc

ûf edel röcke ferrans   von phelle ûß Arabîn,

daß si in al der werlde   niht beßßer kunden gesîn.

Eß wart in vürgespenge   manec schœniu meit 536

genæt vil minneclîche.   eß möhte ir wesen leit,

der ir liehtiu varwe   niht lûhte gên der wât.

sô schœnes ingesindes   nu niht küneges künne hât.

Dô die minneclîchen   nu truogen ir gewant, 537

die si dâ vüeren solden,   die kômen dar zehant,

der hôch gemuoten recken   ein vil michel kraft;

man truoc ouch dar mit schilden   manegen eschînen schaft.

[S. 186]

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