MEIN GELEIT

Durch strahlende Wonnen fahr' ich heut

In Sonntagsstille mit Glockengeläut.

Die Sonne, vom Saatfeld bis zu den Mücken,

Will alles alliebend, allsegnend beglücken.

Ich sehe das Volk in die Kirche wallen,

Hör' Psalmen aus offener Pforte hallen.—

Sei fröhlich! Nicht mir nur galt dein Gruß,

Wenngleich du's nicht merktest mit eiligem Fuß.

Ich habe das herrlichste Reisegeleit—

Zwar birgt es sich listig von Zeit zu Zeit;

Doch sahst du mich Sonntagsfreude bekunden,

So war's, weil mehrere mit mir verbunden,

Und hörtest du meinen gedämpften Gesang,

Sie saßen schaukelnd in jedem Klang.

Mir folgt eine Seele von solcher Macht,

Daß alles sie mir zum Opfer gebracht;

Ja, sie, die lachte, wenn umschlug mein Nachen,

Die nicht gebebt vorm Gewitterkrachen,

In deren weißen Arm ich geruht,

Erwärmt von des Lebens und Glaubens Glut.

Seht, hierin bin ich von Schneckenart:

Ich nehme das Haus mit auf die Fahrt,

Und wer da glaubt, daß die Bürde mich drücke,

Der sollte nur wissen, wie hold es beglücke,

Ein Obdach zu finden, wo himmlisch klar

Sie steht unter lachender Kinderschar.

Kein Denken, kein Dichten hat je ersonnen

So hohe Wölbung, so tiefen Bronnen,

Wie von der himmlischen Liebe der Schein

Hinabdringt bis in die Wiege hinein.

Nie leuchtet und taut dir die Seele so lind,

Wie wenn mit Gebeten du wiegst dein Kind.

Wer nimmer die Liebe gekannt für das Kleine,

Dem winkt nicht die große, die allgemeine.

Wer nicht sein eigenes Haus kann baun,

Wird auch seine Türme zertrümmert einst schaun;

Und zwingt er ganz Europa ins Joch,

Stirbt einsam er auf Sankt Helena doch.

Erbau' dir nur selbst eine Zufluchtsstätte;

Dann weiß auch dein Nächster, wohin er sich rette.

Obwohl von Kindern und Frauen geschaffen,

Birgt diese Festung so starke Waffen,

Daß heil sie bleibt in Kampf und Gefahr

Und Mut verleiht einer ganzen Schar.

Ein einzelnes Heim trug oft ein Land,

Wenn dessen Retter es ausgesandt,

Und wieder viel tausend Heime trug

Das Land erlöst aus dem Kriegeszug;

So trägt es auch auf des Friedens Wegen

Den Pulsschlag des Heims in emsigem Regen.

Trotz all dem Feinen im fremden Duft,

Ganz lauter allein ist die Heimatluft.

Nur dort stellt kindliche Wahrheit sich ein

Und wird von der Stirn dir geküßt der Schein.

Zur Heimat dort oben stehn offen die Türen;

Denn von dorten kam's, und dahin wird es führen.

Du Kirchenpilger, drum freue dich;

Du betest für deine, für meine ich;

Denn das Gebet läßt uns aufwärts wandern

Ein Stück von dem einen Heim zum andern.—

Ihr bieget hinein; im Weiterwallen

Hör' ich den Psalm aus der Pforte hallen.—

Sei fröhlich! Nicht mir nur gilt dein Gruß,

Wenngleich du's nicht merktest mit eiligem Fuß.

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