III

Chor

Wer bist du, von tausend Zeiten und Zungen
Mit tausend Namen genannt?
Du hieltst unsre Sehnsucht mit Armen umschlungen,
Warst Hoffnung den Vätern ins Joch gebannt;
Warst Ängsten des Todes der nachtdunkle Gast,
Warst Lebensfesten der Sonnenglast.
Noch bilden wir alle verschieden dein Bild,
Noch nennen wir jedes Offenbarung,
Und jedem seins für das wahre gilt—
Bis daß es zerbricht in bittrer Erfahrung.

Solo

  Ach, wer du auch seist,
  In mir ist dein Geist;
Meiner Seele ewiger Ruf—das bist du!—
  Nach Licht und nach Recht,
  Nach Sieg im Gefecht
Für den kommenden Tag, das bist du, das bist du!—
  Ein jedes Gebot,
  Das ins Aug' uns loht,
Oder das nie uns bewußt, das bist du!—
  Mein Leben ruht
  In schirmender Hut,
Und es jubelt in mir: das bist du, das bist du!

Chor

Da nimmer wir können dein Wesen erreichen,
Erdachten wir uns Vermittler von dir;
Sie alle ließ ein Jahrtausend erbleichen,
Und wieder stehen wir weglos hier.
Sind krank wir geworden und klammern uns an?
Wo winkt uns ein Trost für den Traum, der zerrann?
Der Ewigkeitshoffnungen leuchtend Verlangen,
Das hoch uns erhob aus des Lebens Jammer,
Soll's weichen in schauderndem Todesbangen,
Sich wandeln zum Wurm in unserer Kammer?

Solo

  Er, der mich durchhaucht,
  Nein, nimmer er braucht
Den Mittler; ich hab' ihn in mir: das bist du!
  Ist mein Ewigkeitsflug
  Sein Wille, und trug
Mich zur Taufe sein Geist—bist es du, bist es du.—
  Werd' ich teilhaft, ich Nichts,
  Des ewigen Lichts?
In Demut mich beug' ich; denn ich weiß, das bist du!
  Still wart' ich und fromm:
  Erwecker, o komm,
Wenn du willst, wie du willst—das bist du, das bist du!

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