II

Ehre dem ewigen Frühling im Leben,
  Der alles durchweht!
Kleinstem wird Auferstehung gegeben,
Die Form nur vergeht.
  Geschlecht auf Geschlecht
Müht sich empor zu schreiten;
  Art bringt Art hervor
In unendlichen Zeiten;
Welten gehn unter und steigen empor.

Nichts ist so klein, daß nicht Kleinres bestünde
  Unsichtbar.
Nichts ist so groß, daß nichts Größres bestünde
  Ferne von ihm.
  In der Erde der Wurm
Ist Berge zu bauen imstand'.
  Der Staub im Sturm
Oder der rinnende Sand,
Reiche hat er gegründet einst.

Unendlich das All, und Großes und Kleines
  Verschmelzen darin.
Kein Auge wird schauen das Ende—keines
  Sah den Beginn.
  Der Ordnung Gebot
Hat lebenerhaltend das All beseelt;
  Furcht und Not
Zeugen einander; was uns quält,
Wird zum Born, der die Menschheit stählt.

Ewigkeitssamen sind wir, die leben.
  Im Schöpfungstage
Wurzeln unsre Gedanken; sie schweben,
  Antwort wie Frage,
  Saatenvoll,
Über dem ewigen Grunde;
  Frohlocken drum soll,
Wer in einer schwindenden Stunde
Mehrte die Erbschaft der Ewigkeit.

Tauch' in die Wonnen des Lebens, du Blüte
  Im Frühlingsrain;
Genieße, preisend des Ewigen Güte,
Dein kurzes Sein.
  Füg' auch du
Schaffend dein Scherflein hinzu;
  Klein und zag,
Atme, soviel deine Kraft vermag,
Einen Zug in den ewigen Tag!

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