I.

Ich erwachte erst gegen halb elf und traute lange meinen Augen nicht: auf dem Diwan, auf dem ich am Abend eingeschlafen war, saß meine Mutter und neben ihr – die unglückliche Mutter der Selbstmörderin. Sie saßen und hatten sich die Hände gegeben und sprachen flüsternd, wahrscheinlich, um mich nicht zu wecken, und beide weinten sie. Ich stand auf vom Bett und eilte auf meine Mutter zu, um sie zu küssen. Ihr ganzes Gesicht erstrahlte nur so, und sie küßte mich und bekreuzte mich dreimal mit der rechten Hand. Noch bevor wir ein Wort sagen konnten, ging die Tür auf, und ins Zimmer traten Werssiloff und Wassin. Meine Mutter erhob sich sogleich und führte die arme Frau mit sich fort. Wassin reichte mir die Hand, Werssiloff aber sagte kein Wort zu mir und setzte sich in einen Lehnstuhl. Er und Mama waren wohl schon seit einiger Zeit hier. Sein Gesicht sah finster und besorgt aus.

„Am meisten bedauere ich,“ begann er langsam, zu Wassin gewandt, offenbar ihr Gespräch fortsetzend, „daß ich keine Zeit gehabt habe, das alles noch gestern abend zu ordnen, so hätte ich dieses ganze schreckliche Unglück verhütet. Und eigentlich hatte ich sogar Zeit: es war noch nicht acht. Als sie von uns fortlief, wollte ich ihr auf dem Fuß hierher folgen, um sie umzustimmen, aber diese unvorhergesehene und unaufschiebbare Sache, die ich übrigens sehr gut bis heute hätte aufschieben können ... ja sogar auf eine ganze Woche, – diese ärgerliche Sache hat alles verhindert und verdorben. Daß auch alles so zusammentreffen mußte!“

„Vielleicht wäre es Ihnen auch nicht mehr gelungen, sie umzustimmen,“ bemerkte Wassin wie nebenbei, „hier hatte sich, glaube ich, ohnehin schon zu viel Brennstoff angesammelt.“

„Nein, es wäre mir doch gelungen, es wäre mir bestimmt gelungen! Und mir kam auch schon der Gedanke, Ssofja Andrejewna zu schicken. Einen Augenblick dachte ich daran, aber nur einen Augenblick. Gerade Ssofja Andrejewna hätte sie am besten beruhigen und überzeugen können, und die Arme wäre am Leben geblieben. Nein, nie wieder werde ich mich mit ... ‚guten Taten‘ vordrängen ... Habe es im ganzen nur einmal im Leben versucht! Und ich glaubte sogar, ich gehörte noch zur jungen Generation und verstände noch die Jugend von heute. Aber unsere Generation ist ja schon alt geworden, fast noch bevor sie reif wurde. Apropos, es gibt jetzt tatsächlich unendlich viele Zeitgenossen, die sich aus alter Gewohnheit immer noch zur jungen Generation rechnen, weil sie noch gestern zu ihr gehörten, und dabei merken sie gar nicht, daß sie ihre Rolle schon ausgespielt haben.“

„Hier in diesem Fall war es nur ein Mißverständnis, das ist doch ganz klar,“ bemerkte Wassin vernünftig. „Die Mutter der Toten sagt doch selbst, daß ihre Tochter nach der rohen Beleidigung im öffentlichen Hause nicht mehr bei voller Vernunft gewesen sei. Und dann die ganze Sachlage hier und die erste Beleidigung durch den Kaufmann ... das hätte alles genau so auch in früherer Zeit vorkommen können und charakterisiert meiner Meinung nach durchaus nicht nur die heutige Jugend.“

„Etwas ungeduldig ist sie schon, die Jugend von heute, abgesehen natürlich von ihrem geringen Verständnis für die Wirklichkeit, das allerdings jeder Jugend abgeht, aber der heutigen fehlt es gewissermaßen besonders ... Sagen Sie, was hat Herr Stebelkoff hier zusammengeschwatzt?“

„Herr Stebelkoff ist an allem schuld,“ mischte ich mich plötzlich ins Gespräch. „Wenn er nicht dazwischengekommen wäre, wäre nichts geschehen. Er hat einfach Öl ins Feuer gegossen.“

Werssiloff ließ mich zu Ende sprechen, sah mich aber nicht an. Wassin runzelte die Stirn.

„Ich mache mir auch noch etwas anderes zum Vorwurf,“ fuhr Werssiloff fort, wieder in seiner langsamen Sprechweise. „Ich glaube, ich habe mir damals im Gespräch mit ihr eine gewisse Heiterkeit erlaubt, einen gewissen oberflächlichen, halb scherzhaften Ton – kurz, ich bin nicht genügend schroff, trocken und finster gewesen, – drei Eigenschaften, die, wie mir scheint, von der heutigen Jugend gleichfalls sehr hoch geschätzt werden. Mit einem Wort, ich gab ihr Veranlassung, mich für einen fahrenden Seladon zu halten.“

„Ganz im Gegenteil,“ mischte ich mich wieder lebhaft ein, „ihre Mutter sagte ausdrücklich, Sie hätten einen vorzüglichen Eindruck gemacht, und gerade durch Ihren Ernst, ja sogar durch Ihre Strenge und Ihre Aufrichtigkeit, – das sind ihre eigenen Worte. Die Verstorbene hat noch selbst nach Ihrem Fortgehen in diesem Sinne von Ihnen gesprochen und Ihr Verhalten gerühmt.“

„J–ja?“ fragte Werssiloff lässig und warf endlich einen flüchtigen Blick auf mich. „Nehmen Sie diesen Zettel an sich, er dürfte als Beweisstück notwendig sein,“ sagte er und reichte Wassin ein kleines Stückchen Papier. Der nahm es, doch da er bemerkte, daß ich neugierig hinsah, reichte er es mir zum Durchlesen. Es war ein Zettel, auf dem zwei ungleichmäßige Zeilen mit einem Bleistift gekritzelt waren, vielleicht in der Dunkelheit:

„Mamachen, Sie Liebe, verzeihen Sie mir, daß ich mein Lebensdebüt abgebrochen habe. Ihre Sie betrübende Olä.“

„Das wurde erst heute morgen gefunden,“ bemerkte Wassin zur Erklärung.

„Was für ein sonderbarer Abschiedsgruß!“ rief ich verwundert aus.

„Inwiefern sonderbar?“ fragte Wassin.

„Wie kann man nur in einem solchen Augenblick in humoristischen Ausdrücken schreiben?“

Wassin sah mich fragend an.

„Und dazu noch was für ein sonderbarer Humor,“ fuhr ich fort, „das ist ja ein Gymnasiastenausdruck, wie er unter Schulkameraden üblich ist ... Wie kann man sich nur in einem solchen Augenblick in solch einem Schreiben an seine unglückliche Mutter so ausdrücken, – und sie hat ihre Mutter doch augenscheinlich geliebt – ‚daß ich mein Lebensdebüt abgebrochen habe‘!“

„Ja, warum kann man denn nicht so schreiben?“ fragte Wassin, der noch immer nicht verstand.

„Humor ist hierin so gut wie überhaupt nicht enthalten,“ bemerkte schließlich Werssiloff. „Dieser Ausdruck ist hier natürlich nicht angebracht, paßt gar nicht zu dem Ton, und könnte allerdings einem Gymnasiastenjargon entnommen sein oder einem burschikosen Kameradschaftston, wie du sagst, oder vielleicht einem Feuilleton; jedenfalls aber hat die Verstorbene ihn hier auf diesem schrecklichen Zettel ganz naiv und ernsthaft gebraucht.“

„Das ist nicht möglich, sie hat das Gymnasium beendet und das Schlußexamen mit der Silbernen Medaille bestanden.“

„Die Silberne Medaille spielt in diesem Fall gar keine Rolle. Heutigentags beenden viele so das Gymnasium.“

„Das geht wieder auf die heutige Jugend,“ sagte Wassin lächelnd.

„Keineswegs,“ widersprach ihm Werssiloff, der sich erhob und seinen Hut nahm, „wenn die jetzige junge Generation nicht so literarisch ist, so hat sie dafür zweifellos ... andere Vorzüge,“ fügte er mit ungewöhnlichem Ernst hinzu. „Außerdem sind ‚viele‘ nicht ‚alle‘, und Ihnen zum Beispiel habe ich geringe literarische Bildung doch wahrlich nicht vorgeworfen, Sie aber sind ja gleichfalls ein junger Mensch.“

„Aber Wassin hat ja auch nichts Schlechtes im ‚Lebensdebüt‘ gefunden!“ konnte ich mich nicht enthalten, zu bemerken.

Werssiloff reichte Wassin schweigend die Hand; der griff nach seiner Mütze, um mit ihm zusammen fortzugehen, und rief mir noch zu: „Auf Wiedersehen!“ Werssiloff ging aus dem Zimmer, ohne mich zu beachten. Ich hatte auch keine Zeit zu verlieren: ich mußte mir unbedingt ein Zimmer suchen, – jetzt war das sogar nötiger als je! Mama war nicht mehr bei der Wirtin, die war fortgegangen und hatte die unglückliche Nachbarin mitgenommen. Ich fühlte mich seltsam munter, als ich auf die Straße trat ... Eine gewisse ganz neue und große Empfindung erwachte in meiner Seele. Und dazu kam nun noch, daß mir alles, wie vorherbestimmt, sofort gelang: ich fand ungemein schnell das Richtige, ein Zimmer, wie es mir gerade zusagte; doch davon später, zunächst will ich das Wichtige zu Ende erzählen.

Es war erst etwas nach eins, als ich zurückkehrte, um meinen Koffer abzuholen, und ich traf Wassin zu Hause. Als er mich erblickte, rief er mir froh und herzlich entgegen:

„Ach, das freut mich, daß Sie kommen und mich noch antreffen, ich wollte soeben wieder fortgehen! Ich kann Ihnen etwas mitteilen, was Sie wohl sehr interessieren wird.“

„Glaub’ ich ohne weiteres!“ rief ich.

„Bah! Wie mutig Sie aussehen. Sagen Sie, wußten Sie nichts von einem gewissen Brief, der von Krafft aufbewahrt worden ist, und den Werssiloff gestern erhalten hat, und der sich gerade auf die ihm zugefallene Erbschaft bezieht? In diesem Brief äußert der Erblasser seinen Willen in einem Sinne, der dem Ergebnis der gestrigen Gerichtsentscheidung gerade entgegengesetzt ist. Dieser Brief ist aber schon vor langer Zeit geschrieben. Kurzum, ich weiß nicht genau, was dieser Brief enthält, aber wissen Sie nichts Näheres?“

„Allerdings! Krafft hat mich doch vorgestern nur deshalb zu sich geführt, von ... jenen Herrschaften da, Sie wissen schon, um mir diesen Brief zu übergeben, und ich übergab ihn gestern Werssiloff.“

„Ja? So dachte ich es mir. Stellen Sie sich vor, die Sache, von der Werssiloff hier vorhin sprach, – daß sie ihn gestern abend verhindert habe, herzukommen und dieses junge Mädchen umzustimmen, – diese Sache war gerade durch diesen Brief dazwischengekommen. Werssiloff hat sich nämlich sofort nach Empfang dieses Briefes, also noch gestern abend, zum Rechtsanwalt der Fürsten Ssokolski begeben, ihm diesen Brief eingehändigt und auf die ganze von ihm gewonnene Erbschaft verzichtet. Jetzt ist dieser Verzicht schon in der vorschriftsmäßigen rechtsgültigen Form abgefaßt. Werssiloff schenkt nicht die Erbschaft, sondern erkennt in diesem Akt das alleinige Anrecht der Fürsten auf die Erbschaft an.“

Ich stand wie erstarrt, aber ich war entzückt. In Wahrheit war ich ja vollkommen überzeugt gewesen, daß Werssiloff den Brief vernichten würde, ja nicht nur das! – Ich war sogar – obschon ich zu Krafft gesagt hatte, daß eine solche Handlungsweise niedrig wäre, und obgleich ich mir im Wirtshause dasselbe wiederholt hatte, und daß ich „zu einem reinen Menschen gekommen wäre, nicht aber zu diesem“ – so war ich doch trotz allem im tiefsten Seelengrunde der Meinung gewesen, daß man anders überhaupt nicht handeln könnte, als den lästigen Brief einfach aus der Welt schaffen. Das heißt, ich hatte das für die normalste Tat gehalten. Und wenn ich dann nachher Werssiloff auch beschuldigt hätte, so hätte ich das doch nur in einer bestimmten Absicht getan, eben um den Schein, das heißt, um meine moralische Überlegenheit ihm gegenüber zu bewahren. Doch als ich jetzt von Werssiloffs Handlungsweise hörte, geriet ich in vollständiges, aufrichtiges Entzücken, und mit Reue und Scham verurteilte ich meinen Zynismus und meine Gleichgültigkeit der Tugend gegenüber und stellte Werssiloff im Augenblick unendlich hoch über mich; fast wäre ich Wassin um den Hals gefallen.

„Was für ein Mensch! Was für ein Mensch! Wer hätte an seiner Stelle das getan?“ rief ich wie berauscht.

„Ich stimme Ihnen bei, sehr viele würden das nicht getan haben ... und seine Handlungsweise ist zweifellos eine höchst uneigennützige ...“

„Aber? ... Sprechen Sie es aus, Wassin, Sie haben noch ein Aber?“

„Ja, natürlich, es ist auch ein Aber dabei. Werssiloffs Handlungsweise ist meines Erachtens ein wenig übereilt und nicht so ganz geradsinnig,“ meinte Wassin lächelnd.

„Nicht geradsinnig?“

„Ja. Es liegt darin gleichsam so ein gewisses ‚Piedestal‘. Wenigstens hätte man dasselbe tun können, ohne sich selbst so ungeheuer zu benachteiligen. Immerhin hätte Werssiloff, wenn nicht die Hälfte, so doch einen Teil der Erbschaft behalten können, sogar bei einer noch so feinfühligen Auffassung der Sache; um so mehr, als der Brief als Dokument keine entscheidende Bedeutung hat, und der Prozeß von ihm schon gewonnen ist. Dieser Ansicht ist auch der Advokat der Gegenpartei; ich habe soeben mit ihm gesprochen. Die Handlungsweise wäre deshalb nicht weniger schön gewesen, aber einzig, weil ihn gelüstete seinen Stolz zu befriedigen, ist es anders geschehen. Vor allem hat Herr Werssiloff sich hinreißen lassen und – hat sich unnötigerweise übereilt, denn er sagte doch vorhin selbst, daß er es womöglich auf eine ganze Woche hätte hinausschieben können ...“

„Wissen Sie was, Wassin? Ich kann nicht anders, als Ihnen beistimmen, aber ... mir ist es so doch lieber, so gefällt es mir besser!“

„Übrigens, das ist eine Geschmackssache. Sie selbst haben mich herausgefordert, meine Ansicht zu äußern, sonst hätte ich geschwiegen.“

„Ja, selbst wenn da auch ein ‚Piedestal‘ ist, selbst dann ist es so besser,“ fuhr ich fort, „ein Piedestal ist ja ein Piedestal, aber an sich ist es doch eine sehr wertvolle Sache. Dieses ‚Piedestal‘ ist doch immer das ‚Ideal‘, und schwerlich dürfte es besser sein, daß dieses in mancher heutigen Menschenseele nicht mehr vorhanden ist: mag ihm sogar eine kleine Verschrobenheit anhaften, wenn es nur da ist! Und bestimmt denken Sie auch so, Wassin, mein Teurer, mein lieber Wassin, mein guter, bester Wassin! Na ja, ich weiß, ich bin natürlich aus dem Konzept gefallen, aber Sie, Sie verstehen mich doch! Dafür sind Sie Wassin, und – na, jedenfalls umarme und küsse ich Sie, Wassin!“

„Vor Freude?“

„Vor übergroßer Freude; denn dieser Mensch ‚war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und hat sich wieder gefunden!‘ Wassin, ich bin ein nichtsnutziger Bengel und bin Ihrer nicht wert. Und gerade deshalb gestehe ich, daß ich in manchen Augenblicken ein ganz anderer bin, viel höher und tiefer. Ich habe Sie dafür, daß ich Sie vorgestern so ins Gesicht gelobt habe (und das tat ich, weil man mich erniedrigt und beschämt hatte) – dafür habe ich Sie diese ganzen zwei Tage lang gehaßt! Ich gab mir noch am selben Tage das Wort, niemals zu Ihnen zu gehen, und gestern vormittag kam ich nur aus Bosheit zu Ihnen, verstehen Sie, nur aus Bosheit! Ich saß hier allein auf dem Stuhl und kritisierte Ihr Zimmer und Sie und jedes Ihrer Bücher und Ihre Wirtin, und wollte Sie erniedrigen und spottete über Sie.“

„Aber so was braucht man doch nicht zu sagen ...“

„Gestern abend schloß ich aus einer Ihrer Bemerkungen, daß Sie die Frauen nicht verständen, und ich war froh, daß ich diesen Fehler an Ihnen entdecken konnte. Und vorhin, als Sie das Wort ‚Lebensdebüt‘ ganz richtig fanden, hat mich das wieder furchtbar gefreut, und alles das nur deshalb, weil ich damals solch ein Lobhudler gewesen war.“

„Aber das ist doch nur zu verständlich!“ rief endlich Wassin (er fuhr immer noch fort, zu lächeln und schien sich nicht im geringsten über mich zu wundern). „Das ist doch immer so, und fast bei allen Menschen, und ist sogar das erste, was geschieht; nur gesteht das kein Mensch ein, und das braucht man ja auch gar nicht einzugestehen; denn das vergeht, und jedenfalls entsteht nichts daraus.“

„Sollte das wirklich bei allen Menschen so sein? Sind alle so? Und Sie sind, während Sie das sagen, sogar ganz ruhig? Aber mit einer solchen Anschauung kann man doch nicht leben!“

„Und Ihre Anschauung ist wohl:

‚Teurer, als uns erhöhender Trug,

Ist mir die Finsternis niederer Wahrheit!‘?“

„Aber das ist doch richtig!“ rief ich, „in diesen zwei Versen liegt ja ein heiliges Axiom!“

„Ich weiß nicht; ich will mir darüber kein Urteil erlauben, ob diese zwei Verse das Richtige sagen oder nicht. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie das ja immer der Fall ist, irgendwo in der Mitte: das heißt, in einem Fall ist es heilige Wahrheit, im anderen aber – Lüge. Eines nur weiß ich genau: daß diese Frage noch lange einer der wichtigsten strittigen Punkte unter den Menschen sein wird. Doch abgesehen davon, scheint mir, daß Sie jetzt Lust zum Tanzen haben. Na, nur los: Bewegung ist gesund! – Mir aber hat man gerade heute so viel Arbeit aufgepackt ... und da ist es nun über der Unterhaltung mit Ihnen schon so spät geworden ...“

„Ich gehe schon, gehe schon, packe mich sofort! Nur noch ein Wort,“ rief ich und hatte schon meinen Koffer erfaßt, „wenn ich mich Ihnen jetzt wieder ‚an den Hals geworfen‘ habe, so habe ich das einzig deshalb getan, weil Sie, als ich eintrat, mit so aufrichtiger Freude diese Neuigkeit mir mitteilten und sich darüber ‚freuten‘, daß ich Sie noch zu Hause antraf, und das alles nach meiner Bemerkung am Morgen bezüglich des ‚Debüts‘; mit dieser aufrichtigen Freude haben Sie mein ‚junges Herz‘ im Nu wieder Ihnen zugewandt. Na, aber jetzt adieu, leben Sie wohl, ich werde mich bemühen, möglichst lange Sie nicht wieder zu besuchen, und ich weiß, daß Ihnen das höchst angenehm sein wird, was ich schon Ihren Augen ansehe, und uns beiden wird das noch zum Vorteil gereichen ...“

Während das so aus mir hervorsprudelte und mir fast der Atem ausging vor fröhlich sich überstürzendem Geplauder, schleppte ich meinen Koffer aus dem Zimmer und begab mich dann mit ihm nach meiner neuen Wohnung. Vor allem gefiel mir furchtbar, daß Werssiloff am Morgen so ersichtlich böse auf mich gewesen war, daß er mich nicht einmal hatte ansehen, noch mit mir sprechen wollen. Als ich meinen Koffer in meinem neuen Zimmer abgestellt hatte, eilte ich sogleich zu meinem alten Fürsten. Ich muß gestehen, in diesen zwei Tagen war es mir ohne ihn sogar ein wenig schwer geworden. Und zudem mußte er von Werssiloffs Tat doch sicherlich schon gehört haben.

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