Diesen dummen Zwischenfall mit dem erbärmlichen ‚Leutnant‘ will ich nicht unerwähnt lassen, da ich mir Werssiloff heute nicht anders vorstellen kann, als mit allen geringfügigsten Einzelheiten jener für mich so verhängnisvollen Stunde. Ja, der ‚verhängnisvollen‘, ich aber ahnte das nicht einmal!
„Wenn Sie, mein Herr, uns nicht sofort aus dem Wege gehen, so werde ich die Polizei rufen,“ sagte Werssiloff plötzlich empört und mit lauter Stimme, indem er vor dem „Leutnant“ stehen blieb. Ich hätte niemals gedacht, daß dieser Philosoph so in Zorn geraten könnte, und das noch aus einem so geringen Anlaß. Doch darf man nicht vergessen, daß unser Gespräch an einer Stelle unterbrochen wurde, die sein ganzes Interesse erregte, was er noch selbst verraten hatte.
„So haben Sie wirklich nicht einmal ’nen Fünfer bei sich?“ gröhlte grob der „Leutnant“. „Heutzutage hat ja wahrhaftig keine Kanaille mehr ’nen Fünfer in der Tasche! Knoten! Gauner! Selber im Biberpelz, aber aus einem lump’gen Fünfer wird eine Staatsfrage gemacht!“
„Schutzmann!“ rief Werssiloff.
Er brauchte nicht einmal laut zu rufen: in nächster Nähe an der Straßenecke stand ein Schutzmann, der das Geschimpf des „Leutnants“ gehört hatte.
„Ich ersuche Sie, Zeuge dieses Vorfalles zu sein, und Sie ersuche ich, sich auf die Polizeiwache begeben zu wollen,“ sagte Werssiloff.
„Äh, zum ... Na, mir soll’s egal sein, beweisen können Sie ja doch nichts! Vor allem keinen eigenen Verstand!“
„Lassen Sie ihn nicht laufen, Schutzmann, und begleiten Sie uns,“ sagte Werssiloff herrisch.
„Was, wollen Sie denn wirklich auf die Wache? Ach, zum Teufel mit ihm, mit diesem ganzen Kerl!“ flüsterte ich ihm zu.
„Unbedingt, mein Lieber. Diese Zuchtlosigkeit auf unseren Straßen fängt nachgerade an, einem bis zum Ekel widerlich zu werden, und wenn ein jeder seine Pflicht täte, so hätten alle den Vorteil davon. C’est comique, mais c’est ce que nous ferons.“[47]
Wir gingen; die ersten hundert Schritte war der „Leutnant“ sehr empört, renommierte großartig und zeigte sich sehr mutig; er versicherte, „das gehe nicht“, wegen eines „einz’gen Fünfers“, usw., usw. Aber schließlich begann er halblaut mit dem Schutzmann zu unterhandeln. Der Schutzmann, der ein vernünftiger Mensch und ein Feind von Straßenunruhen zu sein schien, war offenbar auf seiner Seite, aber doch nur in einem gewissen Sinne. Auf die Anfrage des „Leutnants“ brummte er halblaut zur Antwort, jetzt wäre schon nichts mehr zu machen, „jetzt ist es schon mal herausgekommen“, „aber wenn Sie, beispielsweise, sich entschuldigen wollten, und wenn der Herr die Entschuldigung annehmen würde, ja dann vielleicht ...“
„Na, hö–hören Sie, sehr geehrter Herr, na, wohin gehen wir denn jetzt? Ich frage Sie: wohin streben wir, und was soll hierbei wohl geistreich sein?“ polterte der „Leutnant“ los. „Wenn ein durch seine Mißerfolge unglücklicher Mann seine Entschuldigung zu machen bereit ist ... wenn Sie schließlich unbedingt seine Selbsterniedrigung wünschen ... Zum Teufel, wir sind doch nicht im Salon, sondern auf der Straße! Für die Straße genügt doch wohl diese Entschuldigung ...“
Werssiloff blieb stehen, und plötzlich lachte er laut auf, so daß ich schon dachte, er hätte diese ganze Geschichte nur um der Ablenkung willen und als Ulk angefangen, aber das war es nicht.
„Ich entschuldige Sie vollkommen, mein Herr ‚Leutnant‘, und ich bin überzeugt, daß Sie kolossal befähigt sind. Halten Sie sich so auch im Salon, – bald wird dieser Ton ja auch in den Salon passen, vorläufig aber nehmen Sie hier die zwei Zwanziger, für Schnaps und Imbiß. Entschuldigen Sie, Schutzmann, die Belästigung, ich würde mich auch für Ihre Mühe erkenntlich zeigen, aber Sie sehen jetzt so stolz aus ... Mein Lieber,“ wandte er sich an mich, „hier in der Nähe ist ein Lokal, eigentlich eine entsetzliche Kloake, aber man kann dort Tee trinken, und ich wollte dir den Vorschlag machen, hinzugehen ... hier gleich, gehen wir.“
Ich wiederhole, ich hatte ihn noch nie in einer solchen inneren Erregung gesehen, obschon sein Gesicht heiter war und strahlte; es war mir aber aufgefallen, daß seine Hände, als er aus dem Portemonnaie das Geld für den „Leutnant“ herausnehmen wollte, so bebten, daß er schließlich mich bat, das Geld zu nehmen und dem „Leutnant“ zu geben; ich kann das nicht vergessen.
Er führte mich in eine kleine Kellerwirtschaft am Kanal. Nur wenige Gäste waren da. Ein kleiner, verstimmter, heiserer Musikautomat erklang, es roch nach fettigen Servietten; wir setzten uns in eine Ecke.
„Du weißt es vielleicht nicht? Ich liebe es zuweilen, aus Langerweile, aus schrecklicher seelischer Langweile ... in solche Kloaken hineinzugehen. Diese ganze Einrichtung hier, diese mäckernde Arie aus der ‚Lucia‘, diese Kellner in ihrer fast schon unanständigen russischen Tracht, dieser Tabakqualm, diese Schreie aus dem Billardzimmer – das ist alles dermaßen gemein und prosaisch, daß es fast an das Phantastische grenzt. Nun, wie war es denn, Lieber? Dieser Marsjünger hat uns, glaub’ ich, an der interessantesten Stelle unterbrochen ... Ah, da ist schon unser Tee; ich liebe es, hier Tee zu trinken ... Kannst du dir denken, Pjotr Ippolitowitsch, dein Wirt, begann dort seinem anderen Zimmermieter, dem Pockennarbigen, zu versichern, daß vom englischen Parlament im vorigen Jahrhundert eine Kommission von Juristen eingesetzt worden sei, um den ganzen Prozeß Christi vor dem Hohen Priester und Pilatus zu revidieren, einzig zu dem Zweck, um zu sehen, wie der Prozeß nach unseren Gesetzen verlaufen wäre, und deshalb hätte man alles mit aller Gewissenhaftigkeit und Feierlichkeit, mit Staatsanwälten und Rechtsanwälten und allem, was dazu gehört, in Szene gesetzt ... nun, und die Geschworenen hätten sich doch gezwungen gesehen, ihn schuldig zu sprechen ... Jedenfalls eine Geschichte zum Verwundern! Dieser bornierte Zimmermieter begann aber zu streiten, ärgerte sich fürchterlich und erklärte mit großem Krach, daß er am nächsten Tage ausziehen werde ... Die Wirtin begann zu weinen, weil sie die Miete verlöre ... Mais passons.[48] In diesen Wirtschaften gibt es zuweilen Nachtigallen. Kennst du die alte Moskauer Anekdote à la Pjotr Ippolitowitsch? In einer Moskauer Wirtschaft singt wundervoll eine Nachtigall; ein Kaufmann kommt herein, einer vom Typ ‚Steh mir nicht im Wege‘. Er hört die Nachtigall, fragt: ‚Was kostet der Vogel?‘ – ‚Hundert Rubel.‘ – ‚Braten und auftragen!‘ Man briet die Nachtigall und setzte sie ihm vor. ‚Schneid mir davon für zehn Kopeken ab.‘ – Ich erzählte das einmal deinem Pjotr Ippolitowitsch, aber er glaubte es mir nicht und war sogar sehr ungehalten.“
Er erzählte noch vieles. Ich gebe diese kleinen Geschichten als Beispiele wieder. Sobald ich nur den Mund auftat, unterbrach er mich sofort und begann wieder irgend etwas zu erzählen, irgend so einen eigentümlichen Unsinn, der gar nicht zur Sache gehörte, und dabei sprach er lebhaft und lustig; er lachte über Gott weiß was alles und lachte seltsam in sich hinein, was ich an ihm noch nie gesehen hatte. In einem Zuge trank er sein Glas Tee aus und bestellte ein neues. Jetzt weiß ich, wie das zu erklären war: er glich damals einem Menschen, der einen für ihn teuren, interessanten, lange und heiß ersehnten Brief erhalten hat und nun vor sich hinlegt und absichtlich nicht öffnet, sondern erst lange befühlt, das Kuvert betrachtet, den Poststempel, dann noch ins andere Zimmer geht, verschiedene Anordnungen trifft, kurz, der den spannenden Augenblick hinausschiebt – da er weiß, daß er ihm doch nicht entgeht –, um den Genuß noch mehr auszukosten.
Natürlich erzählte ich ihm alles, alles von Anfang an, und erzählte vielleicht eine ganze Stunde. Und wie hätte es auch anders sein können: schon vorher, die ganze Zeit schon hatte ich den Drang gehabt, zu erzählen. Ich begann mit unserer ersten Begegnung, damals beim alten Fürsten, gleich nach ihrer Ankunft aus Moskau; dann erzählte ich, wie das alles nach und nach so gekommen war. Ich überging nichts, und ich hätte auch nichts übergehen können: er selbst erinnerte mich an alles und erriet alles, er soufflierte mir förmlich. Bisweilen schien es mir, daß etwas Phantastisches vor sich gehe, daß er dort irgendwo unsichtbar gesessen oder hinter einer Tür gestanden haben müsse, jedesmal, so oft ich in diesen zwei Monaten bei ihr gewesen war: er wußte im voraus jede meiner Bewegungen und jedes meiner Gefühle. Ich empfand eine unfaßbare Lust bei dieser Beichte vor ihm; denn ich sah in ihm eine so zarte Weichheit, eine so tiefe psychologische Feinheit, eine so erstaunliche Fähigkeit, schon aus einer halben Silbe alles zu erraten. Er hörte zart zu wie eine Frau. Vor allem verstand er es so zu machen, daß ich mich überhaupt nicht schämte; manchmal fiel er mir ins Wort, und ich mußte bei einem Nebenumstande verweilen; oft unterbrach er mich, um nervös zu wiederholen: „Vergiß nicht die Details, die Hauptsache ist, vergiß nicht die Details: je kleiner ein Zug ist, um so wichtiger kann er mitunter sein.“ Und so unterbrach er mich mehrere Male. Oh, versteht sich, ich erzählte anfangs sehr selbstbewußt und sprach sehr von oben herab über sie, aber bald siegte doch die Wahrheit. Ich erzählte ihm aufrichtig, daß ich am liebsten die Stelle des Fußbodens geküßt hätte – wo ihr Fuß gestanden hatte. Am schönsten, am wunderbarsten war, daß er ohne weiteres verstand, wie man unter der Angst wegen des Dokuments leiden und dabei doch das reine und untadelige Wesen sein konnte, als das ich sie heute vor mir gesehen hatte. Er verstand auch vollkommen die Bezeichnung „Student“. Aber als ich mich schon dem Ende näherte, bemerkte ich, daß durch sein gütiges Lächeln von Zeit zu Zeit eine auffallende Ungeduld, etwas Zerstreutes und Kaltes in seinem Blick aufblitzte. Als ich auf das bewußte „Dokument“ zu sprechen kam, dachte ich bei mir: „Soll ich ihm die Wahrheit sagen oder soll ich nicht?“ – und ich sagte sie ihm nicht, trotz meiner ganzen Begeisterung. Das verzeichne ich hier zur Erinnerung für mein ganzes Leben. Ich erklärte ihm die Sache ebenso, wie ich sie ihr erklärt hatte: daß der Brief von Krafft zerrissen und verbrannt worden wäre. In seine Augen trat ein Brennen, eine sonderbare Falte erschien flüchtig auf seiner Stirn und gab seinem Gesicht etwas Finsteres.
„Erinnerst du dich genau, mein Lieber, daß Krafft diesen Brief verbrannt hat? Täuschest du dich wirklich nicht?“
„Nein, ich täusche mich nicht,“ beteuerte ich.
„Die Sache ist nur die, daß dieser Brief für sie von gar zu großer Wichtigkeit ist, und wenn du ihn heute in der Hand hättest, so könntest du heute noch ...“ (Er sprach es aber nicht aus, was ich „könnte“). „Ja, wie, hast du ihn denn jetzt nicht bei dir?“
Ich zuckte innerlich zusammen, äußerlich aber ließ ich mir nichts merken, zuckte nicht einmal mit der Wimper; aber ich konnte es noch nicht fassen, daß ich wirklich diese Frage gehört hatte.
„Wie das, bei mir? Ob ich ihn jetzt bei mir habe? Aber wenn Krafft ihn doch damals verbrannt hat?“
„Wirklich?“ Er sah mich plötzlich an, mit brennendem, starrem Blick, mit einem Blick, den ich nie vergessen werde.
Übrigens lächelte er gleich darauf, aber seine ganze Güte, die ganze Weiblichkeit dieses Gesichtsausdrucks, mit dem er mir bis dahin zugehört hatte, waren auf einmal verschwunden. In seinem Ausdruck lag etwas Unbestimmtes und Verwirrtes; er wurde immer zerstreuter. Hätte er sich damals mehr in der Gewalt gehabt, so, wie er sich bis zu diesem Augenblick die ganze Zeit in der Gewalt gehabt hatte, so hätte er diese Frage wegen des Briefes bestimmt nicht gestellt; wenn er es aber tat, so geschah das wohl nur deshalb, weil er selbst so außer sich war. So erkläre ich mir das heute, damals aber begriff ich die Veränderung, die in ihm vorging, kaum oder wenigstens nicht so schnell; ich schwebte ja immer noch in Wonne, und in meiner Seele klang immer noch Musik. Mein Erlebnis war zu Ende erzählt; ich sah ihn an.
„Aber eines ist doch merkwürdig,“ sagte er auf einmal, als ich ihm schon alles bis zum letzten Komma erzählt hatte, „sogar sehr merkwürdig, mein Freund: du sagst, du hättest dort zwischen drei und vier mit ihr gesprochen, und Tatjana Pawlowna wäre nicht zu Haus gewesen?“
„Ich war dort von ungefähr acht Minuten nach drei bis halb fünf.“
„Nun, denk dir mal, ich war genau um halb vier bei Tatjana Pawlowna, es war auf die Minute halb vier, und ich sprach mit ihr in der Küche: ich gehe ja zu ihr oft über die näherliegende Hintertreppe hinauf.“
„Wie, Sie haben sie in der Küche getroffen?“ rief ich, unwillkürlich zurückfahrend vor Schreck.
„Ja, und sie erklärte mir, daß sie mich nicht empfangen könne; ich blieb vielleicht zwei Minuten; denn ich hatte bei ihr nur vorgesprochen, um sie zum Essen einzuladen.“
„Vielleicht war sie in dem Augenblick erst zurückgekehrt?“
„Das weiß ich nicht; übrigens nein, das ist ausgeschlossen: sie war in ihrem Morgenrock. Und die Uhr war genau halb vier.“
„Aber ... Hat Tatjana Pawlowna Ihnen nicht gesagt, daß ich da war?“
„Nein, sie hat mir nicht gesagt, daß du da warst ... Sonst hätte ich es schon gewußt und dich nicht hier danach gefragt.“
„Hören Sie, das ist furchtbar wichtig ...“
„Ja ... je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es ansieht. Du bist sogar erbleicht, mein Lieber. Doch übrigens, was ist denn hierbei schließlich so wichtig?“
„Man hat sich über mich wie über einen dummen Jungen lustig gemacht!“
„Man hat einfach Angst gehabt vor deinem ‚heißen Temperament‘, wie sie sich selbst ausgedrückt hat – nun, und da ist Tatjana Pawlowna gebeten worden, zur Sicherheit zu Hause zu bleiben.“
„Aber, mein Gott, was ist denn das für ein abgekartetes Spiel gewesen! Hören Sie, dann hat sie mich doch das alles in Gegenwart einer dritten Person sagen lassen, in Gegenwart von Tatjana Pawlowna? – die hat ja dann alles gehört, was ich ihr vorhin gesagt habe! Aber das ... das ist ja schrecklich, sich auch nur vorzustellen!“
„C’est selon, mon cher. Und überdies hast du ja selbst vorhin von Weitherzigkeit den Frauen gegenüber gesprochen und noch ausgerufen: ‚Es lebe die Weitherzigkeit, die alles zuläßt!‘“
„Wenn ich Othello wäre und Sie Jago, so hätten Sie nicht besser ... übrigens, ich lache! Von einem Othello kann ja hier gar nicht die Rede sein; denn die Verhältnisse sind ja ganz andere. Und wie sollte ich denn nicht lachen! Mag es doch so gewesen sein! Ich glaube dennoch an das, was unendlich hoch über mir steht, und gebe mein Ideal nicht auf ...! Wenn das ein Scherz von ihr war, so verzeihe ich ihr. Ein Scherz mit einem traurigen Jüngling – nun gut! Ich habe mich ja auch als nichts anderes gegeben. Aber der Student – der Student war doch und ist doch, trotz allem, trotz allem, in ihrem Herzen; – denn wenn er schon einmal in ihrem Herzen, in ihrer Seele war, so ist er es noch und wird es bleiben! Doch genug davon! Hören Sie, was meinen Sie: soll ich nicht lieber gleich zu ihr hinfahren, um die ganze Wahrheit zu erfahren?“
Ich sagte zwar: „Ich lache!“ aber mir standen doch Tränen in den Augen.
„Ja? Fahre nur, mein Freund, wenn du Lust hast.“
„Mir ist, als hätte ich damit meine Seele beschmutzt, daß ich Ihnen das alles erzählt habe. Seien Sie mir nicht böse, Liebster, aber über eine Frau, das sage ich nochmals, über eine Frau kann man einem Dritten nichts anvertrauen; der andere wird das doch nicht verstehen, was man ihm anvertraut. Selbst ein Engel würde das nicht verstehen! Wenn du die Frau achtest – suche dir keinen Vertrauten! Wenn du dich selbst achtest – suche dir keinen Vertrauten! Ich achte mich jetzt selbst nicht. Auf Wiedersehen; ich werde mir das nie verzeihen ...“
„Höre doch auf, Lieber, du übertreibst ja. Du sagst doch selbst, daß ‚nichts geschehen‘ sei.“
Wir traten hinaus auf die Straße am Kanal und nahmen Abschied.
„Wirst du mich denn wirklich nie mit kindlicher Liebe küssen, wie ein Sohn seinen Vater?“ fragte er auf einmal mit einem sonderbaren Beben in der Stimme.
Ich küßte ihn glühend.
„Mein lieber Junge ... Sei immer so reinen Herzens wie heute.“
Ich hatte ihn noch niemals geküßt, und nie hätte ich mir träumen lassen, daß er selbst diesen Wunsch haben könnte.