V. Im Empfangssalon

Doch im Salon schien die Unterredung schon beendet zu sein; Katerina Iwanowna war sehr erregt, sah aber entschlossen aus. Als Aljoscha und Frau Chochlakoff eintraten, hatte sich Iwan Fedorowitsch gerade zum Aufbruch erhoben. Sein Gesicht war ein wenig bleich, und Aljoscha blickte ihn unruhig an. Er fühlte es, daß jetzt wenigstens eines der beängstigenden Rätsel, die ihn schon seit längerer Zeit ununterbrochen gequält hatten, seine Lösung finden mußte. Schon seit einem Monat hatte er von vielen Seiten und zu mehreren Malen gehört, daß sein Bruder Iwan Katerina Iwanowna liebe und vor allen Dingen sie seinem älteren Bruder abspenstig zu machen trachte. Bis zu diesem Tage war das Aljoscha unglaublich und unmöglich erschienen, doch hatte er nicht den Gedanken abschütteln können und hatte darunter nicht wenig gelitten. Er liebte beide Brüder und fürchtete daher um so mehr solch eine Nebenbuhlerschaft. Und nun hatte ihm Dmitrij selbst gesagt, daß er sich über diese Nebenbuhlerschaft Iwans geradezu freue, und daß sie ihm, Dmitrij, in vielem sogar sehr zustatten käme. Was hatte er damit sagen wollen? Doch nicht, daß es ihm auf diese Weise leichter würde, Gruschenka zu heiraten? Das schien Aljoscha der letzte und verzweifelteste Schritt zu sein, den sein Bruder tun könnte. Außerdem war Aljoscha noch bis zum letzten Augenblick in der Szene, die Gruschenka bei Katerina Iwanowna, wie sie sagte „seinetwegen“, d. h. Aljoschas wegen gespielt hatte, immer noch überzeugt gewesen, daß Katerina Iwanowna seinen Bruder Dmitrij leidenschaftlich und unwandelbar liebte.

Doch nach jenem Auftritt und dem Gespräch mit Dmitrij am Kreuzweg, glaubte er es nicht mehr. Außerdem hatte ihm noch immer aus irgendeinem, ihm selbst unerklärlichen Grunde geschienen, daß sie solch einen Menschen wie Iwan überhaupt nicht lieben könnte, daß sie vielmehr gerade seinen Bruder Dmitrij lieben müsse, gerade diesen, und zwar mit allen seinen Fehlern, gerade so, wie er war, trotz der ganzen Ungeheuerlichkeit solch einer Liebe. Doch nach der Szene mit Gruschenka hatte es ihm plötzlich anders geschienen. Die Bemerkung Frau Chochlakoffs: „sie vergewaltigt sich“, hatte ihn fast zusammenzucken gemacht, denn genau dasselbe hatte auch er sich in der Nacht, als er aufgewacht war – wahrscheinlich auf einen unbewußten Traum hin – gesagt: „Sie vergewaltigt sich, sie vergewaltigt sich ja!“ Geträumt aber hatte ihm die ganze Nacht hindurch von jener Szene bei Katerina Iwanowna. Und die offen und bestimmt ausgesprochene Behauptung Frau Chochlakoffs, Katerina Iwanowna liebe seinen Bruder Iwan, „vergewaltige“ sich aber absichtlich aus Laune oder aus sonst einem unerklärlichen Grunde und betrüge und quäle sich selbst mit ihrer Liebe zu Dmitrij, die sie aus Dankbarkeit für ihn empfinden wolle – diese plötzliche Behauptung hatte Aljoscha stutzig gemacht. „Vielleicht liegt in diesen Worten wirklich die ganze Wahrheit,“ dachte er. Aber in welch einer Lage befand sich dann sein Bruder Iwan? Aljoscha fühlte gewissermaßen instinktiv, daß ein Charakter wie Katerina Iwanowna herrschen wollte, herrschen aber konnte sie nur über einen Menschen wie Dmitrij, niemals aber über einen Menschen wie Iwan. Denn nur Dmitrij konnte sich ihr ergeben (wenn auch erst nach langer Zeit), was Aljoscha ihm sogar „zu seinem eigenen Glücke“ wünschte; bei Iwan dagegen war das ganz ausgeschlossen: der konnte sich nicht ergeben, und dem würde solch eine Unterwerfung auch kein Glück bringen. Diese Auffassung von Iwan hatte sich ganz unfreiwillig in Aljoscha entwickelt. Und nun, als er in den Salon eintrat, flogen ihm in einem Augenblick wieder alle diese Zweifel und Bedenken und Gedanken durch den Sinn. Es tauchte in ihm auch noch ein anderer Gedanke auf: „Wie aber, wenn sie keinen von beiden liebt, weder den einen noch den anderen?“ Doch Aljoscha schämte sich seiner Gedanken und hatte sich ihretwegen jedesmal Vorwürfe gemacht, wenn sie ihm im letzten Monat wieder und wieder gekommen waren. „Was verstehe ich denn von Liebe und von Frauen, und wie kann ich nur solche Schlüsse ziehen,“ sagte er sich vorwurfsvoll, wenn er wieder Ähnliches gedacht hatte. Und doch war es unmöglich, nicht daran zu denken. So erriet er denn gleichfalls instinktiv, daß diese Nebenbuhlerschaft im Schicksal seiner beiden Brüder eine der wichtigsten Fragen war, von der vieles abhing. „Das eine Geschmeiß wird das andere Geschmeiß verschlingen,“ hatte Iwan am Tage vorher in der Gereiztheit vom Vater und vom Bruder Dmitrij gesagt. Also war Dmitrij in seinen Augen ein Geschmeiß, und das vielleicht schon lange? Oder sollte er es nicht erst seit dem Augenblick geworden sein, da Iwan Katerina Iwanowna kennen gelernt hatte? Diese Worte waren ihm natürlich halb aus Versehen entschlüpft, doch um so bedeutungsvoller waren sie dann, wenn er sie vielleicht gegen seinen Willen laut ausgesprochen hatte. Wenn das aber wirklich so war, wie konnte man dann auf eine friedliche Lösung hoffen? Gab es dann nicht noch neue Ursachen zu Haß und Feindschaft in ihrer Familie? Und vor allen Dingen, wen sollte er, Aljoscha, dann bedauern, und was einem jeden von ihnen wünschen? Er hatte sie beide lieb; doch was sollte er ihnen inmitten so furchtbarer Widersprüche raten? In diesem Labyrinth konnte man sich ja noch ganz und gar verlieren! Aljoschas Herz aber konnte die Ungewißheit nicht ertragen, denn seine Liebe wollte immer gleich aktiv eingreifen. Passiv zu lieben, verstand er nicht: hatte er etwas liebgewonnen, so wollte er auch sofort helfen. Um aber hier zu helfen, mußte er zuerst die Wahrheit wissen, mußte er ein festes Ziel vor sich sehen; doch statt dessen sah er nur Unklarheit und Irrwege. „Vergewaltigungen der eigenen Person und ein Vergewaltigenwollen des Schicksals“ – das war es! Doch was konnte er davon verstehen? Verstand er doch nicht einmal das erste Wort in diesem ganzen Durcheinander!

Als Katerina Iwanowna Aljoscha erblickte, sagte sie hastig und freudig zu Iwan Fedorowitsch, der sich schon erhoben hatte, um fortzugehen:

„Ach, noch einen Augenblick! Bitte, bleiben Sie noch einen Augenblick. Ich will vorher noch die Meinung desjenigen hören, zu dem ich von ganzem Herzen das größte Zutrauen habe. Und Katerina Ossipowna, auch Sie möchte ich bitten, nicht fortzugehen,“ sagte sie zu Frau Chochlakoff. Sie hieß Aljoscha neben sich Platz nehmen. Frau Chochlakoff setzte sich ihr gegenüber neben Iwan Fedorowitsch.

„Jetzt habe ich alle meine Freunde hier, alle, die ich nur besitze,“ begann sie mit warmer Stimme, in der Tränen zu zittern schienen, und Aljoscha fühlte, wie sich sein Herz sofort wieder ihr zuwandte. „Sie, Alexei Fedorowitsch, Sie waren gestern Zeuge dieser ... furchtbaren Stunde. Sie sahen, wie ich war. Sie haben es nicht gesehen, Iwan Fedorowitsch, er aber hat es mit eigenen Augen gesehen. Was er gestern von mir gedacht hat, das weiß ich nicht; ich weiß nur, daß ich, wenn sich heute dasselbe wiederholen sollte, auch heute dieselben Gefühle, dieselben Worte und dieselben Absichten äußern würde. Sie erinnern sich wohl noch meiner Absichten, Alexei Fedorowitsch, Sie selbst hielten mich ja noch von der Ausführung einer derselben zurück ...“ (Als sie das sagte, errötete sie und ihre Augen blitzten auf.)

„Ich sage es Ihnen ganz offen, Alexei Fedorowitsch, daß ich mich mit nichts von dem, was geschehen ist, aussöhnen kann. Hören Sie, Alexei Fedorowitsch, ich weiß nicht einmal, ob ich ihn jetzt liebe. Er tut mir jetzt leid; das aber ist ein schlechtes Zeichen für Liebe. Wenn ich ihn noch liebte, wenn ich noch fortführe, ihn zu lieben, so würde er mir jetzt vielleicht nicht leid tun, sondern ich würde ihn wahrscheinlich hassen ...“

Ihre Stimme bebte, und Tränen blitzten an ihren Wimpern. Aljoscha fuhr innerlich zusammen: „Dieses Mädchen ist offenherzig und kann nicht lügen,“ sagte er sich, „und ... und sie liebt Dmitrij nicht mehr!“

„Das ist richtig, das haben Sie vollkommen richtig bemerkt, Katerina Iwanowna,“ sagte Frau Chochlakoff eifrig.

„Warten Sie noch ein wenig, liebe Katerina Ossipowna, das Wichtigste habe ich noch nicht gesagt; ich habe noch nicht alles ausgesprochen, was ich in dieser Nacht beschlossen habe. Ich fühle es, daß mein Entschluß vielleicht furchtbar ist – furchtbar für mich; aber ich fühle auch schon im voraus, daß ich ihn um keinen Preis, um nichts in der Welt verändern werde, in meinem ganzen Leben nicht! So wird es sein! Mein lieber Freund Iwan Fedorowitsch, mein einziger, hochherziger Ratgeber, den ich in der Welt habe, stimmt mir in allem bei, und auch er hat als tiefer Herzenskenner meinen Entschluß gebilligt ... Er kennt ihn.“

„Ja, ich billige ihn,“ sagte mit leiser, doch fester Stimme Iwan Fedorowitsch.

„Aber ich will, daß auch Aljoscha – ach, verzeihen Sie, Alexei Fedorowitsch, daß ich Sie einfach Aljoscha genannt habe – ich will, daß auch Alexei Fedorowitsch mir jetzt sagt, hier gleich, in Gegenwart meiner beiden Freunde, ob ich recht habe oder nicht. Ich habe das instinktive Vorgefühl, daß Sie, Aljoscha, mein lieber Bruder Sie – denn Sie sind ja doch mein lieber Bruder,“ fuhr sie wieder begeistert fort und erfaßte seine kalte Rechte mit ihrer heißen Hand, „ich fühle es im voraus, daß Ihr Urteilsspruch, Ihre Billigung mir, trotz meiner Qualen, Ruhe geben wird, denn nach Ihrem Urteilsspruch werde ich verstummen und mich ergeben – das fühle ich im voraus!“

„Ich weiß nicht, wonach Sie mich fragen,“ sagte Aljoscha errötend, „ich weiß nur, daß ich Sie liebhabe und Ihnen in diesem Augenblick mehr Glück wünsche als mir selbst ... Aber ich verstehe doch nichts von diesen Dingen ...“ beeilte er sich aus irgendeinem Grunde hinzuzufügen.

„In diesen Dingen, Alexei Fedorowitsch, in diesen Dingen ist jetzt die Hauptsache – Ehre und Pflicht, und ich weiß nicht, was noch; ja es ist etwas Höheres, etwas, das vielleicht sogar höher ist als selbst die Pflicht. Das Herz sagt mir von diesem unbezwingbaren Gefühl, das mich übermächtig mit sich fortzieht. Es läßt sich übrigens alles in zwei Worten ausdrücken; ich habe mich schon entschlossen: Selbst wenn er jenes ... Geschöpf heiraten sollte,“ fuhr sie feierlich fort, „dem ich niemals, niemals verzeihen kann, so werde ich ihn doch nicht verlassen! Von nun an werde ich ihn niemals, niemals mehr verlassen!“ sagte sie gleichsam mit einer gesprungenen Note in gezwungener, fast müder Begeisterung. „Ich will damit nicht sagen, daß ich mich ihm überallhin nachschleppen, mich beständig in seinen Weg, vor seine Augen drängen, ihn quälen werde – o nein, ich werde in eine andere Stadt ziehen, einerlei wohin, aber ich werde ihn mein ganzes Leben, mein ganzes Leben lang nicht aus dem Auge lassen. Wenn er aber mit jener unglücklich wird, und das wird ja bestimmt sofort geschehen, so kann er zu mir kommen und in mir einen Freund und eine Schwester finden ... natürlich nur eine Schwester ... Und das dann auf ewig, und er wird sich endlich überzeugen, daß diese Schwester in der Tat seine Schwester ist, die ihn wirklich liebt und ihm ihr ganzes Leben geopfert hat. Ich werde es erreichen, werde es durchsetzen, daß er mich endlich kennen lernt und mir alles, ohne sich zu schämen, gesteht!“ stieß sie erregt, fast außer sich hervor. „Ich werde sein Gott sein, zu dem er betet – wenigstens das ist er mir für seinen Verrat und für alles, was ich gestern durch ihn erlitten habe, schuldig. Und so mag er denn sein Lebelang sehen, daß ich ihm mein ganzes Leben lang treu bleibe und mein Wort, das ich ihm einmal gegeben habe, halte, halte, obgleich er mir untreu ist und mich verraten hat. Ich werde ... ich werde mich in ein Mittel zu seinem Glück verwandeln, und das fürs ganze Leben ... oder – wie soll ich das sagen – in ein Instrument, in eine Maschine, die sein Glück schafft, fürs ganze Leben, für mein ganzes Leben, und damit er es hinfort sein ganzes Leben lang erfährt! Das ist mein Entschluß! Iwan Fedorowitsch billigt ihn und stimmt mir in allem vollkommen bei.“

Atemlos endete sie. Vielleicht hatte sie ihren Gedanken viel würdiger, geschickter und natürlicher ausdrücken wollen, nun aber hatte sie ihn gar zu eilig, gar zu nackt ausgedrückt. Viel war dabei jugendliche Ungeduld, vieles verriet auch noch die ertragene Kränkung und das Bedürfnis, sich stolz zu zeigen; das alles fühlte sie selbst: ihr Gesicht verfinsterte sich, und der Ausdruck ihrer Augen ward nicht gut. Aljoscha bemerkte es sofort, – Mitleid erhob sich in seinem Herzen. Und da tat gerade noch Iwan Fedorowitsch das seinige hinzu.

„Ich habe vorhin nur meine Meinung geäußert,“ sagte er. „Bei jeder anderen wäre das alles verstellt, gezwungen, bei Ihnen aber ist es das nicht. Eine andere wäre dabei unaufrichtig, Sie aber sind aufrichtig, und somit haben Sie recht. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll; ich sehe nur, daß Sie aufrichtig sind, im höchsten Grade aufrichtig, und darum sind Sie auch im Recht ...“

„Aber doch nur in diesem Augenblick! – Und dieser Augenblick ist ja doch nichts anderes als die Folge der gestrigen Beleidigung!“ unterbrach plötzlich Frau Chochlakoff, deren Absicht augenscheinlich gewesen war, sich nicht einzumischen, die es aber nun doch nicht mehr ausgehalten und sich mit einer sehr richtigen Bemerkung in das Gespräch hineinmischte.

„Ganz recht,“ sagte Iwan in einem fast verwegenen Tone und doch, als ob er sich plötzlich darüber geärgert hätte, daß er unterbrochen worden war, „Sie haben vollkommen recht, gnädige Frau: bei einer anderen wäre das nur der Einfluß der gestrigen Erregung und würde nur eine Minute andauern, bei Katerina Iwanowna aber wird dieser Augenblick eben ihr ganzes Leben lang andauern. Was für andere nur Versprechen ist, das ist für sie lebenslängliche, vielleicht schwere, doch unermüdliche Erfüllung ihrer Pflicht. Und das Gefühl dieser Pflichterfüllung wird ihr genügen. Ihr Leben, Katerina Iwanowna, wird von nun an in marternder Beobachtung und Zergliederung der eigenen Gefühle, der eigenen Heldentat und des eigenen Leides bestehen, doch späterhin wird sich dieses Leid mildern, und Ihr Leben wird sich dann in ein angenehmes Betrachten verwandeln, in ein unaufhörliches Betrachten des ein für allemal gefaßten und erfüllten stolzen Vorsatzes, der in seiner Art tatsächlich stolz, jedenfalls aber verzweifelt ist, doch den Sie auf sich genommen haben. Und dieses Denken daran wird Sie schließlich vollkommen befriedigen und Sie mit allem übrigen aussöhnen ...“

Er sprach dies mit einer gewissen Bosheit, sagte es mit Absicht gerade so, und vielleicht wollte er seine Absicht auch nicht einmal verbergen, d. h., daß er dies so absichtlich spöttisch sagte.

„O Gott, das ist ja wieder nicht das!“ seufzte Frau Chochlakoff.

„Alexei Fedorowitsch, aber so sagen Sie doch! Es quält mich, ich will wissen, was Sie dazu sagen!“ rief Katerina Iwanowna erregt und brach plötzlich in Tränen aus. Aljoscha erhob sich von seinem Platz.

„Das ist nichts, nichts!“ fuhr sie weinend fort, „das kommt nur von der Erregung, von der schlaflosen Nacht; aber bei zwei so treuen Freunden, wie Sie und Ihr Bruder, fühle ich mich noch stark ... denn ich weiß ... Sie beide werden mich nie verlassen.“

„Leider muß ich vielleicht morgen schon nach Moskau fahren und Sie auf lange verlassen ... Und leider läßt sich das nicht mehr ändern ...“ sagte plötzlich Iwan Fedorowitsch.

„Morgen, nach Moskau!“ Das ganze Gesicht Katerina Iwanownas verzerrte sich plötzlich. „Aber ... ach Gott, wie glücklich sich das trifft!“ rief sie auch schon im selben Augenblick mit vollkommen veränderter Stimme, und im selben Augenblick hatte sie auch schon ihre Tränen verscheucht, so daß von ihnen nicht einmal eine Spur blieb ... In einem einzigen Augenblick ging mit ihr diese erstaunliche Veränderung vor sich, eine Veränderung, die Aljoscha nicht wenig in Verwunderung setzte: an Stelle des armen, beleidigten Mädchens erschien plötzlich ein Weib vor ihm, das vollkommen seiner mächtig war und mit irgend etwas sogar ungemein zufrieden schien – ganz, als ob sie sich über irgend etwas plötzlich sehr gefreut hätte.

„O, ich meine natürlich nicht, daß Sie uns verlassen, natürlich meinte ich das nicht so,“ versuchte sie gleichsam ihren unbedachten Ausruf mit freundlichem Gesellschaftslächeln zu verbessern, – „ein Freund, wie Sie, kann das ja auch gar nicht mißverstehen. Im Gegenteil, ich bin nur zu unglücklich darüber, daß ich Sie entbehren muß!“ Sie wandte sich plötzlich zu Iwan Fedorowitsch, ergriff ungestüm seine beiden Hände und drückte sie warm. „Ich freue mich nur deswegen darüber, weil Sie jetzt persönlich in Moskau meiner Tante und Agascha meine ganze Lage, dieses ganze Entsetzen, in dem ich mich befinde, werden schildern können, Agascha gegenüber natürlich ganz aufrichtig, Tantchen aber schonender – so, wie nur Sie allein es verstehen. Sie können sich ja nicht vorstellen, wie unglücklich ich gestern und heute morgen war: ich weiß es wirklich nicht, wie ich diesen furchtbaren Brief schreiben soll ... denn in einem Brief das wiederzugeben, das ist ja ganz unmöglich ... Jetzt aber fällt es mir viel leichter, alles zu schreiben, denn Sie werden dort bei ihnen sein und alles erklären. O, wie mich das freut! Und nur deswegen freue ich mich darüber, das glauben Sie mir doch. Selbst sind Sie mir natürlich unersetzlich ... Ich werde sofort den Brief schreiben,“ sagte sie plötzlich, und sie erhob sich schon, um ins andere Zimmer zu gehen.

„Aber Aljoscha! Aber die Meinung Alexei Fedorowitschs, die Sie so gern erfahren wollten?“ rief Frau Chochlakoff, sie aufhaltend. Etwas Böses und Feindseliges klang durch ihre Worte.

„Das habe ich auch nicht vergessen,“ – Katerina Iwanowna blieb sofort stehen – „aber warum sind Sie heute so feindselig zu mir, Katerina Ossipowna?“ fragte sie mit bitterem, heißem Vorwurf. „Was ich gesagt habe, das tue ich auch. Ich brauche unbedingt seine Meinung, ja, ich bedarf sogar seines Urteils! So wie er sagt, wird es auch sein – sehen Sie, wie sehr mich im Gegenteil nach Ihren Worten verlangt, Alexei Fedorowitsch ... Aber, was haben Sie?“

„Das hätte ich nie gedacht, nie für möglich gehalten!“ sagte Aljoscha traurig, doch sehr erregt.

„Was, was nicht gedacht?“

„Er fährt nach Moskau, Sie aber sagen, das freue Sie – das haben Sie absichtlich ausgerufen! Darauf aber begannen Sie sofort zu erklären, daß Sie sich nicht darüber freuten, sondern es bedauerten, daß ... Sie einen Freund verlieren, – aber auch das haben Sie absichtlich so vorgespielt ... wie im Theater, in der Komödie vorgespielt! ...“

„Was? ... Im Theater? ... Was sagen Sie?“ fragte Katerina Iwanowna maßlos verwundert; sie erglühte plötzlich und zog die Brauen zusammen.

„Aber wie sehr Sie ihm auch versichern, daß Sie den Freund in ihm vermissen werden, Sie behaupten ihm doch offen ins Gesicht, daß das Glück darin bestehe, daß er fortfährt ...“ sagte ganz atemlos Aljoscha.

„Wovon reden Sie, ich weiß nicht ...“

„Ich weiß es selbst auch nicht ... Es ist plötzlich wie eine Erleuchtung über mich gekommen ... Ich weiß, daß ich das nicht gut ausdrücke, aber ich werde trotzdem alles sagen,“ fuhr Aljoscha mit zitternder und halb versagender Stimme fort. „Meine Erleuchtung besteht darin: Ich sehe, daß Sie meinen Bruder Dmitrij vielleicht überhaupt nicht lieben ... von Anfang an nicht ... und auch Dmitrij Sie vielleicht überhaupt nicht liebt ... von Anfang an überhaupt nicht ... und Sie nur sehr achtet ... Ich, wirklich, ich weiß nicht, wie ich wage, das alles zu sagen, aber irgend jemand muß doch die Wahrheit sagen ... denn hier will es ja niemand tun.“

„Was für eine Wahrheit?“ rief Katerina Iwanowna, und Zorn klang durch ihre Stimme.

„Diese Wahrheit,“ stotterte Aljoscha atemlos, „lassen Sie sofort Dmitrij herrufen – ich werde ihn schon finden –, und mag er dann herkommen, Sie an der Hand nehmen, darauf Iwans Hand erfassen und ihre beiden Hände vereinigen. Denn Sie quälen Iwan nur darum, weil Sie ihn lieben ... und quälen ihn, weil Sie Dmitrij zu lieben glauben ... ihn aber nicht wirklich lieben ... Sie haben es sich nur so eingeredet ...“

Aljoscha stockte und verstummte.

„Sie ... Sie ... Sie kleiner Schwachsinniger!“ stieß Katerina Iwanowna bleich und mit zuckenden Lippen hervor. Iwan Fedorowitsch lachte plötzlich laut auf und erhob sich. Seinen Hut hatte er schon in der Hand.

„Du täuschst dich, mein guter Aljoscha,“ sagte er mit einem Gesichtsausdruck, den Aljoscha noch nie an ihm gesehen hatte, – mit dem Ausdruck einer echt jugendlichen Herzlichkeit und eines starken, unbezwingbar aufrichtigen Gefühls, „niemals hat Katerina Iwanowna mich geliebt! Die ganze Zeit über hat sie gewußt, daß ich sie liebe, obgleich ich ihr kein einziges Mal ein Wort von meiner Liebe gesagt habe – sie hat es gewußt, hat aber nie mich geliebt. Ihr Freund bin ich gleichfalls nie gewesen, nicht einen einzigen Tag lang: das stolze Weib bedurfte meiner Freundschaft nicht. Sie wollte mich bei sich haben, um sich ununterbrochen rächen zu können. Sie rächte sich an mir für alle Beleidigungen, die sie ununterbrochen, an jedem Tage dieser ganzen Zeit durch Dmitrij erfuhr, Beleidigungen von ihrer ersten Begegnung an; denn auch ihre erste Begegnung mit ihm ist in ihrem Herzen als Beleidigung zurückgeblieben. Ja, so ist ihr Herz. Diese ganze Zeit habe ich nur ihr zugehört, wie sie von ihrer Liebe zu ihm gesprochen hat. Jetzt fahre ich fort, doch lassen Sie es sich gesagt sein, gnädiges Fräulein, daß Sie wirklich nur ihn allein lieben. Und je mehr er Sie kränken wird, desto mehr werden Sie ihn lieben. Das ist Ihre ganze Selbstvergewaltigung. Sie lieben ihn geradeso, wie er ist, als Ihren Beleidiger lieben Sie ihn. Wenn er sich bessern würde, so würden Sie ihn verlassen, und Sie würden sofort aufhören, ihn zu lieben. Jetzt aber bedürfen Sie seiner, um ununterbrochen an Ihre große Treue denken zu können und ihm seine Untreue vorzuwerfen. Alles das kommt nur von Ihrem Stolz. O, hierbei ist natürlich auch viel Unterwürfigkeit und Selbsterniedrigung, doch tun Sie es trotzdem nur aus Stolz ... Ich bin noch zu jung und habe Sie gar zu leidenschaftlich geliebt. Ich weiß, daß ich Ihnen das nicht zu sagen brauchte, es wäre meinerseits stolzer und würdiger, Sie einfach so zu verlassen; und es wäre auch nicht so kränkend für Sie. Aber ich fahre ja weit fort und werde niemals mehr wiederkehren. Ich gehe doch auf ewig ... Ich will nicht neben einer sich selbst Vergewaltigenden leben ... Übrigens verstehe auch ich mich nicht mehr auszudrücken ... Leben Sie wohl, Katerina Iwanowna, Sie haben kein Recht, sich über mich zu ärgern, denn ich bin hundertmal mehr bestraft als Sie: bestraft schon allein dadurch, daß ich Sie nie mehr sehen werde. Deshalb nochmals: leben Sie wohl. Ich bedarf Ihres Händedrucks nicht. Sie haben mich viel zu bewußt gequält, als daß ich Ihnen jetzt verzeihen könnte. Später werde ich verzeihen, doch jetzt brauchen Sie mir Ihre Hand nicht zu geben ... Den Dank, Dame, begehr ich nicht,“ fügte er plötzlich mit einem erzwungenen Lächeln hinzu und zeigte somit ganz unerwarteterweise, daß auch er Schiller so gelesen hatte, daß er ihn auswendig behalten, was Aljoscha früher nie geglaubt hätte. Iwan verließ das Zimmer, ohne sich selbst von Frau Chochlakoff, der Hausfrau, zu verabschieden. Aljoscha wollte ihm nachstürzen.

„Iwan!“ rief er ganz verloren seinem Bruder nach, „Iwan, komm zurück! Ach, jetzt wird er ja um keinen Preis mehr zurückkehren!“ rief er in verzweiflungsvoller Erkenntnis. „Aber das ist meine Schuld, ich habe es dazu gebracht! Iwan sprach boshaft, er sprach erregt, ungerecht und böse ... Er muß wieder herkommen, er muß zurückkommen, er muß! ...“ versicherte Aljoscha immer noch wie ein Halbwahnsinniger.

Katerina Iwanowna ging plötzlich ins Nebenzimmer.

„Das war großartig von Ihnen, Sie haben wie ein Engel gehandelt!“ flüsterte ihm in erregter Begeisterung Frau Chochlakoff zu. „Ich werde alles in Bewegung setzen, damit Iwan Fedorowitsch nicht fortfährt ...“

Ihr Gesicht strahlte vor Freude, was Aljoscha nicht geringen Kummer verursachte. In dem Augenblick kehrte Katerina Iwanowna aus dem Nebenzimmer zurück. Sie hatte zwei Hundertrubelscheine in der Hand.

„Ich habe eine große Bitte an Sie, Alexei Fedorowitsch,“ begann sie, sich direkt an Aljoscha wendend, mit anscheinend ruhiger, gleichmäßiger Stimme, als wäre wirklich nichts geschehen. „Vor einer Woche, – ja, ich glaube vor einer Woche – hat Dmitrij Fedorowitsch eine unüberlegte und ungerechte Tat begangen, eine schändliche Tat. Es gibt hier ein Lokal, ein Gasthaus oder so etwas ähnliches. Dort hat er einen verabschiedeten Offizier getroffen, einen Hauptmann, den Ihr Vater mit irgendwelchen Dingen beschäftigt. Dmitrij Fedorowitsch hatte sich nun aus irgendeinem Grunde über diesen Hauptmann geärgert, ihn am Bart gepackt und in Gegenwart aller Gäste in dieser erniedrigenden Weise hinaus auf die Straße gezogen, und man sagt, der Sohn dieses Hauptmanns, ein kleiner Junge, der das hiesige Gymnasium besucht, habe es gesehen und sei die ganze Zeit neben ihnen hergelaufen und habe laut geweint und für den Vater gebeten, und sei zu allen auf der Straße gelaufen, um sie zu bitten, seinen Vater doch zu verteidigen, doch die Leute hätten nur gelacht ... Verzeihen Sie, Alexei Fedorowitsch, ich kann nicht ohne heftigen Unwillen dieser schmachvollen Handlung, die er begangen hat, gedenken ... das ist wieder eine dieser Handlungen, zu denen sich nur Dmitrij Fedorowitsch in seinem Zorn hinreißen lassen kann ... und in seinen Leidenschaften! Ich kann nicht einmal alles so wiedergeben, ich kann es nicht ... Ich finde nicht die richtigen Worte. Ich habe mich jetzt nach dem Beleidigten erkundigt und erfahren, daß er ein sehr armer Mensch ist. Sein Familienname ist Ssnegireff. Er hat sich im Dienst irgendwie vergangen und daraufhin den Abschied bekommen ... Ich verstehe das nicht zu erzählen ... und jetzt ist er mit seiner ganzen Familie hier, mit kranken Kindern und einer, ich glaube, irrsinnigen Frau und lebt in furchtbarer Armut. Er war schon früher in dieser Stadt, er soll hier Schreiber gewesen sein. Plötzlich aber ist er unbeschäftigt! Ich habe jetzt meinen Blick auf Sie geworfen, das heißt, ich dachte – ach, ich weiß nicht, ich verwirre mich die ganze Zeit –, sehen Sie, ich wollte Sie bitten, mein bester Alexei Fedorowitsch, zu ihm zu gehen, unter einem Vorwande natürlich, zu diesem Hauptmann, – o Gott! ich komme immer aus dem Konzept, – und zart, vorsichtig, – geradeso, wie nur Sie allein es zu sagen verstehen“ (Aljoscha errötete plötzlich), „ihm diese Unterstützung zu übergeben, hier, diese zweihundert Rubel ... Oder nein, wie soll ich mich ausdrücken? Sehen Sie, das soll nicht eine Zahlung sein, um ihn zu beschwichtigen, damit er keine Klage einreicht – ich glaube, er soll dies beabsichtigt haben –, sondern einfach Mitleid, aus dem Wunsch zu helfen ... von mir, von mir, der Braut Dmitrij Fedorowitsch, nicht von ihm ... O, Sie werden es schon verstehen ... Ich würde selbst zu ihm fahren, aber Sie werden es viel besser machen als ich. Er wohnt in einer kleinen Straße, in der Seestraße, im Hause der Kleinbürgerin Kalmykowa ... Ich bitte Sie, Alexei Fedorowitsch, tun Sie das für mich, ich ... ich bin jetzt etwas ... müde. Auf Wiedersehen ...“

Sie wandte sich so hastig um und verschwand so schnell hinter der Portiere, daß Aljoscha nichts mehr sagen konnte, – und er wollte ihr doch noch so vieles sagen. Er wollte sie um Verzeihung bitten, wollte sich beschuldigen – kurz, etwas sagen wollte er, denn sein Herz war voll von dem, und er wollte sie unter keiner Bedingung so verlassen. Aber schon ergriff ihn Frau Chochlakoff an der Hand und zog ihn hinaus. Im Vorzimmer hielt sie ihn wieder wie vorhin auf.

„Sie ist stolz, sie quält sich selbst, aber sie ist gut, großmütig, hochherzig!“ flüsterte sie ihm zu. „O, wenn Sie wüßten, wie ich sie liebe, besonders zuweilen, und wie ich mich jetzt wieder über alles, alles freue! Lieber Alexei Fedorowitsch, Sie wissen ja noch gar nicht alles! So hören Sie denn, daß wir alle, alle, – ich, ihre beiden Tanten, – kurz, alle, sogar Lise, schon einen ganzen Monat lang nur dieses eine wünschen und durchsetzen wollen, daß sie sich von Ihrem geliebten Dmitrij Fedorowitsch, der nichts von ihr wissen will und sie überhaupt nicht liebt, lossagt und Iwan Fedorowitsch heiratet, den gebildetsten und prächtigsten jungen Mann, der sie mehr als alles auf der Welt liebt. Wir haben doch hier eine ganze Verschwörung gebildet, und ich fahre vielleicht nur deswegen noch nicht fort ...“

„Aber sie weinte doch, sie ist doch wieder beleidigt!“ unterbrach sie Aljoscha.

„Glauben Sie nicht den Tränen einer Frau, Alexei Fedorowitsch, in solchen Fällen bin ich immer gegen die Frauen und für die Männer.“

„Mama, Sie verderben ihn,“ ertönte Lisas Stimmchen durch die Türspalte.

„Nein, ich bin die Ursache dieses Unglücks, ich trage die Schuld an allem!“ wiederholte der untröstliche Aljoscha, schämte sich wegen seines Ausfalls und bedeckte seine Augen mit der Hand.

„Im Gegenteil, Sie haben wie ein Engel gehandelt, wie ein Engel, ich bin bereit, Ihnen das hunderttausendmal zu wiederholen!“

„Mama, wieso hat er wie ein Engel gehandelt?“ ertönte wieder Lisas Stimme.

„Es schien mir plötzlich, als ich sie beide so sah,“ fuhr Aljoscha fort, wie wenn er Lisa überhaupt nicht gehört hätte, „daß sie Iwan liebt, und so sagte ich denn auch diese Dummheit ... Aber was wird jetzt daraus werden!“

„Was, woraus, woraus soll etwas werden?“ rief Lisa wieder ungeduldig durch die Tür. „Mamachen, Sie wollen mich sicherlich umbringen! Ich frage schon zum hundertstenmal, Sie aber antworten mir überhaupt nicht!“

In dem Augenblick kam die Zofe hereingelaufen ...

„Gnädige Frau, das Fräulein fühlt sich sehr schlecht ... sie weint ... und schlägt um sich ...“

„Was, was ist da los?!“ klang Lisas erregte Stimme durch die Tür. „Mama, ich werde sofort einen Anfall bekommen, aber nicht Katjä!“

„Lise, um Gottes willen, schrei nicht so, töte mich nicht! Du bist noch zu jung, du darfst noch nicht alles erfahren, wovon Erwachsene sprechen, ich werde dir später alles erzählen, was ich dir davon erzählen kann. O Gott! ich komme schon, ich komme schon ... Ein hysterischer Anfall? Das ist vorzüglich, daß sie diesen Anfall hat! Gerade das war ja nötig! In solchen Fällen bin ich immer gegen die Frauen, gegen alle diese hysterischen Anfälle und Frauentränen. Julija, lauf sofort zurück und sage, daß ich schon zu ihr eile! Und daß Iwan Fedorowitsch so fortgegangen ist, das ist ihre eigene Schuld! Aber er wird ja nicht fortfahren. Lise, um Gottes willen schrei nicht so! Ach, du schreist ja gar nicht, nur ich rege mich so auf, verzeih deiner Mama, aber ich bin ganz entzückt, ganz entzückt davon, entzückt sage ich Ihnen! Sie haben auch bemerkt, Alexei Fedorowitsch, als was für ein junger, leidenschaftlicher junger Mann sich Iwan Fedorowitsch vorhin plötzlich erwies! Ich glaubte immer, er sei ein so gelehrter Akademiker, und plötzlich ist er so glühend-temperamentvoll, so offenherzig und jung, geradeso – so unerfahren und jung, das war wirklich so reizend an ihm, ganz als ob Sie es gewesen wären ... Und wie er noch diese deutschen Worte zitierte – aber ganz wie Sie! Ach, ich laufe, ich eile schon! Gehen Sie, beeilen Sie sich, diesen Auftrag auszuführen und kommen Sie schnell zurück! Lise, brauchst du nicht etwas? Halt ihn nur keine Minute auf, er wird gleich zu dir zurückkehren.“

Frau Chochlakoff eilte schließlich wirklich fort. Aljoscha wollte, bevor er fortging, noch einmal die Tür zu Lisas Zimmer öffnen.

„Auf keinen Fall!“ rief ihm Lise empört zu, „jetzt unter keiner Bedingung mehr! Sprechen Sie so, durch die Tür. Für was für eine Heldentat werden Sie zum Engel erhoben? Nur das allein will ich wissen.“

„Für eine furchtbare Dummheit, Lise! Auf Wiedersehen!“

„Unterstehen Sie sich nicht, so fortzugehen!“ rief Lisa empört.

„Lise, ich habe großes Herzeleid! Ich werde sofort zurückkommen, aber ich habe großen, großen Kummer!“

Und er verließ schnell das Zimmer und das Haus.

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