80

Ein weißes Schiff zieht durch die Hafeneinfahrt, läßt das lehmige Brackwasser hinter sich, gewinnt das blaue, sonnige Meer. Fritz steht im Heck, über den Schaumwirbeln der Schraube, sieht die hellen Strandhäuser mit den Palmen und Büschen ihrer Gärten langsam unter den Horizont versinken. Das Lotsenboot jagt unter kräftiger Brise zum Lande zurück. Endlich nur weit im Süden, Meer und Himmel trennend, ein dünner gelber Strich: Afrika! Ein letzter Blick noch — vorbei!

Des Schiffes Bug zeigt nach Norden.

Ernst W. Freißler

Schwefelblüte

Novelletten. 2. Auflage

Hamburgischer Korrespondent: Diese kleinen, teilweise schon im Simplicissimus erschienenen Geschichtchen sind in dieser Einfachheit so spannend und unterhaltend geschrieben, daß man bedauert, sie so schnell durchgelesen zu haben. Jede einzelne von ihnen zeigt Freißler als amüsanten Plauderer, der die Schwächen, Fehler und Launen seiner Mitmenschen in geradezu diabolischer Weise bespöttelt. Den Banausen und Philistern versetzt er manchen Schlag. Trotzdem er voller Ironie und Sarkasmus steckt, weist er doch auch dem echten Humor seinen Platz an und entwirft harmlos ulkige Bilder. Die Knappheit der Handlung und des Stils werden den Leser erfrischen. Versteht der Verfasser es doch, durch seine glänzende Dialektik zu überzeugen und mit einzelnen Novelletten Hypochonder zum Lachen zu bringen.

Breslauer Zeitung: Ernst W. Freißler ist als E. W. Günter aus dem „Simplicissimus“ bekannt. Nun hat er sein Pseudonym gelüftet und seine kleinen psychologischen Feuilletons und die geistreichen, ironischen Menschenporträts, die man von ihm bereits kannte, gesammelt. „Schwefelblüte“ nannte er diesen Band, der eine nachdenkliche Stunde vermittelt. Freißler hat glänzende Mittel. Er verfügt über eine stilistische Gewandtheit, die ihn interessant darstellen läßt, aber auch über einen sprachlichen Reichtum, dem glänzender Arabeskenzierat bei der Abrundung und Ausschmückung seiner novellistischen Bilder gelingt.

Saale-Zeitung, Halle: Der Verfasser gibt Genrebilder mannigfaltigster Art. In diesen knappen Bildern zeigt sich die Begabung Freißlers am deutlichsten. Ein mit wenigen Strichen scharf umrissener Hintergrund, vor dem die mit kraftvoller Hand gezeichnete Studie sich markant abhebt.

Albert Langen, Verlag in München

Ernst W. Freißler

Der Hof zu den Nußbäumen
und andere Novellen

8. Auflage

Literarisches Echo, Berlin: Freißler vereinigt in dem schmucken Bändchen ein paar ernste und heitere Erzählungen. Die lustige Wirkung verdankt er seiner satirischen Sehschärfe und einem ironischen Erzählerton, der voll reizender Bosheiten steckt, weil er sich mit anscheinender Biederkeit gibt ... All diese Dinge erzählt Freißler unterhaltend, gewandt, auf das Psychologische bedacht, unterschiedlicher Töne fähig und mit guter Herausarbeitung des Effekts.

Schlesische Zeitung, Breslau: Mit raffinierter Wortkunst drängt er seine Geschichten zuweilen in kleinste feuilletonistische Formate zusammen und erzielt dabei auch ohne unerwartete Schlußpointen nachhaltige Wirkungen.

Die Post, Berlin: Freißler erlebte den Krieg. Er suchte ihn geistig und seelisch zu begreifen und gibt nun die Bilder seines Schauens wieder. Seine Erzählungen sind vertieft und doch auch lebendig und frisch, sie zeigen Freißlers Gestaltungskraft, wie die Fähigkeit zu einer treffenden Satire.

Breslauer Zeitung, Breslau: Kurze Erzählungen, in denen der unter dem Namen E. W. Günter bekannt gewordene Mitarbeiter des „Simplicissimus“ mit seiner reifen stilistischen Kunst und psychologischen Schärfe, die zuweilen — wie in der Erzählung „Der Patriot“ — zu satirischer Charakterschilderung sich zuspitzt, zum Teil Probleme behandelt, die aus kriegerischen Erlebnissen sich ihm aufgedrängt.

Vossische Zeitung, Berlin: ... „Die Familie“ und „Die fremde Frau“ auch „Der Sturm“ zeigen sichere Beobachtung, festen Griff, kühlen Blick ins Menschliche. Streben, aus der Kleinheit des Geschehens in den Zusammenhang der ganzen Welt zu münden, gewissermaßen im abgesprungenen Splitter die Totalität darzulegen — dieses Streben des echten Novellisten wird erfreulich sichtbar.

Tagespost, Graz: In diesem Bändchen gibt der aus dem früher erschienenen Buche „Schwefelblüte“ bestens bekannte Autor eine Anzahl Novellen, ernsten und heiteren Charakters, die Proben einer gereiften Kunst darstellen.

Albert Langen, Verlag in München

Joseph Conrad

Der Nigger vom „Narzissus“

Roman. 2. Auflage

Deutsch von Ernst Wolfgang Günter

Das literarische Echo, Berlin: Hier wird die Fahrt der Brigg „Narzissus“ geschildert von einem, der dabei war. Conrad kennt die Menschen, die da aus aller Herren Länder zu einer Fahrt zusammengewürfelt werden zu der sonderbaren Kameraderie, wie sie nur an Bord möglich ist, in dem ungesprochenen Gelübde, dem stummen Glaubensbekenntnis, das die Besatzung eines Schiffes verbindet. Seine Menschen leben, und er sieht sie. Das sind die Heimatlosen, Unbehausten, jeder mit der Tragik, die ihm erlaubt ist. Kinder und verrucht, weichherzig und roh, fromm und vom Glauben an seltsame Gewalten erfüllt. Da ist kein Zug verzeichnet, alles ist echt und salzig.

Mit den Augen des Westens

Roman. 2. Auflage

Deutsch von Ernst Wolfgang Günter

Leipziger Neueste Nachrichten: Stofflich zeigt sich eine nicht unbedeutende Verwandtschaft mit Dostojewski, der auch seine Probleme aus dem unergründlichen Thema der verbrecherischen Seele geholt hat. Hier wird ein junger, russischer Student geschildert, der ganz durch Zufall mit einem von der Polizei gesuchten Mörder zusammenkommt; ihn erst beschützend, dann verratend von der Behörde als Spitzel engagiert wird, aber schließlich den hohen Entschluß faßt, diese innerlich unwahre und bedrückende Existenz zu enden. Zu feinen psychologischen Beobachtungen und Anmerkungen bietet solche Handlung natürlich reichlich Gelegenheit, und vor allem die packende und überzeugende Darstellung der seelischen Wandlung des Helden vermögen lebhaft zu interessieren. Eine auffallende Vertrautheit mit dem Charakter des russischen Volkes und Landes machen den Roman wertvoll.

Albert Langen, Verlag in München

Joseph Conrad

Das Duell

Novellen. 3. Auflage

Deutsch von Ernst Wolfgang Günter

J. E. Flecker

Hassan

Schauspiel in fünf Akten

Deutsch von Ernst W. Freißler und Herbert Alberti

Flecker führt uns in seinem Werk in das Bagdad Harun al Raschids, des Prächtigen. Mit stärkster dichterischer Kraft ist der Zauber jener versunkenen Zeit erfaßt und gestaltet, jenes seltsame, berückende Gemisch aus Märchen und grausamster Wirklichkeit, aus reichster Pracht und erbärmlichstem Elend, aus Gold und Blut, aus Hymnen und Wehklagen, aus Wollust und Tod. Dabei ist Harun, der Märchenfürst, ganz neuartig gesehen, ohne jede Anlehnung an irgendwelche Überlieferung, als selbstgerechter Alleinherrscher, der in willkürlichem Spiel mit Menschenleben künstlerischen Genuß sucht und findet. Hassan, der Held, wird ein Opfer der fürstlichen Spiellaune, wird aus niederstem Stande emporgehoben zu einem Tag voll Pracht und Glanz, zu einem strahlenden Tag, dessen Abend ihn gestürzt, gedemütigt, in tiefster Erniedrigung findet. Wie Hassan dies Schicksal trägt, wie er, dem Erliegen nahe, doch noch zu innerer Erlösung und Befreiung kommt, das bildet, neben zwei seltsam verwobenen Liebesgeschichten, den Inhalt des Werkes.

Albert Langen, Verlag in München

Druck von Hesse & Becker in Leipzig
Einbände von E. A. Enders in Leipzig

Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1922 erschienenen Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr gebräuchliche Schreibweisen, Schreibvarianten, Dialektausdrücke, sowie fremdsprachliche Passagen bleiben gegenüber dem Original unverändert.

Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät installierten Schriftart können die im Original gesperrt gedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt erscheinen.

Junge Triebe

Ein Verzeichnis
der früher bei Albert Langen
erschienenen Werke von
Ernst W. Freißler
findet sich am Schluß
dieses Buches

Share on Twitter Share on Facebook