14. Goethe an Lotte.

prs. W. 9. Oct. 72.

Dank Ihrem guten Geist goldne Lotte, der sie trieb mir eine unerwartete Freude zu machen, und wenn er so schwarz wäre wie das Schicksaal, Danck ihm. heut eh ich zu Tisch ging, grüsst ich ihr bild herzlich, und bey Tisch — ich wunderte mich über den seltsamen Brief, brach ihn auf und steckt ihn weg. O liebe Lotte seit ich sie das erstemal sah, wie ist das alles so anders, es ist noch eben diese Blütenfarbe am Band, doch verschossner kommt mirs vor, als im Wagen, ist auch natürlich. Danck ihrem Herzen dass Sie mir noch so ein Geschenck machen können, ich wollt aber auch in die finstersten Hölen meines Verdrusses — Nein Lotte Sie bleiben mir, dafür geb ihnen der reiche im Himmel seiner schönsten früchte, und wem er sie auf Erden versagt dem lass er droben im Paradiese wo kühle Bäche fliessen zwischen Palmbäumen und Früchte drüber hängen wie Gold — indessen wollt ich wäre auf eine Stunde bey Ihnen.

Noch was, eh ich zu Bette gehe, unsre beyden Verliebten,[8] sind auf dem Gipfel der Glückseeligkeit. Der Vater ist unter höchst billigen Bedingungen zufrieden, und es hängt nun von Nebenbestimmungen ab. Gleichfalls liebe Lotte! Gute Nacht.

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