Lassen Sie uns doch ja, mein Theuerster, der Anmuth einer nachbarlichen schnellen Communikation genießen; eine solche Halbgegenwart ertheilt eigene Reize.[295] Und so sey es denn gesagt: daß ich mich in einem leidlichen, aber freylich nicht präsentablen Zustand befinde; aufnehmen und verarbeiten kann ich wohl, aber nicht erwiedern; so wie ich schon seit acht Tagen nicht dazu komme das Nächste wegzuräumen. Geduld also und Beharrlichkeit zum Bessern!
Der Anblick unschätzbarer Blätter dient zur innersten Wiederherstellung. Die wahre Universalmedizin ist das Vortreffliche. Ich werde mich, diese Stunden, unausgesetzt daran erfreuen, bis wir uns dabey zusammen stärken und kräftigen können.
Die musikalischen Mittheilungen hat mich Ottilie, zu meiner Erquickung, mit freundlicher Stimme vernehmen lassen. Ich darf Ihnen diese treue Musickschülerin nicht zu geneigter Förderniß empfehlen.
Sagen Sie mir von Ihren Tages- und Stunden-Ereignissen; wobey unser thätiger Freund sich gewiß im eigentlichsten Sinne bewährt.
Mehr nicht als die hoffnungsvollsten Grüße.
Weimar
den 28. May
1831.
G
[295] Rochlitz war in Weimar und dort krank geworden, auch Goethe war unwohl. (Briefw. m. Zelter VI. S. 196.) Unter denselben Umständen ist auch der folgende Brief geschrieben.