Erlauben Sie, theuerster Mann, die treuste lakonische Erwiederung.
Zur ersten Seite Ihres Briefes: jede Mittheilung soll mir angenehm seyn, Erwiederung sey Tagen und Stunden überlassen.
Zur zweyten Seite, dem Postscript:
ad 1.) | mit der größten Theilnahme haben wir Ihre unerfreuliche Rückreise vernommen und uns unterdessen aus unsern Unbilden auch zu erholen gesucht. Dem, nach so viel Seiten hin thätigen, von so viel Seiten her bedrängten Freunde Hrn. von Müller, ist eine kleine Stockung des Briefwechsels wohl nachzusehen. |
ad 2.) |
Ich las jenes absichtliche Schreiben an Hrn. v. Müller vorerst, und rieth ihm dasselbe niemand sehen zu lassen, gewisse unangenehme Eindrücke befürchtend. Ich weiß nicht ob er mein Gutachten befolgte. |
ad 3.) | Möge das allgemeine Übel, wie man es auch nennen mag, das uns alle bedrängt, so leise als möglich auf Sie wirken. |
ad 4.) | Des „Malitiösen“ bedienen Sie Sich nur nicht gegen mich; es hat mich, jung, mit den allerschönsten Mädchen auseinander gebracht. |
Was ich aber bey den Hindernissen Ihres Hierseyns, bey der für beyde Seiten unbefriedigten Abreise, vorzüglich schmerzlich empfand, war daß Sie, unmittelbar, an dem vorzüglichen Pianoforte gesessen hatten, welches wir Ihnen schuldig sind, ohne daß meine Enkel Ihnen, auch nur wenige Minuten, darauf vorgespielt hätten, um recht sinnlich auszudrücken: daß dieses Organ zu unserm häuslichen Daseyn vollkommen unentbehrlich ist.
Soviel für heute, einen freundlichen Gegengruß mir versprechend.
Weimar
den 30. Jun.
1831.
unwandelbar
J W Goethe