Rom, den 7. März.

Eine gute, reiche und stille Woche ist wieder vorbei. Sonntags versäumten wir die päpstliche Kapelle, dagegen sah' ich mit Angelika ein sehr schönes Gemälde, das billig für Correggio gehalten wird.

Ich sah die Sammlung der Akademie St. Luca, wo Raffaels Schädel ist. Diese Reliquie scheint mir ungezweifelt. Ein trefflicher Knochenbau, in welchem eine schöne Seele bequem spazieren konnte. Der Herzog verlangt einen Abguß davon, den ich wahrscheinlich werde verschaffen können. Das Bild, das von ihm gemalt ist und in gleichem Saale hängt, ist seiner wert.

Aufgang zum Kapitol. Zeichnung von Verschaffelt

Auch habe ich das Kapitol wieder gesehen und einige andere Sachen, die mir zurückblieben, vorzüglich Cavaceppis Haus, das ich immer versäumt hatte zu sehen. Unter vielen köstlichen Sachen haben mich vorzüglich ergötzt zwei Abgüsse der Köpfe von den Kolossalstatuen auf dem Monte Cavallo. Man kann sie bei Cavaceppi in der Nähe in ihrer ganzen Größe und Schönheit sehn. Leider daß der beste durch Zeit und Witterung fast einen Strohhalm dick der glatten Oberfläche des Gesichts verloren hat und in der Nähe wie von Pocken übel zugerichtet aussieht.

Heute waren die Exequien des Kardinal Visconti in der Kirche St. Carlo. Da die päpstliche Kapelle zum Hochamt sang, gingen wir hin, die Ohren auf morgen recht auszuwaschen. Es ward ein Requiem gesungen zu zwei Sopranen, das Seltsamste, was man hören kann. NB. Auch dabei war weder Orgel noch andere Musik.

Welch ein leidig Instrument die Orgel sei, ist mir gestern abend in
dem Chor von St. Peter recht aufgefallen, man begleitete damit den
Gesang bei der Vesper; es verbindet sich so gar nicht mit der
Menschenstimme und ist so gewaltig. Wie reizend dagegen in der
Sixtinischen Kapelle, wo die Stimmen allein sind.

Das Wetter ist seit einigen Tagen trübe und gelind. Der Mandelbaum hat größtenteils verblüht und grünt jetzt, nur wenige Blüten sind auf den Gipfeln noch zu sehen. Nun folgt der Pfirsichbaum, der mit seiner schönen Farbe die Gärten ziert. Viburnum Tinus blüht auf allen Ruinen, die Attichbüsche in den Hecken sind alle ausgeschlagen und andere, die ich nicht kenne. Die Mauern und Dächer werden nun grüner, auf einigen zeigen sich Blumen. In meinem neuen Kabinett, wohin ich zog, weil wir Tischbein von Neapel erwarten, habe ich eine mannigfaltige Aussicht in unzählige Gärtchen und auf die hinteren Galerien vieler Häuser. Es ist gar zu lustig.

Ich habe angefangen, ein wenig zu modellieren. Was den
Erkenntnispunkt betrifft, gehe ich sehr rein und sicher fort, in
Anwendung der tätigen Kraft bin ich ein wenig konfus. So geht es mir
wie allen meinen Brüdern.

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