Fein sänftlich, Freund, bin nicht von Erz;
Zürnst du noch lang, so bricht mein Herz.
Bist du nicht Arzt? Was willst du noch?
Unheilbar Weh, du heilst es doch!
Trink Milch und Wein von meinem Mund,
Um Wein und Milch mach’ mich gesund.
Mein ganzes Herz ist dir bestimmt:
Greif zu, eh es ein andrer nimmt!
„Sehnt sich deine Seele noch
Nach der Jugend Borden,
Da die dunkle Locke doch
Lang schon weiß geworden?
Soll das Leben für den Rest
Dich noch lachen lehren,
Da es reichlich dir entpreßt
Bitterste der Zähren?
Täglich gibst den Scheidebrief
Du der Welt im Schmerze,
Aber täglich widerrief
Ihn dein schwaches Herze.
Ob sie dir ins Antlitz spie
Und verwarf dein Minnen,
Stets durch neue Gaben sie
Willst du dir gewinnen.
Schon die weiße Taube küßt
Dir den müden Scheitel;
Fort der Rabe, und noch ist
Jugend dir nicht eitel?
Sag’, wer soll die arme Brust
Wieder dir verjüngen,
Wird die lang verwehte Lust
Noch einmal gelingen?
Wer soll wieder deinem Fuß
Güldne Kettlein geben,
Deine Hand zum Freudengruß
Auf die Zimbel heben?“ – –
– So fragt mancher, aber bloß,
Wer das Aug’ nie kannte,
Das vom Westen, sonnengroß,
Mir sein Leuchten sandte.
Diese Sonne wird mich nicht,
Nimmermehr versengen,
Wird als Schmuck ihr Strahlenlicht
Um den Hals mir hängen,
Auge, auch dem Vollmond nicht
Gleichst du, fühlt der Dichter:
Der verliert sein mattes Licht,
Du wirst immer lichter.
Hast mir auch zurückgebracht
Helle Jugendträume,
Die ich weit und fern gedacht
Längst in alle Räume.
Und weil so dein heller Strahl
Sprach ein neues „Werde!“
Kann ich lieben noch einmal
Diese schöne Erde.
Viele schon in meinem Herzen schufen
Sich ein Heim: – Du sollst der Beste sein;
Wird mein Herz dereinst die Freunde rufen,
Sein Berufener bist du allein.
Wenn ich über aller Sterne Schimmer
Dann das Herz erhebe zu dem Firn,
Find’ ich überm hohen Himmel immer
Höher noch und stolzer deine Stirn.
Dehnend dann, um deine Kraft zu fassen,
Dieses Herze weit und weiter dringt,
Bis es grenzenlos dahingelassen
Rauschend aus der Erdensphäre springt.
Staune nicht, ob meines Herzens Schoße,
Daß du ihn so tief, so groß empfandst:
Mich laß staunen, daß du dieses große,
Dieses Herze so erfüllen kannst.