DER JUDENHASS

Zwei Erscheinungen fesseln unsere Aufmerksamkeit durch die Folgen, von denen sie begleitet sind: die hohe Kultur und die tiefe Barbarei unserer Zeit. [pg 58] Ich habe diesem Satze absichtlich eine paradox zugespitzte Form gegeben. Unter hoher Kultur verstehe ich die wunderbaren Errungenschaften der Technik, mittel deren wir die Natur unseren Zwecken dienstbar machen; unter der tiefen Barbarei verstehe ich Antisemitismus.

(A Solution of the Jewish Question.)

Die Völker, bei denen Juden wohnen, sind alle samt und sonders verschämt oder unverschämt Antisemiten.

( Der Judenstaat. )

Die Verfolgungen sind nicht mehr so bösartig wie im Mittelalter? Ja, aber unsere Empfindlichkeit ist gewachsen, so daß wir keine Verminderung der Leiden spüren. Die lange Verfolgung hat unsere Nerven überreizt.

( Der Judenstaat. )

Das gewöhnliche Volk hat kein historisches Verständnis und kann keines haben. Es weiß nicht, daß die Sünden des Mittelalters jetzt an den europäischen Völkern heimkommen.

( Der Judenstaat. )

Wir hören Tag für Tag die, wie es scheint, schwierige Frage erörtern, ob wir denn auch Menschen seien wie andere. Es gibt Leute, welche mit Entschiedenheit diese Frage verneinen, dann solche, die mit Einschränkungen bejahen; wenige sind ohne Vorbehalt für uns, und das ist menschlich erklärbar. Das „Liebe deinen Nächsten“ ist nichts Alltägliches — hätte es sonst ein derartiges Aufsehen in der Weltgeschichte erregt?

(Leroy-Beaulieu über den Antisemitismus.)

[pg 59] Kischenew ist überall, wo Juden an Leib oder Seele gequält, an der Ehre gekränkt, am Vermögen geschädigt werden, weil sie Juden sind.

(VI. Kongreßrede.)

Wie kann man sich vorstellen, daß die Leute, die uns als Nachbarn nicht dulden wollen, sich mit uns als Familienmitglieder verbinden würden?

(Herzl vor der Londoner Fremdenkommission.)

Die Juden wollen erlöst werden von der Angst vor immer wiederkehrenden Verfolgungen. Denn selbst in den Ländern, wo unsere Brüder augenblicklich nicht zu leiden haben, ist ihre Freude eine zitternde. Ich habe dafür viele Beweise. Jeder Protest, der von solchen Gutsituierten gegen meinen Plan erhoben wird, ist ein Beweis. Sie meinen, mit Unrecht, daß ich die Duldung gefährde, die sie genießen, wenn ich vom Judenstaat spreche. Und beim ersten judenfeindlichen Ruf, den irgend ein Individuum ausstößt, fahren sie aus ihrer armseligen Ruhe auf und blicken scheu um sich: Fängt es schon an?

(Rede im Makkabäerklub.)

Als ob die judenfeindliche Bewegung dadurch irgendwie alteriert würde, daß ihr Schlagwort wissenschaftlich bemängelt werden kann. Das ist Gelehrtennaivität.

(Leroy-Beaulieu über den Antisemitismus.)

[pg 60] Diese Kraft, die wir brauchen, wird uns vom Antisemitismus geliefert.

(A Solution of the Jewish Question.)

Daß du ein anständiger Mensch bist, wird dir niemand glauben, weil du ein Jud' bist.

( Altneuland. )

[pg 61]

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